Stadtgarten Essen
Der Stadtgarten Essen ist Essens älteste, öffentlich zugängliche Grünanlage. Er liegt südlich des Essener Hauptbahnhofes im Stadtteil Südviertel, zwischen dem Aalto-Theater, der Philharmonie und dem angrenzenden Stadtteil Rüttenscheid.
Geschichte
Anfänge
Bereits 1859 entstand eine Grünanlage nahe der Huyssenallee im Süden der Stadt[1] auf zuvor landwirtschaftlich genutzter Fläche. Auch ein inzwischen mit Wasser gefüllter Steinbruch lag hier, aus dessen Steinen einst die Essener Stadtmauer errichtet wurde. Der in Hannover tätige Landschaftsarchitekt Christian Schaumburg wurde mit der Gestaltung der Grünanlage beauftragt, nachdem zuvor Peter Joseph Lenné abgelehnt hatte. Die Ausführung der Arbeiten übernahm der Essener Kunstgärtner Karl Böhnert, dessen Haus mit Vorgarten und Ausstellungsraum sich an der Kettwiger Straße dort befand, wo heute das Kaufhaus Kaufhof steht.[2] Zur Zeit der Industrialisierung, der rasant ansteigenden Zahl von Steinkohle-Zechen und der rasch expandierenden Stahlindustrie der Friedrich Krupp AG, sollte die Grünanlage als Gegenpol dazu zur Erholung der Bevölkerung dienen. Das aufstrebende Großbürgertum wollte, wie zu dieser Zeit üblich, seinen wirtschaftlichen Wohlstand demonstrieren und gesellschaftliches Ansehen erlangen.
1863 wurde die Essener gemeinnützige Aktiengesellschaft zur Finanzierung des Baus eines Veranstaltungssaales im Volksgarten gegründet. Daran war maßgeblich Friedrich Hammacher beteiligt, der deshalb am 5. Oktober 1888 zum 25-jährigen Bestehen des Stadtgartens zum Ehrenbürger der Stadt Essen ernannt wurde.[3]
1864 folgte die Grundsteinlegung für den Stadtgartensaal: ein Fachwerkgebäude mit großem Festsaal, der durch ein schlichtes Restaurationsgebäude in zweigeschossiger Massivbauweise ergänzt wurde. Dieses Gebäude wurde im Sommer 1901 wegen gestiegener Ansprüche abgebrochen und an gleicher Stelle der Saalbau errichtet.[4]
1877 ging die bis dahin 2,7 Hektar große Parkanlage, nach finanziellen Problemen der Aktiengesellschaft und Kauf aller Aktien durch die Stadt, als erster Park in kommunalen Besitz über. Damit ist der seit 1881 so genannte Stadtgarten die älteste, öffentlich zugängliche Grünanlage der Stadt. Der Besuch des Stadtgartens war kostenfrei. Nur bei Veranstaltungen wurde eine Gebühr von 20 Pfennigen erhoben. Unter der Leitung des Essener Stadtgärtners Heinrich Stefen wurde die Grünanlage 1888 erweitert, da das bisherige Gelände für die gestiegenen Besucherströme zu klein wurde.
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um 1901: unterer Teich
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um 1901: oberer Teich
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um 1901: Stadtgartensaal
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Gedenkstein an Heinrich Stefen, Stadtgartendirektor von 1883 bis 1907
Der Stadtgarten im 20. Jahrhundert
1904 war der neue Saalbau fertiggestellt. Der nunmehr zwölf Hektar große Stadtgarten war bis in die 1920er Jahre die wichtigste Grünanlage der Stadt. Dann folgte der Grugapark als Konkurrent. Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Stadtgarten schwere Zerstörung, was einen Wiederaufbau nach sich zog. Auch der Saalbau wurde 1943 zerstört und 1949 bis 1954 verändert wieder aufgebaut.[4] Nach mehrfachem Umbau befindet sich in diesem Saalbau die heutige Philharmonie Essen.
Östlich des Saalbaus und südlich des noch nicht existierenden aber geplanten Aalto-Theaters wurde 1969 mit dem Bau einer U-Bahn-Station samt einer Abstell-, Reparatur- und Wartungsanlage unter dem Stadtgarten begonnen. Die Strecke führt von der U-Bahn-Haltestelle Essen Hauptbahnhof unter der Huyssenallee entlang, und biegt mit meterspurigen Gleisen nach Südosten zum Stadtgarten ab. In dem zweistöckigen Bauwerk sollte in der oberen Ebene der U-Bahnhof mit möglichem Namen Opernhaus oder Musiktheater entstehen, und darunter der Raum für Fahrzeugwartung und -Abstellung. Weitere Planungen, die eine Weiterführung der Strecke bis nach Kray vorsahen, wurden nicht umgesetzt, so dass der Tunnel an der nie als Bahnhof genutzten Station unter dem Stadtgarten endet.[5]
In den 1980er Jahren büßte der Stadtgarten durch den Bau des Sheraton-Hotels im westlichen und des Aalto-Theaters im nördlichen Teil etwas an Fläche ein.
Ab 2004 erfolgten Umbaumaßnahmen und Modernisierungen im Stadtgarten. Dazu kam 2006 die Umgestaltung der versiegelten Fläche eines 2400 Quadratmeter großen Betriebshofes zur Grünfläche. Schließlich wurden 2008 Wege und Parkbänke erneuert, Spielplätze um- und neugestaltet sowie die Attraktivität des Teichumfeldes mit neuen Aufenthaltsmöglichkeiten verbessert. Aus dem Teich selbst wurden 1820 Tonnen Schlamm entfernt und das Ufer neu bepflanzt. Hinzu kam eine neue, zwölf Meter hohe Wasserfontäne, die von acht Unterwasser-Scheinwerfern beleuchtet wird. Alle diese Maßnahmen waren im Oktober 2008 abgeschlossen. Sie fanden mit Unterstützung des Arbeitsmarktprojektes im Rahmen des Stadtentwicklungsprogramms ESSEN.Neue Wege zum Wasser statt.[6]
Heutige Parkanlage
Der Essener Stadtgarten ist mit heute 6,87 Hektar[7] die größte Grünanlage im Innenstadtbereich. Er bietet zwischen einigen Rasenflächen wieder älteren Baumbestand, zwei Spielplätze und einen zentralen Teich mit Fontäne.
Kunst im Stadtgarten
Zudem wurden im Laufe der Zeit einige Kunstwerke im Stadtgarten aufgestellt. Die älteste Skulptur aus dem Jahr 1905 ist die Fee von Wilhelm Nida-Rümelin, die ursprünglich als Aphrodite für einen Brunnen in der Wandelhalle des Saalbaus aufgestellt werden sollte. Sie wurde Anfang 2016 abgebaut, zur Restaurierung gegeben und soll Im Sommer des Jahres mit neuer Verankerung wieder aufgestellt werden.[8] Der Standort für einen rezitierenden oder freisprechenden Menschen wurde 1987 von Wolfgang Liesen aufgestellt. Die 1983 im Bauschutt gefundene Säule ist wie vom Sockel abgebrochen, im Boden eingesunken, installiert worden, so dass man sich auf dem Sockel freisprechend positionieren kann. Von den Erdmäulern von Guido Hoffmann-Flick wurden insgesamt vier - je eines mineralisch, pflanzlich, tierisch und menschlich - durch den Landschaftsarchitekten Ulrich Falke am 1994 angelegten Spielplatz aufgestellt.
Die drei Ganz großen Geister des Künstlers Thomas Schütte standen seit 2004 direkt vor dem angebauten Pavillion am Saalbau. Die tonnenschweren, knapp vier Meter hohen Bronzeskulpturen sind auf einen Wert von rund neun Millionen Euro gestiegen, so dass sich der Essener Kunstsammler und Mäzen Thomas Olbricht zusammen mit der Stadt Essen für einen Abbau seiner Leihgabe aus Angst vor Metalldiebstahl entschied. Der Abtransport fand am 18. Februar 2016 statt, wobei ein Kran einer Figur den Kopf abriss. Der Schaden sei reparabel.[9]
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Wilhelm Nida-Rümelin – Fee (1905)
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Max Bill – Die unendliche Schleife (1974), aus Tranåsgranit; Inschrift: Den Bürgern der Stadt Essen zum Geschenk von der Ferrostaal AG 1978
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Stephan Huber – Cello (1987)
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Klaus Simon – Fünf Finger einer Hand, fünf Wände zum Pentagramm (1987)
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Ulrich Rückriem – Obelisk (1987), aus Dolomitgestein
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Ulrich Rückriem – Dolomit (1987)
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Ulrich Rückriem – Steinhaus (1988)
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Wolfgang Liesen – Standort für einen frei sprechenden Menschen (1987)
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Guido Hoffmann-Flick – Erdmaul (1994)
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Guido Hoffmann-Flick – Erdmaul (1994)
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Guido Hoffmann-Flick – Erdmaul (1994)
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Thomas Schütte – Ganz große Geister (1998–2004)
Regelmäßige Veranstaltungen
Der im Jahr 1998 gegründete Boule-Pétanque-Club Essen-Stadtgarten e. V. organisiert jeden Sonntag ein Boule-Turnier.[10]
Zur seit 2004 stattfindenden Oldtimer-Ausfahrt Tour de Rü (Rü für Rüttenscheider Straße) dient der Stadtgarten der Startaufstellung.[11]
Seit 2011 finden jährlich im Juni die Park Sounds statt (mit Ausnahme 2014, bedingt durch den Pfingststurm Ela), bei denen experimentelle elektronische Klänge geboten werden.[12]
Literatur
- Wolfgang Gaida, Helmut Grothe: Vom Kaisergarten zum Revierpark. Pomp, Bottrop, Essen 1997, ISBN 978-3-89355-162-0, S. 93–96.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Amtlicher Führer durch die Große Ruhrländische Gartenbau-Ausstellung "Gruga", S. 36; hrsg. von der Ausstellungsleitung 1929 Digitalisat der ULB Düsseldorf
- ↑ Hugo Rieth: Essen in alten Ansichten, Band 1. 3. Auflage. Zaltbommel, Niederlande 1978.
- ↑ Portrait von Friedrich Hammacher auf essen.de; abgerufen am 28. Juni 2016
- ↑ a b Saalbau und Philharmonie. (PDF; 949 kB) In: Denkmalliste der Stadt Essen. Abgerufen am 28. Juni 2016.
- ↑ DerWesten.de vom 2. Dezember 2014: Hinter dem Aalto-Theater liegt seit 45 Jahren ein Geister-U-Bahnhof; abgerufen am 18. Juni 2016
- ↑ Pressemitteilung Arbeit und Bildung Essen Gesellschaft mbH (ABEG) vom 30. Oktober 2008: Der Stadtgarten ist fertig.
- ↑ Essen.de: Stadtteil-Kurzporträt Südviertel; zuletzt gesichtet am 28. Juni 2016
- ↑ Derwesten.de vom 2. April 2016: Stadtgarten-Besucher vermissen die bronzene Fee; abgerufen am 28. Juni 2016
- ↑ Derwesten.de vom 18. Februar 2016: Künstler bedauert Abbau der Skulpturen an der Philharmonie; abgerufen am 28. Juni 2016
- ↑ BPC Essen-Stadtgarten e.V.; abgerufen am 28. Juni 2016
- ↑ Tour de Rü; abgerufen am 19. Februar 2016; offline
- ↑ Pressemeldung der Stadt Essen im Juli 2015: "Park Sounds" im Stadtgarten eröffnen den Sommer
Koordinaten: 51° 26′ 40″ N, 7° 0′ 42″ O