St. Johannes Evangelist (Ursberg)

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St. Johannes Evangelist in Ursberg Turm und Westfassade

Die katholische Pfarrkirche St. Johannes Evangelist und Petrus ist eine ehemalige Stiftskirche des Prämonstratenserordens in Ursberg, einer Gemeinde im bayerisch-schwäbischen Landkreis Günzburg.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klosterhof mit ehem. Klosterkirche und angrenzenden Gebäuden Welt-Icon

Ein erster Kirchenbau aus der Gründungszeit des Klosters wurde nach einem Brand 1142 wieder hergestellt. Unter den Pröpsten Burchard und Konrad von Lichtenau erfolgte ein Neubau, der etwa 1224 begonnen und 1230 geweiht wurde. Die neu entstandene Basilika besaß drei Schiffe und vermutlich drei Apsiden. Im 15. Jahrhundert wurden diese in polygonaler Form erneuert.

Nach einem Brand im Dreißigjährigen Krieg waren die Kirche und das Kloster völlig zerstört. Der Wiederaufbau unter Verwendung der romanischen Gemäuer erfolgte von 1666 bis 1674.[1] Als Baumeister beauftragte der Abt Matthäus Hochenrieder den Oberrohrer Maurermeister Christoph Weigel. Es wurden eine Vorhalle angebaut und das Mittelschiff erhöht. 1622 wurde das achteckige Oktogon des Turmes aufgesetzt, die Zwiebel kam erst 1654 hinzu.

Nach Fertigstellung der Kirche erfolgte, ebenfalls unter Christoph Weigel, der Wiederaufbau des Klosters.[2] Propst Wilhelm III. Schöllhorn ließ 1776 Kirche und Kloster durch den Wettenhauser Stiftsbaumeister Joseph Dossenberger den Jüngeren im Stil des späten Rokoko umgestalten. In dieser Zeit entstanden auch die Deckenfresken von Jakob Fröschle und Konrad Huber. Nach der Säkularisation blieb die Stiftskirche als Pfarrkirche erhalten.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kreuzigungsgruppe um 1250

Die Stukkaturen und Fresken schuf Jakob Fröschle 1776, die drei Deckenbilder im Nebenchor malte Konrad Huber 1794. Der Hochaltar von Johann Wagner und Johann Pflaum stammt von 1733, das Altarblatt von Konrad Huber von 1794 zeigt die Himmelfahrt Mariens.[3] Die seitlichen Figuren stellen die Kirchenpatrone Petrus und Johannes und der Ordensgründer Augustinus und Norbert sowie der Verkündigung Mariens dar. Die zwei kleinen Seitenaltäre von 1778 zeigen links den Hl. Franziskus und rechts den Hl. Johannes.

Die Altäre im Seitenschiff entstanden um 1775 mit einem Aufbau von 1689 werden von den Seitenfiguren flankiert, links der Hl. Wolfgang und der Hl. Ägidius, rechts der Hl. Sebastian und der Hl. Rochus, in den Auszügen die Hl. Katharina und der Hl. Stephanus. Das Chorgestühl ist von 1686.[4] Die Kanzel kam 1777 hinzu. Erwähnenswert ist auch das romanische Kreuz aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts mit den Assistenzfiguren der heiligen Gottesmutter und des Evangelisten Johannes.[5] Seit 2003 hängt es im Chor.

Orgeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptorgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptorgel

Die Hauptorgel wurde 1776 von dem Orgelbauer Johann Nepomuk Holzhey gebaut. Das Instrument hat 26 Register auf zwei Manualen und Pedal.[6] 1999 wurde das Werk von Johannes Klais Orgelbau restauriert.

I Hauptwerk C–f3
1. Principal 8′
2. Gamba 8′
3. Quintadena 8′
4. Onda maris 8′
5. Coppel 8′
6. Flautravers 8′
7. Octav 4′
8. Flöten 4′
9. Sexquialtera 3′
10. Naßart 3′
11. Superoctav 2′
12. Mixtur V 2′
13. Fagott / Huboe 8′
II Positiv C–f3
14. Waldflauten 8′
15. Gedect 8′
16. Principal 4′
17. Flöten 4′
18. Cornet III 223
19. Schalmey 8′
Pedal C–a0
20. Prästant 16′
21. Subbass 16′
22. Octav Bass 8′
23. Violoncell 8′
24. Mixtur Bass V 4′
25. Bompard 16′
26. Trompeta 8′
Chororgel

Chororgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche erhielt 1778 eine kleinere Chororgel, die ebenfalls von Holzhey erbaut wurde. Das Instrument stand im Chorraum auf der nördlichen Seite. Der elegante Rokoko-Prospekt erhielt auf der gegenüberliegenden Seite ein Pendant. Das Schleifladeninstrument besaß 11 Register, verteilt auf einem Manual und Pedal. 1905 wurde der Spieltisch entfernt, 1925 das Spiel- und Pfeifenwerk. Heute sind nur noch die beiden Prospekte erhalten. Zur Disposition sind keine Aufzeichnungen vorhanden. In Anlehnung an weitere Werke Holzheys könnte sie wie folgt dispositioniert gewesen sein:[7]

I Hauptwerk C–f3
1. Coppel 8′
2. Flöte 8′
3. Gamba 8′
4. Principal 4′
5. Flöte 4′
6. Octav 2′
7. Sesquialter
8. Mixtur 1′
Pedal C–a0
9. Subbaß 16′
10. Octavbass 8′
11. Violonbaß 8′

Grabplatten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Propst Konrad von Lichtenau († 1240)
  • Heinrich von Rain († 1378)
  • Hans von Freyberg († 1483)
  • Abt Georg Lechler († 1575)
  • Abt Thomas Mang († 1569)
  • Abt Jakob Miller († 1595)

Geläut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Turm verfügt über vier historische Glocken:[8][9]

Nr.
 
Name
(Widmung)
Gussjahr
 
Gießer
 
Masse
(kg, ca.)
Schlagton
(HT-1/16)
1 Große Glocke 1653 Honorat u. Claudius & Johann Demerge, Lothringen 1250
2 Zwölferin 1736 Johann Weber, Augsburg 600 fis¹
3 Elferin 1764 Philipp Abraham, Augsburg 250
4 Kleine Glocke 1750 Johann Baptist, Augsburg 225 cis²

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Johannes Evangelist und Petrus (Ursberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ursberg – Reiseführer der Prämonstratenser. Abgerufen am 27. Januar 2020.
  2. Dekan Ludwig: Ehre sei Gott in der Höhe. Abgerufen am 27. Januar 2020.
  3. Egon J. Greipl: Macht und Pracht: die Geschichte der Residenzen in Franken, Schwaben und Altbayern. Pustet, 1991, ISBN 978-3-7917-1249-9 (google.de [abgerufen am 28. Januar 2020]).
  4. Alfred Lohmüller: Reichsstift Ursberg: von den Anfängen 1125 bis zum Jahre 1802. 1987, ISBN 978-3-87437-249-7 (google.de [abgerufen am 28. Januar 2020]).
  5. Werner Schiedermair: Klosterland Bayerisch Schwaben: zur Erinnerung an die Säkularisation der Jahre 1802/1803. Fink, 2003, ISBN 978-3-89870-127-3 (google.de [abgerufen am 28. Januar 2020]).
  6. Informationen zur Hauptorgel
  7. Hermann Fischer, Theodor Wohnhaas: Historische Orgeln in Schwaben. 1982, ISBN 3-7954-0431-2, S. 248.
  8. Ursberg – St. Johannes-Evangelist – Vollgeläut. Abgerufen am 27. Januar 2020.
  9. Günther Grundmann: Deutscher Glockenatlas. Deutscher Kunstverlag, 1959 (google.de [abgerufen am 28. Januar 2020]).

Koordinaten: 48° 15′ 59,5″ N, 10° 26′ 43,8″ O