Say (Niger)

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Stadtgemeinde Say
Stadtgemeinde Say (Niger)
Stadtgemeinde Say (Niger)
Stadtgemeinde Say
Koordinaten 13° 6′ N, 2° 22′ OKoordinaten: 13° 6′ N, 2° 22′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Tillabéri
Departement Say
Einwohner 60.233 (2010)
Politik
Bürgermeister Soumaila Oumarou (2012)

Say ist eine Stadtgemeinde und der Hauptort des gleichnamigen Departements Say in Niger.

Geographie

Say liegt am Übergang der Sahelzone zur Großlandschaft Sudan. Die Stadt besitzt einen Fischerhafen am Fluss Niger. Das Stadtgebiet ist in zehn Stadtviertel, 40 administrative Dörfer, ein traditionelles Dorf und 39 Weiler gegliedert. Die zehn Stadtviertel sind Bolonguie, Bonfeba, Fada Bery, Fada Kaina, Goungobon, Modibadie, Quartier Administratif, Rouga, Zongo und Zoroney.[1] Die Forêt classée de Say ist ein 2460 Hektar großes unter Naturschutz stehendes Waldgebiet im Gemeindegebiet von Say. Die Unterschutzstellung erfolgte 1940.[2] Die Nachbargemeinden Says sind Bitinkodji und Youri im Norden, Kouré und Kirtachi im Osten, Tamou im Süden und Ouro Guélédjo im Westen.

Geschichte

Say in Stielers Handatlas (1891)

Um das Jahr 1800 übernahm Alfa Mohamed Diobo, ein Marabout der Fulbe aus Massina, die Macht in Say. Der Ort war bis dahin lediglich ein kleines Zarma-Dorf gewesen. Say entwickelte sich nun zu einem wichtigen Brückenkopf im Westen des von Usman dan Fodio geschaffenen Kalifats von Sokoto. Die Stadt war im 19. Jahrhundert ein bedeutendes religiöses, politisches und wirtschaftliches Zentrum mit einem großen Sklavenmarkt. Alfa Mohamed Diobo starb 1840. Auf ihn folgten als Herrscher Boubakar, Moulye, Baba-Bello, Abdoul-Waydou und Amadou-Fatourou, der vor seinem Tod 1897 noch die ersten französischen Erkundungen erlebte. Nach Amadou-Fatourou waren Alirou-Kalilou, Amadou Satourou und Assane Cissé Hamagano die Regenten von Say. Die Stadt war – seit den Besuchen des deutschen Afrikaforschers Heinrich Barth im Juni 1853 und Juli 1854 – für mehrere europäische Nationen ein wesentlicher Ausgangspunkt zur Erforschung und Eroberung dieses Teils Afrikas. Says einstige politische Bedeutung schwand jedoch gegen Ende des 19. Jahrhunderts zusehends.[3]

Marabouts in Say (1912)

Ein Vertrag des Herrschers von Say mit Colonel Monteil stellte 1891 Say unter französisches Protektorat, wenige Tage nachdem ein gleichlautender Vertrag mit dem Herrscher von Ouro Guélédjo abgeschlossen worden war.[4] Im Zuge der militärischen Besetzung der späteren Nigerkolonie durch Frankreich wurde Say 1899 zunächst der französischen Kolonie Dahomey angeschlossen. 1907 gelangte die Stadt an das französische Militärterritorium Niger (Territoire militaire du Niger).[5] Infolge der französischen Steuern verlor der große Markt von Say vorübergehend seine Funktion als bedeutendes Handelszentrum.[6] Say wurde 1960, im Jahr der Unabhängigkeit Nigers, zum Hauptort des Bezirks Say,[7] aus dem 1964 das Arrondissement Say[8] und 1998 das Departement Say hervorging. 2002 wurde im Zuge einer landesweiten Verwaltungsreform der bis dahin um die Stadt gelegene Kanton Say dem Gemeindegebiet von Say angeschlossen.

Bevölkerung

Bei der Volkszählung 1977 hatte Say 4405 Einwohner, bei der Volkszählung 1988 6338 Einwohner und bei der Volkszählung 2001 9365 Einwohner.[9] Für 2010 wurden, nach der Vergrößerung des Gemeindegebiets, 60.233 Einwohner berechnet.[10]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

In Say befindet sich die Université Islamique de Say. Die von der Organisation der Islamischen Konferenz finanzierte islamische Universität wurde 1986 eröffnet.

Am südlichen Ortsrand der Stadt, im Bambara-Viertel, befindet sich auf abschüssigem Terrain eine Freitagsmoschee. Sie wurde 1972 gebaut, nachdem der Vorgängerbau in der Regenzeit des Vorjahres eingestürzt war.[11] Im typischen Baustil der Architekturprovinz des West- und Zentralsudan, ist sie als Lehmmoschee errichtet. Die Gesamtanlage misst 150 Quadratmeter, die Moschee gehört mithin nicht zu den Großanlagen des Binnendeltas. 53 Quadratmeter des Geländes entfallen auf den inneren Betraum (Queranlage) und 51 Quadratmeter auf den unregelmäßig konzipierten Innenhof. Der Mihrāb-Turm erreicht eine Höhe von 8 Metern. Der kompakte Baukörper überrascht mit seinen vieltürmigen Lisenen und kräftigen Portalfeldern in den Außenmauern von Betraum und Hof.[11]

Wirtschaft und Infrastruktur

Am Fluss wird Nassreisanbau betrieben. Das übrige landwirtschaftliche genutzte Gemeindegebiet liegt in einer Zone, in der Regenfeldbau vorherrscht.[12] Das für Niger vergleichsweise fruchtbare Land ist massiven Bodenspekulationen unterworfen.[13] Am großen Freitagsmarkt im Stadtzentrum wird eine Vielzahl an Produkten angeboten, die oft von weit her angeliefert werden. Ein Wochenmarkt mittlerer Größe befindet sich im Dorf Tientiargou (Tientergou). Er findet mittwochs statt. Hier verkauft werden schmucklose Kalebassen, Schmiedearbeiten, Holz und aus unbearbeitetem Leder bestehende Matten, die für tatara genannte Einzäunungen gebraucht werden. Kleinere Wochenmärkte im Gemeindegebiet sind der Sonntagsmarkt im Dorf Dokimana und der Mittwochsmarkt im Dorf Ganki Bassarou.[14] Say ist der Sitz eines Tribunal d’Instance, eines der landesweit 30 Zivilgerichte, die unterhalb der zehn Zivilgerichte der ersten Instanz (Tribunal de Grande Instance) stehen.[15] Durch Say verläuft die Nationalstraße 27, die die Stadt mit der nigrischen Hauptstadt Niamey und mit der Staatsgrenze zu Burkina Faso bei Tamou verbindet.

Partnergemeinde

Persönlichkeiten

Literatur

  • Harouna Mounkaila: Migrations de colonisation agricole et dynamique du peuplement dans les communes rurales de Say et de Tamou (Ouest du Niger). In: Lawali Dambo (Hrsg.): Vivre dans les milieus fragiles: Alpes et Sahel. Hommage au Professeur Jorg Winistorfer. Institut de géographie, Lausanne 2005, S. 149–164.
  • Dorothee Gruner, Die Lehmmoschee am Niger, Dokumentation eines traditionellen Bautyps, Franz Steiner Verlag Stuttgart, 1990, ISBN 3-515-05357-3

Weblinks

Commons: Say (Niger) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Répertoire National des Communes (RENACOM). Website des Institut National de la Statistique, abgerufen am 22. Januar 2011.
  2. Données disponibles pour chaque forêt classée. Website der Direction de l’Environnement, Ministère de l’Hydraulique, de l’Environnement et de la Lutte Contre la Désertification, abgerufen am 25. Februar 2012.
  3. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 92–93.
  4. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 94.
  5. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 234.
  6. Hassane Gandah Nabi: Commerçants et entrepreneurs du Niger (1922–2006). L’Harmattan, Paris 2013, ISBN 978-2-336-29136-9, S. 39.
  7. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 19.
  8. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 275.
  9. World Gazetteer: Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im Oktober 2013. (Suche in Webarchiven.)   Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Toter Link/www.bevoelkerungsstatistik.de Tillabéri: Die wichtigsten Orte mit Statistiken zu ihrer Bevölkerung, abgerufen am 30. Dezember 2009.
  10. Institut national de la statistique (Hrsg.): Annuaire statistique des cinquante ans d’indépendence du Niger. Niamey 2010 (Online-Version; PDF; 3,1 MB), S. 56.
  11. a b Dorothee Gruner, Die Lehmmoschee am Niger, S. 142 (s. Lit.)
  12. Comprendre l’économie des ménages ruraux au Niger. Save the Children UK, London 2009 (Online-Version), S. 8.
  13. Aghali Aboulkader: Le « bien » sécurité dans trois communes (Guidan Roumdji, Balleyara et Say). Des logiques de l’Etat aux logiques locales, ou la diversité d’acteurs. (PDF-Datei; 966 kB) LASDEL, , S. 12, abgerufen am 24. September 2013 (französisch).
  14. Dissirama Sabine Attama, Rita Dorigo, Toyé Amina Kiepin: Programme de Formation Modulaire en faveur de l’Artisanat Rural: Rapport de la mission d’identification dans les zones de Say et du Parc W du 17/03/2014 au 23/03/1994. RESEDA, Niamey April 1994, S. 5 und 7 (Word-Datei [abgerufen am 2. Mai 2014]).
  15. Bachir Talfi: Note sur l’organisation judiciaire. Website des nigrischen Justizministeriums, abgerufen am 24. September 2012.
  16. Jean-Claude Peyronnet: La solidarité internationale à l’échelle des territoires: état des lieux et perspectives. Annexe 5: Document de travail de l’ambassade de France au Niger sur les coopérations décentralisées dans ce pays. Senat der Französischen Republik, 13. November 2012, abgerufen am 6. Juli 2013 (französisch).