Schulmilchprogramm der Europäischen Union

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Die Schulmilch wird ins Schulhaus getragen (Großbritannien 1942)
Mädchen trinken ihre Schulmilch (Großbritannien 1944)

Als Schulmilchprogramm der europäischen Union bezeichnet man ein Projekt der Europäischen Union, nach der Milch und bestimmte Milcherzeugnisse in Schulen verkauft oder abgegeben werden. Im Besonderen bezeichnet der Begriff heute das Schulmilchprogramm der Europäischen Union bis 2007 gemäß der Verordnung (EG) Nr. 2707/2000, seit 2008 gem. VO (EG) Nr. 657/2008 der Europäischen Kommission und der dazu erlassenen deutschen Verordnung vom 20. Juli 2001.

Manche Staaten führen gleichartige Aktionen bereits seit langer Zeit durch und unterstellen diese dem gesamteuropäischen Projekt, sodass man nur teilweise von einem neuen Projekt sprechen kann, in Wirklichkeit aber schon auf jahrzehntelange Tradition verweisen kann. So stellt die Schulmilch in Deutschland einen Teil der Schulspeisung dar. Auch in Österreich hat die Schulmilchaktion ihre Wurzeln bereits vor dem Zweiten Weltkrieg. Im Vereinigten Königreich wurde die Ausgabe durch den School Milk Act 1946 eingeführt.[1]

Im Rahmen des europäischen Programmes wurden im Schuljahr 2006/2007 in den damals 22 Mitgliedsstaaten etwa 305.000 Tonnen Schulmilch an Schulen verteilt. Von der EU selbst waren dazu Aufwendungen von mehr als 50 Millionen Euro notwendig.[2]

Aktion in Deutschland

Im Rahmen des Programms stellt die Europäische Union, derzeit noch etwa 4,5 Cent Beihilfe pro teilnehmendem Berechtigten und pro Schultag für eine Menge von 0,25 l Milch, Milchmischgetränk, Joghurt, (auch Fruchtjoghurt) und Käse, bereit (früher ca. 10 Cent). In den teilnehmenden Schulen haben ca. 4,9 Millionen Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, sich mit Schulmilcherzeugnissen zu versorgen. Von insgesamt rund 13 Millionen Berechtigten in Deutschland nehmen rechnerisch jedoch nur noch knapp 800.000 = ca. 6 % am EU-Programm teil.

Bis auf das Saarland nimmt in Deutschland jedes Bundesland am EU-Programm teil und betreibt die Umsetzung der Schulmilchverordnung in eigener Regie. Die Länder sind dabei unterschiedlich „erfolgreich“. Die höchste Beteiligung gibt es in Berlin, Thüringen und Nordrhein-Westfalen. Zum einfacheren Verkauf und flexibleren Angebot stellen manche Schulmilchlieferanten Verkaufsautomaten zur Verfügung. In manchen Schulen - insbesondere in Bayern - werden Milch und Milcherzeugnisse auch außerhalb des EU-Programms angeboten, so dass die über das Schulmilchprogramm der EU abgesetzte Menge nur einen Teil der in deutschen Schulen verzehrten Milch darstellt.

Jährlich findet am 1. Juni der "Welt Milchtag" und seit dem Jahr 2000 noch zusätzlich der "Weltschulmilchtag" am letzten Mittwoch des Septembers statt.[3] [4]

Vorgängeraktionen und Durchführung in Österreich

Die ersten Aktionen wurden im Jahr 1930 in Wien durchgeführt und war auf Spenden angewiesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Aktionen durch das Sozialministerium durch die Ausspeisungsaktion fortgesetzt. Die UNICEF stellte in den Jahren 1948 und 1949 Lebensmittel, darunter auch Magermilchpulver zur Verfügung. Im Jahr 1953 konnten schon etwa 185.000 von den 800.000 Schülern mit Milch versorgt werden. Im Jahr 1980 waren es bereits mehr als 20 Millionen Liter Milch, die in den Schulen getrunken wurde. Auch der Milchwirtschaftsfond und die Milchwerbegesellschaft ÖMIG halfen dabei.[5]

Ab dem Jahr 1993 begannen die Bauern auch mit einer Ab-Hof-Milchvermarktung, die eine Direktbelieferung der Schulen erlaubte. Die Direktbelieferung durch Bauern erreichte bis 2001 einen Marktanteil von 85 %. Die Initiative wurde mit dem Agrarprojekt-Preis in Wieselburg ausgezeichnet.

Seit dem Beginn der Mitgliedschaft bei der EU im Jahr 1995 wird die bereits durchgeführte Aktion als Aktion der EU durchgeführt.

Anspruch haben Kinder im Kindergarten und Schulen bis zur Matura. Im Jahr 2010 werden regelmäßig 3.282 Schulen und Kindergärten beliefert. Den größten Teil in der Höhe von 57 % erhalten dabei die Volksschüler, die Kindergartenkinder erhalten 22 %. Von den etwa einhundert Milchlieferanten waren 94 % Landwirte, die ihre Milch als Direktvermarkter an die Schulen lieferten, wovon wiederum 15 % Biolandwirtschaft betrieben.[6]

Bedeutung der Schulmilch weltweit

Von der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, wird die Bedeutung der Schulmilch anerkannt und hat im Jahr 2000 den 29. September als Weltschulmilchtag (nicht zu verwechseln mit dem Weltmilchtag) erklärt.[7] Der Weltschulmilchtag wird seitdem jährlich am letzten Mittwoch im September begangen.

Ähnliche Aktionen

Erst in den letzten Jahren sind ähnliche Aktionen gestartet worden. So begannen 2008 einzelne Staaten, wie Deutschland oder Österreich, mit Unterstützung der EU mit der Schulobstaktion,[8] dabei können die Länder selbst entscheiden, ob jeweils auf saisonales oder regionales Obst zurückgegriffen wird.

Aktuelle Entwicklungen

Nach einem Gesetzesentwurf des Europäischen Rates und des Europäischen Parlaments vom März 2016 sollen die Schulmilch- und Schulobstprogramme der EU ab August 2017 zusammengeführt und finanziell stärker unterstützt werden. Zudem soll der Unterricht über gesunde Ernährungsgewohnheiten verbessert werden.[9]

Einzelnachweise

  1. Fraser Brockington: Public health doctor whose work paved the way for free school milk
  2. Das europäische Schulmilchprogramm Landwirtschaft und ländliche Entwicklung vom 28. September 2009 abgerufen am 16. März 2012
  3. 80 Jahre Schulmilch-Aktion in Oesterreich vom 25. September 2010 abgerufen am 30. September 2010
  4. http://ec.europa.eu/agriculture/markets/milk/schoolmilk/index_de.htm
  5. Welt-Schulmilchtag am 29. September in Blick ins Land abgerufen am 30. September 2010
  6. Schulmilch in Österreich auf der Seite der Agrarmarkt Austria abgerufen am 8. November 2010
  7. World School Milk Day - 29 September 2011 abgerufen am 16. März 2012
  8. Schulobstaktion - Aufklärungskampagne für gesündere Ernährung auf der Seite des österreichischen Lebensministeriums vom 20. November 2008 abgerufen am 11. November 2010
  9. Schulmilch- und Schulobstprogramme: Mehr Geld, besserer Unterricht für Kinder. Europäisches Parlament, 9. März 2016, abgerufen am 14. Juni 2016.

Weblinks