Oceanos

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Oceanos
Die Oceanos in Piräus, Juni 1986
Die Oceanos in Piräus, Juni 1986
Schiffsdaten
Flagge Griechenland Griechenland
andere Schiffsnamen
  • Jean Laborde (1953 – ca. 1970)
  • Mykinai (ca. 1970 – ca. 1971)
  • Ancona (ca. 1971 – ca. 1974)
  • Eastern Princess (1974 – ca. 1976)
  • ? (1976 – ca. 1980)[1]
Schiffstyp Frachtschiff, Kreuzfahrtschiff
Heimathafen Piräus
Eigner Epirotiki Lines (1976–1991)
Helite Hellenic Italian Lines SA (1974–1976)
Constantine S. Efthymiadis (1970–1974)
Messageries Maritimes (1953–1970)
Bauwerft Forges & Chantiers de la Gironde, Bordeaux[2]
Stapellauf 12. Juli 1952
Verbleib 4. August 1991 gesunken und am Meeresgrund verblieben
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 153 m (Lüa)
Breite 20 m
Tiefgang (max.) 7 m
Vermessung 14.000 BRT
 
Besatzung ~250

Die Oceanos war ein Kreuzfahrtschiff, das 1991 vor Südafrika sank. Es besaß eine Länge von 150 m und einen Rauminhalt von 14.000 BRT. Das Schiff wurde im Juli 1952 in Bordeaux als Passagier- und Frachtschiff Jean Laborde für die Reederei Messageries Maritimes zu Wasser gelassen. Es durchlief danach mehrere Namenswechsel, bis es von der griechischen Reederei Epirotiki Lines zum Kreuzfahrtschiff Oceanos umgebaut wurde.[3]

Untergang

Das Schiff war am 3. August 1991 mit 571 Passagieren und Besatzungsmitgliedern auf dem Weg von East London in Südafrika nach Durban. Es befand sich vor der Transkei in einem Sturm, als um 21:30 Uhr ein Explosionsgeräusch im Maschinenraum vernommen wurde, woraufhin das Schiff leckschlug und der Antrieb ausfiel. Durch ein 10 cm großes Loch für ein Entlüftungsrohr, das nach Wartungsarbeiten nicht verschlossen wurde, lief das Meerwasser durch das Schott des Maschinenraums in das Abwassersystem. Aufgrund fehlender Rückschlagventile verteilte sich das Meerwasser durch die Abwasserrohre in den unteren Decks, so dass das Schiff langsam sank.[1][3]

Der Kapitän Yiannis Avranas entschied sich, das Schiff aufzugeben, war jedoch mit der Situation überfordert und leitete keine koordinierte Rettungsaktion ein. Die Schiffsoffiziere bereiteten die Rettungsboote vor, ohne jedoch den Passagieren Anweisungen zu erteilen oder Hilfestellung zu bieten. Stattdessen versuchten zivile Angestellte auf dem Schiff, darunter der Musiker Moss Hills, die Reiseleiterin Lorraine Betts und der Zauberkünstler Julian Butler, die Passagiere zu betreuen und die Evakuierung zu organisieren.[4]

Da die Oceanos zunehmend Schlagseite bekam, konnten nicht alle Rettungsboote zu Wasser gelassen werden. Die Offiziere, die an der Wasserung beteiligt waren, nutzten die verfügbaren Boote zu ihrer eigenen Rettung. Gegen drei Uhr blieben noch etwa 220 Passagiere und Besatzungsmitglieder ohne nutzbares Rettungsboot zurück, darunter auch der Kapitän. Die freiwilligen Helfer nutzten das Funkgerät auf der unbemannten Brücke, um die Rettung mit anderen Schiffen zu koordinieren.[4]

Gegen 6:30 Uhr trafen die ersten Hubschrauber der South African Defence Force zur Luftrettung ein. Kapitän Avranas reihte sich als einer der ersten in die auf Deck wartende Personengruppe ein. Aufgrund starker Winde und Platz für maximal zwei Hubschrauber nebeneinander zog sich die Rettungsaktion über mehrere Stunden hin.[5] Insgesamt waren 16 Luftfahrzeuge im Einsatz, darunter 13 Transporthubschrauber des Typs Aérospatiale SA 330, die die verbliebenen Personen über eine Seilwinde hochzogen.[6]

Das Schiff sank gegen 15:30 Uhr. Das Wrack liegt etwa zehn Kilometer südlich von Coffee Bay in 91 m Tiefe. Alle 571 Passagiere und Besatzungsmitglieder überlebten das Unglück.

Nachwirkungen

Mehrere Überlebende äußerten sich wütend über das Verhalten des Kapitäns und der Schiffsoffiziere. Neben seiner Verantwortung zur Rettung von Passagieren und Besatzung missachtete Kapitän Avranas auch die Tradition „Der Kapitän geht als Letzter von Bord“. Hierzu erläuterte er später: „When I give the order abandon ship, it doesn’t matter what time I leave. Abandon is for everybody. If some people want to stay, they can stay.“ (zu deutsch: Wenn ich den Befehl gebe, das Schiff zu verlassen, ist es egal, wann ich von Bord gehe. Der Befehl gilt für alle. Wenn manche Leute bleiben wollen, so können sie das tun.)[7]

Moss Hills musste etwas mehr als drei Jahre später noch einmal einen Schiffsuntergang miterleben; er war auf der letzten Fahrt des Kreuzfahrtschiffes Achille Lauro als Bordmusiker engagiert, das am 2. Dezember 1994 nach einem Brand und einer daraus resultierenden Explosion sank.

Weblinks

Fußnoten

  1. a b www.wrecksite.eu "Ancona MV (1971~1974) Oceanos MV [+1991]". Aufgerufen am 1. Januar 2014.
  2. www.allatsea.co.za Disasters at Sea: MTS Oceanos. Aufgerufen am 1. Januar 2014.
  3. a b Philip G Van Rensburg: Diving the Oceanos. 5. März 2004, abgerufen am 30. Dezember 2013.
  4. a b Moss Hills: My Story of the Sinking, September 1991. Abgerufen am 30. Dezember 2013.
  5. Dateline NBC: Miracle on the Wild Coast, 23. Mai 2010.
  6. Paul Dubois: Puma SA 330 in SAAF Service. Abgerufen am 30. Dezember 2013.
  7. Career Overboard? In: The New York Times, 11. August 1991. Abgerufen am 30. Dezember 2013.

Koordinaten: 32° 4′ 0″ S, 29° 9′ 0″ O