Otto Lochmann

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Wappen auf dem – heutigen – Epitaph von Otto Lochmann an der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in der Calenberger Neustadt in Hannover

Otto Lochmann (auch: Otto Lockmann;[1] * um 1650;[2]1704 in Hannover) war ein Kurfürstlich-Hannoverscher Hof-Fourier und gilt als „[...] einer der ersten ‚Taxiunternehmer‘ von Hannover[1] sowie als Stammvater des niedersächsischen Adelsgeschlechts Lochmann von Königsfeld.[2]

Leben

Der im späteren Niedersachsen zur Zeit des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg geborene Otto Lochmann wurde urkundlich 1682 als Hoffourier[2] der Residenzstadt Hannover erwähnt,[3] als er und seine Ehefrau Anna Elsabeth, geborene Altmann († 1725) am 6. August 1682 ihren später als Ernst August Samuel Lochmann von Königsfeld geadelten Sohn taufen ließen.[4]

Da die alte und rasch überfüllte Stadt Hannover für den bis zu 400 Köpfe zählenden Hofstaat der Landesherrschaft zu wenig Raum geboten hatte,[5] diente schon während des Dreißigjährigen Krieges ab 1636 die auf der anderen Seite der Leine entwickelte und in die Stadtbefestigung Hannovers einbezogene Calenberger Neustadt als neuer Standort sowohl der landesherrlichen Behörden als auch als Wohnsitz der Bediensteten und Soldaten des Herzogs.[3] Auch reiche Kaufleute und Adlige ließen sich nun in der Calenberger Neustadt nieder.[5] Für diese neue Stadt ersuchte auch Otto Lochmann ab 1690 eine Baugenehmigung, konkret betitelt als „Genehmigung zur Bebauung eines freien Platzes auf dem Brande in der Neustadt bei Hannover und einer dazugehörigen Freiheitskonzession für den Kammerregistrator Balthasar Oswald Otto und den Kammerfourier Otto Lochmann“.[6][Anm. 1]

Etwa zur Zeit der Erhebung des Herzogtums zum Kurfürstentum Hannover im Jahr 1692[3] erteilte Kurfürst Ernst August[1] seinem umtriebigen Hofkurier Lochmann das sogenannte „Portechaisenprivileg“: Durch dieses Privileg, Sänften-Dienste anzubieten, war Otto Lochmann sowohl berechtigt als auch „[...] verpflichtet, fünf Sänften mit zehn Trägern in der Zeit von acht Uhr morgens bis Mitternacht vor der Hofküchenstube in der Schlossstraße [am Leineschloss] für das vornehme Publikum bereitzuhalten“. Die Taxe von bis zu einem Taler pro Tag leisteten sich Wohlhabende, die die Stadt aufgrund fehlender Kanalisation nicht zu Fuß durchqueren wünschten. Für das gemeine Volk blieben Lochmanns Dienste allerdings unerschwinglich, verdiente doch sogar ein Maurermeister gerade mal etwa sieben Mariengroschen am Tag.[5]

Im Zusammenhang mit der sogenannten „Königsmark-Affäre“ und zehn Tage nach dem „Verschwinden“ von Philipp Christoph von Königsmarck verhaftete Otto Lochmann – gemeinsam mit dem Gardeleutnant von Spörcken – am 22. Juli 1694 die Eleonore von dem Knesebeck und setzte sie zunächst in dem Gemach des Leineschlosses fest, in dem zuvor der Delinquent Otto-Friedrich von Moltke seiner Hinrichtung entgegensah.[7] Von dem Knesebeck war die Kammerjungfer der Sophie-Dorothea, Herzogin von Braunschweig und Lüneburg; Letztere sollte als die verbannte Prinzessin von Ahlden in die Geschichte eingehen.[8]

Nachdem Otto Lochmann 1704 starb, wurde er – wie viele privilegierte Hofbeamte seiner Zeit – in der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis beigesetzt. Sein – beschädigter und dennoch denkmalgeschützterGrabstein findet sich heute als Epitaph und erhaltenem Wappen an der Kirchenaußenmauer.[1]

Für den zuvor der Familie von Otto Lochmann zugestandenen Gartenplatz in der Calenberger Neustadt ersuchte dann der Geheime Rat Andreas Gottlieb von Bernstorff für sich, seine Ehefrau und seine Kinder um eine Baugenehmigung.[6]

Archivalien

Archivalien von und über Otto Lochmann finden sich beispielsweise

  • aus der Zeit von 1690 bis 1708 im Niedersächsischen Landesarchiv (Standort Hannover), alte Archivsignatur Cal. Br. 15 L Nr. 181 als
    • Genehmigung zur Bebauung eines freien Platzes auf dem Brande in der Neustadt bei Hannover und einer dazugehörigen Freiheitskonzession für den Kammerregistrator Balthasar Oswald Otto und den Kammerfourier Otto Lochmann;
    • sowie die anschließende Genehmigung an den Geheimen Rat Andreas Gottlieb von Bernstorff, seine Frau und Kinder zur Bebauung des der Familie Lochmann zugestandenen Gartenplatzes[6]

Anmerkungen

  1. Auf dem Brande war zugleich der erste Name der – heutigen – Brandstraße, die von der Archivstraße zur Kommandanturstraße führt. Sie war 1698 Auf dem Brande benannt worden, um 1750 Zweite Brandstraße, 1818 Brandstraße, 1829 Große Brandstraße und erhielt 1860 schließlich ihren heutigen Namen nach dem Brand, dem Gebiet zwischen der heutigen Calenberger Straße und dem Waterlooplatz; vergleiche Helmut Zimmermann: Brandstraße, in ders.: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 47

Einzelnachweise

  1. a b c d Annette v. Boetticher: Grabsteine, Epithaphe und Gedenktafeln der ev.-luth. Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis in Hannover, Broschüre DIN A5 (20 Seiten, teilweise mit Abbildungen), hrsg. vom Kirchenvorstand der ev.-luth. Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis, Hannover: 2002, S. 6, v. a. S. 17
  2. a b c Genealogisches Handbuch des Adels, Bände 92-111, hrsg. von der Stiftung Deutsches Adelsarchiv, Limburg an der Lahn: C.A. Starke, 1989, S. 430; Vorschau über Google-Bücher
  3. a b c Klaus Mlynek: Hauptstadt(funktion), in: Stadtlexikon Hannover, S. 274
  4. N.N.: Stamboom Driessen: Ernst August Samuel Lochmann von Kinigsfeldt auf der Seite genealogieonline.nl, zuletzt abgerufen am 11. Juni 2016
  5. a b c Heinrich Thies: Fürstlicher Glanz und erbärmlicher Gestank, in ders.: Die verbannte Prinzessin: Das Leben der Sophie Dorothea. Romanbiografie, 2. Auflage, Springe: zu Klampen, 2014, ISBN 9783866743403, (ohne Seiten-Nummern); online über Google-Bücher
  6. a b c NLA HA Cal. Br. 15 Nr. 2478
  7. Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen, Band 3, Göttingen: August Lax, 1968, S. 133; Vorschau über Google-Bücher
  8. Dörte von Westernhagen: „Mein Unterganck ist mir gar wol bewust...“ / Ein gelebter Roman: Die wunderbare Geschichte von Sophie Dorothea und dem Grafen Königsmarck, in: Die Zeit vom 17. Februar 1989; Digitalisat