Reinhard Rade

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Reinhard Rade (geboren 1964 in Innsbruck, Österreich) ist ein ehemaliger „DDR-Koordinator“,[1] der rechtsextremen Partei Die Republikaner, ehemaliger Söldner und Bauunternehmer in Kooperation mit dem österreichischen Rechtsextremisten Hans Jörg Schimanek jun.[2] sowie Berater der umstrittenen, rechtsextrem geführten Firma Asgaard German Security Guard Consulting GmbH.[3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reinhard Rade wurde in Innsbruck geboren und wuchs in Oberbayern auf. Seine Lebensgefährtin ist die Leipziger Anwältin Ines G., die ebenfalls im Unister-Prozess auftrat und wie Rade mit Arnd Hohnstädter zusammenarbeitet.[4]

Politische Tätigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reinhard Rade war in den 1990er Jahren für einige Zeit Mitglied der rechtsextremen Partei Die Republikaner. Zunächst war er Kreisvorsitzender in Bad Tölz. Später wurde er „DDR-Koordinator“. Er schmuggelte wöchentlich verbotenes Propagandamaterial in die DDR und vertrat rechtsradikale Symbolik in der Öffentlichkeit.[5] Mitte der 1990er Jahre wurde er aus dem Kreisverband der Republikaner ausgeschlossen[6] bzw. trat aus der Partei aus.[5]

Reinhard Rade war unter anderem am 1. September 2018 bei Pro-Chemnitz-Kundgebungen anwesend.[7] Er unterstützte später die fremdenfeindliche LEGIDA-Bewegung[8] und steht im engen Austausch mit dem vom Verfassungsschutz beobachteten Compact-Magazin, das als Rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft ist.[9] Am 29. Januar 2022 stürmte eine Anti-Corona-Maßnahmen-Demonstration das Gelände des Universitätsklinikums in Leipzig, deren Versammlungsleiter Rade war.[10] Verschiedene Twitter Videos zeigten, wie er Polizisten und den Leiter des Leipziger Ordnungsamtes beleidigte.[11][12]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1992 bis 2001 war Rade Geschäftsführer der BBM Baubetreuung in Mitteldeutschland GmbH.[13]

Reinhard Rade übte zusammen mit Hans Jörg Schimanek ab 2013 großen Einfluss auf die Manager des inzwischen insolventen Konzerns Unister aus. Rade hatte das Vertrauen des Unister-Managers Thomas Wagner, der bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz verstarb.[14] und Daniel Kirchhof erworben[15][16] Rade soll bei Unister die Rolle eines „Beraters der Gesellschafter und Sonderbeauftragter der Geschäftsführung“,[15][17][16] gehabt haben, was stark an sein Engagement bei der rechtsradikal beeinflussten Firma Asgaard erinnert. Rade war zeitweise Gesellschafter zusammen mit Hans Jörg Schimanek in der Loet Holding AG, die zweitgrößte Aktionärin an Travel24 war, die wiederum zum Unister-Konzern gehörte. Travel 24 wurde 2021 von der German Values Property AG mit Sitz in Leipzig übernommen, die größtenteils unter Kontrolle der Vicus Group steht. Rades Einflussnahme wurde möglich durch eine Kautionsstellung von Rade an Kirchhof. Rade stellte 200.000 Euro Kaution.[15][17] Im Jahr 2016 wurde durch mehrere Medien diese Einflussnahme von 2 der führenden Rechtsextremen in Europa aufgedeckt, Die Zeit schreibt: „Der Leipziger Internetkonzern Unister ist durch rechtsextreme Kreise unterwandert worden.“[17][16] Die Sächsische Zeitung schreibt: „Unbemerkt von der Öffentlichkeit und selbst hochrangigen Mitarbeitern haben zwei Männer mit schillernder Neonazi-Biografie an den Reisekonzern angedockt.“[18]

Seit Einflussnahme der Rechtsradikalen gab es mehrere Zwischenfälle bei Travel 24. Das Handelsblatt beschreibt es 2016 wie folgt: „Ab-in-die-eigenen-Taschen.de 20 Millionen Euro sammelte Travel24 bei Anlegern ein – um damit eine Hotelkette aufzuziehen. Passiert ist bisher nichts. Wer der Spur des Geldes folgt, landet bei einer Schweizer Firma – und in der Nähe der rechten Szene.“[19]

Im Unister-Prozess wurde Kirchhoff durch den Rechtsanwalt Arndt Hohnstädter verteidigt, der bekannt ist als Organisator von LEGIDA und der Anwalt der meisten hohen NPD-Kader.[20] Reinhard Rade wurde ebenfalls bei verschiedenen Prozessen durch Hohnstädter verteidigt.[21][22]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Richard Stöss: Die "Republikaner" : woher sie kommen, was sie wollen, wer sie wählt, was zu tun ist. 2., überarbeitete und erw. Auflage. Bund-Verlag, Köln 1990, ISBN 3-7663-2198-6.
  2. Jens Mecklenburg: Handbuch deutscher Rechtsextremismus. Elefanten Press, Berlin 1996, ISBN 3-88520-585-8.
  3. Dirk Laabs: Staatsfeinde in Uniform wie militante Rechte unsere Institutionen unterwandern. Berlin 2021, ISBN 978-3-430-21032-4.
  4. Unister-Prozess in Leipzig beginnt mit harten Bandagen. Abgerufen am 18. Juni 2022.
  5. a b DER SPIEGEL: Ans Messer geliefert. Abgerufen am 1. September 2021.
  6. Reps: Von Rechtsaußen ins Abseits. 4. September 2002, abgerufen am 1. September 2021.
  7. Die wichtigsten Player rund um die rechtsextremen Aufmärsche in Chemnitz | Fußball gegen Nazis. Abgerufen am 19. März 2022.
  8. Thilo Streubel: Neue Erkenntnisse zu Unister: Waren zwei Rechtsextreme bei Internetriesen involviert? Abgerufen am 28. Oktober 2021.
  9. Jan Petter: "Compact": Das Magazin, das jetzt auch der Verfassungsschutz liest. In: Der Spiegel. 12. März 2020, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 28. Oktober 2021]).
  10. Michael Bartsch: Coronaprotest in Leipzig eskaliert: Psychiatriegelände gestürmt. In: Die Tageszeitung: taz. 30. Januar 2022, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 19. März 2022]).
  11. Statement des Aktionsnetzwerks „Leipzig nimmt Platz“ zum heutigen Demonstrationsgeschehen. 29. Januar 2022, abgerufen am 19. März 2022 (deutsch).
  12. Corona-Gegner stürmen Klinikgelände in Leipzig. In: Der Tagesspiegel Online. 30. Januar 2022, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 19. März 2022]).
  13. Nicolas Peucelle | Antifa Infoblatt. Abgerufen am 28. Oktober 2021.
  14. Doreen Reinhard: Thomas Wagner: Was geschah in Venedig? In: Die Zeit. 28. Juli 2016, abgerufen am 15. März 2022.
  15. a b c Reiseportal: Frühere Rechtsradikale sollen Unister beeinflusst haben. In: FAZ.NET. 17. August 2016, abgerufen am 15. März 2022.
  16. a b c Leipzig: Rechtsradikale hatten offenbar Einfluss auf Unister. In: Rheinische Post. 18. August 2016, abgerufen am 15. März 2022.
  17. a b c Reiseportale: Rechtsextreme bestimmen bei Unister mit. In: Die Zeit. 17. August 2016, abgerufen am 15. März 2022.
  18. Unister: Wieviel Einfluss haben Rechsextreme bei ab-in-den-urlaub.de? Abgerufen am 15. März 2022.
  19. Massimo Bognanni: Ab-in-die-eigenen-Taschen.de. Handelsblatt, 26. Februar 2016, abgerufen am 15. März 2022 (deutsch).
  20. Markus Lücker: Kolumne Leipziger Vielerlei: Juristischer Fatalismus. In: Die Tageszeitung: taz. 15. Januar 2017, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 15. März 2022]).
  21. (No)Legida - Von der Straße vor den Richter. 24. November 2015, abgerufen am 15. März 2022.
  22. Auftakt im Unister-Prozess: Angeklagte sollen über neun Millionen Euro Schaden angerichtet haben. 11. Januar 2017, abgerufen am 15. März 2022.