Luccaburg

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Burghügel der Luccaburg, ab 1820 Grabdenkmal

Die Luccaburg war eine frühmittelalterliche Niederungsburg bei Loccum in Niedersachsen. Sie ist nach dem Geschlecht derer von Lucca benannt. Die Entstehungs- und Nutzungszeit der Burg wird im 9. - 12. Jahrhundert vermutet. Sie war namensgebend für das nahegelegene Kloster Loccum, der bedeutendsten Zisterziensergründung in Niedersachsen.

Lage

Die Reste der Turmhügelburg (Motte) der Luccaburg befindet sich inmitten des Waldgebietes Sundern im Tal der Fulde etwa 1 km südlich des Klosters Loccum. Zur Entstehungszeit handelte es sich um eine sumpfige und schwer zugängliche Niederung.

Bauweise

Rekonstruierter Schnitt durch Graben und Wall

Die Reste der früheren Burganlage bestehen aus einem kreisrunden Erdhügel. Die Hügelaufschüttung von rund 40 Meter Durchmesser und etwa 3,5 bis 4 Meter Höhe besteht aus einem Gemenge von Ton, Lehm und Sand. Dies ergaben 1820 und 1893 oberflächliche Sondierungen und spätere Ausgrabungen 1914 im Beisein des Prähistorikers und Burgenforschers Carl Schuchhardt. Ursprünglich war der Hügel von einem 7 Meter breiten und 1,5 Meter tiefen Burggraben umgeben. Bei den archäologischen Untersuchungen wurden auf dem Erdhügel 0,5 Meter unter der Oberfläche die Reste einer 2 Meter starken Ringmauer aus Sandsteinplatten ausgegraben. Die Mauer ist kreisrund und reicht mit ihrem 2,5 Meter tiefen Fundament bis zum anstehenden Boden hinunter. Weitere Bebauungsreste wurden auf dem Hügel nicht gefunden. Wegen des Fehlens einer Vorburg stellt die Luccaburg eine atypische Turmhügelburg dar, die nicht mehr vorhandenen (Holz-)Gebäude waren vermutlich alle auf der Hügelplattform untergebracht. Auf eine frühere Besiedlung des Hügelplateaus deuten Funde von Keramikscherben aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Im Jahre 2012 ließ das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege die Luccaburg sowie ihr näheres Umfeld digital vermessen und ein virtuelles 3D-Höhenmodell anfertigen. Dies stellte einen Beitrag des Landesamtes für die 850-Jahr-Feier des Klosters Loccum im Jahre 2013 dar. [1]

Umgestaltung zum Grabdenkmal

Im Anschluss an die Untersuchungen von 1820 wurde der Burghügel zum Grabdenkmal für den 1818 verstorbenen Prior des Klosters Loccum umgestaltet. Dabei wurde die ursprüngliche Ringmauer in einem Teilbereich freigelegt und als Wandfläche in die Gestaltung mit einbezogen. Eine großformatige, steinerne Gedenktafel an der Mauer erinnert an Prior Carl Ludwig Franzen, der hier im Waldgebiet des Sundern Wege, Alleen und Wiesen anlegen ließ.

Geschichte

Burggraben rechts

Die Burg war namengebend für die Dynasten der Grafen von Lucca, die etwa im späten 11. Jahrhundert in diesem Raum auftauchen. Um 1113 und 1130 wird ein Graf Buchard von Lucca urkundlich erwähnt, der Graf von Friesland war. Das erklärt auch, dass die Luccaburg nach dem Vorbild friesisch-holländischer Turmhügelburgen steinummantelt errichtet wurde, wie der Burgenspezialist des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege Hans-Wilhelm Heine feststellte. Die Tochter Graf Buchards, Beatrice von Lucca, heiratete den Grafen Wilbrand von Hallermund, der dadurch zum Nachfolger und Erbe wurde. Er schenkte 1163 Zisterziensermönchen das umliegende Land zur Gründung von Kloster Loccum. Die Burg wird wahrscheinlich schon vor der Klostergründung aufgegeben worden sein.

In einer 1260 niedergeschriebenen Erzählung wird die Luccaburg erwähnt. Danach fand der Sohn von Graf Wilbrand von Hallermund, Buchhard, bei einem Turnier den Tod. Sein Leichnam sei zunächst auf der Insel Alt Lucca beigesetzt und später in das Kloster Loccum umgebettet worden. Diese Beschreibung deckt sich mit der inselartigen Lage der Burg in einer Flussniederung.

Name

Der Ursprung des Begriffs Lucca wird wegen seines ungewöhnlichen Klangs nicht im sächsischen, sondern im slawischen gesehen. Dort könnte er Wiese bedeutet haben. Demzufolge würde Luccaburg für Wiesenburg stehen, was mit der ursprünglichen Lage inmitten der feuchten Niederung der Fulde korrespondiert.

Einer Theorie zufolge beruht die slawische Namensgebung darauf, dass sich hier im sächsischen Siedlungsraum slawischstämmige Wenden im 8. Jahrhundert niederließen. In der historischen Forschung wird spekuliert, dass sie von Karl dem Großen aus ihrer angestammten Heimat östlich der Elbe an die Mittelweser deportiert worden seien.

Siehe auch

Literatur

  • Ernst Andreas Friedrich: Die Luccaburg bei Loccum, S. 63-65, in: Wenn Steine reden könnten, Band II, Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1.
  • Hans-Wilhelm Heine: Die Luccaburg bei Loccum. In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 49. Teil II Exkursionen. Mainz 1981

Weblinks

Commons: Luccaburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans-Wilhelm Heinde: Luccaburg beim Kloster Loccum erstmals digital vermessen in: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, (Berichte zur Denkmalpflege 2012/2)

Koordinaten: 52° 26′ 35,3″ N, 9° 9′ 3,7″ O