Sergei Nikolajewitsch Maximow

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Sergei Nikolajewitsch Maximow (besser bekannt als Hell/Хелл; russisch Сергей Николаевич Максимов; * 4. Mai 1974 in Moskau, Sowjetunion) ist ein deutsch-russischer Hacker.[1]

Er ist seit Mitte der 1990er Jahre als Hacker tätig und rühmt sich, in dieser Zeit in mehr als 100 Blogs und E-Mail-Konten eingebrochen zu sein.[1] In Russland ist er sehr berühmt[2] und gilt „in der Blogszene als Legende“[1] und „Geißel des russischsprachigen Internets (RuNet)“.[3] Seine bevorzugten Opfer sind Mitglieder der liberalen Opposition in Russland. So brach er in das Postfach von Alexei Nawalny ein[4] und kaperte die LiveJournal-Blogs von Walerija Nowodworskaja[5] und Boris Akunin.[6] Daneben hat er jedoch auch von dritten Hackern übernommene Blog-Konten ihren Besitzern zurückgehackt, darunter neben kremltreuen und eher neutralen Blogs auch solche von Putin-Gegnern.[3]

Maximow bestreitet, politische Ziele zu verfolgen[1] oder für seine Tätigkeit – etwa von der russischen Exekutive – bezahlt zu werden.[7] Seine Beiträge sind jedoch oft homophob und – trotz seiner jüdischen Mutter – antisemitisch.[8] Im Jahr 2010 ermittelte die Staatsanwaltschaft Hamburg wegen des „Aufrufs zum Pogrom“ gegen Juden und „neonazistischen Beleidigungen“ gegen Maximow.[1]

Die meiste Wirkung erzielte er mit dem Hack des E-Mail-Accounts von Alexei Nawalny, welchen er nach eigenen Angaben nicht aus politischen Gründen, sondern weil dieser „ein Gauner, Lügner und Dieb“ sei, durchführte.[9] Im Sommer 2012 veröffentlichte er Teile des entwendeten Mail-Verkehrs Nawalnys mit dem Gouverneur der Oblast Kirow Nikita Belych, was zur Wiedereröffnung eines Anti-Korruptionsverfahrens gegen sie führte.[10] Nawalny warf Maximow vor, vom Sicherheitsdienst FSB gesteuert zu sein, was dieser aber bestreitet.[3] Unter anderem aufgrund des Hacks des E-Mail-Accounts Nawalny klage ihn die Staatsanwaltschaft Bonn beim Amtsgericht-Bonn-Schöffengericht wegen Ausspähens von Daten an, das Gericht ließ die Anklage zu und terminierte die Hauptverhandlung für den 24. Juni 2015.[11] Zuvor war 2013 die Wohnung in Bonn von Maximow durchsucht worden.[12]

Seit den 1990er Jahren lebt Maximow in Deutschland und ist deutscher Staatsbürger.[1]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Fabio Ghelli, „Deutscher Hacker bekämpft russische Oppositionelle.“. Zeit-Online, 2. Januar 2012 (Abgerufen 9. Oktober 2012).
  2. Rafael Fachrutdinow, „Блог Бориса Акунина в «Живом журнале» разблокировали - Известный хакер Hell разместил на своем сайте скриншоты дневников писателя“. Iswestija, 21. Dezember 2011 (online).
  3. a b c Andrey Tselikov, „Russia: Hacker Hell, Scourge of the RuNet“. Global Voices Online, 23. Juli 2012 (Abgerufen 10. Oktober 2012).
  4. a b Kerstin Holm, „Protest in Russland - Der angekündigte Tod der Opposition“. FAZ, 19. Juli 2012 (online).
  5. Nemtsov, Akunin Hacked“, The St. Petersburg Times, 21. Dezember 2011.
  6. Alexei Korolyov: „Revolution for the Hell of it: Russian election protest writer's blog hacked“. RIA Novosti, 19. Dezember 2011.
  7. "„Хакер Hell“ признался во взломе почты Навального". Website des russischen Dienstes der BBC, 26. Juni 2012 (Abgerufen 10. Oktober 2012).
  8. Wladimir Pribylowski, „КРЯКЕР ХЕЛЬ (HELL) – это СЕРГЕЙ МАКСИМОВ, SUMMA DEANONIMIZATSIAE (ч.II)“. 3. August 2010 (Abgerufen 9. Oktober 2012).
  9. Taras Podres, Pawel Panow, Wladimir Sykow, „Хакер Hell: «Этот взлом был очень сложным»“, Interview mit Maximow. In Iswestija, 26. Juni 2012 (online).
  10. Protest Leader Navalny Faces Fraud Charges Again“. RIA Novosti, 5. Juli 2012.
  11. Grigori Arossew: „В Германии назначена дата суда по делу против хакера Хэлла“. In Russischer Dienst der Deutschen Welle, 18. Juni 2015 (abgerufen 18. Juni 2015); Amtsgericht Bonn: Az 652 Ls 6/15.
  12. Alexei Nawalny: „Страшный суд над «хакером» «Хэллом». 24 июня, Бонн“, 18. Juni 2015 (abgerufen 18. Juni 2015).