Ron Arad (Pilot)

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Ron Arad (hebräisch רון ארד; geboren am 5. Mai 1958 in Hod haScharon; verschollen 16. Oktober 1986 bei Sidon, Libanon) war ein Waffensystemoffizier der israelischen Luftwaffe. Seit dem Absturz seines Flugzeugs über dem Libanon ist sein Schicksal unklar; wahrscheinlich kam er zwischen 1988 und 1997 zu Tode.

Leben

Arad trat 1978 in die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte ein und wurde zum Waffensystemoffizier ausgebildet. 1985 begann er ein Studium des Chemieingenieurwesens in Haifa.[1] Arad ist verheiratet mit Tammy und hat eine Tochter Juval, die erst 15 Monate alt war, als ihr Vater gefangen genommen wurde.

Absturz

Am 16. Oktober 1986 stürzte er während eines Angriffs auf Stellungen der PLO an Bord einer F-4 Phantom II über Sidon ab. Eine zu früh explodierende Bombe beschädigte das eigene Flugzeug und machte die Rettung mit dem Schleudersitz erforderlich. Der Pilot Jischai Aviram konnte sich in Sicherheit bringen, indem er sich in einer dramatischen Aktion an den Landekufen eines israelischen Helikopters festhielt.[1] Arad dagegen wurde von der schiitischen Amal-Miliz gefangen genommen[2] Amal stand damals unter der Leitung von Nabih Berri, der später Parlamentspräsident des Libanon wurde. Mit ihm verhandelte Israels Regierung monatelang über Mittelsmänner erfolglos über die Freilassung. In der Folgezeit war Arad Gegenstand verschiedenster Verhandlungen zwischen Israel und der Hisbollah unter Beteiligung des deutschen Bundesnachrichtendienstes.

Verschollenheit

Israel nahm als Reaktion mehrere Mitglieder der Amal gefangen, darunter deren Führungsperson Mustafa Dirani im Jahr 1994. In Verhören gab dieser an, Arad zunächst in einem kleinen Dorf in der Bekaa-Ebene versteckt gehalten zu haben. 1988 habe er ihn an iranische Revolutionsgarden übergeben, die ihn wahrscheinlich in den Iran verschleppten.[3] Im Februar 1995 erklärte der damalige israelische Premierminister Jitzchak Rabin, dass deutsche Unterhändler mit dem Iran über eine Freilassung Arads verhandelt hätten, jedoch keine Einigung erzielten.[4]

Hassan Nasrallah, Chef der Hisbollah, erklärte 2006 gegenüber libanesischen Reportern, dass Arad höchstwahrscheinlich tot und seine Leiche verschwunden sei. Die Hisbollah habe nach seinen Überresten gesucht und auch menschliche Knochen an Israel übergeben; anhand von DNA-Analysen habe es sich jedoch herausgestellt, dass es sich nicht um Arad handelte.[5][6] Diese Darstellung veröffentlichte die Hisbollah 2008 in einem Bericht, dem zufolge Arad entweder sofort nach seiner Gefangennahme oder 1988 bei einem Fluchtversuch erschossen worden sei. Eine Verschleppung in den Iran wird in dem Bericht nicht erwähnt.[7] Bereits im Oktober 2007 übergab die Hisbollah der israelischen Regierung einen von Arad vermutlich 1986 geschriebenen Brief.[8]

2009 kam ein geheimer Bericht an die Öffentlichkeit, der von einem mit dem Fall betrauten Komitee der israelischen Armee erstellt worden sein soll. Danach sei Arad Anfang der 1990er Jahre schwer erkrankt in den Libanon zurückgeschafft worden und starb dort zwischen 1993 und 1997, vermutlich 1995.[3][9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Israeli MIAs. Israelisches Außenministerium, 23. Oktober 2011, abgerufen am 16. April 2012 (englisch).
  2. Das Rätsel wird gelöst. Der Spiegel, 24. Januar 2000, abgerufen am 16. April 2012.
  3. a b Christoph Schult, Holger Stark: Für die Freiheit geboren. Der Spiegel, 7. September 2009, abgerufen am 16. April 2012.
  4. Germany Tried Talks With Iran for Israeli. The New York Times, 22. Februar 1995, abgerufen am 16. April 2012 (englisch).
  5. Yoav Stern, Eli Ashkenazi: Nasrallah: Hezbollah assumes missing IAF airman Ron Arad is dead. Haaretz, 6. September 2006, abgerufen am 16. April 2012 (englisch).
  6. Seit Jahren vermisster israelischer Pilot vermutlich tot. Neue Zürcher Zeitung, 19. Januar 2006, abgerufen am 16. April 2012 (englisch).
  7. Jörg Bremer: Die vermissten Israelis. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. Juli 2008, abgerufen am 16. April 2012.
  8. Israel: Hezbollah Turns Over 1986 Letter From Missing Airman. In: The New York Times vom 23. Oktober 2007 (englisch)
  9. Thorsten Schmitz: Alles erdenklich Mögliche. Süddeutsche Zeitung, 13. September 2009, abgerufen am 16. April 2012.