Regierung der Palästinensischen Autonomiebehörde vom April 2003

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Die Regierung der Palästinensischen Autonomiebehörde vom April 2003 war die erste palästinensische Regierung unter Führung eines Ministerpräsidenten. Dieses Amt war nur einen Monat zuvor geschaffen worden, da die USA und Israel sich geweigert hatten, mit Präsident Jassir Arafat über die Zukunft der palästinensischen Gebiete zu verhandeln.

Die Ernennung von Abbas zum Ministerpräsidenten brachte nicht die erhoffte Bewegung in den Friedensprozess im Nahen Osten. Er forderte demokratische Reformen, das Ende der Zweiten Intifada, welche er als „Fehler“ bezeichnete, die öffentliche Ernennung eines Ministerpräsidenten mit weitgehenden Vollmachten sowie die Stärkung des Parlaments. Da diese Forderungen jedoch zwangsläufig zur Entmachtung Arafats geführt hätten, sabotierte dieser Abbas’ Arbeit. Dies und die fehlende Unterstützung innerhalb der Bevölkerung, welche in ihm eine „Marionette Israels“ sah und Abbas’ Familie mit Korruption in Zusammenhang brachte, erschwerten seine Arbeit. Vor allem die Bekämpfung des Terrors, welche Israel und sein Regierungschef Ariel Scharon als Vorbedingung für israelische Konzessionen forderten, konnte unter Abbas nicht wirkungsvoll vorangebracht werden.

Abbas scheiterte schließlich als Ministerpräsident, nachdem der sogenannte „Fahrplan“ (Roadmap), der Friedensplan für die palästinensischen Autonomiegebiete, durch mehrere palästinensische Selbstmordattentate und einen israelischen Raketenangriff auf den Hamas-Gründer Ahmad Yasin im August 2003 gescheitert war. Daraufhin reichte Abbas am 6. September nach nur 100 Tagen bei Jassir Arafat seinen Rücktritt ein, der das Rücktrittsgesuch annahm und ihn bat, bis zur Bildung eines neuen Kabinetts zunächst weiter zu amtieren. Einen Tag später erklärte Mahmud Abbas offiziell seinen Rücktritt als palästinensischer Ministerpräsident und begründete seine Entscheidung neben der Enttäuschung über mangelnden Rückhalt im palästinensischen Parlament auch mit der Weigerung Israels sich konstruktiv am Friedensplan zu beteiligen. Weiter äußerte er seinen Unmut darüber, dass Israel durch die internationale Gemeinschaft, insbesondere die USA, zu wenig unter Druck gesetzt werde[1].

Als Nachfolger von Abbas setzte Arafat Ahmad Qurai ein, den bisherigen Präsidenten des Parlaments. Am 10. September erklärte dieser sich dazu bereit, das Amt zu übernehmen. Qurai galt jedoch als sehr viel weniger verlässlich als Abbas, da ihm unter anderem Korruption im großen Stil vorgeworfen wurde.

Zusammensetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Minister Portefeuille Partei
Mahmud Abbas Premierminister, Inneres Fatah
Nasser Yousef Stv. Premierminister Fatah
Salam Fayyad Finanzen (bereits seit Juni 2002) Unabhängig
Nabil Shaath Auswärtige Angelegenheiten Fatah
Maher al-Masri Handel und Wirtschaft (bereits seit 1996) Fatah
Mohammed Dahlan Sicherheit Fatah
Saeb Erekat* Verhandlungen mit Israel Fatah
Jassir Abed Rabbo FIDA
Azzam al-Shawa Energie und natürliche Ressourcen Unabhängig
Intissar al-Wazir Soziales(bereits seit 1995) Fatah
Kamal al-Sharafi Gesundheit Unabhängig (Ex-PFPL)
Jamal Shobaki Lokalpolitik Fatah
Ziad Abu Amr Kultur Unabhängig
Nabil Amr Information Fatah
Hischam Abdel Rasek Häftlingsangelegenheiten Fatah
Nabil Kassis Planung Unabhängig
Hamdan al-Shour Hausbau und öffentliche Bauten Fatah
Naim Abul Hummus Bildung und Erziehung
Abdel-Fatah Hamayal Jugend und Sport Unabhängig
Ghassan Khatib Arbeit PPP
Abdel-Karim Abu Salah Justiz Fatah
Rafik al-Natshe Landwirtschaft Fatah
Saadi al-Krunz Transport
Mitri Abu Aita Tourismus Unabhängig
Ahmed Majdalwi ohne Ressort Popular Struggle Front
Sahjreh Kamal ohne Ressort FIDA
Hakam Bala’wi Generalsekretär des Ministerrates Fatah

* Am 16. Mai 2003 zurückgetreten, nachdem er von einem Treffen mit Ariel Sharon ausgeschlossen worden war. Diese Aktion wurde als Teil des Machtkampfes zwischen Arafat und Abbas interpretiert. Am 4. September 2003 wurde Erekat wiedereingesetzt.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. CNN: "Palestinian prime minister Abbas resigns", 6. September 2003