VR-Klasse B 60

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VR-Klasse B 60
EMD ML2
Museumslok B 74 der Class B 60 in Benalla, dahinter eine Class S (2007)
Museumslok B 74 der Class B 60 in Benalla, dahinter eine Class S (2007)
Museumslok B 74 der Class B 60 in Benalla, dahinter eine Class S (2007)
Nummerierung: B 60–85
Anzahl: 26
Hersteller: Clyde Engineering
Baujahr(e): 1952–1953
Achsformel: Co’Co’
Spurweite: 1435 mm
1600 mm
Länge über Kupplung: 18 540 mm
Dienstmasse: 114 t
Reibungsmasse: 114 t
Radsatzfahrmasse: 19 t
Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h
Installierte Leistung: 1120 kW (1520 PS)
Anfahrzugkraft: 270 kN
Dauerzugkraft: 180 kN bei 18 km/h
Treibraddurchmesser: 1016 mm
Motorentyp: EMD 16-567BC
Motorbauart: 1 × Sechzehnzylinder-V-Dieselmotor mit Roots-Lader, 2-Takt, wassergekühlt,
149 l Hubraum
Nenndrehzahl: 800 min−1
Leistungsübertragung: elektrisch
Anzahl der Fahrmotoren: 6 × EMD D27
Lokbremse: Druckluftbremse, Widerstandsbremse
Zugbremse: Druckluftbremse
Kupplungstyp: Janney

Die Klasse B 60 der staatlichen australischen Eisenbahngesellschaft Victorian Railways (ViCRail) ist eine Baureihe sechsachsiger dieselelektrischer Lokomotiven der Firma Clyde Engineering in Granville in New South Wales. Die Maschinen waren die ersten Diesellokomotiven für Hauptstrecken der Victorian Railways.[1]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

GM-Lokomotive der Commonwealth Railways, ca. 1951

Auf der Basis der US-amerikanischen Baureihe EMD FP7,[2] einer vierachsigen Diesellokomotive von General Motors Electro-Motive Division (EMD), entwickelte Clyde Engineering eine sechsachsige Variante für den Einsatz in Australien. Dies war nötig, da nur mit zwei dreiachsigen Drehgestellen die Achslast auf etwa 18 t begrenzt werden konnte. Zudem erforderte das kleinere australische Lichtraumprofil einen niedrigeren und schmaleren Wagenkasten. Dadurch wurde die zudem besser gegen das Eindringen von Staub abgedichtete Maschine länger als die FP 7.

Die ab 1951 an die Commonwealth Railways (CR) gelieferten 47 normalspurigen Maschinen hatten die Achsfolge (A1A)(A1A), ihre Drehgestelle (Schweißkonstruktion mit Flexicoil-Schraubenfederung) waren eine australische Entwicklung. Wie ihre amerikanischen Vorbilder wiesen diese Lokomotiven der Baureihe GM (GM-Class; „Single-ended-streamliner“) nur einen Führerstand auf. 16 oder 18 entsprechende Maschinen[2][Anm. 1] für die Spurweite 1600 mm (Irische Breitspur) gingen als Class S an die Victorian Railways und sechs an die State Rail Authority of New South Wales.

Geschichte und Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1952/53 fertigte Clyde Engineering für ViCRail auf der Konstruktionsbasis der GM-Class 26 Lokomotiven mit beidseitigen Führerständen. Die für die Spurweite 1600 mm gebauten Maschinen hatten die Achsfolge Co’Co’ und wurden als „Double-cab-units“ bezeichnet. Sie gelten als die Baumuster der von Nydqvist och Holm (NOHAB) in GM-Lizenz gebauten AA16 und der NMBS/SNCB-Reihe 202 von Anglo-Franco-Belge (AFB).[3] In der B 60 liefen, wie auch in der FP7 und der AA16, wassergekühlte, langsam laufende 16-Zylinder-Zweitakt-Dieselmotoren[1] des Typs GM 567.

Daten der B 60 im Vergleich mit der FP7 und der AA16[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

FP7 (A-Unit)1 ViCRail Class B 60 DSB MY (NOHAB AA16)
Länge 16.6622 17.6783 17.7003
Breite des Wagenkastens 2997 2972 2920
Höhe ohne Dachaufbauten4 42675 4115 4150
Achsfolge Bo’Bo’ Co’Co’ (A1A)(A1A)6
Leistung 1118 kW 1118 kW 1433 kW7
Höchstgeschwindigkeit 152 km/h 133 km/h 133 km/h

1 A-Unit: führender Triebkopf mit einem Endführerstand und stromlinienförmiger Schnauze; B-Unit: führerstandsloser „Booster“, der von einer A-Unit aus gesteuert wird[4]
2 über Kupplung[4]
3 über Stirnbalken
4 Dachaufbauten: Kühlerventilatoren, Abgasrohre, Signalhörner
5 4570 mm inkl. Dachaufbauten[4]
6 DSB MY und MX; Co’Co’ bei den meisten Maschinen der Norges Statsbaner (NSB), denen der ungarischen Staatsbahnen MÁV und den bei AFB gebauten Lokomotiven
7 DSB MY 1106–1159 und MÁV M61

A 66 (vormalige B 66) in der Farbgebung orange/mandarine in Melbourne, 2010
A 85 in der Livrée Freight Australia vor einem Güterzug in Melbourne, 2007

Victorian Railways setzten die Maschinen zunächst vor Express-Reisezügen und schnellen Güterzügen ein. Mit der Zeit wurden sie durch leistungsfähigere Lokomotiven ersetzt und in den leichten Personenzugdienst verdrängt.

Im Zuge eines Umbauprogramms wurde bei elf Loks der 1118 kW leistende Motor GM 567 B durch den 12-Zylinder-Motor GM 645 E3B ersetzt, der es mit Turbolader auf 1838 kW brachte. Diese Maschinen wurden, unter Beibehaltung der Betriebsnummer 60 ff, der Class A zugeordnet und dem Intercity-Dienst zugeführt. Es handelte sich um die Fahrzeuge 60, 62, 66, 70, 71, 73, 77–79, 81 und 85, die das Farbschema orange und mandarine erhielten. Zugunsten der Beschaffung neuer Lokomotiven der Class N brach das nun als V/Line firmierende Unternehmen 1987 das Umbauprogramm ab.

Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige der nicht umgebauten Lokomotiven kamen zur privatisierten West Coast Railway. Als betriebsfähige Museumslok ist die B 74 erhalten.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. 16 gem. Schienenverkehr aktuell 11/1996; 18 laut Continental Modeller 2/2000

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Victorian Railways Class B 60 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Howard Johnston, Ken Harris: Jane’s Train Recognition Guide. HarperCollins Publishers, London 2005, ISBN 0-06-081895-6, S. 152.
  2. a b Die direkten Vorfahren: australische Class B 60 in: NOHABs (Eisenbahn Journal Sonderausgabe 4/2003), S. 15 ff.
  3. Die MY, MV und MX der Dänischen Staatsbahnen in: NOHABs (Eisenbahn Journal Sonderausgabe 4/2003), S. 26.
  4. a b c Die Urahnen: Lokomotiven der F-Reihe von GM-EMD in: NOHABs (Eisenbahn Journal Sonderausgabe 4/2003), S. 12 ff.