Siegfriedstraße (Berlin-Lichtenberg)

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Siegfriedstraße
Wappen
Wappen
Straße in Berlin
Nordwärts führender Abschnitt zwischen BVG-Betriebshof und Josef-Orlopp-Straße
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Lichtenberg
Name erhalten ja
Anschluss­straßen Liebenwalder Straße (Nord)
Querstraßen Landsberger Allee (anfangs Landsberger Chaussee, später Leninallee), Reinhardsbrunner Straße (westlich), Herzbergstraße, Josef-Orlopp-Straße (anfangs Rittergutstraße; westlich), Bornitzstraße (westlich), Gotlindestraße, Freyastraße (westlich), Rüdigerstraße, Fanningerstraße (anfangs Wagner-Straße), Frankfurter Allee (anfangs Frankfurter Chaussee)
Plätze Freiaplatz
Nummern­system Hufeisennummerierung, beginnend auf der südöstlichen Seite an der Frankfurter Allee 197, Ende mit Hausnummer 213 auf der südwestlichen Seite; Wechselpunkt an der Parzellen-Nummer 110 an der Landsberger Allee
Bauwerke Ausgewählte Bauwerke
U-Bahn-Stationen Bahnhof Berlin-Lichtenberg, Ausgang West
Nutzung
Nutzergruppen Straßenverkehr
Technische Daten
Straßenlänge 2,45 km

Die Siegfriedstraße im Bezirk Lichtenberg von Berlin ist einer der ersten hier entstandenen Verkehrswege. Sie wird im Jahr 1897 im Adressbuch der Berliner Vororte erstmalig erwähnt.

Lage und Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Straße verläuft in Süd-Nord-Richtung, beginnt nördlich des Bahnhofs Berlin-Lichtenberg und verbindet die Berliner Ortsteile Lichtenberg (an der Frankfurter Allee) und Alt-Hohenschönhausen (an der Landsberger Allee). An größeren Abschnitten auf der Ostseite haben sich frühzeitig Gewerbebetriebe angesiedelt, die auch heute noch die Abschnitte ab der Herzbergstraße dominieren. Am letzten Straßenabschnitt südlich der Landsberger Allee sind beiderseits der Trasse einige Parzellen der Kleingartenanlage Weiße Taube erhalten geblieben.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Berliner Adressbuch wurde die Siegfriedstraße erstmals (im Süden beginnend) im Jahr 1897 ausgewiesen.[1] Im Jahr 1900 wurden bereits 47 Hausnummern angegeben, wobei zwischen den Nummern 3 und 42 nur Baustellen verzeichnet waren. Weitere 20 Jahre später verlief die Siegfriedstraße bereits nordwärts bis zur Herzbergstraße, und weitere Baustellen waren notiert. Die fertiggestellten Wohnhäuser bilden allesamt Blockbebauungen mit innenliegenden Grün- und Abstellflächen.

Bald entwickelte sich die Siegfriedstraße zu einer wichtigen Verbindung zwischen den entstandenen Wohnblöcken und den Gewerbeansiedlungen. Als Gewerbe nördlich des BVG-Betriebshofs siedelten sich u. a. an: die Maschinenfabrik Danneberg & Quandt (Nummer 49–53), eine Tankstelle (Olex-Petroleum-Gesellschaft; Nr. 54–60) sowie R. Dolberg, ein Produzent von Maschinen- und Feldbahnen.[2] Später kamen im südlichen Wohnabschnitt ein Kohlenhändler, ein Fahrradhändler, eine Apotheke (Nummer 26) und weitere Läden für den täglichen Bedarf hinzu.

Im Jahr 1943 finden sich nördlich im Anschluss an den Betriebshof der BVG: ein Laubengelände und unmittelbar vor den Gleisen der Industriebahn Tegel–Friedrichsfelde, die hier die Siegfriedstraße kreuzte, eine Wellpappenfabrik. Überdies entstanden auf der Fläche (Nummern 53a–60) zahlreiche Verwertungsbetriebe wie ein Altpapiersortierbetrieb, eine Fischmehlfabrik, eine Handlung für sämtliche Fleisch- und Abfallprodukte, eine Baustoff- und eine Futtermittelproduktionsgesellschaft. Zu dieser Zeit befand sich der Wechselpunkt der Hausnummerierung der Siegfriedstraße in Höhe der Reinhardsbrunner Straße. Die Nummern 62 bis 191 wurden aber frei gehalten, weil es noch zahlreiche nicht spezifizierte Baustellen gab.[3]

Namensherkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im südlichen Abschnitt dieses Verkehrsweges erhielten fast alle neu angelegten Erschließungsstraßen Namen aus der nordischen Mythologie: Siegfried, Rüdiger, Hagen, Gunther, Volker, Wotan oder Freya. Sie stehen in enger Beziehung zum Werk Ring des Nibelungen und zu anderen Opern von Richard Wagner, der Wohnkomplex ist auch als Wagner-Viertel bekannt.

Ausgewählte Bauwerke und Anlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Teil der Wohnbauten für frühere Straßenbahnerfamilien

Baudenkmale (östliche Seite)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erwähnenswert sind hier (von Norden nach Süden) das BVG-Stadion (Siegfriedstraße 74), der Straßen- und Omnibusbahnhof Lichtenberg (als Straßenbahndepot für die Große Berliner Straßenbahn errichtet; Siegfriedstraße 30–35), die Wohnkarrees für frühere Angestellte der BVG, errichtet von der Gemeinnützigen Heimstätten-Baugesellschaft der BVG[4] mit den zugehörigen Freiflächen[5], 1925 bis 1930 nach Plänen von Albert Brodersen angelegt.

Baudenkmale (westliche Seite)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei Gebäude aus dem Ensemble der ehemaligen Wälzlagerfabrik Berlin grenzen direkt an die Siegfriedstraße (Nummern 176 und 177). Sie werden heute anderweitig genutzt (Großmarkthalle, Fitnessstudio).

  • Wohnkarree Freiastraße 1–4, Gotlindestraße 41/47, Siegfriedstraße 192–198A, Wotanstraße 8–14; 1922 fertiggestellt[6]
  • Sana Klinikum Lichtenberg, 1911–14 von Johannes Uhlig[7]

Weitere erwähnenswerte Bauten und Anlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Komplex Siegfriedstraße 66–70 hat die Interessengemeinschaft der IG Spur 1 eine Eisenbahn-Modellbahnanlage aufgebaut. Mehrmals im Jahr finden Tage der offenen Tür statt.[8]

Ehemalige Gaststätte, nach der Wende als kleiner Baumarkt genutzt

Ein kurz nach der Wende aus Beton, Glas und Stahl errichtetes Bürohaus (Siegfriedstraße 193) wurde Anfang der 2000er Jahre aufgegeben und verfällt seitdem (Stand August 2023). Dahinter sind mehrgeschossige Plattenbauten erhalten, die in den 1970er Jahren als Bauarbeiter-Unterkünfte dienten. Ein Privatmann hat diese Gebäude in den 1990er Jahren von der Stadt Berlin erworben und betreibt hier Flüchtlings- und Notunterkünfte.

Eine der zu Beginn des 20. Jahrhunderts dringend benötigten Schulen, die 6. Lichtenberger Gemeindeschule (anfangs nur als Knabenschule genutzt; Hausnummer 208/209) wurde in den 1910er Jahren in der Siegfriedstraße errichtet[9]. Sie verlor am Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Turnhalle durch Bombenabwürfe. Das eigentliche Schulhaus blieb erhalten und diente bis in die späten 1960er Jahre weiterhin als Schule. Danach zog in das Gebäude ein Lehrerbildungsinstitut ein und blieb dort bis zu dessen Abwicklung Anfang der 1990er Jahre. Nach einigen Zwischennutzungen hat der Senat das historische Schulhaus wieder dem Unterricht zugeführt. Es wurde saniert und eine Mensa angebaut. Durch die Zusammenlegung mit zwei nahe gelegenen Schulbauten ist das Haus jetzt eine Filiale der Schule auf dem lichten Berg.[10]

In den erhaltenen Gebäuden der früheren Eisenbahnsignal-Bauanstalt J. Gast K.G. wurde nach dem Krieg weiter produziert. Infolge der Enteignung wurde daraus das Werk für Signal- und Sicherungstechnik (WSSB; Siegfriedstraße 204). In einige Hallen der Fabrik zog auch eine Filiale des VEB Oberbekleidung Berlin, Bereich Herren-Hosen ein.[11]

Die deutsche Wiedervereinigung 1990 führte schließlich dazu, dass neue Eigentumsverhältnisse entstanden; der gut erhaltene Fabrikkomplex ging an neue Besitzer, die ihn sanieren und mit Neubauten ergänzen ließen. Das Ensemble, nun als Siegfriedshöfe bezeichnet, beherbergt unter anderem ein Hotel, eine Galerie und 18 Loftwohnungen sowie Kleingewerbe und ein Restaurant (Stand 2022).

Nicht mehr erhalten sind das aus den 1920er Jahren stammende Lichtenberger Stadion, die in den 1970er Jahren errichtete Gaststätte Zum Bauarbeiter und weitere kleine Vorkriegs-Gewerbebetriebe. Sie wurden abgetragen oder durch Neubauten ersetzt.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die mehrstöckigen Wohnbauten an der Frankfurter Allee zerstört und enttrümmert worden waren, ließ die neue Bezirksverwaltung in Abstimmung mit der BVG die Straßenbahngleise, die westwärts über die Allee in Richtung Berliner Innenstadt verlaufen waren, herausreißen und nicht neu verlegen. Kurzzeitig (1951–1973) verlief ein Teilstück der Obuslinien O30 und O37 auf der Siegfriedstraße.

Als 1975–1977 die neue Lichtenberger Brücke auf der Frankfurter Allee in Betrieb gegangen war, verringerte sich die Verkehrsbelastung in der Siegfriedstraße, da sie nicht mehr direkt mit der Fernverkehrsstraße F 1/5 (heute Bundesstraße 1/5) nach Frankfurt (Oder) verbunden war. Zugleich wurde die bis dahin betriebene Straßenbahnlinie ostwärts durch die Frankfurter Allee/Straße der Befreiung aufgegeben und auf eine Wendeschleife Fanningerstraße–Gudrunstraße–Siegfriedstraße verkürzt.

Auf dem südlichen Abschnitt der Siegfriedstraße (von der Gudrunstraße bis zur Kreuzung mit der Herzbergstraße) verkehren heute regelmäßig zwei Straßenbahnlinien (ohne eigenen Gleiskörper) und von der Rüdigerstraße bis zur Josef-Orlopp-Straße ein Linienomnibus (Stand: 2023).

Dieser rund 500 Meter lange Straßenabschnitt nimmt noch immer starken Verkehr auf. Für Fahrradfahrer entsteht dadurch und zusätzlich durch den ruhenden Verkehr auf beiden Straßenseiten eine gefährliche Situation. So fordern etliche Anwohner, Verkehrsexperten und Politiker seit den 2010er Jahren die Einrichtung einer gesonderten Fahrradspur auf diesem Abschnitt. Der Berliner Senat hat nach der im Jahr 2017 erfolgten Ausarbeitung von Plänen für die Einrichtung solcher Fahrradspuren im August 2023 die Genehmigung für einen Radfahrstreifen auf der Siegfriedstraße erteilt. Ein Beginn der Arbeiten konnte aber noch nicht festgelegt werden, weil sowohl Fragen der Finanzierung (rund 500.000 Euro werden veranschlagt) als auch Anpassungsmaßnahmen zur Kennzeichnung der Führung und zur Klärung anderer Kfz-Parkmöglichkeiten erfolgen müssen.[12][13] Autoverkehr und ÖPNV müssen sich nach den Planungen jeweils einen Fahrstreifen teilen.

Es gibt aber nicht nur Zustimmung zu dem Projekt: Viele Autobesitzer sind verärgert über die bekannt gewordenen Pläne, die den Individualverkehr an der eben doch nicht so stark frequentierten Straße viel zu sehr einschränken. Zudem fallen 58 Parkplätze weg, für die nur teilweise ein Ausgleich geschaffen werden soll. Betont wird außerdem, dass hier auch nicht so viele Fahrradfahrer wie angenommen unterwegs sind. Für sinnvoller wird die Einrichtung einer Tempo-30-Zone und eine Nutzungsfreigabe für Radfahrer auf den Fußwegen gehalten. (Eine offizielle Verkehrszählung ist nicht bekannt geworden, ein Journalist zählte in einer Nachmittagsstunde etwa 30 Radfahrer.)[14]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Siegfriedstraße (Berlin-Lichtenberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vororte von Berlin > Friedrichsberg, Lichtenberg, Wilhelmsberg. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1897, Teil V, S. 80 (Zwischen der Frankfurter Chaussee und der Wagner-Straße (spätere Fanningerstraße) gab es die ersten drei Wohnhäuser).
  2. Siegfriedstraße. In: Berliner Adreßbuch, 1920, Teil V, S. 129.
  3. Siegfriedstraße. In: Berliner Adreßbuch, 1943, Teil IV, S. 2295.
  4. Wohnanlage der BVG, 1925 und 1930 von Helmut Grisebach & Heinz Rehmann; Siegfriedstraße 17–27B, Hagenstraße 28–39 Rüdigerstraße 78–81
  5. Freiflächen zu den BVG-Wohnhöfen
  6. Wohnanlage, zwei Wohnhöfe
  7. Baudenkmal Oskar-Ziethen-Krankenhaus mit einem Wirtschaftseingang von der Siegfriedstraße (Hausnummer 210) und einem Neubau
  8. Willkommen bei der IG Spur 1 in Berlin. Abgerufen am 3. September 2023.
  9. Gemeindeverwaltung Lichtenberg > Evangel. Gemeindeschulen. In: Berliner Adreßbuch, 1920, Teil V, S. 107.
  10. Website der Schule auf dem lichten Berg. Abgerufen am 2. September 2023.
  11. Telefonbuch Berlin-Ost; 1972, Punkt 6. Teilnehmerverzeichnis [1], abgerufen am 3. September 2023.
  12. Bernd Wähner: Grünes Licht für Radspur auf der Siigfriedstraße. Hrsg.: Berliner Woche. 2. September 2023.
  13. Robert Klages: Nach Planungsstopp nun grünes Licht für Radwege in der Siegfriedstraße. In: Der Tagesspiegel. 14. August 2023, abgerufen am 1. September 2023 (Animation der Wegeführung).
  14. Anwohner sind wütend über den geplanten Mega-Radweg in Lichtenberg. Abgerufen am 1. September 2023.

Koordinaten: 52° 31′ 23,6″ N, 13° 29′ 58,4″ O