Thorsten Gerhard Jansen

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Thorsten Gerhard Jansen (* 1967; † 18. März 2023 in Bad Zwischenahn[1]), auch bekannt als „Commander Jansen“, war ein deutscher Aktivist der Reichsbürgerbewegung.

Leben und Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jansen war Koch und hatte als Selbstständiger Insolvenz anmelden müssen.[2] Er gab sich als „Major“ der – unter General Eisenhower 1943 eingerichteten und Mitte 1945 aufgelösten – SHAEF aus, der vom früheren US-Präsidenten Donald Trump ernannt worden sei.[3] Zu seinen Unterstützern zählten auch Anhänger von Qanon.

Ab Frühjahr 2020 verbreitete er deutschlandweit mit öffentlichen „Todesurteilen“ unter Angabe von persönlichen Kontaktdaten und Nutzung von Bildern der Delinquenten Angst.[4] Er nutzte hierfür eine eigene Telegram-Gruppe mit 25.000 Followern. Unter den Anhängern Jansens reichte ein Versicherungsmakler aus Nordhorn eine Datei mit den Adressen von 10.791 Bürgermeistern Deutschlands herum.

Er präzisierte seine Urteile häufig mit „Tod durch Erhängen“, „Tod durch Erschießen“ oder „Tod durch Giftspritze“.[5] Im September 2021 forderte er einen Gleichgesinnten auf, den Bürgermeister der norddeutschen Kleinstadt Bad Doberan zu töten, falls dieser sich weiterhin weigere, das „Amtsblatt der Alliierten Hohen Kommission“ im Rathaus des Orts auszulegen. Weitere Betroffene von Todesurteilen Jansens waren Personen des öffentlichen Lebens, Polizeibeamte, Justizangehörige, ein Journalist und weitere Personen.[6][7]

Strafverfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang Dezember 2021 nahm die Polizei Razzien gegen verschiedene Beteiligte vor. Jansen tauchte unter, wurde aber in Weissach im Tal bei seiner „Adjutantin“ „First Lieutenant Andra“ verhaftet.[8][9]

Die Staatsanwaltschaft Göttingen warf dem Angeklagten insgesamt 33 Straftaten vor, insbesondere auf Grundlage des neuen § 126a im Strafgesetzbuch. Er kam in die Justizvollzugsanstalt Rosdorf bei Göttingen in Untersuchungshaft.[10] In dieser Zeit beantragte er, dass ihn der frühere US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin besuchen dürfe.[2]

Sein Fall wurde am Landgericht Oldenburg verhandelt. Vor Gericht trug Jansen vor: „Sie gehen hier gegen die U.S. Army vor, gegen Amerika.“[11] Am 1. September 2022 wurde bei Jansen Schuldunfähigkeit festgestellt; beschlossen wurde seine Unterbringung in der Psychiatrie (5 Ks 801 Js 35051/21 (8/22)).[12][13]

Jansen wurde in mehreren Verfassungsschutzberichten namentlich erwähnt; so wurde über seine Verhaftung im November 2021[9] sowie über den Prozess vor dem Landgericht Oldenburg[13] berichtet.

Jansen ging in die Revision. Der Bundesgerichtshof bestätigte mit Beschluss vom 7. Februar 2023 die unbefristete Unterbringung Jansens in der Psychiatrie (3 StR 501/22). Über die Einziehung von möglichen Tatwerkzeugen, darunter Smartphone und ein Tabletcomputer, sollte wegen Rechtsfehlern eine andere Strafkammer des Landgerichts Oldenburg neu verhandeln und entscheiden.[3][14] Dies wurde jedoch durch den Tod Jansens in der Psychiatrie hinfällig.

Jansen verstarb am 18. März 2023 in der Karl-Jaspers-Klinik Wehnen. Es gab nach Angaben der Staatsanwaltschaft Göttingen keinen Hinweis auf Fremdverschulden.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. NWZonline.de: Shaef-„Commander“ aus Bad Zwischenahn ist tot – Obduktion der Leiche gibt Aufschluss über Todesursache. 30. Mai 2023, abgerufen am 30. Mai 2023.
  2. a b Fabian Raddatz: Prozess um angebliche „Todesurteile“: „Commander“ soll in Psychiatrie. Kreiszeitung, 2. September 2022
  3. a b Er nennt sich „Commander“: Durchgeknallter Reichsbürger muss in Psychiatrie. Hamburger Morgenpost, 6. März 2023
  4. Ruhrbarone: Querdenker auf Telegram: Todesgrüße vom S.H.A.E.F.
  5. Prozess um "Todesurteile": "Commander" soll in Psychiatrie. Süddeutsche Zeitung, 1. September 2022
  6. Beck Verlag: BGH bestätigt Unterbringung eines Reichsbürgers in Psychiatrie.
  7. Bedrohung gegen Bad Doberans Bürgermeister: Anklage gegen „Commander Jansen“. Ostsee-Zeitung, 2021
  8. Lars Wienand, Carl Exner, Nicolas Lindken: Reichsbürger und Qanon. Falscher Major nach Hunderten „Todesurteilen“ verhaftet. t-online, 5. Dezember 2021
  9. a b „Unter anderem wurden „Todesurteile“ ausgesprochen. Die maßgebliche Führungsperson hinter „S.H.A.E.F.“, der selbsternannte „Major“ Thorsten Jansen, wurde im November 2021 durch die Polizei in Niedersachsen festgenommen.“ in: Verfassungsschutz Rheinland-Pfalz: Verfassungschutzbericht 2021. Seiten 106, 109
  10. Journalismus von links: Durchgeknallt auf Telegram.
  11. "Todesurteile" via Telegram: "Commander" steht vor Gericht. Süddeutsche Zeitung, 18. August 2022
  12. Selbsternannter „Commander“ muss dauerhaft in die Psychiatrie.
  13. a b „Das Landgericht Oldenburg sprach ihn am 1. September 2022 wegen Schuldunfähigkeit in den Anklagepunkten Aufforderung zu Straftaten, sowie Anordnung von Tötungsdelikten frei. Stattdessen wurde er in einer psychiatrischen Klinik auf Grund seiner Gefährlichkeit für die Allgemeinheit untergebracht.“ in: Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen: Verfassungsschutzbericht 2022. Seite 123
  14. Bundesgerichtshof: Bundesgerichtshof bestätigt die Unterbringung eines „Reichsbürgers“ in einem psychiatrischen Krankenhaus. Pressemitteilung, 6. März 2023