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Ringschwert

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Angelsächsisches Ringschwert (spätes 6. Jahrhundert)

Ein Ringschwert ist eine Spatha, bei der seitlich am Knauf ein Ringpaar, zwei ineinander gehängte Ringe, angebracht wurden.[1] Diese merowingerzeitlichen Schwerter kommen in der Zeit um 500 n. Chr. bis um 700 n. Chr. vor.[2]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wolfskrieger mit Ringschwert auf der Schwertscheide von Gutenstein

Bei den Ringschwertern handelt es sich oft um außergewöhnlich qualitätsvolle Schwerter. Ihr Vorkommen war relativ selten. Als Beispiel wird das Gräberfeld von Schretzheim angeführt, in dem nur ein Krieger von achtzig ein Ringschwert besaß.[3] Bis heute wurden insgesamt etwa 80 Ringschwerter gefunden. Ihre damalige absolute Anzahl wird aber auf mehrere hundert oder einige tausend geschätzt.[2] Der Knauf dieser Schwerter wurde meist pyramidenförmig ausgearbeitet.

Die Ringe selbst sind oft entsprechend dem Knauf aus Gold, Silber oder Bronze angefertigt. Es gibt sie in hohler wie auch in massiver Ausführung.[4] Alle älteren Ringpaare des 6. Jahrhunderts wurden erst nachträglich an den Knauf anmontiert. Je nach Zeit und Ort waren die Ringe entweder unbeweglich angebracht oder nur lose eingehängt. Die jüngsten Ringpaare sind zusammen mit dem Knauf hergestellt und waren nicht mehr beweglich.[5] Das Ringpaar wird als Zeichen einer Schwurbruderschaft oder einer Gefolgschaft gedeutet.[4]

Das Ringschwert sollte nicht mit dem Ringknaufschwert verwechselt werden. Sie haben grundsätzlich nichts gemeinsam, außer dem ähnlich klingenden Namen.[1]

Bildliche Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus jener Zeit existieren auch mehrere bildliche Darstellungen von Kriegern mit Ringschwertern.

  • Sutton Hoo, Suffolk, England: Ein Reiter auf einem Helm.
  • Obrigheim (Pfalz), Kreis Bad Dürkheim, Rheinland-Pfalz: Ein Wolfskrieger auf einem Trinkgefäß (Becher oder Schale).
  • Pliezhausen, Kreis Reutlingen, Baden-Württemberg: Nicht erhaltene Scheibenfibel mit Reiter
  • Gutenstein (Sigmaringen), Kreis Sigmaringen, Baden-Württemberg: Ein Wolfskrieger auf einer Schwertscheide.
  • Vendel (Schweden), Uppland, Schweden. Kriegerprozession auf einem Helm.
  • Valsgärde, Uppland, Schweden: Reiter mit Eberkammhelm auf einem Helm.
  • Torslunda, Öland, Schweden: Krieger mit Eberkammhelm auf Pressmodel zur Herstellung von Pressblechen.

Ringpaare an anderen Gegenständen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schild mit Ring aus Sutton Hoo

Ringpaare waren nicht nur an Schwertern angebracht, sondern sind auch an anderen Gegenständen zu finden.

  • Valsgärde, Uppland, Schweden: Ringknopf aus Bronze an einem Trinkhorn aus Grab 7.
  • Sutton Hoo, Suffolk, England: Ring an einem Schild.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elis Behmer: Das zweischneidige Schwert der germanischen Völkerwanderungszeit. Svea, Stockholm 1939, S. 126 ff., (Zugleich: Stockholm, Universität, Dissertation, 1939).
  • Kurt Böhner: Die fränkischen Gräber von Orsoy, Kreis Moers. In: Bonner Jahrbücher. Band 149, 1949, S. 146–196, doi:10.11588/bjb.1949.0.73801.
  • Sonia Chadwick Hawkes, Raymond I. Page: Swords and Runes in South-East England. In: The Antiquaries Journal. Band 47, Nr. 2, 1967, S. 1–26, doi:10.1017/S000358150001341X.
  • Hilda R. E. Davidson: The ring an the sword. In: The Journal of the Arms and Armour Society. Band 2, 1958, ISSN 0004-2439, S. 211–226.
  • Vera I. Evison: The Dover ring-sword and other sword-rings and beads. In: Archaeologia. Band 101, 1967, S. 63–118, doi:10.1017/S0261340900013783.
  • Vera I. Evison: Sword rings and beads. In: Archaeologia. Band 105, 1976, S. 303–315, doi:10.1017/S0261340900013977.
  • Wilfried Menghin: Das Schwert im frühen Mittelalter. Chronologisch-typologische Untersuchungen zu Langschwertern aus germanischen Gräbern des 5. bis 7. Jahrhunderts n. Chr. (= Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums. 1). Theiß, Stuttgart, 1983, ISBN 3-8062-0362-8, S. 64 ff., S. 142 ff.
  • Birger Nerman: Ett gotländskt ringsvärd av äldsta typ. In: Fornvännen. Band 57, 1962, S. 74–78.
  • Mogens Ørsnes-Christensen: Kyndby. Ein seeländischer Grabplatz aus dem 7.–8. Jahrhundert nach Christus. In: Acta Archaeologica. Band 26, 1955, ISSN 0065-101X, S. 69–162.
  • Peter Paulsen: Alamannische Adelsgräber von Niederstotzingen. (Kreis Heidenheim) (= Veröffentlichungen des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege Stuttgart. Reihe A: Vor- und Frühgeschichte. 12, ISSN 0521-9930). 2 Teile. Müller & Gräff (in Kommission), Stuttgart, 1967, S. 96–98
  • Helmer Salmo: Ein Reitergrab der Merowingerzeit auf den Pappilanmäki im Kirchspiel Eura. In: Suomen Museo. Band 47, 1940, ISSN 0355-1806, S. 1–36, deutsch S. 36–39.
  • Helmer Salmo: Die Waffen der Merowingerzeit in Finnland. In: Finska Fornminnesföreningens Tidskrift. Band 42, Nr. 1, 1938, ISSN 0355-1822, S. 85–94
  • Heiko Steuer: Helm und Ringschwert. Prunkbewaffnung und Rangabzeichen germanischer Krieger. In: Studien zur Sachsenforschung. Band 6, 1987, ISSN 0933-4734 = Veröffentlichungen der Urgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseums zu Hannover. Band 34, 1987, S. 190–236, hier S. 203 f., urn:nbn:de:bsz:25-opus-41091.
  • Heiko Steuer: Ringschwert. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 25: Rindenboot – Rzucewo-Kultur. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-11-017733-1, S. 22–24.
  • Paul Zenetti: Das Ringschwert von Schretzheim. In: Mannus. Band 32, 1940, S. 275–281.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b H. Steuer: Ringschwert. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 25. 2003, S. 22–24, hier S. 22.
  2. a b H. Steuer: Helm und Ringschwert. In: Studien zur Sachsenforschung. Bd. 6, 1987, S. 190–236, hier S. 208.
  3. H. Steuer: Helm und Ringschwert. In: Studien zur Sachsenforschung. Bd. 6, 1987, S. 190–236, hier S. 206.
  4. a b H. Steuer: Ringschwert. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Bd. 25. 2003, S. 22–24, hier S. 23.
  5. H. Steuer: Helm und Ringschwert. In: Studien zur Sachsenforschung. Bd. 6, 1987, S. 190–236, hier S. 211.