Roadeș

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Roadeș
Radeln
Rádos
Roadeș führt kein Wappen
Roadeș (Rumänien)
Roadeș (Rumänien)
Basisdaten
Staat: Rumänien Rumänien
Historische Region: Siebenbürgen
Kreis: Brașov
Gemeinde: Bunești
Koordinaten: 46° 8′ N, 25° 7′ OKoordinaten: 46° 7′ 40″ N, 25° 6′ 35″ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 570 m
Einwohner: 312 (1. Dezember 2021[1])
Postleitzahl: 507038
Telefonvorwahl: (+40) 02 68
Kfz-Kennzeichen: BV
Struktur und Verwaltung
Gemeindeart: Dorf

Roadeș (deutsch Radeln, ungarisch Rádos) ist ein Dorf im Kreis Brașov in der Region Siebenbürgen in Rumänien. Es ist Teil der Gemeinde Bunești (Bodendorf).

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Radeln in der Josephinischen Landaufnahme von 1769 bis 1773.

Der von deutschen Siedlern gegründete Ort liegt im Osten des sogenannten Königsbodens, jenes bis 1867 bestehenden Selbstverwaltungsgebietes der Siebenbürger Sachsen nahe dem Szeklerland. Am Bach Valea Scroafei (Saubach) und der Dorfstraße (drum comunal) DC 29, befindet sich der Ort viereinhalb Kilometer nordöstlich vom Gemeindesitz entfernt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Roadeș wurde erstmals 1356 urkundlich erwähnt.[2] Radeln gehörte zum Schäßburger Stuhl, mit dem Verwaltungssitz im heutigen Sighișoara (Schäßburg), kirchlich zum Keisder Kapitel. Eine den beiden Johannes gewidmete gotische Saalkirche lässt sich auf das 14. Jahrhundert datieren. Ab 1504 wurde sie zur Wehrkirche mit ovaler Ringmauer und fünf Wehrtürmen sowie einer Vorburg ausgebaut. Nach der Zerstörung des Kirchturms durch die Türken wurde sein Rumpf mit einem Steinmantel ummauert und als Bergfried eingerichtet. In der Kirche fand um 1530 die Aufstellung eines Flügelaltars aus der Schule der Söhne des Veit Stoß, die in Schäßburg wirkten und mehrere Flügelaltäre für siebenbürgische Kirchen produziert hatten, statt. Im Altarschrein fanden Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist, die wohl bedeutendsten spätgotischen Plastiken Siebenbürgens, ihre Aufstellung.

Die Altartafeln wurden 1998 aus dem Altar gestohlen und nach Ungarn verbracht, wo sie bis auf eine Altartafel vom Interpol wieder aufgespürt wurden. Nach der Restaurierung stellte man sie in der Johanniskirche Hermannstadts auf.

Seit 2009 ist die Peter-Maffay-Stiftung in Roadeș aktiv und hat im ehemaligen evangelischen Pfarrhaus der Gemeinde eine Kindererholungsstätte eingerichtet.[3] Nach unterschiedlichen Angaben sollen die Renovierungsarbeiten der Kirchenburg, des Pfarrhauses, der Remise und des Backhauses etwa eineinhalb[4] oder drei Millionen Euro[5] betragen. Weitere deutsche Stiftungen bemühen sich um die Revitalisierung des Ortes. Auch die britische Stiftung Mihai-Eminescu-Trust engagiert sich zusammen mit der ortsansässigen Bevölkerung um den Erhalt einzelner Bauernhäuser und des historischen Ortsbildes.

Am 14. Februar 2016 (ca. 16:40 Uhr) ist ein Teil des Kirchturms entlang eines Risses an der Südwand eingestürzt.[6]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 1500 sind 58 Wirte (Hausbesitzer), ein Schulmeister und drei Hirten nachgewiesen. Anfang des 17. Jahrhunderts erhielt die Gemeinde Zuwachs aus dem benachbarten Zoltendorf (Mihai Viteazu), das nach Krieg und Pest aufgegeben wurde.

Volkszählung[7] Ethnie
Jahr Bevölkerung Rumänen Ungarn Deutsche Andere
1850 722 158 1 479 84
1920 747 257 2 488 -
1941 748 135 9 505 99
1977 454 74 4 296 80
1992 269 120 32 40 77
2002 287 218 16 39 14
2011[8] 283 147 37 31 68

Die siebenbürgisch-sächsischen Bewohner wanderten im Zuge der forcierten Industrialisierung während der kommunistischen Herrschaft in Rumänien in die nahen Industriezentren ab. Insbesondere ab den 1970er Jahren und nach 1989 wanderten sie nahezu vollständig in die Bundesrepublik Deutschland aus. Die Bewohnerschaft setzte sich 2002 aus 218 Rumänen, 39 Siebenbürger Sachsen, 16 Magyaren und 13 Roma zusammen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Roadeș – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Volkszählung in Rumänien 2021 bei citypopulation.de, abgerufen am 12. September 2023.
  2. Heinz Heltmann, Gustav Servatius (Hrsg.): Reisehandbuch Siebenbürgen. Kraft-Verlag, Würzburg 1993, ISBN 3-8083-2019-2.
  3. Webdarstellung des Gästehauses Tabaluga
  4. Peter Maffay Stiftung: Kirchenburg Radeln für Kinder bei siebenbuerger.de, 15. Dezember 2008 abgerufen am 21. Februar 2016
  5. Andrei Paul: Peter Maffay investiert drei Millionen Euro in Roadeș am 1. April 2010 bei monitorulexpres.ro abgerufen am 21. Februar 2016 (rumänisch)
  6. Kirchturm in Radeln teilweise eingestürzt bei siebenbuerger.de abgerufen am 21. Februar 2016
  7. Varga E. Árpád: Volkszählungen 1850–2002 bei kia.hu, letzte Aktualisierung am 1. November 2008 (PDF; 513 kB; ungarisch).
  8. Varga E. Árpád: Volkszählungen 1852–2011 in Siebenbürgen bei nepszamlalas.adatbank.ro (ungarisch).