St. Martinus (Olpe)

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Pfarrkirche St. Martinus
Agatha-Säule vor dem Nordportal

Die neugotische St.-Martinus-Kirche in Olpe ist eine römisch-katholische Pfarrkirche in Nordrhein-Westfalen. Sie gehört zum Pastoralen Raum Olpe-Drolshagen im Dekanat Südsauerland des Erzbistums Paderborn.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 800 wurde auf dem fränkischen Reichshof Olpe die erste Martinus-Kirche erbaut. Durch Brandstiftung am 16. August 1907 wurde die alte Kirche bis auf die Grundmauern zerstört. Die Drahtzieher konnten nie ermittelt werden. Im Vorfeld der Brandstiftung hatte es einen langen Streit über Neubau oder Umbau der alten Pfarrkirche gegeben.[2] In den Jahren 1907 bis 1909 wurde nach den Entwürfen des Dortmunder Architekten Johannes Franziskus Klomp eine dreischiffige gestufte Hallenkirche mit Querhaus und Doppelturmfassade (Turmhöhe 61 m) im neugotischen Stil erbaut. Die Grundsteinlegung erfolgte am 23. Juli 1907; die Bauausführung oblag dem Bauunternehmer Anton Sunder-Plassmann aus Förde (heute: Grevenbrück). 1922 wurden die drei ersten Bronzeglocken und 1937 die Herz-Jesu-Glocke geweiht.

1945 wurde das Kirchengebäude durch Luftangriffe im Verlauf des Zweiten Weltkriegs stark beschädigt. Einer der Türme wurde in den letzten Kriegstagen von deutschen Pionieren gesprengt, weil er umzustürzen drohte. Der Turmstumpf blieb als Mahnmal erhalten.[3]

Am 20. Juli 1988 wurde das Gebäude mit seinen historischen Ausstattungsstücken als Einheit unter Denkmalschutz gestellt. Zuvor fanden 1958 und 1973 umfassende Renovierungsarbeiten statt

Im Kircheninneren finden 650 Menschen einen Sitzplatz.

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Nordwestturm sind nicht nur die Turmuhr, sondern auch die Glocken montiert. Das jüngste Geläut stammt aus dem Jahr 1949. Dabei handelt es sich um Stahlglocken, die beim Bochumer Verein gegossen wurden. Geweiht wurden sie der Gottesmutter Maria und den Heiligen Martinus, Agatha und Rochus. Die ursprünglichen Glocken wurden 1917 und 1942, jeweils im Zuge des Weltkrieges, beschlagnahmt und eingeschmolzen. Erhalten blieb lediglich die kleine Chorglocke aus dem Jahr 1907.[4]

Agatha-Säule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem Nordportal wurde 1979 die Agatha-Säule errichtet. Dabei handelt es sich um eine zwei Meter hohe Steinsäule, auf der eine lebensgroße Figur der Heiligen Agatha montiert ist. Sie ist der Ersatz für eine Vorgänger-Figur, die 1965 eingeweiht und 1973 gestohlen wurde.

Kirchenausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptportal mit Kreuzigungsgruppe und Madonna
Spätgotische Kreuzigungsgruppe mit Tabernakel im Chorraum

Anbetungskapelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 1945 teilgesprengten Südwestturm wurde 2013 eine Anbetungskapelle für die im selben Jahr seliggesprochene Olper Ordensgründerin Maria Theresia Bonzel eingerichtet, in der sich auch das Grab der Seligen befindet. Ihre sterblichen Überreste wurden am 12. November 2013 aus der bisherigen Grabkapelle am Mutterhaus des Ordens in die Pfarrkirche überführt. Sehenswert die Fenster oberhalb dieser Kapelle: Es sind die einzigen Originalfenster. Sie waren zum Zeitpunkt der Bombardierung von Olpe noch nicht eingebaut, so dass beim Treffer der Kirche nur die provisorischen Fenster zerstört wurden. So konnten nach dem Wiederaufbau hier die unversehrten Originalfenster eingebaut werden, während alle anderen Kirchenfenster Neuanfertigungen aus der Nachkriegszeit sind.

Portale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der aus Grevenbrück stammende Bildhauer Matthias Beule vollendete mit der Gestaltung der Außenportale seinen ersten größeren Auftrag. Er schuf die Kreuzigungsgruppe mit Madonna über dem Hauptportal und die Plastiken über den Seiteneingängen.[5]

Kreuzigungsgruppe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die monumentale spätgotische Kreuzigungsgruppe zählt zum ältesten und wertvollsten Besitz der Kirche. Das Kreuz wird von den Assistenzfiguren Maria und Johannes flankiert. Die Schöpfer der Gruppe sind unbekannt. Experten gehen von einem rheinischen Ursprung aus und datieren das Werk in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Altar[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der neugotische Schnitzaltar steht im nördlichen Seitenchor. Er wurde im Jahr 1911 aufgestellt.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Orgel stammt aus der Werkstatt der Firma Johannes Klais (Bonn). Sie wurde 1958 installiert als Ersatz für das Vorgängerinstrument, das bei einem Bombenangriff zerstört wurde. 1989 erfolgte eine Renovierung und eine Erweiterung der Orgel. Sie besteht seitdem aus 41 Registern (2758 Pfeifen) auf drei Manualen (Schleifladen) und Pedal (Kegellade). Die Trakturen sind elektrisch.[6]

I Rückpositiv C–g3
1. Lieblich Gedackt 8′
2. Quintadena 8′
3. Venezianerflöte 4′
4. Prinzipal 2′
5. Terz 135
6. Sifflöte 113
7. Oktävchen 1′
8. Cymbel III 12
9. Krummhorn 8′
II Hauptwerk C–g3
10. Gedacktpommer 16′
11. Prinzipal 8′
12. Rohrflöte 8′
13. Oktave 4′
14. Singend Gedackt 4′
15. Quinte 223
16. Superoktave 2′
17. Cornet III
18. Mixtur IV–VI 113
19. Trompete 16′
20. Trompete 8′
III Schwellwerk C–g3
21. Holzflöte 8′
22. Gemshorn 8′
23. Prinzipal 4′
24. Violflöte 4′
25. Hohlflöte 2′
26. Sesquialter II 223
27. Acuta IV–V 1′
28. Basson 16′
29. Trompette harmonique 8′
30. Schalmey 8′
31. Clairon harmonique 4′
Tremulant
Pedal C–f1
32. Prinzipalbaß 16′
33. Subbaß 16′
34. Gedacktpommer (Nr. 10) 16′
35. Oktavbaß 8′
36. Gedecktbaß 8′
37. Choralbaß 4′
38. Nachthorn 2′
39. Hintersatz IV 2′
40. Posaune 16′
41. Basstrompete 8′

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Katholische Pfarrkirche St. Martinus Olpe/Biggesee. Schnell, Kunstführer Nr. 1244, 1981, 2. veränderte Auflage 2000, ISBN 3-7954-4963-4

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St.-Martinus-Kirche (Olpe) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. unbekannt: St. Martinus-Kirche Olpe. In: Pastoraler Raum Olpe-Drolshagen. Pastoraler Raum Olpe-Drolshagen, 17. Oktober 2023, abgerufen am 17. Oktober 2023.
  2. 100 Jahre St. Martinus Kirche, Programmheft
  3. Pastoralverbund Olpe-Biggesee: Pfarrei St. Martinus
  4. Das Geläut von St. Martinus auf wdr.de: Glockenpforte.
  5. Hans Mieles, Matthias Beule, Bildhauer im Sauerland und in Schlesien, in: Heimatkalender für das kurkölnische Sauerland „De Suerlänner 1968“, S. 23
  6. Zur Geschichte und Disposition der Klais-Orgel

Koordinaten: 51° 1′ 45,2″ N, 7° 50′ 41,6″ O