Patricio Aylwin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Mai 2016 um 10:22 Uhr durch M Huhn (Diskussion | Beiträge) (Begriff bei dessen erster Erwähnung verlinkt; Verlinkung zu "Transition in Chile"). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Patricio Aylwin Azócar (1990)

Patricio Aylwin Azócar (* 26. November 1918 in Viña del Mar; † 19. April 2016 in Providencia[1]) war ein chilenischer Politiker. Der Christdemokrat war von 1990 bis 1994 der erste demokratisch gewählte Präsident Chiles nach der Diktatur von Augusto Pinochet.

Leben

Patricio Aylwin wurde 1918 als ältestes von fünf Kindern von Laura Azócar und Miguel Aylwin geboren. 1943 schloss er sein Studium (Jura, Politik- und Sozialwissenschaften) an der Universidad de Chile ab und arbeitete dort anschließend als Professor für Rechtswissenschaft, später wechselte er an die Pontificia Universidad Católica de Chile (ebenfalls in Santiago de Chile). Er heiratete Leonor Oyarzún Ivanovic, mit der er fünf Kinder bekam. Ihre Tochter Mariana Aylwin war von 2000 bis 2003 chilenische Erziehungsministerin.

Er engagierte sich früh politisch bei den gemäßigt links stehenden Christdemokraten, stark beeinflusst durch den Gedanken der katholischen Soziallehre. Zwischen 1958 und 1989 war er mehrere Male Vorsitzender der Christdemokratischen Partei Chiles. 1965 wurde er als Senator in den Kongress gewählt, dessen Vorsitz er in den Jahren 1971 und 1972 innehatte, zu der Zeit, als Salvador Allende Präsident von Chile war. Er führte die parlamentarische Opposition gegen Allende an und anfänglich unterstützte er den Putsch Pinochets. Später revidierte er seine Meinung dazu.

Nach dem Putsch von General Augusto Pinochet und der Machtübernahme der Militärs im September 1973 blieb Patricio Aylwin bis 1976 Vorsitzender der Christdemokraten, denen – wie allen anderen politischen Parteien Chiles – unter der diktatorischen Herrschaft Pinochets jede öffentliche Betätigung verboten wurde. 1980 trat Aylwin als Sprecher der Opposition gegen die Verfassungsänderung ein, mit der die Militärs ihr Regime legitimieren wollten. Die neue, auf die Bedürfnisse von Pinochet maßgeschneiderte Verfassung, wurde angenommen, von einer freien Wahl konnte man allerdings nicht sprechen. Dennoch sprach sich Aylwin dafür aus, die Verfassungssituation als gegeben hinzunehmen und auch unter den ungünstigen rechtlichen Bedingungen weiterhin den friedlichen Weg zur Demokratie zu suchen.

Nachdem 1988 die Opposition die Volksabstimmung über die Gestaltung der nächsten Präsidentschaftswahlen gewonnen hatte, wurde Aylwin zum Kandidaten der Anti-Pinochet-Opposition – eines breiten Mitte-links-Bündnisses unter der Führung von Christdemokraten und Sozialisten – gewählt. Aylwin trat bei den ersten freien Präsidentschaftswahlen seit 1971 an und wurde am 14. Dezember 1989 zum chilenischen Präsidenten gewählt. Seine Amtszeit (Amtseinsetzung am 11. März 1990) war geprägt von großer Zurückhaltung und dem Versuch, Chiles langsamen und vorsichtigen Weg zu einem demokratischen Rechtsstaat nicht zu gefährden. Nach einer Amtszeit wurde Aylwin 1994 von Eduardo Frei (ebenfalls ein Christdemokrat) abgelöst. Patricio Aylwin engagierte sich danach international bei den Vereinten Nationen in der Armutsbekämpfung und für die Durchsetzung von Rechtsgrundsätzen, unter anderem als Vorsitzender einer gemeinnützigen Organisation für Demokratie und Gerechtigkeit.

Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl)

Weblinks

Commons: Patricio Aylwin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rosario Álvarez: Muere Patricio Aylwin a los 97 años, el primer Presidente de Chile tras el retorno de la democracia. La Tercera, 19. April 2016
  2. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,6 MB)