Ordiniertenbuch

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Das Ordiniertenbuch ist ein Register, in dem die durch die zuständige kirchliche Körperschaft (Geistliches Ministerium, Superintendentur) ordinierten Pfarrer bzw. Hilfsgeistlichen, Vesperprediger usw. erfasst sind. Oft sind sie zugleich mit dem Ort genannt, wohin sie berufen wurden.

Wittenberger Ordiniertenbuch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Besonders umfangreich für das 16. Jahrhundert ist das Wittenberger Ordiniertenbuch. Es enthält das Verzeichnis aller auf der Hochschule der Reformation zum Predigtamt des Evangeliums eingesegneten Geistlichen. Band I (1537–1560) enthält in der Ausgabe von Buchwald 1976 fortlaufend nummerierte und drei nachgetragene Namen, Band II (1560–1572) 1261 fortlaufend nummerierte und sechs nachgetragene Namen. In Wittenberg wurden nicht nur die für den Dienst der kursächsischen Kirche bestimmten Pastoren ordiniert, sondern auch die nach anderen Orten und Ländern erbetenen und entsandten Geistlichen.[1] Anfänglich wiesen die Eintragungen in den Wittenberger Ordiniertenbüchern nur Hinweise auf den Herkunftsort der Ordinierten, bzw. auf den Ort wohin die berufenen Geistlichen gingen auf. Im Laufe der Zeit, gaben immer mehr Ordinierte ihre Lebensphasen an. So sind diese selbst handschriftlich vorgenommenen Eintragungen, häufig eine geschichtliche Reflexion, des Zeitgeschehens jener Zeit. Sie verweisen auf kulturhistorische Zusammenhänge und bieten auch genealogische Aufschlüsse, zu geschichtlichen bezogenen Zusammenhängen.

Konkordienbuch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einigen Gegenden, so etwa in Hamburg, Lübeck und im Herzogtum Sachsen-Lauenburg, übernahm die regionale Ausgabe des Konkordienbuches, das die zu Ordinierenden unterschrieben, diese Funktion.[2]

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Register sind eine wertvolle Quelle für die Kirchengeschichte. Neben prosopographischen Angaben sind sie zugleich als Massenquelle für die Ordinierungsfrequenz aussagekräftig hinsichtlich der Entwicklung der kirchlichen Verwaltungsstruktur und zum Teil über die Bevölkerungsentwicklung einzelner Regionen, da die Ordinierung von Pfarrern in Abhängigkeit von den vorhandenen Gemeindegliedern erfolgte. Für die Bevölkerungsentwicklung sind jedoch Kirchenbücher wesentlich aussagekräftiger.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • zu Wittenberg
    • Georg Buchwald (Hrsg.): Das Wittenberger Ordiniertenbuch.
      Band 1: 1537–1560. Leipzig: Wigand 1894 (Digitalisat).
      Band 2: 1560–1572: mit Berichtigungen und Ergänzungen für die Jahre 1558–1568 aus Paul Ebers Aufzeichnungen. Leipzig: Wigand 1895. (Digitalisat)
    • Georg Buchwald, Heinrich Johannes Scheuffler: Die in Wittenberg ordinierte Geistlichkeit der Parochieen des jetzigen Königreichs Sachsen. In: Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte. Johann Ambrosius Barth, Leipzig, 1898, Bd. 12, S. 101 ff. (Digitalisat) und Bd. 13, S. 1 ff. (Digitalisat)
    • Georg Buchwald: Die Bedeutung des "Wittenberger Ordiniertenbuches 1537 - 1560" für die Reformationsgeschichtliche Geschichtsforschung Österreichs. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. (JGPÖ), Wien/Leipzig, 1895, 16. Jg., S. 29 ff., (Digitalisat) & S. 176 ff., (Digitalisat, von 1573 bis 1576, mit Angaben der insgesamt ordinieren in jedem Jahr bis 1626)
    • Georg Buchwald: Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen und Lehrer Oesterreichs aus den Wittenberger Ordiniertenbüchern seit dem Jahre 1573. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. (JGPÖ), Leipzig/Wien, 1896, 17. Jg., S. 25 ff. (Digitalisat von 1577 bis 1581) & S. 157 ff., (Digitalisat, von 1582 bis 1586)
    • Georg Buchwald: Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen und Lehrer Oesterreichs aus den Wittenberger Ordiniertenbüchern seit dem Jahre 1573. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. (JGPÖ), Leipzig/Wien, 1897, 18. Jg., S. 56 ff., (Digitalisat, von 1587 bis 1588) & S. 239 ff. (Digitalisat, von 1589 bis 1590)
    • Georg Buchwald: Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen und Lehrer Oesterreichs aus den Wittenberger Ordiniertenbüchern seit dem Jahre 1573. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. (JGPÖ), Leipzig/Wien, 1898, 19. Jg., S. 111 ff., (Digitalisat, von 1591 bis 1593)
    • Georg Buchwald: Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen und Lehrer Oesterreichs aus den Wittenberger Ordiniertenbüchern seit dem Jahre 1573. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. (JGPÖ), Leipzig/Wien, 1900, 21. Jg., S. 113 ff., (Digitalisat, von 1594 bis 1595)
    • Georg Buchwald: Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen und Lehrer Oesterreichs aus den Wittenberger Ordiniertenbüchern seit dem Jahre 1573. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. (JGPÖ), Leipzig/Wien, 1902, 23. Jg. S. 183 ff., (Digitalisat, von 1596 bis 1597)
    • Georg Buchwald: Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen und Lehrer Oesterreichs aus den Wittenberger Ordiniertenbüchern seit dem Jahre 1573. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. (JGPÖ), Leipzig/Wien, 1903, 24. Jg., S. 78 (Digitalisat, von 1598 bis 1599) & S. 236 ff., (Digitalisat, v. 1600 bis 1601)
    • Theodor Wotschke: Ein Jahrhundert Wittenberger Ordinationen für Brandenburg. In: Jahrbuch für Brandenburgische Kirchengeschichte. (JbBKg) Martin Warneck, Berlin, 1936, Jg. 31, S. 98 ff.
    • Theodor Wotschke: Ein Jahrhundert Wittenberger Ordinationen für Brandenburg. In: Jahrbuch für Brandenburgische Kirchengeschichte. (JbBKg) Martin Warneck, Berlin, 1937, Jg. 32, S. 3 ff.
    • Theodor Wotschke: Niedersachsen im Wittenberger Ordiniertenbuche seit 1573. In: Zeitschrift der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte. (ZGNKG), 1921, Jg. 26, 158–167,
    • Theodor Wotschke: Wittenberger Ordinationen für Schlesien seit 1573. In: Correspondenzblatt des Vereins für Geschichte der evangelischen Kirche Schlesiens. Liegnitz, 1914 (CbVGeKS) (Digitalisat)
    • Friedrich Bachmann: Die Mecklenburger im Wittenberger Ordiniertenbuch von 1537 bis 1572. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 96 (1932), S. 197–206 (Digitalisat)
    • Heinrich Johannes Scheuffler: Die in Wittenberg von 1539 - 1572 ordinierten österreichischen evangelischen Geistlichen. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. (JGPÖ), Leipzig/Wien, 1909, 30. Jg., 1909, S. 1 ff., (Digitalisat)
    • Heinrich Johannes Scheuffler: Die in Wittenberg von 1539 - 1572 ordinierten österreichischen evangelischen Geistlichen. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. (JGPÖ), Leipzig/Wien, 1913, 34. Jg., S. 1 ff., (Digitalisat)
    • Martin Krarup: Ordination in Wittenberg: die Einsetzung in das kirchliche Amt in Kursachsen zur Zeit der Reformation. Mohr Siebeck, Tübingen, 2007, ISBN 978-3-16-149256-3, (Leseprobe)
    • Daniel Bohnert: Wittenberger Universitätstheologie im frühen 17. Jahrhundert. Mohr Siebeck, Tübingen 2017, ISBN 978-3-16-155474-2, (hier vor allem das Register zum VI. Wittenberger Ordiniertenbuch (1605 bis 1627) ab S. 329 ff., Leseprobe)
  • Heinrich Becker: Böhmische Pastoren in Anhalt ordiniert 1583 -1609. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. (JGPÖ), Leipzig/Wien, 1896, 17. Jg., S. 72 (Digitalisat) & 129 (Digitalisat)
  • Heinrich Becker: Böhmische Pastoren in Anhalt ordiniert 1583 - 1609. In: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich. (JGPÖ), Leipzig/Wien, 1897, 18. Jg., S. 73 (Digitalisat)
  • Otto Fischer: Brandenburger Ordiniertenbücher. In: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete 6 (1929), S. 5–7, 87–93, 139–143, 176–179, 206–209.
  • Otto Fischer: Das dritte Brandenburgische Ordiniertenbuch. In: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete 7 (1930), S. 20–24, 104–107, 179–182, 213–216, 281–284.
  • Otto Fischer: Das Stendaler Ordiniertenbuch 1763–1791. [Leipzig]: [Zentralstelle f. Dt. Personen- u. Familiengeschichte] 1939 (Sonderdruck aus: Familiengeschichtliche Blätter 37 (1939), Sp. 15–22, 65–70).
  • Ernst Machholz: Das Merseburger Ordiniertenbuch von 1666 bis 1816. (Groitzsch: Reichardt) 1919.
  • Ernst Machholz: Das Magdeburger Ordiniertenbuch von 1665 bis 1816. (Groitzsch: Reichardt) 1918 (Sonderdruck aus Mitteilungen d. „Roland“ Vereins z. Förderg d. Stamm-, Wappen- u. Siegelkunde).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nach Bachmann (Lit.), S. 197
  2. Zu Lübeck siehe Annie Petersen: Das Konkordienbuch der evang.-luth. Kirche in Lübeck. In: SVSHKG II, 26/27, 1970/71.