Roland D.VI

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L.F.G. (Roland) D.VI
L.F.G. Roland D.VI
Typ einmotoriges Doppeldecker-Jagdflugzeug
Entwurfsland

Deutsches Reich Deutsches Reich

Hersteller Luftfahrzeug-Gesellschaft m.b.H.
Erstflug November 1917
Stückzahl 353

Die L.F.G. (Roland) D.VI war ein Jagdflugzeug der deutschen Fliegertruppe im Ersten Weltkrieg.

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der von dem Ingenieur Tantzen bei der Luftfahrzeug-Gesellschaft m.b.H. entworfene Prototyp der Roland D.VI hatte den für LFG typischen Wickelrumpf, bei dem konische, keilförmige Holzleisten in Klinker-Bauweise wie ein Bootsrumpf zusammengefügt waren. Dieser Rumpf hatte sich mit seiner großen Festigkeit bereits bei der C.II wie bei der D.II bewährt. Unter dem Rumpf war ein kleiner Kiel angebracht, an dem die unteren Tragflächen befestigt waren. Die Maschine war von einem 160 PS starken Mercedes-D-III-Reihenmotor angetrieben. Der Prototyp, übrigens das 1000. von L.F.G. hergestellte Flugzeug, flog erstmals im November 1917. Es kam zwar zu keiner Serienproduktion, aber zwei Vorserienflugzeuge – D.VIa und D.VIb, das eine mit dem Mercedes D III, das andere mit Benz Bz III (150 PS), wurden beim „Vergleichsfliegen“, einem Jagdflugzeugwettbewerb in Berlin-Adlershof/Johannisthal, im Januar/Februar 1918 intensiven Tests durch erfahrene Frontpiloten unterzogen. Die Roland-Jäger blieben eindeutig im Schatten der erfolgreichen Fokker D.VII, dennoch erhielt die L.F.G. eine kleine Bestellung, da man für den Fall von Lieferschwierigkeiten bei Fokker nicht nur auf einen Hersteller allein setzen wollte. Im Mai/Juni wurde die D.VI auch zum zweiten Flugzeugwettbewerb nach Adlershof geschickt, konnte sich jedoch nicht gegen die stärkeren Wettbewerber durchsetzen.

Insgesamt wurden 353 Maschinen produziert; neben den drei Prototypen 150 D.VIa mit 180 PS-Mercedes D.III-Motoren und 200 D.VIb, letztere mit 200 PS starken Benz-Motoren, die ab Mai geliefert wurden. Beide Typen wurden auch an die Marine zur Sicherung ihrer Stützpunkte gegen feindliche Bomber geliefert.

Einsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pilot in einer Roland D.VIa, Seriennummer 5023/18

Im Einsatz bewährte sich die L.F.G. Roland D.VI durchaus. Ihr geräumiges Cockpit bot gute Sicht nach allen Seiten, das Flugzeug reagierte sensibel auf die Steuerung und stieg beeindruckend schnell: 4.500 m wurden in 25 Minuten erreicht, und die Maschine war in dieser Höhe mit 160 km/h immer noch sehr schnell. Den günstigen Kurzstart-Eigenschaften stand allerdings ein schwieriges Landeverhalten gegenüber, vor allem bedingt durch das zu schmale Fahrgestell. Außerdem neigte der Benz-Motor bei entsprechender Belastung zum Überhitzen.

Am 31. August 1918 waren an der Front etwa 70 D.VI im Einsatz. In den Fronteinheiten gaben die Piloten jedoch der Fokker D.VII und der Pfalz D.XII den Vorzug.

Leistungsvergleich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leistungsvergleich von Jagdeinsitzern im Fronteinsatz zum Ende des Ersten Weltkriegs:

Name Staat Erstflug Indienst­stellung Motor­leistung max. Ge­schwin­digkeit Start­masse Be­waff­nung (MG) Gipfel­höhe Stück­zahl
Albatros D.III Deutsches Reich Deutsches Reich 1916-08-01 1917-01-15 170 PS 165 km/h 886 kg 2 5.500 m 1352
S.E.5a Vereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich 1916-11-22 1917-03-15 200 PS 222 km/h 880 kg 2 5.185 m 5205
Sopwith Camel Vereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich 1916-12-31 1917-06-15 130 PS 185 km/h 659 kg 2 5.791 m 5490
Sopwith Dolphin Vereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich 1917-03-23 1918-02-15 200 PS 211 km/h 890 kg 2 6.100 m 2072
Albatros D.Va Deutsches Reich Deutsches Reich 1917-04-15 1917-07-15 185 PS 187 km/h 937 kg 2 6.250 m 2562
Pfalz D.IIIa Deutsches Reich Deutsches Reich 1917-04-15 1917-08-15 180 PS 181 km/h 834 kg 2 6.000 m 750
SPAD S.XIII Dritte Französische Republik Frankreich 1917-04-30 1917-05-31 220 PS 222 km/h 820 kg 2 6.650 m 8472
Nieuport 28 Dritte Französische Republik Frankreich 1917-06-14 1918-03-15 160 PS 195 km/h 740 kg 2 5.200 m 300
Fokker Dr.I Deutsches Reich Deutsches Reich 1917-07-05 1917-09-01 130 PS 160 km/h 585 kg 2 6.500 m 420
Sopwith Snipe Vereinigtes Konigreich 1801 Vereinigtes Königreich 1917-10-31 1918-08-30 230 PS 195 km/h 955 kg 2 6.100 m 497
L.F.G. Roland D.VIa Deutsches Reich Deutsches Reich 1917-11-30 1918-05-15 160 PS 190 km/h 820 kg 2 5.500 m 353
Siemens-Schuckert D.IV Deutsches Reich Deutsches Reich 1917-12-31 1918-08-15 160 PS 190 km/h 735 kg 2 8.000 m 123
Fokker D.VII Deutsches Reich Deutsches Reich 1918-01-24 1918-04-15 180 PS 189 km/h 910 kg 2 6.000 m 800
Fokker D.VIIF Deutsches Reich Deutsches Reich 1918-01-24 1918-04-15 226 PS 205 km/h 910 kg 2 7.000 m 200
Pfalz D.VIII Deutsches Reich Deutsches Reich 1918-01-24 1918-09-15 160 PS 190 km/h 740 kg 2 7.500 m 120
Pfalz D.XII Deutsches Reich Deutsches Reich 1918-03-31 1918-07-15 160 PS 180 km/h 902 kg 2 5.640 m 750
Fokker D.VIII Deutsches Reich Deutsches Reich 1918-05-31 1918-07-31 110 PS 204 km/h 605 kg 2 6.300 m 289

Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Kriegsende gelangten 13 Maschinen in die USA zur Erprobung.[1]

Die weltweit einzige erhaltene L.F.G. (Roland) D.VI ist im polnischen Luftfahrtmuseum in Krakau ausgestellt. Das Exemplar mit der Werknummer 2225/18 stammt aus der ehemaligen Deutschen Luftfahrtsammlung Berlin und gelangte in den Wirren am Ende des Zweiten Weltkrieges in polnische Hände. Die Rückgabe des Flugzeugs (nur der Rumpf ist erhalten) ist weiterhin zwischen Deutschland und Polen umstritten.

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dreiseitenansicht
Kenngröße[2] D.VIa D.VIb
Baujahr 1917 1918
Einsatzzweck Jagdflugzeug
Besatzung 1
Spannweite 9,42 m
Länge 6,32 m
Höhe 2,60 m
Flügelfläche 22,17 m²
Leermasse 640 kg
Startmasse 820 kg
Antrieb wassergekühlter Reihenmotor
Typ Mercedes D.III, 160 PS (auch 180 PS) Benz Bz.IIIa, 150 PS (auch 200 PS)
Reichweite 380 km 400 km
Flugdauer 2 h
Höchstgeschwindigkeit 190 km/h in NN 220 km/h in NN
Steigzeit auf 1000 m 3:41 min
Steigzeit auf 3.000 m 11:49 min (9 min)
Steigzeit auf 5000 m 25 min 19 min
Dienstgipfelhöhe 5500 m 5790 m[3]
Bewaffnung 2 MG

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Enzo Angelucci, Paolo Matricardi: Die Flugzeuge. Von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg. Falken-Verlag, Wiesbaden 1976, ISBN 3-8068-0391-9, (Falken-Handbuch in Farbe).
  • Peter L. Gray, Owen Thetford: German Aircraft of the First World War. Putnam, London 1962, (3rd Edition, reprinted: ebenda 1987, ISBN 0-85177-809-7).
  • William Green, Gordon Swanborough: The Complete Book of Fighters. An illustrated Encyclopedia of every Fighter Aircraft built and flown. Smithmark, New York NY 1994, ISBN 0-8317-3939-8.
  • Günter Kroschel, Helmut Stützer: Die deutschen Militärflugzeuge 1910–1918. Lohse-Eissing, Wilhelmshaven 1977, ISBN 3-920602-18-8.
  • Kenneth Munson: Kampfflugzeuge. Jagd- und Trainingsflugzeuge . 1914–1919. Orell Füssli, Zürich 1968, (Flugzeuge der Welt), Nr. 21.
  • Heinz Nowarra: Die Entwicklung der Flugzeuge 1914–1918. Lehmanns, München 1959.
  • Ray Rimell: Pfalz D.XV. In: Windsock international 3, 1987, Nr. 3, ISSN 0268-6422.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: LFG Roland D.VI – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise/Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. Testbericht einer D.VIa unter http://www.internetmodeler.com/references/roland_dvib.pdf
  2. Angaben in der Literatur stark voneinander abweichend, vermutlich aufgrund unterschiedlicher Motorvarianten
  3. German Aviation: Fighters 1918 (Memento vom 18. August 2012 im Internet Archive)