Statens Järnvägar

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Statens Järnvägar
Kungliga Järnvägsstyrelsen

Logo
Rechtsform Schwedische Behörde
Gründung 1887
Auflösung 1. Januar 2001
Sitz Stockholm, Schweden
Branche Eisenbahn
Website http://www.sj.se/
Logo der SJ AB am Triebkopf eines SJ X2

Statens Järnvägar, abgekürzt SJ, war der allgemeine Name der ehemaligen schwedischen Staatsbahnen, welche bis 1990 das Monopol im gesamten schwedischen Schienenverkehr hatte und bis in die 1990er Jahre die Schieneninfrastruktur verwaltete. Offiziell hieß das Unternehmen Kungliga Järnvägsstyrelsen.

Bis zum 1. Januar 2001 existierten die SJ als unternehmerisch tätige Behörde. Seitdem trägt die in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Personenverkehrssparte der ehemaligen Bahnbehörde den Namen SJ AB.

Die Staatsbahnzeit

Die SJ entstanden 1856, als die ersten „Stammbahnen“ genannten Hauptstrecken eröffnet wurden. Damit begann eine enorme Entwicklung, als das Unternehmen entlang aller Strecken Bahnwärter beschäftigte, Dienstwohnungen für alle Bahnwärter und das Bahnhofspersonal einrichtete und Architekturabteilungen schuf, die über das Aussehen der Bahnhöfe und die Anlage und Gestaltung der Bahnanlagen entschieden. Bis 1973 gab es eine eigene Gartenabteilung, die für die Ausschmückung der Bahnhofsplätze zuständig war.

Die Bedeutung der SJ wuchs bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, nicht zuletzt durch einen Reichstagsbeschluss von 1939 über die Allgemeine Eisenbahnverstaatlichung in Schweden, wonach sehr viele der zahlreichen schwedischen Privatbahnen verstaatlicht und in die SJ eingegliedert wurden. Dadurch erreichten die SJ in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg eine starke Stellung. Sie führten den Personen- und Güterverkehr auf dem gesamten staatlichen Schienennetz durch und betrieb Buslinien im ganzen Land. Über das Tochterunternehmen Aktiebolaget Svenska Godsbilcentraler (ASG) spielten die SJ eine Rolle im Güterverkehr auf der Straße. Es gab eine bahneigene Reisebürokette und die SJ betrieben Zug- und Autofähren. Es gab eigene Werkstätten für den Zugbetrieb. Bau und Unterhalt der Strecken oblagen der Behörde. Seine maximale Größe erreichte das Unternehmen 1950, als es mit 50.000 Mitarbeitern fast jeden hundertsten Schweden beschäftigte. Die Mehrheit der Beschäftigten im öffentlichen Sektor arbeitete damals bei der SJ.

1963 forderte der schwedische Reichstag, dass jede Verkehrsform sich wirtschaftlich selbst tragen müsse. Dieser Beschluss führte zur Stilllegung eines Großteils der Nebenstrecken in Schweden. Gleichzeitig wurde der Busverkehr weiterentwickelt, so dass die SJ in den 1970er Jahren das größte Busunternehmen in Schweden wurden.

Privatisierung

In den 1980er Jahren war es Ziel der schwedischen Verkehrspolitik, die SJ aufzuteilen und zu verkaufen. Zunächst wurde das Streckennetz vom Zugbetrieb getrennt: Das Streckennetz wurde 1988 an Banverket übertragen, eine staatliche Gesellschaft (Behörde), die bis 31. März 2010 für die Infrastruktur des schwedischen Schienenverkehrs verantwortlich war. Am 1. April 2010 wurden diese Aufgaben von der neu gegründeten Behörde Trafikverket übernommen, die zudem für Bau und Unterhalt der Straßen zuständig ist.

In weiteren Schritten wurden in den 1990er Jahren die Reisebüros verkauft und der Busverkehr in die Gesellschaft Swebus ausgegliedert, die heute im Besitz der englischen Firma Stagecoach ist. Am 1. Januar 2001 wurden die wesentlichen Geschäftsbereiche der SJ schließlich in sechs neue, unabhängige Aktiengesellschaften überführt. Von den ursprünglichen SJ blieb aus technischen Gründen ein kleiner Rest übrig, genannt Affärsverket Statens Järnvägar (SSRT), der keinen eigenen Schienenverkehr betreibt, jedoch einige Fahrzeuge besitzt und diese an verschiedene Verkehrsunternehmen vermietet.

Die schwedische Eisenbahn nach der Aufspaltung

Personenverkehr (SJ AB)

EuroNight-Wagen der SJ AB im Berliner Hauptbahnhof mit Logo der SJ AB

Der Personenreiseverkehr wurde von der „SJ AB“ übernommen. Sie betreibt den schwedischen Eisenbahn-Fernreiseverkehr heute auf rentablen Strecken eigenwirtschaftlich. Nicht lohnend zu betreibende Strecken werden durch staatliche Aufgabenträger nach Ausschreibung an das Eisenbahnverkehrsunternehmen vergeben, welches das günstigste Angebot vorlegen kann. Der Regionalverkehr ist Angelegenheit der Provinzial- und Regionallandtage (schwedisch landsting). Dementsprechend existiert in jeder Provinz eine eigene Gesellschaft, die den Regionalverkehr organisiert und die nötigen Verkehrsleistungen bei den Verkehrsunternehmen bestellt. Das günstigste Unternehmen für die Erbringung des Verkehrs wird per Ausschreibung ermittelt. wobei sich SJ an den Ausschreibungen für Fern- und Regionalverkehrsleistungen beteiligen kann. Im Regionalverkehr konnte SJ AB lange Zeit nur wenige Leistungen gewinnen und im Fernverkehr verlor sie wichtige Routen. Nach der Jahrtausendwende gelang es ihr, in Kooperation mit anderen Bahnunternehmen wieder mehr Verkehre zu übernehmen.

Ab Mitte 2015 reisten tausende Flüchtlinge vor allem aus Syrien mittels SJ nach Schweden ein. Am 21. Dezember 2015 kündigte SJ an, den Personenverkehr aus Dänemark einzustellen. Grund sei, dass SJ nicht in der Lage sei, wie von der schwedischen Regierung gefordert, die Identität aller nach Schweden einreisenden Fahrgäste zu überprüfen. Die Regierung hat nach dem massiven Zuzug vorübergehend das Schengen-Abkommen ausgesetzt und ein Gesetz verabschiedet, das Personenkontrollen in allen öffentlichen Verkehrsmitteln vorschreibt. Ab dem 4. Januar 2016 müssen alle Transportunternehmen mit Strafen rechnen, wenn sie Fahrgäste ohne einen Identitätsnachweis mit Foto ins Land bringen. Die Bahn erklärte, sie habe nicht die Kapazitäten für solche Kontrollen und stelle daher vorübergehend den Personenverkehr ein, bis eine praktikable Lösung gefunden sei.[1] Zum 1. März 2016 wurde der Betrieb auf der Strecke Malmö–Kopenhagen wieder aufgenommen.[2]

Güterverkehr

Der Güterverkehrssparte der alten SJ wurde in die Gesellschaft Green Cargo (GC) überführt. Schon in den 1990er Jahren wurde der Erzverkehr auf der nordschwedischen Erzbahn Luleå–Gällivare–Kiruna–Narvik ausgegliedert. Dieser wurde von der Grubengesellschaft LKAB mittels ihrer Tochtergesellschaften Malmtrafik i Kiruna aktiebolag (MTAB) in Schweden und MTAS (in Norwegen) in eigener Regie durchgeführt. MTAB wurde in LKAB Malmtrafik AB umbenannt.

Green Cargo wickelt zusammen mit seiner Tochtergesellschaft TGOJ einen Großteil des schwedischen Schienengüterverkehrs ab, muss sich jedoch zunehmend der Konkurrenz durch neue Wettbewerber wie etwa Hector Rail stellen. In der Vergangenheit wurde immer wieder über eine Kooperation oder einen Zusammenschluss von Green Cargo mit Railion, der Güterverkehrsgesellschaft der Deutschen Bahn, spekuliert.

Weitere Geschäftsfelder

Die Wartung und Instandhaltung der Züge hat die EuroMaint AB und die TrainTech Engineering AB (heute Interfleet Technology) übernommen, Jernhusen AB verwaltet die Immobilien der ehemaligen Staatsbahn, Unigrid AB ist verantwortlich für die IT-Infrastruktur und TraffiCare AB sorgte für die Bahnhofs- und Zug-Abfertigung. Die TraffiCare AB wurde inzwischen zum Teil verkauft, zum Teil umorganisiert.

Literatur

  • Rico Merkert: Die Liberalisierung des schwedischen Eisenbahnwesens – ein Beispiel vertikaler Trennung von Netz und Transportbetrieb. In: Volkswirtschaftliche Diskussionsbeiträge der Universität Potsdam; Diskussionsbeitrag Nr. 62; PDF-Dokument.

Weblinks

Commons: Statens Järnvägar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Flüchtlinge –Schwedens Bahn stoppt Zugverkehr aus Dänemark. In: tagesschau.de. Norddeutscher Rundfunk, 21. Dezember 2015, abgerufen am 10. Mai 2016.
  2. SJ nimmt den Verkehr zwischen Schweden und Dänemark wieder auf. In: nyhetsrum.sj.se. Sveriges television, 2. Februar 2016, abgerufen am 6. September 2016 (schwedisch).