Nördlichste Orte der Erde

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. September 2016 um 09:30 Uhr durch Herzi Pinki (Diskussion | Beiträge) (siehe ISO_3166-2:RU; weitere fehler unter https://quarry.wmflabs.org/query/11685). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Bei der Betrachtung des nördlichsten Ortes der Erde muss hinsichtlich der Größenordnung bzw. der Bevölkerungszahl des Ortes unterschieden werden.

Nördlichste Orte

Dauersiedlung

Zurzeit hat den Status nördlichste größere Siedlung Longyearbyen auf Spitzbergen (78° 13′ N, 15° 38′ O) mit 2040 Einwohnern (gegründet 1906). Ny-Ålesund, ebenfalls auf Spitzbergen, liegt mit 78° 55′ N, 11° 57′ O weiter nördlich, hat jedoch nur rund 30 ständige Bewohner (im Sommer etwa 120).[1]

Stationen

Die weltweit nördlichste Station ist die russische Barneo-Station auf dem arktischen Packeis, nur etwa 100 km vom Nordpol entfernt. Die Koordinaten sind wegen der Eisdrift nicht stabil (im April 2007 89° 32′ N, 30° 27′ W). Die weltweit nördlichste Station auf dem Festland ist Alert in Kanada, auf 82° 28′ N, 62° 30′ W, 2006 mit 5 Bewohnern (2001 mit 75 Bewohnern).[2] Die Polarnacht dauert auf dieser Breite über viereinhalb Monate, vom 13. Oktober bis zum 1. März. Auch nördlicher als Ny-Ålesund liegt die Station Nord im Nordosten Grönlands, auf 81° 43′ N, 17° 48′ W. Diese Militär- und Wetterstation ist jedoch im Winter mit nur etwa 5 Personen besetzt, im Sommer können etwa 20 Wissenschaftler hinzukommen. Auf dem russischen Franz-Josef-Land liegt die Grenzschutzbasis Nagurskaja, die ganzjährig bewohnt ist, ebenfalls nördlicher als 80° (80° 48′ N, 47° 40′ O).

Natürliche Siedlungen

Die Inuit-Siedlung Siorapaluk in Nord-Grönland (77° 47′ N, 70° 46′ W) mit 52 Einwohnern (Stand: 2012) beansprucht für sich, die nördlichste natürliche Siedlung der Welt zu sein, also eine Siedlung, die ungeplant entstanden ist und nicht etwa zu militärischen oder wissenschaftlichen Zwecken angelegt wurde.[3] Siorapaluk liegt etwa 50 Kilometer nordwestlich von Qaanaaq (Thule), die Polarnacht dauert vom 28. Oktober bis 13. Februar.

Bis vor einigen Jahren galt das westgrönländische Dorf Etah (78° 19′ N, 72° 38′ W) als die nördlichste natürliche Siedlung der Welt, es liegt auch etwas weiter nördlich als Longyearbyen, aber südlicher als Ny-Ålesund. Etah war um 1900 Ausgangspunkt zahlreicher Nordpol-Expeditionen, wurde aber 1953 aufgegeben und wird heute nur noch im Sommer als Basis für Jagden genutzt. Die Polarnacht dauert hier von 26. Oktober bis 15. Februar. Allerdings lag die heute ebenfalls aufgegebene Inuit-Siedlung Annoatok (78° 20′ N, 72° 18′ W) noch etwa 24 Kilometer weiter nördlich von Etah. Mit der Entdeckung gut erhaltener Ruinen von Winterhäusern in Qaqaitsut am Paris-Fjord im Nordosten des Inglefield-Landes in den 1980er Jahren gelang der Nachweis, dass dieser Ort einst ganzjährig besiedelt war. Qaqaitsut war damit nach heutigen Forschungsstand die nördlichste natürliche Dauersiedlung der Welt. Der Zeitpunkt der Aufgabe dieser Siedlung ist unbekannt.

Ein von den Inuit aus Qaanaaq im Sommer erreichter Ort, der früher vermutlich dauernd besiedelt war, ist Nunatami (Nunatame) in Nordwest-Grönland auf genau 80° nördlicher Breite.

Während eines Klimaoptimums im 1. Jahrtausend vor Chr. gab es auch an der Nordküste Grönlands bis nördlich des 82. Breitengrades ständige Siedlungen der so genannten Independence II-Kultur. Die Reste von über 400 Siedlungen und anderen Fundstellen sind inzwischen nachgewiesen, C14-Datierungen belegen eine Besiedlung von etwa 800 bis 400 v. Chr. Bemerkenswert daran ist die dort fast fünf Monate dauernde Polarnacht. Die ursprünglichen Namen dieser Orte sind nicht mehr bekannt, die heutigen Namen wie z.B. Qissivik in Pearyland sind im Zuge der Erforschung dieser Siedlungen neu geprägt worden.

Stadt, Großstadt, Millionenstadt und Hauptstadt

Die nördlichste Hauptstadt hat Island mit Reykjavík auf 64° 9′ N, 21° 56′ W.

Eindeutig ist Norilsk in Sibirien auf 69° 20′ N, 88° 13′ O mit 176.559 Einwohnern (Stand: 2014) die nördlichste Großstadt der Welt,[4] während Sankt Petersburg auf 59° 56′ N, 30° 20′ O die nördlichste Millionenstadt der Welt ist. Die nördlichste Stadt mit mehr als 50.000 Einwohnern ist Tromsø auf 69° 40′ N, 18° 57′ O. Dikson (73° 30′ N, 80° 31′ O) war in der Sowjetzeit mit etwa 10.000 Einwohnern die nördlichste Stadt, zählt heute aber nur noch etwa 664 (Stand: 2014).

Seit 1998 hat das nördlicher gelegene Honningsvåg in Norwegen (3.500 Einwohner, 70° 59′ N, 25° 59′ O) Stadt-Status, vorher galt Hammerfest ebenfalls in Norwegen mit 10.109 (Stand: 2013) Einwohnern auf 70° 40′ N, 23° 41′ O als nördlichste Stadt Europas.

Die Siedlungen Chatanga (Russland, 2.645 Einwohner, 71° 59′ N, 102° 28′ O) und Barrow (USA, 4.212 Einwohner, 71° 18′ N, 156° 46′ W) liegen noch weiter im Norden.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ny-Ålesund bei polarjahr.de
  2. Ellesmere-Insel in: Microsoft Encarta
  3. Sabine Barth: Grönland. DuMont Reiseverlag, Köln 2001, ISBN 3-7701-4423-6, S. 185.
  4. Norilsk in: Spiegel Online – Wissenschaft