Schloss Geiselbach

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Schloss Geiselbach
Staat Deutschland
Ort Geiselbach
Entstehungszeit vermutet Ende des 13. Jahrhunderts
Burgentyp Niederungsburg, Wasserburg oder Festes Haus
Erhaltungszustand abgegangen
Ständische Stellung Niederadel, Adel
Bauweise Stein, Fachwerk
Geographische Lage 50° 7′ N, 9° 12′ OKoordinaten: 50° 7′ 18,8″ N, 9° 11′ 59,2″ O
Höhenlage 265 m ü. NHN
Schloss Geiselbach (Bayern)
Schloss Geiselbach (Bayern)

Schloss Geiselbach ist ein abgegangene Burg oder Festes Haus in der Gemeinde Geiselbach im Landkreis Aschaffenburg. Es wird in der Liste der Bodendenkmäler in Geiselbach als Bodendenkmal (Archäologische Befunde im Bereich des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Wasserschlosses in Geiselbach) aufgeführt.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heutige Brunnenanlage; ursprünglicher Standort des Festen Hauses

Die aus einer vermutlich mittelalterlichen Wasserburg, nur im Volksmund als Wasserschloss bezeichnete, in der Ortsmitte von Geiselbach unterhalb von Kirche und Pfarrgarten an einem Quellbereich gelegene Anlage war, wie der ganze Ort, seit 1269 durch Kurmainz als Besitz der Abtei Seligenstadt zugeeignet[2] und Sitz der Vogtei bis zur Säkularisation von 1802. Ob das vermutlich nur bedingt wehrfähige Anwesen schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, als das Kloster Ort und Umland an die Gelnhäuser Patrizierin Irmgard Ungefüge zeitweise verpachtete oder zu Ende des 13. Jahrhunderts an die Niederadelsgeschlechter der Region besonders derer von Erphe (von Orb oder von Gelnhausen[3]) als Vogtei vergab, ist urkundlich nicht belegt. Die zeitliche Einordnung der Ausgrabungen von 1955 als Weiherhaus und die Ähnlichkeit mit Kleinburgen des westlichen Spessart (vgl. zum Beispiel Burg Mole), lassen die mittelalterliche Erbauungszeit als durchaus möglich erscheinen.

In den Spessartsagen wird in der vom Geiselbacher Wald vom Wasserschloss, der späteren Pfarrwohnung und der Besitzerin des Schlosses und von ihren zwei sich gegenseitig umbringenden Söhnen berichtet, die der Sammler und Herausgeber, der Aschaffenburger Bürgermeister Adalbert von Herrlein, den Erpho von Orb zuordnet.[4]

1475 setzten die Erphe eigenmächtig eine eigene Pfarrei ein, die aber kurze Zeit später mit Konventualen des Klosters aus Seligenstadt besetzt wurde. Vermutlich ab dieser Zeit wird das Anwesen als Pfarrsitz angesehen. Nach dem Bauernaufstand von 1525, an dem sich auch die Geiselbacher beteiligten, kam der Seligenstädter Abt Ludwig am 30. Mai 1527 persönlich nach Geiselbach ins befestigte Anwesen, um das Weistum des Ortes neu aufzustellen.[5]

Das Anwesen diente wohl noch bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Pfarrhaus. Es wurde 1855 in Verbindung mit Arbeiten zur Wasserversorgung des Ortes abgebrochen.[6]

Fundamente des Weiherhauses wurden in den 1950er Jahren bei einer Quellfassung freigelegt, aber ohne größere Dokumentation wieder verfüllt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bilder oder Zeichnungen sind uns nicht überliefert. Auf Karten von 1618 und 1726 wird das Weiherhaus als einzelnes rechteckiges oder quadratisches einfaches Haus mit einem direkt an das Gebäude angrenzenden Wassergraben dargestellt. Darum verlief wohl noch eine nahezu quadratische Umwallung oder Burgmauer. Im Gegensatz dazu wird die angrenzende Wehrkirche mit einer runden oder ovalen Mauer dargestellt.[6]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Johann Wilhelm Christoph Steiner: Kurze Geschichte der alten Herrschaft Geiselbach, in: Geschichte und Topographie des Freigerichts Wilmundsheim vor dem Berge oder Freigerichts Alzenau, bei Gelnhausen und Seligenstadt. Geschichte der Herrschaft Geiselbach als Beitrag zur Geschichte der ehemaligen Abtei Seligenstadt. Beschreibung der Schlacht bei Dettingen am 17ten Juni 1743, Aschaffenburg 1820, S. 203–214

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Denkmalliste für Geiselbach (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  2. St. Behlem, J. Merkel: Geschichte und Beschreibung von Aschaffenburg und dem Spessart, Aschaffenburg 1843, S. 166
  3. Meist mit den Forstmeister von Gelnhausen gleichgesetzt; vgl. Stammliste nach Möller.
  4. Adalbert von Herrlein: Die Sagen des Spessarts, 2. Auflage, Krebs'sche Buchhandlung, Aschaffenburg 1885, S. 97 f, 413
  5. Führer durchs Freigericht und seine Umgebung, Aschaffenburg 1886, S. 147
  6. a b Informationstafel des Spessartprojektes: Kulturweg Birkenhainer Straße 3 - Perlenweiß und Kobaltblau (PDF; 1,1 MB); abgerufen am 11. Dezember 2023
    falsch bei: Eintrag zu Schloss Geiselbach in der privaten Datenbank Alle Burgen.