Schraubenbaumgewächse

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Schraubenbaumgewächse

Pandanus humilis, Illustration

Systematik
Abteilung: Gefäßpflanzen (Tracheophyta)
Unterabteilung: Samenpflanzen (Spermatophytina)
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Ordnung: Schraubenbaumartige (Pandanales)
Familie: Schraubenbaumgewächse
Wissenschaftlicher Name
Pandanaceae
R.Br.

Die Schraubenbaumgewächse (Pandanaceae), auch selten als Scheinpalmengewächse oder Kolbenpalmengewächse bezeichnet, sind eine Familie in der Ordnung der Schraubenbaumartigen (Pandanales) innerhalb der Monokotyledonen. Diese kleine Familie enthält nur vier Gattungen mit etwa 800 bis 885 Arten. Von einigen Arten werden die Blätter verarbeitet und einige Arten sind Zierpflanzen für Parks und Gärten und von einer Art werden Sorten als Zimmerpflanze verwendet.

Beschreibung

Stelzwurzeln von Pandanus utilis

Habitus und Laubblätter

Die Arten der Familie sind immergrüne, verholzende Pflanzen, die baumförmig, strauchförmig oder als Lianen wachsen; einige Arten sind Epiphyten. Es ist kein sekundäres Dickenwachstum vorhanden und deshalb spricht man auch nicht von Bäumen. Bei vielen Arten werden Luft- oder Stelzwurzeln ausgebildet. Einige Arten sind Helophyten und gedeihen im flachen Salzwasser. Wenn Stämme vorhanden sind dann sind sie meist einfach oder manchmal zweigabelig verzweigt. Die Sprossachsen sind oft durch die ringförmigen Blattnarben geringelt.

Bewehrtes Blatt von Pandanus tectorius

Die wechselständig und scheinbar schraubig (daher der deutsche Name), tatsächlich aber selten zwei-, meist drei- oder seltener vierzeilig angeordneten Laubblätter sind ungestielt und einfach. Es sind offene Blattscheiden vorhanden. Die unbehaarte, manchmal bemehlte, ledrige Blattspreite ist linealisch bis lanzettlich, oft sehr lang und manchmal unterseits gekielt und läuft am Ende oft in eine Stachelspitze aus. Häufig ist die Blattspreite am Rand und oft auch auf der Mittelrippe stachelig gezähnt; der Blattrand kann aber auch ganz sein. Es liegt Parallelnervatur vor, aber es sind auch viele horizontale sekundäre Blattnerven vorhanden. Es sind tetracytische Stomata vorhanden.

Blütenstände und Blüten

Männliche Blütenstände von Pandanus utilis

Die Taxa sind meist getrenntgeschlechtig entweder zweihäusig (diözisch) oder einhäusig (monözisch). An einem Blütenstand gibt es meist nur Blüten eines Geschlechtes; die männlichen und weiblichen Blütenstände sehen verschieden aus. Sehr wenige Freycinetia-Arten besitzen zwittrige Blüten. Die end- oder seitenständigen, meist verzweigten Gesamtblütenstände sind aus traubigen, ährigen, kopf- oder kolbenförmigen Teilblütenständen zusammengesetzt; manchmal ist der Blütenstand einfach, besonders bei weiblichen Blütenständen. Es sind Hochblätter (hier Spatha genannt) vorhanden, die bei einigen Arten groß und intensiv gefärbt sein können.

Die Blüten sind meist eingeschlechtig, doch kommen bei einigen Arten auch zwittrige Blüten vor. Bei vielen Taxa sind keine Blütenhüllblätter erkennbar, sind also rudimentär. In männlichen Blüten sind 10 bis 100 Staubblätter vorhanden. Die glatten (Pandanus) oder papillösen (Freycinetia) Staubfäden sind untereinander frei oder in Gruppen miteinander verwachsen, oft mit „Stemonophoren“. Die basifixen Staubbeutel bestehen aus zwei Theken mit je zwei Pollensäcken. Die zweizelligen Pollenkörner sind furchig oder beulig mit einer Apertur und die Pollenoberfläche ist oft stachelig. In weiblichen Blüten sind 1 bis 80 freie bis verwachsene Fruchtblätter und manchmal Staminodien vorhanden. Jedes oberständige Fruchtblatt enthält eine bis einige anatrope Samenanlagen in basaler oder parietaler Plazentation. Es ist höchstens ein kurzer Griffel vorhanden.

Die Bestäubung erfolgt meist durch Wind (Anemophilie), weniger häufig durch Insekten (Entomophilie), Vögel (Ornithophilie) oder Fledertiere (Chiropterophilie).

Sammelfrucht von Pandanus montanus mit Steinfrüchten

Früchte und Samen

Als Früchte werden Steinfrüchte (Pandanus) oder Beeren (Freycinetia) gebildet. Bei einigen Arten stehen die Früchte zu je nach Art sehr unterschiedlich aufgebauten Sammelfrüchten zusammen. Die Früchte enthalten einen bis viele winzige Samen. Das Endosperm kann stärkehaltig (Freycinetia) oder ölhaltig (Pandanus) und fleischig sein. Der basale Embryo ist winzig.

Inhaltsstoffe und Chromosomenzahl

Es wird Stärke (nur vom Pteridophytentyp) gebildet. Calciumoxalat-Kristalle werden als Raphiden eingelagert.

Die Chromosomenzahl beträgt n = 25, 28 oder 30.

Systematik und Verbreitung

Die Familie Pandanaceae wurde 1810 von Robert Brown unter dem Namen „Pandaneae“ in Prodromus florae Novae Hollandiae et insulae Van-Diemen, exhibens characteres plantarum quas annis 1802–1805., S. 340[1] erstveröffentlicht. Typusgattung ist Pandanus Parkinson.[2]

Die Arten der Familie der Freycinetiaceae Le Maout & Decaisne werden heute den Schraubenbaumgewächsen (Pandanaceae) zugeordnet.

Die Cyclanthaceae sind eine Schwestergruppe der Pandanaceae, diese beiden Familien sind am nächsten mit den Stemonaceae und Triuridaceae verwandt und innerhalb der Ordnung der Pandanales sind die Pandanaceae mit den Velloziaceae am entferntesten verwandt.

Der Ursprung der Familie liegt in der frühen bis mittleren Kreidezeit vor etwa 96 Millionen Jahren auf dem Gondwana-Kontinent als er auseinanderbrach. Es kam zu einer schnellen adaptiven Radiation und so ist die heutige Verbreitung der Gattungen zu erklären. Manche Arten auf Madagaskar sind allerdings viel später durch Fernausbreitung dort hingelangt.

Sie haben eine Verbreitung von den Tropen bis in die warmen gemäßigten Breiten der Alten Welt. Ihre natürlichen Verbreitungsgebiete liegen im tropischen Zentral- und Westafrika, in Madagaskar und nahe gelegenen Inseln, von Indien über Thailand bis China und vom Malaiischen Archipel über Australien bis Neuseeland und zu den in den Pazifischen Inseln.

Die Familie umfasst nur vier Gattungen mit etwa 800 bis 885 Arten:[3]

  • Freycinetia Gaudich.: Mit etwa 180 Arten. Ihre Vorkommen liegen in den Tropen von Sri Lanka bis zu den pazifischen Marquesas-Inseln und Hawaii, im nördlichen Australien und Neuseeland. Sie wachsen meist als Lianen und bilden Beeren.
Habitus von Martellidendron hornei (Balf. f.) Callm. & Chassot (Syn.: Pandanus hornei Balf. f.)
  • Martellidendron (Pic. Serm.) Callm. & Chassot (Syn.: Pandanus subg. Martellidendron Pic. Serm.): Es ist eine relativ neue Gattung, die aus Pandanus ausgegliedert wurde. Mit etwa sechs Arten, davon fünf in Madagaskar und nur Martellidendron hornei auf den Seychellen.[4][5]
  • Schraubenbäume (Pandanus Parkinson): Mit acht Untergattungen und etwa 600 Arten. Sie bilden Steinfrüchte.
  • Sararanga Hemsl.: Mit nur zwei baumförmigen Arten auf Neuguinea, den Philippinen und den Salomonen. Es ist die ursprünglichste Gattung der Familie mit deutlich erkennbaren drei oder vier Blütenhüllblättern.

Nutzung

Einige Arten der Schraubenbaumgewächse werden wirtschaftlich genutzt, so zum Beispiel die auf Madagaskar heimische Pandanus utilis. Aus ihren Früchten wird Mehl hergestellt, und sie wird auf den Westindischen Inseln und in Mittelamerika zur Fasergewinnung angebaut. Aus der in Südasien, Polynesien und Australien vorkommenden Pandanus odorifer wird ein Extrakt zur Parfümherstellung gewonnen.

Von einigen Freycinetia-Arten werden die Hochblätter genutzt und die faserreichen Blätter werden zum Flechten von Matten und Körben, Bindematerial oder zum Dachdecken verwendet.

Einige Arten werden auch als Zierpflanzen genutzt, in den Tropen und Subtropen in Parks und Gärten, in den Gebieten mit Frost als robuste Zimmerpflanzen (Pandanus veitchii besonders ihre panaschierte Sorte).

Quellen

Einzelnachweise

  1. Robert Brown: Prodromus florae Novae Hollandiae et insulae Van-Diemen, exhibens characteres plantarum quas annis 1802–1805. Robert Taylor, London 1810, S. 340, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fpage%2F2954496~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  2. Eintrag bei Tropicos.
  3. Freycinetia im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.Vorlage:GRIN/Wartung/Keine ID angegeben
  4. Martin W. Callmander, Philippe Chassot, Philippe Küpfer, Porter P. Lowry II: Recognition of Martellidendron, a new genus of Pandanaceae, and its biogeographic implications. In: Taxon Band 52, Nr. 4, 2003, S. 747-762, DOI:10.2307/3647349.
  5. Rafaël Govaerts (Hrsg.): World Checklist of Selected Plant Families des Royal Botanic Gardens Kew: Martellidendron. Letzter Zugriff am 24. September 2014

Weblinks

Commons: Schraubenbaumgewächse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien