Tar (Saiteninstrument)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. Mai 2016 um 13:07 Uhr durch Bertramz (Diskussion | Beiträge) (lf). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Iranische Tar
Datei:Hasht-Behesht Palace tar.jpg
Tarspielerin am Kadscharen-Hof; Detail aus einem Gemälde im Hascht Behescht Palast von Isfahan
Der Tar-Spieler Dariush Tala'i

Die Tar, deutsch seltener auch maskulin (persisch تار, DMG tār, „Saite“, „Faden“, „Tau“, „Sehne“) ist eine gezupfte Langhalslaute in Iran und mehreren Nachbarländern in Vorderasien, Zentralasien und Südasien. Eine etymologische Verwandtschaft besteht zu setar und sitar („drei Saiten“), dotar („zwei Saiten“) und möglicherweise über Griechisch kithara auch zur Gitarre.

Geschichte

Man findet die tar in zahlreichen Ländern des vorder- und zentralasiatischen Raumes, vor allem im Iran, in Aserbaidschan, in Armenien und in Turkmenistan. Im persischen Sprachraum ist sie seit dem 19. Jahrhundert zu finden, wo sie frühestens Mitte des 18. Jahrhunderts aus der rabāb (verwandt mit der heute noch in Afghanistan gespielten rubab) entstanden ist. Insbesondere in der klassischen Musik Irans ist die tar seit der Kadscharendynastie eines der wichtigsten Musikinstrumente sowohl solistisch als auch im Ensemble geworden. Bei Aufführungen klassischer persischer Musik wird selten auf den Einsatz der durch ihren eigentümlichen metallischen, leicht vibrierenden Klang ausgezeichneten tar verzichtet.

Die tar besitzt einen achtförmigen, doppelt ausgebauchten Resonanzkörper, der aus einem Holzblock geschnitten ist. Typischerweise wird dazu Maulbeerbaumholz verwendet. Statt auf einer hölzernen Decke steht der Steg auf einer Bespannung aus Pergament von der Haut des Lammes (ähnlich wie bei einem Banjo oder der klanglich ähnlicheren türkischen cümbüş). Zur Befestigung dient ein aus der iranischen Sarisch-Wurzel (Wurzel der Persischen Steppenkerze Eremurus persicus) hergestelltes Pulver („serish“ oder „serishom“), das sich durch Befeuchten sehr leicht wieder entfernen lässt. Am Resonanzkörper ist ein mit Bünden versehenes Griffbrett angebracht.

Mit der persischen tar können bis zu 2 1/2 Oktaven gespielt werden. Wie bei den meisten anderen persischen Instrumenten gibt es neben den Ganz- und Halbtönen bei der tar noch weitere Zwischentöne, die ihre Begründung im aus fünf Haupttonalitäten bestehenden persischen Dastgah-System haben. Die drei Chöre (Doppelsaiten) werden meistens C-G-C, C-F-C oder D-G-C gestimmt (in der Praxis häufig auch eine Sekunde bis eine Terz niedriger), wobei zwischen den beiden Melodiesaitenchören (sim-e sefid und sim-e zard) ein Quartabstand (seltener Quintabstand) besteht. Abhängig ist die Stimmung (bzw. Scordatur; persisch كوک kuk) jedoch in erster Linie vom verwendeten Tonalitätssystem bzw. vom Dastgah[1]. Die sechs, ursprünglich fünf (ohne Verdoppelung der Basssaite - persisch sim-e bam - durch Gholam Hossein Darwisch[2] und Faradsch Rezāyev[3]), im Allgemeinen mit einem in Bienenwachs fixierten kegelförmigen Plektrum aus Messing angeschlagenen Saiten bestehen aus Stahl- bzw. Kupferdraht.

Formen

  • Persische Tar
  • Kaukasische oder Aserbaidschanische Tar

Bekannte Tar-Spieler

Literatur

  • Jean During (Hrsg.): The Radif of Mirzâ Abdollâh. A Canonic Repertoire of Persian Music. Notation and Presentation. Mahoor Institute of Culture and Art, Teheran 2006, ISBN 964-8772-09-6.
  • Assadollah Hedschazi: Amuzesch-e Tar. (‚Tar-Unterricht‘), Teheran 1982
  • Nasser Kanani: Die persische Kunstmusik. Geschichte, Instrumente, Struktur, Ausführung, Charakteristika. (Mussighi'e assil'e irani). Förderkreis der Freunde Iranischer Kunst und Traditioneller Musik, Berlin 1978, insbes. S. 24 f.
  • derselbe: Traditionelle persische Kunstmusik: Geschichte, Musikinstrumente, Struktur, Ausführung, Charakteristika. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Gardoon Verlag, Berlin 2012, S. 161–164.
  • Lloyd Clifton Miller: Persian Music. A Study of Form and Content of Persian Āvāz, Dastgāh & Radif. Eastern Arts, Salt Lake City UT 1995, (University of Utah, Dissertation, 5. Dezember 1991), S. 29.
  • Konrad Ragossnig: Handbuch der Gitarre und Laute. Schott, Mainz u.a. 1978, ISBN 3-7957-2329-9, (Edition Schott 6732), S. 55 und 171.
  • Ella Zonis: Classical Persian Music. An Introduction. Harvard University Press, Cambridge MA 1973, ISBN 0-674-13435-4.

Weblinks

Commons: Tar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hormoz Farhat: The Dastgâh Concept in Persian Music, Cambridge 1990
  2. Diese, oft als Bordun genutzte Saite, wird daher auch als sim-e Darwisch (deutsch: „Darwisch-Saite“) bezeichnet; vgl. Nasser Kanani, a.a.O., S. 25
  3. The radif of Mirzâ Faraj Rezâiev. In: The Radif of Mirzâ Abdollâh. A Canonic Repertoire of Persian Music. Hrsg. von Jean During, Mahoor Institute of Culture and Art, Teheran 2006, S. 326–328
  4. Khatschi Khatschi: Der Dastgâh. Studien zur neuen persischen Musik (= Kölner Beiträge zur Musikforschung, 19), Regensburg 1962, S. 1-5