St. Joseph (Neustadtgödens)

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St. Joseph in Neustadtgödens
Innenraum

Die kleine katholische Pfarrkirche St. Joseph in Neustadtgödens, einem Ortsteil der Gemeinde Sande im Landkreis Friesland, ist die erste nach der Reformation in Ostfriesland[1] gebaute katholische Kirche. Sie wurde 1715 geweiht.[2] Heute gehört sie zur Pfarreiengemeinschaft Aurich-Wittmund-Wiesmoor-Neustadtgödens im Bistum Osnabrück.[3]

Geschichte

Ab den 1520er Jahren setzte sich in Ostfriesland die Reformation durch, anfangs in lutherischer, später mehr und mehr in reformierter Prägung. Alle historischen Kirchen wurden protestantisch. Die Ausübung des katholischen Gottesdienstes war nur noch privat möglich.[4]

Die Herrlichkeit Gödens kam 1574 durch Heirat in den Besitz eines Zweigs der westfälischen Adelsfamilie von Frydag. Franz Ico von Frydag heiratete 1639 die katholische Freifrau Margarethe Elisabeth von Westerholt. Noch im selben Jahr wurde im Schloss Gödens eine katholische Hauskapelle errichtet, 1692 eine Missionsstation in Neustadtgödens.[2] Obwohl der ab 1544 durch Eindeichung und Neulandgewinnung entstandene Ort dem Pfarrzwang der reformierten Kirche in Dykhausen unterlag,[5] durften für die zugewanderten Arbeitskräfte auch eine mennonitische[6] und eine lutherische Kirche sowie eine Synagoge gebaut werden[3] – eine außergewöhnliche Situation im Zeitalter der landesherrlichen Religionshoheit.

Ermöglicht durch eine Stiftung der Rentmeisters-Witwe Johanna Sophia Breneisen geb. Hoyerbeck[7] und gefördert durch Burchard Wilhelm von Frydag wurde 1715 das schlichte Kirchengebäude errichtet, das zugleich die Wohnung für den Geistlichen und Schulräume enthielt. Die Finanzierung ermöglichten überregionale Spendenaufrufe.[2]

Die Pfarrer – anfangs Jesuiten, später Franziskaner – hatten bis zum Zweiten Weltkrieg ein großes Gebiet unter Einschluss von Esens, Wittmund und Wiesmoor zu betreuen. In Folge des Zustroms katholischer Heimatvertriebener wurden neue Kirchen gebaut und das Pfarreigebiet verkleinert. Seit 1983 gibt es für die derzeit etwa 600 zu St. Joseph gehörenden Katholiken keinen eigenen Pfarrer mehr.[3]

Baubeschreibung

Die nordsüdlich ausgerichtete Backstein-Kirche ist äußerlich nur durch den m hohen, frei stehenden Glockenturm als Gotteshaus erkennbar. Das nördliche Drittel des Gebäudes mit rechteckigen Fenstern war Wohn- und Schulzwecken vorbehalten, der südliche Teil mit Rundbogenfenstern und -türen enthält den Kirchsaal, den eine flache Balkendecke überspannt.

Weblinks

Commons: St. Josef (Neustadtgödens) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bis zur Gebietsreform in Niedersachsen 1972 gehörte Neustadtgödens zum ostfriesischen Landkreis Wittmund.
  2. a b c Infotafel bei der Kirche
  3. a b c Die Kirche auf der Netzpräsenz der Pfarreiengemeinschaft
  4. Friesische Freiheit und reformatorische Bewegung – Reformation in Ostfriesland (reformiert-info.de)
  5. 1715 wurde auch eine reformierte Kirche in Neustadtgödens gebaut ([1]).
  6. Die Mennoniten waren reichsrechtlich nicht anerkannt, von den angeworbenen Niederländern hatten aber viele dieses Bekenntnis.
  7. Stiftertafel an der Nordseite der Kirche mit dem Anfang von 2 Chr 7,6 VUL als Chronogramm

Koordinaten: 53° 28′ 49,5″ N, 7° 59′ 7,9″ O