Veronica Schaller

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Veronica Schaller (1992)

Veronica Schaller (* 1955) ist eine Schweizer Politikerin (SP). Sie war von 1992 bis 2001 Regierungsrätin des Kantons Basel-Stadt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veronica Schaller wuchs in Basel auf. Ihr Vater war der Basler Regierungs- und Nationalrat Alfred Schaller (FDP).[1] Veronica Schaller hat an der Universität Basel Germanistik, Geschichte, Philosophie und Geographie studiert.[2] Sie war zu dieser Zeit in der Neuen Linken aktiv. So war sie von 1975 bis 1977 Mitglied den Progressiven Organisationen Basel (POB).[3] 1977 verliess sie die POB wieder. Als Grund für den Austritt nannte sie rückblickend die Diskussionskultur in den POB, in denen „ohne die geringste Rücksicht auf die persönliche Befindlichkeit“ debattiert worden sei.[4] Von 1977 bis 1984 engagierte sie sich aktiv in der Organisation für die Sache der Frau (OFRA), die von Frauen aus den Progressiven Organisationen gegründet worden ist. Sie wurde von der OFRA später als eine der prägenden Figuren für die Politik der Organisation beschrieben.[5] Während ihres Engagements für die OFRA war sie Redaktorin des OFRA-Magazins „Emanzipation“.[4] Sie war zudem von 1981 bis 1982 Sekretärin der Basler Sektion der OFRA und mehrere Jahre Mitglied des nationalen Vorstands.[5] Nach dem Studienabschluss trat sie 1984 der SP bei und nahm eine Stelle als Gewerkschaftssekretärin beim VPOD Basel an, die sie bis zu ihrer Wahl in den Regierungsrat 1992 behielt.[5][3]

Politische Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schaller wurde 1988 in den Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt gewählt.[3] 1992 schaffte sie im zweiten Wahlgang als erste Frau die Wahl in den Basler Regierungsrat. Sie verdrängte dabei ihren Parteikollegen, den Bisherigen Remo Gysin.[6] Sie übernahm das Sanitätsdepartement (heute: Gesundheitsdepartement), was nicht ihrem Wunsch entsprach.[7] Nach dem Rücktritt von Stefan Cornaz (FDP) und der Wahl von Carlo Conti (CVP) wechselte sie 2000 ins Erziehungsdepartement.[8] 1998 wurde sie Regierungspräsidentin.[9] Während sie bei den Gesamterneuerungswahlen 1996 bereits im ersten Wahlgang bestätigt worden war, verpasste sie im November 2000 im zweiten Wahlgang die Wiederwahl in den Regierungsrat.[10] Als Gründe nannten zeitgenössische Beobachter und sie selbst den Arbeitskonflikt in der sanierungsbedürftigen Zentralwäscherei Basel (ZEBA AG), bei dem die ehemalige Gewerkschafterin als Verwaltungsrätin Sanierungsmassnahmen wie umfangreiche Lohnkürzungen durchsetzen musste, was sie Stimmen im linken Lager gekostet hat.[11] Im bürgerlichen Lager sorgte ihr Vorgehen bei der Neubesetzung des Direktorenpostens des Kunstmuseums Basel für Kritik. Schaller entschied sich gegen die von einer Findungskommission auserkorenen Kandidatin, die aus dem Basler Bürgertum stammte und zudem die Schwester eines ihrer Regierungskollegen war, und ernannte einen Kandidaten von ausserhalb Basels.[12] Anlässlich ihrer Nichtwiederwahl sowie der weiterer Schweizer Exekutivpolitikerinnen wurde auch die Frage diskutiert, ob geschlechterspezifische Gründe eine Rolle gespielt haben könnten.[13]

Spätere Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 2003 bis 2004 war Schaller Vizedirektorin des Bundesamts für Flüchtlinge (heute Teil des Staatssekretariats für Migration). Von 2005 bis 2008 war sie Rektorin des Ausbildungszentrums des Inselspitals.[14] Von 2008 bis zu ihrer Pensionierung 2019 war sie Vorsteherin von Kultur Stadt Bern, der Kulturförderung der Stadt Bern.[15] Danach wurde sie Verwaltungsrätin des Theaters Basel und Präsidentin des Alterspflegeheimverbandes Curaviva Basel-Stadt.[16]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Esther Girsberger: Veronica Schaller. In: Esther Girsberger: Abgewählt. Frauen an der Macht leben gefährlich. Xanthippe, Zürich 2004, ISBN 3-9522868-2-6, S. 60–73. (Interview mit Veronica Schaller)
  • Yolanda Cadalbert Schmid: Perfektionismus und grosses politisches Engagement – Veronica Schaller. In: Emanzipation: feministische Zeitschrift für kritische Frauen 16 (1990), S. 20–21.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Esther Girsberger: Veronica Schaller. In: Esther Girsberger: Abgewählt. Frauen an der Macht leben gefährlich. Xanthippe, Zürich 2004, ISBN 3-9522868-2-6, S. 60–73, hier S. 62; Walter Schäfer: Nicht ganz synchron in Takt und Ton. In: Tageswoche. 3. Januar 2013, abgerufen am 27. Oktober 2019.
  2. Esther Girsberger: Veronica Schaller. In: Esther Girsberger: Abgewählt. Frauen an der Macht leben gefährlich. Xanthippe, Zürich 2004, ISBN 3-9522868-2-6, S. 60–73, hier S. 62; Yolanda Cadalbert Schmid: Perfektionismus und grosses politisches Engagement – Veronica Schaller. In: Emanzipation: feministische Zeitschrift für kritische Frauen 16 (1990), S. 20–21, hier S. 21 (online verfügbar, doi:10.5169/seals-361167#663|).
  3. a b c Esther Girsberger: Veronica Schaller. In: Esther Girsberger: Abgewählt. Frauen an der Macht leben gefährlich. Xanthippe, Zürich 2004, ISBN 3-9522868-2-6, S. 60–73, hier S. 62.
  4. a b Yolanda Cadalbert Schmid: Perfektionismus und grosses politisches Engagement – Veronica Schaller. In: Emanzipation: feministische Zeitschrift für kritische Frauen 16 (1990), S. 20–21, hier S. 21, (doi:10.5169/seals-361167#663).
  5. a b c Yolanda Cadalbert Schmid: Perfektionismus und grosses politisches Engagement – Veronica Schaller. In: Emanzipation: feministische Zeitschrift für kritische Frauen 16 (1990), S. 20–21, hier S. 20, (doi:10.5169/seals-361167#663).
  6. Christof Wamister: Frischer Wind in der Regierung – komplexe Mehrheitsverhältnisse im Parlament. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1992. Basel 1993, S. 77–81, hier S. 81, (online verfügbar).
  7. Veronica Schaller: Meine Jahre als erste Basler Regierungsrätin. In: Verein Geschichte der Basler Sozialdemokratie (Hrsg.): 125 Jahre Basler Sozialdemokratie. Ein Lesebuch. Schwabe, Muttenz/Basel 2016, ISBN 978-3-033-05470-7, S. 243–245, hier S. 243.
  8. Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): 21.03.2000. In: Basler Chronik. Abgerufen am 22. Oktober 2019.
  9. Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): 07.01.1998. In: Basler Chronik. Abgerufen am 22. Oktober 2019.
  10. Roland Schlumpf: Veränderte Mehrheiten in der kantonalen Politik. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 1996. Basel 1997, S. 60–64, hier S. 62, (online verfügbar); Vanda Dürig, Thomas Kamber: Die Rückeroberung der bürgerlichen Mehrheit. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 2000. Basel 2001, S. 82–84, hier S. 83–84 (online verfügbar).
  11. Vanda Dürig, Thomas Kamber: Die Rückeroberung der bürgerlichen Mehrheit. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 2000. Basel 2001, S. 82–84, hier S. 83–84 (online verfügbar); Esther Girsberger: Veronica Schaller. In: Esther Girsberger: Abgewählt. Frauen an der Macht leben gefährlich. Xanthippe, Zürich 2004, ISBN 3-9522868-2-6, S. 60–73, hier S. 69.
  12. Vanda Dürig, Thomas Kamber: Die Rückeroberung der bürgerlichen Mehrheit. In: Christoph Merian Stiftung (Hrsg.): Basler Stadtbuch 2000. Basel 2001, S. 82–84, hier S. 84 (online verfügbar); Esther Girsberger: Veronica Schaller. In: Esther Girsberger: Abgewählt. Frauen an der Macht leben gefährlich. Xanthippe, Zürich 2004, ISBN 3-9522868-2-6, S. 60–73, hier S. 70–71; siehe dazu auch Alexander Jegge: Die umstrittene Wahl des neuen Leiters der Öffentlichen Kunstsammlung. In: Basler Stadtbuch 2000. Basel 2001, S. 190–193 (online verfügbar).
  13. Siehe z. B. Esther Girsberger: Veronica Schaller. In: Esther Girsberger: Abgewählt. Frauen an der Macht leben gefährlich. Xanthippe, Zürich 2004, ISBN 3-9522868-2-6, S. 60–73.
  14. Andrea Fopp: 170‘000 Franken pro Jahr: Linke Ex-Regierungsräte haben das Ruhegehalt nötiger als bürgerliche. In: Tageswoche. 28. Februar 2018, abgerufen am 22. Oktober 2019.
  15. Regula Fuchs: «Das hätte ich mir ersparen können». In: Der Bund. 25. Januar 2019, S. 27.
  16. Regula Fuchs: «Das hätte ich mir ersparen können». In: Der Bund. 25. Januar 2019, S. 27. Curaviva Basel-Stadt: Veronica Schaller ist neue Präsidentin von CURAVIVA Basel-Stadt. 20. September 2019, abgerufen am 28. Oktober 2019.