Luis Milán

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Luis de Milán (* um 1500; † um 1561), auch bekannt als Lluís del Milà, Lluís Milà, Luys Milán, Luis Milán oder Luys de Milán, war ein katalanischer Renaissance-Komponist, Vihuelist (Instrument ähnlich der Gitarre) und Autor über Musiktheorie.

Leben

Orpheus spielt eine Vihuela. Bild aus El Maestro

Milán war der erste Komponist der Geschichte, der Musik für die Vihuela de mano veröffentlichte, die hauptsächlich auf der iberischen Halbinsel und in einigen italienischen Staaten im 15. und 16. Jahrhundert verbreitet war. Er war auch einer der ersten Musiker, der textliche Tempoangaben für seine Musik angab.

Vermutlich lebte er sein ganzes Leben in Valencia. Es scheint, dass er bis etwa 1538 am herzoglichen Hof beschäftigt war. 1535 veröffentlichte er sein erstes Buch über ein musikalisches Gesellschaftsspiel mit dem Titel El juego de mandar. Im Dezember[1] des nächsten Jahres veröffentlichte er mit Libro de música de vihuela de mano intitulado El maestro sein wichtigstes Buch, das Johann III. von Portugal gewidmet ist. Diese Widmung und die Existenz von sechs Villancicos in portugiesischer Sprache lassen vermuten, dass Milán in dieses Land reiste und einige Zeit dort verbrachte. Eine Version der Geschichte vermutet Miláns Reise nach Portugal als Folge eines Duells, in deren Verlauf er von Johann III. geadelt wurde.

'El maestro' ist die erste Sammlung von Vihuela-Musik der Geschichte und war möglicherweise für Schüler der Vihuela bestimmt. Die Musik wird von einfachem bis großem Schwierigkeitsgrad gesteigert, so dass sich ein Anfänger der Vihuela von Stück zu Stück entwickeln konnte. Es enthält mehr als vierzig Fantasien, sechs Pavanen, zwölf Villancicos, sowie Sonetos (Formen des italienischen Sonetts) und andere Stücke. Einige Stücke sind für Vihuela solo und andere für Gesang, der von der Vihuela begleitet wird. Viele Stücke sind von erheblicher Virtuosität, obwohl nicht die gesamte Ornamentik detailliert angegeben ist. Der Stil der Kompositionen variiert von einfachen homophonen zu polyphonen und virtuosen Passagen.

Neben ungewöhnlicher Chromatik treten seltsame Doppelalterationen auf, die sehr ungewöhnlich für die europäische Musik dieser Zeit waren. Es erscheint, dass das Buch mit großer Sorgfalt erstellt wurde. Es gibt unterschiedliche Versionen für Spieler, die virtuose Teile vermeiden möchten, Bereiche von Stücken sind als optional markiert und Stücke mit Tempoangaben versehen (z.B. ni muy apriessa ni muy a espacio sino con un compás bien mesurado: "weder zu schnell noch zu langsam, aber mit moderatem Takt"). Die Hälfte der Villancicos ist in kastilischem Spanisch, die andere in Portugiesisch.

Seine letzte Publikation, El cortesano (1561) nach dem Vorbild von Il Cortegiano von Baldassare Castiglione, gibt ein lebhaftes und unterhaltsames Bild des Lebens am herzoglichen Hof von Valencia. Obwohl es keine Musik enthält, ist es ein wertvoller Bericht eines professionellen Musikers seiner Zeit.

Die Musik von Luis Milán ist bei heutigen klassischen Gitarristen beliebt, weil sie einfach für ihr Instrument bearbeitet werden kann.

Literatur

  • Ruggero Chiesa: Luys Milán: El Maestro, Zerboni, Milano 1974 (Kommentar und Transkription für Gitarre)
  • Luis Gásser: Luis Milán on Sixteenth-Century Performance Practice, Indiana University Press, Bloomington & Indianapolis 1996
  • John Griffiths: Luys Milán, The New Grove, New York 2001
  • Ralf Jarchow: Luys Milán – El Maestro, Vol. 1–3, Jarchow, Glinde 1995 (Kommentar und Transkription für Gitarre; dt. und engl. Übersetzung des Textes von Milán)
  • John M. Ward: The Vihuela de Mano and its Music (1536-1576), New York 1953 (Dissertation)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Luys Milán: El Maestro. Übersetzt und hrsg. von Wolf Moser in der Reihe Sammlung historischer Quellen. In: Gitarre & Laute 3, 1981, 3, S. 58 f.