Martinsthal

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Martinsthal
Wappen von Martinsthal
Koordinaten: 50° 3′ N, 8° 7′ OKoordinaten: 50° 3′ 9″ N, 8° 7′ 16″ O
Höhe: 153 m ü. NHN
Einwohner: 1309 (31. Dez. 2013)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 65344
Vorwahl: 06123
Reich verziertes Fachwerk am Hotel zur Krone in der Ortsmitte
Der Winzerbrunnen mit dem Stehkragenwinzer vor dem Hotel Zur Krone

Martinsthal wurde am 1. Januar 1977 als Ortsbezirk in die Rheingauer Sekt- Wein- und Rosenstadt Eltville am Rhein eingegliedert und ist mit rund 1.300 Einwohnern deren kleinster Stadtteil.[2] Martinsthal ist einer der bekannten Weinorte im Weinbaugebiet Rheingau.

Geographische Lage

Martinsthal liegt drei Kilometer nördlich von Eltville auf 154 Meter Höhe in dem hier engen und tief eingeschnittenen Walluftal inmitten von Weinbergen. Während der Ortskern westlich des Bachs errichtet wurde, liegt die unbebaute Gemarkung von Martinsthal ausschließlich am Ostufer der Walluf. Deshalb sind die Weinlagen des Ortes, allen voran die Martinsthaler Wildsau hier im Osten zu finden. Die von Westen bis teilweise nahe an die Ortslage heranreichenden Weinberge gehören hingegen entweder zur Gemarkung Rauenthal oder zur Kernstadt Eltville. Der größere Gemarkungsteil nördlich der Ortslage ist Waldgebiet. Hier liegt der Birkenkopf, mit 311 Meter die höchste Erhebung des Ortes. Nördlich davon, am Rechtebach, grenzt Martinsthal an Wiesbaden-Frauenstein. Der kleinere südliche Gemarkungsteil, wo sich das Walluftal zum Rhein hin öffnet, ist fast ausschließlich Weinbergsland und grenzt an die Waldungen und Weinberge von Niederwalluf. Im Süden hat Martinsthal entlang der Walluf noch eine gemeinsame Grenze mit Oberwalluf.[3]

Geschichte und Namen

Die Gründung des Ortes Martinsthal ist mit der Errichtung des Rheingauer Gebücks im Talgrund verbunden. Die Bewohner der ursprünglichen Siedlung Rode östlich der Walluf siedelten auf eine Einladung des Mainzer Erzbischofs Gerlach von Nassau von 1363 in den vom neuentstandenen Grenzwall geschützten Kurmainzischen Rheingau um und gründeten ein neues Dorf. Dieses wurde von seinem Gründer Mertinsdal genannt, es bürgerte sich jedoch der Name Neudorf ein. Für diese Ansiedlung wurde ein kleines Stück aus der Rauenthaler Gemarkung herausgelöst, gerade groß genug für den Bau der Häuser und Höfe. Zur Bewirtschaftung ihrer Felder mussten die Neusiedler immer das Bollwerk passieren, das hier durch das Gebück aus dem Rheingau herausführte und zu dessen Bewachung sie verpflichtet waren.

Bereits 1401 ist ein Pleban in Martinsthal belegt. Im Jahr 1429 erhielt die Gemeinde das Recht einen eigenen Pfarrer einzustellen. Der Ort gehörte zum Vizedomamt Rheingau von Kurmainz und unterstand ab 1604 dem Oberamt Eltville.

Nach Auflösung des Kurstaates ging Neudorf 1803 an Nassau-Usingen und gehörte zur Zeit des Herzogtums Nassau zum Amt Eltville. Nach der Annexion des Herzogtums durch Preußen wurde der Ort 1867 dem Rheingaukreis im Regierungsbezirk Wiesbaden zugeordnet.

Johanna Philomena Grainger ("Miss Grainger", 1847–1904), eine irische Adelige und Eigentümerin des Klosters Tiefenthal, gründete 1902 den ersten Kindergarten Martinsthals. Sie galt als Wohltäterin des Ortes und wurde nach ihrem Tod auf dem Martinsthaler Friedhof neben ihrer Mutter Anna Maria Grainger (1814–1897) beigesetzt. Ihr zu Ehren wurde ein Weg in Martinsthal nach ihr benannt.

Am 1. Januar 1935 kehrte man offiziell zu dem ursprünglich von Erzbischof Gerlach für den Ort vorgesehenen Namen Martinsthal zurück.

1941 waren sowjetische Zwangsarbeiterinnen in Martinsthal untergebracht. Die Frauen wurden zur Arbeit im ortsansässigen Rüstungsbetrieb Efen gezwungen.[4]

Zum 1. Januar 1977 wurde der Ort in die Stadt Eltville am Rhein eingemeindet.[5]

Wappen

Am 26. April 1966 wurde der Gemeinde Martinsthal im Rheingaukreis ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In Rot zwei schräggekreuzte silberne Pfeile.[6]

Kulturdenkmäler

Persönlichkeiten

  • Nikolaus Kindlinger (* 1749 in Neudorf; † 1819 in Mainz), Gelehrter auf dem Gebiet der Archivforschung und der deutschen Landesgeschichte
  • Ulrike Neradt (* 1951 in Martinsthal als Ulrike Seyffardt), TV-Moderatorin, Sängerin und Mundart-Dichterin
  • Franz Weißenberger (* 3. März 1938), letzter hauptamtliche Bürgermeister und Ehrenbürger von Martinsthal[7][8] war noch 18 Jahre lang bis 1995 hauptamtlicher 1. Stadtrat der Stadt Eltville am Rhein[9]
  • Mathilde Weber (*13. Mai 1933; † 13. Juli 2016), erste Martinsthaler Weinkönigin und erste Rheingauer Weinkönigin aus Martinsthal

Literatur

  • Magistrat der Stadt Eltville am Rhein (Hrsg.): Eltville am Rhein. 650 Jahre Stadt. Geschichte - Kultur - Landschaft. ISBN 3881020578 Eigenverlag 1982
  • Patrick Kunkel: Martinsthal 1363 - 1988. Ein Dorf in der Geschichte. ISBN 3925771018 ak-Verlag Walluf 1988

Einzelnachweise

  1. Einwohnerzahlen laut Einwohnermeldeamt Eltville, abgerufen im März 2016
  2. Hessenrecht: Gesetz zur Neugliederung des Rheingaukreises und des Untertaunuskreises siehe §§ 7–9
  3. Hessisches Landesvermessungsamt: Kreiskarte 1:50.000 Wiesbaden Rheingaukreis Untertaunuskreis, Ausgabe 1969
  4. „Martinsthal, Unterkunft für russische Zwangsarbeiterinnen“. Topografie des Nationalsozialismus in Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 376.
  6. Genehmigung eines Wappens durch den Hessischen Minister des Innern vom 26. April 1966 (StAnz. S. 638) Seite 2 der tif-Datei 3,8 MB
  7. Frankfurter Allgemeine vom 9. August 2013: Martinsthal. Der unwiderstehliche Lockruf der Steuerfreiheit.
  8. Liste der (lebenden) Ehrenbürger der Stadt Eltville am Rhein
  9. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. September 1995: Vorerst kein Nachfolger Erster Stadtrat Weißenberger in Eltville geht in Ruhestand

Weblinks

Commons: Martinsthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!