Professor der Russischen Akademie der Wissenschaften

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Professor der Russischen Akademie der Wissenschaften (englisch Professor of the Russian Academy of Sciences, RAS Professor; russisch Профе́ссор Росси́йской акаде́мии нау́к, Профессор РАН – Professor Rossijskoi akademii nauk, Professor RAN; die Abkürzungen „RAS-Professor” und „Professor der RAN” sind auch in deutscher Schreibweise möglich) ist der von RAS im Jahre 2015 eingeführte akademische Titel.[1][2] Er wird von der RAS an hervorragende russische WissenschaftlerInnen aus allen Fachbereichen (Ausnahmen: Pädagogik, Künste und Architektur/Bauwesen) verliehen, vorausgesetzt, dass diese Personen noch keine Mitglieder der Akademie sind. Von den Kandidaten für die RAS-Professur werden höhere Forschungsleistungen erwartet, als die der üblichen Professoren, während deren Erfahrungen in der Lehre vergleichsweise bescheiden sein dürfen. Zum Zeitpunkt der Verleihung soll die Person das fünfzigste Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Ferner trägt der Begriff „RAS-Professor“ die Bedeutung eines Ehrentitels.

Gründe für die Einführung des Titels

Die RAS-Professur wurde auf Initiative des Präsidenten der RAS Wladimir Fortow mit dem Zweck ins Leben gerufen, die SpitzenforscherInnen der jüngeren Generationen zu würdigen sowie sie zur Organisationsarbeit im Interesse der RAS heranzuziehen.

Dieser Schritt ist ein Teil der tiefen Reformen der RAS, die nach den anfänglich sehr negativen Erwartungen für die Zukunft der Akademie[3] von den in Russland tätigen Wissenschaftlern nun ruhiger angesehen werden.

Zulassung und Auswahl

Die Kandidaten für die RAS-Professur müssen die Russische Staatsbürgerschaft besitzen, Arbeitsbeziehungen mit einem Forschungsinstitut der RAS oder einer der staatlichen Universitäten haben (deren wissenschaftlicher Rat seine Zustimmung gibt) und im entsprechenden Fachbereich habilitiert sein.[1] Erforderlich ist auch das Gutachten eines relevanten Mitgliedes der Akademie. Die Altersgrenze für die Zulassung ist 50 Jahre.

Die Auswahl erfolgt auf Basis der Bewertung wissenschaftlicher Ergebnisse, die auf jedem Fall in international anerkannten Fachzeitschriften erscheinen sollten. Auch werden die publizierten Bücher, Lehrbücher, Patente, erfolgreiche Betreuungen von Doktoranden usw. berücksichtigt. Die Auslandsaufenthalte im Lebenslauf, insbesondere wenn sie von renommierten Organisationen, wie etwa der AvH-Stiftung in Deutschland, finanziert wurden, werden positiv angesehen. Trotzdem wirkt ein zu langer Aufenthalt eher gegen den Kandidaten, da davon ausgegangen wird, dass der Mensch vorwiegend in und für Russland arbeiten muss.

Die Wahl wird alle zwei bis drei Jahre organisiert. Sie verläuft in zwei Runden: vorerst erfolgt die Vorwahl in der entsprechenden Fachabteilung der RAS und danach wird die endgültige Entscheidung vom RAS-Präsidium getroffen.

Rechte in und außerhalb der RAS

Die RAS stellt ihrem Wesen nach eine Arbeitsgemeinschaft von Wissenschaftlern dar, die sich in akademische Mitglieder (Akademikus) und korrespondierende Mitglieder unterteilt. Die RAS-Professoren gelten als die mit der RAS assoziierten Personen, untergeordnet den zwei traditionellen Mitgliedschaftstypen gegenüber. Anders als die Mitglieder, werden die Professoren nicht bezuschlagt.

Die RAS-Professoren haben das Recht, an den Sitzungen entsprechender Fach- und Regionalabteilungen der Akademie teilzunehmen, Vorschläge hinsichtlich des Funktionierens der RAS einzureichen und als Fachexperten zu dienen.[1] Die Schlüsselaufgabe der RAS-Professoren ist aber die Fortsetzung ihrer wissenschaftlichen Arbeiten, wie vor der Verleihung des Titels. In der Zukunft werden die Professoren eine höhere Chance für die Aufstufung zum korrespondierenden Mitglied der Akademie haben als andere Personen vergleichbarer Qualifikation.

Außerhalb der RAS, insbesondere an den Universitäten, Hochschulen oder bei der Industrie, dürfen die RAS-Professoren sich um dieselben Stellen bewerben, wie die üblichen Professoren, die ihren Titel von der Höchsten Zertifizierungskommission (die gewöhnliche Vorgehensweise in Russland), nicht von der RAS, bekommen haben. Bei der Festlegung der Vertragsbedingungen und der Gehälter wird individuell entschieden, ob und wie der RAS-Status zu berücksichtigen ist.

Gewählte RAS-Professoren; Statistik

Anzahl von RAS-Professoren in entsprechenden Fachabteilungen der Akademie und in den größten Städten Russlands[4]

Die erste Auswahl der RAS-Professoren fand im Winter 2015/2016 statt. Insgesamt wurde der Titel an 493 WissenschaftlerInnen verliehen.[4]

Deren fachliche und regionale Aufteilung ist auf dem Bild gezeigt. Die bekanntesten Forschungsinstitute, wie das Lebedew-Institut, das Steklow-Institut und das Ioffe-Institut, sowie die größten Universitäten – z.B. die Lomonossow-Universität zu Moskau – sind jeweils von mehreren RAS-Professoren vertreten.

Die Altersgrenze hat sich als ein sehr starker Filter erwiesen, da viele russische Forscher aus der „unter-50“-Generation wegen hoffnungsloser Unterbezahlung und innenpolitischer Instabilität in den 1990er Jahren gezwungen waren, aus dem Beruf hinauszutreten oder auszuwandern.

Tätigkeit der RAS-Professoren

Die Gemeinschaft der Professoren funktioniert unter der Leitung des Präsidiums der RAS. Ferner gibt es den Koordinationsrat[1], dessen Vorsitzender 2016 Alexei Gromyko, Direktor am Europainstitut in Moskau, ist.

Innerhalb der Gemeinschaft gibt es insgesamt 17 virtuelle Arbeitsgruppen.[5] Deren Richtungen sind etwa, wie Vorhersage wissenschaftlicher und technischer Entwicklung Russlands, die Intensivierung der Verbindungen zwischen den Universitäten und Forschungseinrichtungen oder Vorschläge zur Erhöhung der Publikationsaktivität. Ein besonderer Wert wird auf die internationalen Beziehungen gelegt: die entsprechende Gruppe ist nach Anzahl sich darin befindender Professoren die größte.

Die Arbeit in der Gemeinschaft ist freiwillig. Im Prinzip darf jeder Professor mit seiner eigenen Forschungstätigkeit fortfahren, ohne etwas Zusätzliches zu tun. Die Verleihung des Titels eröffnet aber die Möglichkeit, zur Gestalt der Akademie und zu deren Reformen beizutragen, die eigene Meinung zu dringenden mit der Wissenschaft verbundenen Fragen zu äußern und einen Zugang zu den führenden Massenmedien zu bekommen. Für die meisten RAS-Professoren ist dies nicht unwichtig. So haben sie im Juni 2016 eine Liste von Korrekturen zur neuen Fassung des Gesetzes über die Wissenschaft bei der Staatsduma vorgelegt.[6]

Einzelnachweise

  1. a b c d Нормативные документы о звании «Профессор РАН» и о Координационном совете профессоров РАН [“RAS Professor”, “Coordination Council of RAS Professors” – regulating documents]. (russisch).
  2. Профессура в подкрепление. Введение нового звания усилит академию. Поиск, No. 40 (2015); (russisch).
  3. S. Behrisch: Die letzten Tage der Weisheit. Die Zeit, No. 48 (2014);. – [Die... Akademie der Wissenschaften... wird abgewickelt]
  4. a b Постановления президиума РАН о присвоении звания "Профессор РАН". (russisch).
  5. Website der RAS-Professoren. (russisch).
  6. Ал.А. Громыко: Задания для пополнения. Профессора РАН берутся за новое дело. Поиск, No. 23 (2016); (russisch).