Tabula Asinaria

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Isaac Duchemin: Tabula Asinaria. Der Eselen Kunstkammer, Kupferstich, 44,3 × 35,0 cm, Köln: Johann Bussemacher, 1612.[1]

Tabula Asinaria (lateinisch Eselstafel) ist der Titel eines Flugblattes aus dem 16. Jahrhundert mit einer allegorischen Darstellung der Unbildung der Zeitgenossen und deren Ignoranz gegenüber den Künsten. Die Zeitgenossen sind hierzu als Esel dargestellt, die in einer Kunstkammer die in ihrem Unvermögen alle Instrumente der Kunst zerstören, so dass die Musen der Künste fliehen. Der Titel Tabula Asinaria spielt auf die Fabula asinaria[2] an, die Eselskomödie des Plautus.[3]

Erste Auflage (Köln, 1582)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die erste Auflage des Flugblattes mit einem Kupferstich, den Isaac Duchemin († vor oder um 1600) im Auftrag des Humanisten Jean Matal (um 1517–1597), eines Schülers des Andrea Alciato (1492–1550),[4] des Autors des ersten Emblembuchs, entworfen und gestochen hatte, erschien 1582 in Köln.[5][6][7][8][3] Ausgangspunkt war die unter dem Kupferstich angebrachte Elegie, in der eine solche Darstellung in lateinischer Sprache ekphrastisch beschrieben war. Mit ihr versuchte Matal im Konfessionsstreit, der damals auch zu Lasten der Künste eskalierte, irenisch zu intervenieren. Im Einklang miteinander demonstrieren Kupferstich und Gedicht, wie eine Horde Esel als Verkörperungen von Unwissenheit und lgnoranz in einer geräumigen Kunstkammer alle Werkzeuge und Hervorbringungen der Künste zertrampelt. Betroffen sind davon die in ihren Instrumenten und Werken repräsentierten Künste Malerei, Medizin und Pharmazie, Uhrmacherkunst und Chronologie als Wissenschaft von der Berechnung und Messung der Zeit, der Buchdruck und die Gelehrsamkeit, welche Rhetorik, Grammatik, Dialektik, Dichtkunst und die gesamte schöngeistige und wissenschaftliche Literatur umfasst, die Musik sowie Kartographie und Astronomie.

Ein Esel springt als falscher Maler gegen eine Staffelei mit Palette, so dass ein Gefäß mit dem Malmittel umstürzt und die Pinsel herabfallen. Er streckt seinen Hals hinauf zu einer als Malvorlage an die Staffelei gehefteten Skizze und reißt sie mit den Zähnen herab. Als falscher Arzt mit dem Uringlas auf dem Rücken frisst ein anderer Esel die Kräuter aus dem Füllgefäß auf einem Destillierofen, in das sie zur Extraktion ihrer ätherischen Öle gegeben wurden. Den Destillationshelm (Alembik) hat ein nun am Boden schlafender Esel bereits vom Kopf des Ofens herabgeworfen. Ein weiterer Esel zerstört eine Wanduhr. Bei dem Versuch, die Uhr einzurichten, hat er sich in die Seilzüge mit den Gewichten verbissen und reißt nun die Uhr von der Wand. Ein Esel wälzt sich rücklings in einem Berg am Boden liegender Bücher ohne dadurch gebildet zu werden. Gleich dahinter hält neben einem Tintenfässchen ein weiterer Esel eine Schreibfeder im Maul und versucht wohl vergebens, etwas Bedeutendes niederzuschreiben. Ein Esel beißt am Mundstück einer großen Bassbombarde mit Fontanelle und Schalbenschwanzklappe herum und versucht wohl vergeblich, mit dem Huf ein Tonloch zu schließen und die Flöte zu spielen. Zugleich trampelt er auf einer Laute, einer Gambe und den Pfeifen einer Schalmei herum. Ein weiterer schließlich zertritt Winkel, Kompass, Sonnenuhr und Zirkel als Instrumente der Kartographie und Astronomie und keilt gegen einen Globus aus.

In einer Parodie auf die Waschung, Salbung und Schmückung des Pegasus durch die Musen demonstriert eine Szene rechts vorne im Bild die Richtigkeit der Mahnung des Sprichworts „Asini caput ne laves nitro“ (lateinisch Wasch den Kopf eines Esels nicht mit Seife). Ein mit einem Lorbeerkranz gekrönter Dichter (poeta laureatus) bemüht sich dort mit großem Aufwand, einem Esel den Kopf zu waschen. Doch trotz aller Sorgfalt, obwohl drei Gehilfinnen Waschmittel und Handtuch herbeibringen und beim Reinigen des Kopfes helfen und obwohl auch schon Schwamm und Kamm zur Kultivierung des störrischen Tieres bereitliegen, wird es, wie auch die Elegie herausstellt, nicht gelingen aus dem Esel etwas anderes zu machen als einen Esel. Das Sprichwort von der Verschwendung von Seife, mit der man einem Esel den Kopf wäscht, war seit dem frühen 15. Jahrhundert in Italien, wurde da auch schon früh illustriert, und verbreitete sich spätestens durch die Adagia des Erasmus von Rotterdam (1466/1467/1469–1536) von 1500 in ganz Europa verbreitet.[8] Ein 1564 datierter Kupferstich des Michele Crecchi Lucchesi (tätig in Rom 1534–1564) mit dem Titel L’Asinaria (Die Eselei)[9] vereint eine Darstellung der Esel als Kunst- und Wissenschaftsbanausen bereits mit der Szene der vergeblichen Kopfwaschung eines Esels.[10] Die Inschriften benennen dort den Sinn der Szene: Wer denen hilft, die die Tugend mit Füßen treten, verschwendet bloß seine Güte und Mühe, wie man Seife und Mühe verschwendet, wenn man einem Esel den Kopf wäscht, führt doch die Eselei von Natur aus Krieg gegen die Tugend und lässt Macht und Reichtum vergehen, wenn sie nicht auf Wissen gegründet sind.[Anm. 1] Die Prominenz des Themas belegt ein Nachstich des Domenico Zenoi (1552–1584) von 1582 (?), der das Motiv seitenverkehrt und teils mit einer anderen Inschrift wiederholt.[11][12][Anm. 2][13]

An der Schwelle zur Kunstkammer beklagen im Bildhintergrund von Dulchemins Tabula Asinaria die Musen der Sieben Freien Künste schließlich den Ruin der Kunst durch die Banausen, bereit, ihre Instrumente der Kunst und die Kunstkammer bald ganz zu verlassen. Darüber fliegen durch das große Portal hindurch zwei geflügelte Esel als Parodie auf das Dichterross Pegasus herbei – einer davon mit einem prall gefüllten Geldsack um den Hals als Zeichen dafür, worum es diesen Eseln tatsächlich geht. Die geflügelten Esel beschleunigen das Übel, mit dem die Eselei die Macht über die Kunstkammer zu ergreifen begonnen hat. Bei der ironischen Inversion des Pegasus-Motivs konnte Matals Bild-Erfindung nicht nur an die Darstellung eines herbeifliegendenden geflügelten Esels in Luccheses L’Asinaria, sondern auch an einen undatierten anonymen Kupferstich anknüpfen, der eine Götterversammlung als Ring rund um die Darstellung eines mit einer Schlange kämpfenden Pegasus und darum herum eine Ansammlung von zehn Eseln zeigt, die auf den Instrumenten und Werken der Künste herumtrampeln und sich über sie hermachen.[14][15][16][17] Einige dieser Figuren übernahm Duchemin von dort sogar wörtlich in seine Tabula Asinaria.[8][3]

1582, in dem Jahr, an dessen Ende der Kölner Erzbischof Gebhard I. von Waldburg (1547–1601) zum Protestantismus übertreten würde, stellte die Elegie Matals, eines engagierten Irenikers, auf dem von ihm veranlassten Flugblatt die zerstörerische Ignoranz gegenüber den Künsten in direkten Zusammenhang mit jeder Bereitschaft zum Krieg. So tadelte er zugleich alle Kriegstreiberei als Dummheit und Ignoranz.

Zweite Auflage (Köln, 1612)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1612 produzierte der Kölner Graphikverleger, Buchdrucker und Kupferstecher Johann Bussemacher (tätig ab 1577; † nach 1616) eine Neuauflage der Tabula Asinaria.[18][19][20][8][3] Matals Elegie ersetzte er dabei durch ein anonymes, mehrstrophiges Gedichts in frühneuhochdeutscher Sprache, in dem das im Bild Dargestellte ausführlich erläutert wird.[3]

Der von derselben Platte vorgenommene Nachdruck des Blattes erfolgte in dem Jahr, in dem Ernst von Bayern (1554–1612), der 1583 anstelle Gebhards als Kölner Erzbischof eingesetzt worden war, im Februar 1612 gestorben, und in dem dessen Neffe Ferdinand von Bayern (1577–1650), der seit 1595 schon Koadjutor im Kölner Erzbistum war, zum neuen Erzbischof von Köln gewählt wurde. Ferdinand förderte zwar einerseits die Künste, ging andererseits aber deutlicher als sein Vorgänger gegen alles Abweichende vor. Der Übergang des Kölner Bischofssitzes an ihn dürfte daher für Bussemacher wohl der Anlass gewesen sein, eine dezidiert entschräfte Fassung des Flugblattes neu aufzulegen und hierzu mit einem neuen Text zu versehen, der zwar den Spott gegen die allgemeine Unbildung verschärfte, jeden Bezug auf Politik und Krieg nun aber vermied.[20]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gregor J. M. Weber: Poetenhafer, Flugesel und Künstlerparnass. Pegasus in den Niederlanden. In: Pegasus und die Künste. (= Ausstellungskatalog, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, 8. April – 31. Mai 1993). Herausgegeben von Claudia Brink, Wilhelm Hornbostel. Deutscher Kunstverlag, München 1995, ISBN 3-422-06109-6, S. 70–92. hier S. 88 f., 204ff., Nr. IV.18–19, Abb. 152 f.
  • Ilja M. Veldman: Keulen als toevluchtsoord voor Nederlandse kunstenaars (1567–1612). In: Oud-Holland. Band 107, Nr. 1, 1993, S. 34–58, hier S. 165 f., 168 f.
  • Peter Arnold Heuser: Tabula asinaria, inscitiae saeculi vivum exemplum (Köln 1582 und 1612). Zur historischen Verortung eines zeitkritischen illustrierten Flugblattes. In: Rheinische Vierteljahrsblätter 76, 2012, S. 123–151, Digitalisat.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Isaac Duchemin: Tabula Asinaria; inscitiae saeculi vivum exemplum. [Eselstafel: Lebendes Beispiel der Ignoranz unseres Zeitalters]. Der Esel Kunstkammer/ Das ist Lebendinge Abbildung/ welcher gestalt heutiges Tags die löbliche Freyen Künsten von den unwissenden Buffeln gehandelt/ herumbgezogen/ unter die Fuß getretten und in verachtung gebracht werden, allegorisches Flugblatt, Kupferstich, 44,3 × 35,0 cm. Köln: Johann Bussemacher, 1612; Amsterdam: Rijksmuseum RP-P-1878-A-889. In: rijksmuseum.nl. Abgerufen am 5. März 2024.
  2. T. Maccius Plautus: Fabula asinaria. In: Perseus Digital Library. Abgerufen am 3. August 2024 (Latein).
  3. a b c d e Peter Arnold Heuser: Tabula asinaria, inscitiae saeculi vivum exemplum (Köln 1582 und 1612). Zur historischen Verortung eines zeitkritischen illustrierten Flugblattes. Rheinische Vierteljahrsblätter 76, 2012, S. 123–151. In: academia.edu. Abgerufen am 5. März 2024.
  4. Peter Arnold Heuser: Jean Matal. Humanistischer Jurist und europäischer Friedensdenker (um 1517–1597). Köln / Weimar / Wien 2003, S. 49–58.
  5. Isaac Duchemin: Tabula Asinaria; inscitiae saeculi vivum exemplum. Kupferstich, KöIn 1582. In: Grafische Sammlung Albertina Wien. Abgerufen am 5. März 2024 (Latein).
  6. Johann Jacob Merlo: Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit. Neu bearbeitete und erweiterte Nachrichten von dem Leben und den Werken Kölnischer Künstler. (Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde: Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, Band 9). Hrsg. von Eduard Firmenich-Richartz unter Mitwirkung von Hermann Keussen. Schwann, Düsseldorf 1895, S. 194. In: archive.org. Abgerufen am 5. März 2024.
  7. Gregor J. M. Weber: Poetenhafer, Flugesel und Künstlerparnass. Pegasus in den Niederlanden. In: Claudia Brink, Wilhelm Hornbostel (Hrsg.): Pegasus und die Künste. (= Ausstellungskatalog, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, 8. April – 31. Mai 1993). Deutscher Kunstverlag, München 1995, ISBN 3-422-06109-6, S. 70–92, hier S. 88 f., 204 ff.
  8. a b c d Jean Michel Massing: ‚Washing the Ass’s Head‘. Proverbial and Allegorical Prints of the Sixteenth Century. In: Print Quarterly. Band 28, Nr. 3, 2011, S. 298–305, hier S. 302–305.
  9. Michele Lucchese: L’Asinaria. 1564, Kupferstich, 261 x 430 mm. London, British Museum, Inventar-Nr.: 1979,U.666. In: britishmuseum.org. Abgerufen am 8. März 2024 (englisch).
  10. Jean Michel Massing: ‚Washing the Ass’s Head‘. Proverbial and Allegorical Prints of the Sixteenth Century. In: Print Quarterly. Band 28, Nr. 3, 2011, S. 298–305, hier S. 302–305.
  11. Domenico Zenoi: L’Asinaria. (Der Kampf zwischen Unwissenheit und Vernunft). 294 × 406 mm, Kupferstich. In: estampesmartinez.com. Abgerufen am 19. März 2024 (italienisch).
  12. Galerie Martinez D., Estampes Anciennes & Modernes, Catalogue XX, Paris, Juli 2016. Nr. 59, S. 12. In: ilab.org. Abgerufen am 19. März 2024 (französisch).
  13. Maurice Saß: Physiologien der Bilder. Naturmagische Felder frühneuzeitlichen Verstehens. De Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-044862-7, S. 440–444, Abb. 96.
  14. Anonym: Götterversammlung im Olymp mit Pegasus und Eseln. um 1565, Kupferstich, Durchmesser 480 mm, Wallraf-Richartz-Museum Köln; Rhein. Bildarchiv 8.A217 562; abgebildet bei Jean Michel Massing: ‚Washing the Ass’s Head‘. Proverbial and Allegorical Prints of the Sixteenth Century. In: Print Quarterly. Band 28, Nr. 3, 2011, S. 298–305, hier S. 304, Abb. 181.
  15. Matthias Winner: Die Quellen der Pictura-Allegorien in gemalten Bildergalerien des 17. Jahrhunderts zu Antwerpen. Dissertation Köln. 1957, S. 70 f.
  16. Gregor J. M. Weber: Poetenhafer, Flugesel und Künstlerparnass. Pegasus in den Niederlanden. In: Claudia Brink, Wilhelm Hornbostel (Hrsg.): Pegasus und die Künste. (= Ausstellungskatalog, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, 8. April – 31. Mai 1993). Deutscher Kunstverlag, München 1995, ISBN 3-422-06109-6, S. 204, Kat. IV.18.
  17. Maurice Saß: Physiologien der Bilder. Naturmagische Felder frühneuzeitlichen Verstehens. De Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-044862-7, S. 445 f., Abb. 98.
  18. Isaac Duchemin: Tabula Asinaria; inscitiae saeculi vivum exemplum. [Eselstafel: Lebendes Beispiel der Ignoranz unseres Zeitalters]. Der Esel Kunstkammer/ Das ist Lebendinge Abbildung/ welcher gestalt heutiges Tags die löbliche Freyen Künsten von den unwissenden Buffeln gehandelt/ herumbgezogen/ unter die Fuß getretten und in verachtung gebracht werden, allegorisches Flugblatt, Kupferstich, 44,3 × 35,0 cm. Johann Bussemacher, Köln 1612. Amsterdam: Rijksmuseum RP-P-1878-A-889. In: rijksmuseum.nl. Abgerufen am 5. März 2024.
  19. Bernadette Schöller: Kölner Druckgraphik der Gegenreformatio. Ein Beitrag zur Geschichte religiöser Bildpropaganda zur Zeit der Glaubenskämpfe. Mit einem Katalog der Einblattdrucke des Verlages Johann Bussemacher. (= Veröffentlichungen des Kölnischen Stadtmuseums H. 9; = Diss. Marburg 1990). Kölnisches Stadtmuseum, Köln 1992, ISBN 978-3-927396-52-4, S. 164 f.
  20. a b Ilja M. Veldman: Keulen als toevluchtsoord voor Nederlandse kunstenaars (1567–1612). In: Oud Holland. Band 107, Nr. 1, 1993, S. 34–58, hier S. 165 f., 168 f.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. (Rechts oben): „Qui carent virtute, hanc veluti bruta pedibus conculcare student. Quod si in tales beneficium collocaveris, nihil aliud egeris, nisi (id quod aiunt) oleum et operam te amisisse dolebis.“ (lateinisch Diejenigen, denen es an Tugend mangelt, sind begierig darauf, sie wie Tiere mit Füßen zu treten. Wenn du für solche Menschen deine Güte einsetzt, wirst du nichts anderes getan haben, als zu bedauern, wie man sagt, Seife und Mühe verschwendet zu haben.) – (rechts unten): „Chi predica al deserto perde la fatica el sermone / Et chi lava el capo al asino perde la lescia el sapone.“ (italienisch Wer in der Wüste predigt, verliert seine Mühe und seine Predigt; und wer dem Esel den Kopf wäscht, der verliert seine Seife.) – (oben links): „Potentiam et opes, nisi virtute nitantur, mox interire conspicies.“ (lateinisch Du wirst erkennen, dass Macht und Reichtum, wenn sie nicht durch Tugend gestützt werden, bald vergehen.) – (oben rechts): „Chi le richezze, el poter’ non appoggia al saper, cade in disusata foggia.“ (italienisch Wer Reichtum und Macht nicht auf Wissen stützt, stürzt in Not.) – (Hintergrund): „Ecce de Asinescharia natura Contra Virtù la dispietata guerra.“ (italienisch Sieh den erbarmungslosen Krieg der eselhaften Natur gegen die Tugend.) – (Mitte links): „Indi alzato l trionfo a grande altura Falreagliorin sonar per ogni terra“ (italienisch Dann erhebe den Triumph in höchste Höhe, damit er in jedem Land erklinge.) – (Mitte): „Questa contra dilei biasmie bruttura Spende en' sieme con morsi i calciffera“.
  2. (Oben): „Ecco del’ asinesca ria natura contra virtù la dispietata guerra“ (italienisch Siehe den erbarmungslosen Krieg der eselhaft schlechten Natur gegen die Tugend). – (darunter): „L‘Asino di stupor d‘ingegno privo | All‘ignorante in tutto rassomiglia. || Che s‘è potente e ricco, non è vivo | Di vita, ch‘ à virtute il camin piglia. || Perciò vediamo l‘uno et l‘altro schivo | Dal ben oprare, e ch‘ogn ‘hor s‘assotiglia. || Di calpestar virtu, di farne stratio. | Cò piedi almen, ne di mal fare è satio.“ (italienisch Der dumme Esel, des Verstandes beraubt, gleicht in allem dem Unwissenden, der mächtig und reich ist, aber nicht das Leben lebt, das den Weg zur Tugend nimmt. Darum sehen wir den einen oder andern, der sich scheut, gut zu arbeiten und der jede Stunde schläft, der die Tugend zumindest mit den Füßen zertrampelt, sie zerstört, von den Untaten nicht satt werden.) – (links): „Hor puoi veder lettor l’opra Asinina: | Che le virtù calpesta a suo diletto | E par che voglia mandar in rovina | L‘arte è l saper, che l‘jgnorante petto | Sprezza. E con l‘opre sue rompe et rovina | Ogni civilita ne tien ristretto | A benefici si che perde poi | Ogni suo bene, e’l buon nome tra noi, | Tal che si dice poi | Farai tuoi benefici con ragione | Se non che perderai l’acqua e’l sapone.“ (italienisch Jetzt kannst du als Leser das Eselswerk sehen, das die Tugenden aus Vergnügen mit den Füßen tritt. Und es scheint, als wolle es die Kunst und das Wissen in den Ruin führen, die der Ignorant verachtet und mit seinen Werken zerstört und ruiniert. Jede Zivilisation hält an den Wohltaten derart fest, dass sie alle ihre Güte verliert und ihren guten Ruf unter uns, sodass man schließlich sagt: Führe deine Wohltaten mit Vernunft aus, um nicht Wasser und Seife zu verlieren.) – (unten): „Così vita morir virtu si vede fate le sue de gl’asin ricche prede.“ (italienisch So sieht die Tugend, die im Leben stirbt, ihre reiche Beute von Eseln erbeutet.)