Overledingerland

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Das Overledingerland (auch Overledingen, hochdeutsche Schreibweise Oberledingerland, Oberledingen) ist eine historische Landschaft im südlichen Ostfriesland und bildet den südöstlichen Teil des Landkreises Leer. Der Name bedeutet nichts anderes als „Land über der Leda“,[1][2] also südlich des Flusses Leda. Im Westen begrenzt die Ems den Landstrich.[3]

Politisch gliedert es sich heute in die Gemeinden Rhauderfehn, Ostrhauderfehn und Westoverledingen sowie die Ortschaft Nettelburg der Stadt Leer. Dieses historische Gebiet wird heute vom Wasserversorgungsverband Overledingen versorgt.[4] Historisch gehört auch die Nessehalbinsel in der Stadt Leer zum Overledingerland, da die Ledaschleife erst in jüngerer Zeit durchstochen wurde. Weit verbreitet ist als Umgangssprache das ostfriesische Platt. Die Gemeinden Rhauderfehn und Westoverledingen haben zur Pflege der Sprache Plattdeutschbeautragte ernannt.[5][6]

Die Overledinger sind mehrheitlich protestantisch. Nahe der Ems gibt es noch einige reformierte Gemeinden, ansonsten herrscht das lutherische Bekenntnis vor. Vereinzelt finden sich auch Freikirchen oder Katholiken. Im Süden, zu Emsland und Hümmling, und im Osten, zum Oldenburger Münsterland (einschl. das friesischsprachigen Saterlands), verläuft eine recht starke Konfessionsgrenze zu mehrheitlich katholischen Gebieten.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Overledingen innerhalb der friesischen Seelande um 1300

Das Overledingerland ist eine der vier historischen Landschaften auf dem Festland des heutigen Landkreises Leer. Es gehörte im frühen Mittelalter zum karolingischen Emsgau,[7] konnte sich aber, nachdem die auswärtigen Grafen vertrieben waren, im 13. Jahrhundert als eine eigenständige friesische Landesgemeinde etablieren.[8][9] Im Süden schlossen sich auch einige sächsische Siedlungen der genossenschaftlich organisierten Landesgemeinde an.[9] Eine klassische Feudalherrschaft etablierte sich hier wie im übrigen Friesland nicht.[10]

Es war vermutlich in Landesviertel geteilt, die jeweils vier Vertreter in den Sechzehner-Rat des Overledingerlandes entsandten,[7] dessen Hauptversammlungsort wahrscheinlich Backemoor war.[11] Aufgrund der wirtschaftlichen Voraussetzungen[7] konnte sich das Overledingerland allerdings keine so starke Stellung erarbeiten, wie es weiter nördlich etwa das Brokmerland, das Harlingerland oder das Jeverland schafften. Während der Zeit der friesischen Freiheit zum Upstalsboombund.[12]

Die Eigenständigkeit endete im 15. Jahrhundert mit der Herrschaft der Hamburger und der Häuptlinge.[13] Eine einheimische zentrale Häuptlingsherrschaft entwickelte sich nicht, nur einige Dorfhäuptlinge konnten sich etablieren. Das Land geriet zunächst unter die Herrschaft der tom Brok.[14] Nach deren Niedergang fiel es an Focko Ukena[10] und in dessen Gefolge an die Cirksena.[15] Mit dem Ende der Häuptlingszeit ging das Overledingerland in der Grafschaft Ostfriesland auf.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Overledingerland // Gemeinde Westoverledingen. Abgerufen am 18. Februar 2022.
  2. Heinrich Stürenburg: Die Bezeichnung der Flussufer bei Griechen und Römern. In: Festschrift der 44. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner. Dresden 1897, S. 3.
  3. Ubbo Emmius: Friesische Geschichte Bd. 1 Aus dem Lateinischen übersetzt von. Hrsg.: Erich von Reeken. Wörner, Frankfurt am Main 1981, ISBN 978-3-88782-000-8.
  4. Wasserversorgungsverband Overledingen: Organisation. Abgerufen am 18. Februar 2022.
  5. Plattdeutschbeauftragter // Gemeinde Westoverledingen. Abgerufen am 18. Februar 2022.
  6. Plattdeutschbeauftragter // Gemeinde Rhauderfehn. Abgerufen am 18. Februar 2022.
  7. a b c Hajo van Lengen (Hrsg.): Die Friesische Freiheit des Mittelalters - Leben und Legende, Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 2003, S. 70, ISBN 3-932206-30-4
  8. Karl von Richthofen: Untersuchungen zur friesischen Rechtsgeschichte, Band 2, Teilband 1. Wilhelm Hertz, Berlin 1882, darin Kapitel 4: Die sieben friesischen Seelande, S. 134, mit ausführlichen Zitaten der friesischen Quellen (Digitalisat)
  9. a b Hajo van Lengen, Rainer Driever, Willem Kuppers, Emden; Aurich> Sonderausstellung Die Friesische Freiheit des Mittelalters. Leben & Legende <2003, Stiftung Johannes-a-Lasco-Bibliothek Grosse Kirche <Emden>: Die Friesische Freiheit des Mittelalters : Leben und Legende ; [Begleitband zu der Sonderausstellung der Ostfriesischen Landschaft die Friesische Freiheit des Mittelalters Leben & Legende, vom 15. Juni bis zum 14. September 2003 ...] Ostfriesische Landschaftliche Verl.- und Vertriebsges, Aurich 2003, ISBN 3-932206-30-4, S. 70.
  10. a b Heinrich Schmidt: Adel und Bauern im friesischen Mittelalter. In: Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen (Hrsg.): Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte. Band 45. Hildesheim 1973. S. 82 (online)
  11. Hajo van Lengen, Rainer Driever, Willem Kuppers, Emden; Aurich> Sonderausstellung Die Friesische Freiheit des Mittelalters. Leben & Legende <2003, Stiftung Johannes-a-Lasco-Bibliothek Grosse Kirche <Emden>: Die Friesische Freiheit des Mittelalters : Leben und Legende ; [Begleitband zu der Sonderausstellung der Ostfriesischen Landschaft die Friesische Freiheit des Mittelalters Leben & Legende, vom 15. Juni bis zum 14. September 2003 ...] Ostfriesische Landschaftliche Verl.- und Vertriebsges, Aurich 2003, ISBN 3-932206-30-4, S. 107.
  12. Karl von Richthofen: Untersuchungen zur friesischen Rechtsgeschichte, Band 2, Teilband 1. Wilhelm Hertz, Berlin 1882, darin Kapitel 4: Die sieben friesischen Seelande, S. 7, mit ausführlichen Zitaten der friesischen Quellen (Digitalisat)
  13. Hemmo Suur: Geschichte der Häuptlinge Ostfrieslands. Fr. Rakebrand: Aurich und Norden 1846. S. 37 f.
  14. Heinrich Schmidt: Politische Geschichte Ostfrieslands (Ostfriesland im Schutze des Deiches; Band 5), Pewsum 1975. S. 83
  15. Dirk Jan Henstra: The evolution of the money standard in medieval Frisia : a treatise on the history of the systems of money of account in the former Frisia (c.600-c.1500). D.J. Henstra, Groningen 2000, ISBN 90-367-1202-5, S. 194.