Walter Bauer (Schriftsteller, 1904)

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Walter Bauer (* 4. November 1904 in Merseburg; † 23. Dezember 1976 in Toronto) war ein deutscher Schriftsteller.

Leben

Walter Bauer war der Sohn eines Fuhrmanns. Nach dem Besuch einer Volksschule absolvierte er von 1919 bis 1925 eine Lehrerausbildung an einem Lehrerseminar in Merseburg. Anschließend unternahm er 1925 mit einem Freund eine Wanderung, die ihn durch Deutschland, Österreich, Italien und die Schweiz führte. Von 1926 bis 1928 übte Bauer Gelegenheitsarbeiten aus und studierte einige Semester Germanistik an der Universität Halle. Von 1928 bis 1930 war er als Hauslehrer in Leuna und als Lehrer in Stangerode (Harz) tätig. Nach seiner Heirat im Jahre 1930 übersiedelte er nach Halle (Saale). Ab Ende der 1920er Jahre erschienen Bauers erste literarische Arbeiten, die ihn bereits als kritischen Humanisten ohne Parteibindung auswiesen.

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung im Jahre 1933 wurde Bauer zeitweise ein Schreibverbot auferlegt. Seine vor 1933 erschienenen Bücher galten als unerwünscht und wurden nicht mehr gedruckt; allerdings war es Bauer während des gesamten Dritten Reiches möglich, neue Werke zu publizieren. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er zur Wehrmacht eingezogen und als Soldat in Frankreich, der Sowjetunion, Griechenland und Italien eingesetzt. In Italien geriet er in Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 nach München entlassen wurde. Er lebte bis 1948 in Wolfratshausen bei München als freier Schriftsteller. 1949 heiratete er zum zweitenmal und zog nach Stuttgart. Die Ehe wurde 1952 geschieden. In der Folge beschloss Bauer, angesichts seiner tiefen Enttäuschung über die gesellschaftliche Entwicklung der jungen Bundesrepublik, Deutschland zu verlassen. Im September 1952 wanderte er nach Kanada aus.

In Kanada übte Bauer von 1952 bis 1954 Hilfstätigkeiten aus, unter anderem als Fabrikarbeiter und Tellerwäscher. 1954 begann er ein Studium der Sprach- und Literaturwissenschaft an der Universität Toronto, das er mit dem Bachelor-Grad sowie, nach Absolvierung eines Aufbaustudiums, 1959 mit dem Magistergrad abschloss. In Kanada schrieb Bauer weiter in deutscher Sprache; seine Werke erschienen in westdeutschen Verlagen. Von 1959 bis 1976 war der Autor Lektor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Toronto, ab 1967 als Associate Professor.

Walter Bauers umfangreiches Werk umfasst Romane, Erzählungen, Biografien, Kinderbücher, Essays, Lyrik und Hörspiele.

Walter Bauer war korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. 1956 wurde er mit dem Albert-Schweitzer-Buchpreis ausgezeichnet.

Walter-Bauer-Preis

Seit 1994 wird zu seinem Andenken der Literaturpreis Walter-Bauer-Preis verliehen.

Werke

  • Kameraden, zu euch spreche ich. Dresden 1929.
  • Stimme aus dem Leunawerk. Berlin 1930.
  • Ein Mann zog in die Stadt. Berlin 1931.
  • Die notwendige Reise. Berlin 1932.
  • Das Herz der Erde. Berlin 1933.
  • mit Lotte Eckener: Die Welt der Bäume. Berlin 1933.
  • Die Horde Moris. Berlin 1935.
  • Jahrmarkt der Seele. Berlin 1935.
  • Bildnis von Caspar David Friedrich. Mainz 1936.
  • Die größere Welt. Berlin-Steglitz 1936.
  • Der Lichtstrahl. Stuttgart u. a. 1936.
  • Die Familie Fritsche. Köln 1937.
  • Inga im Wald. Köln 1938.
  • Abschied und Wanderung. Berlin 1939.
  • Helga bringt die Heimat wieder. Köln 1939.
  • Die Reise eines jeden Tages. Recklinghausen 1939.
  • Die Armee des Don Quijote. Markkleeberg 1939.
  • Die Freunde und die Falken. Köln 1940.
  • Wanderer im Süden. Recklinghausen 1940.
  • Das Lichte und das Dunkle. Dessau 1941.
  • Tagebuchblätter aus Frankreich. Dessau 1941.
  • Bis zum Hahnenschrei. Dessau 1942.
  • Zurechtgefunden. Köln 1942.
  • Die zweite Mutter. Leipzig 1942.
  • Degen und Harfe. Berlin 1943.
  • Der Gast. Gütersloh 1943.
  • Gast auf Erden. Dessau 1943.
  • Das Werk. Burg Giebichenstein 1943.
  • Flamme und Asche. Köln 1944.
  • Tagebuchblätter aus dem Osten. Dessau 1944.
  • Perpendiek. Hamburg 1946.
  • Caspar Walter Rauh. München 1947.
  • Dämmerung wird Tag. Kassel 1947.
  • Die Gabe der Hirten von heute. Gütersloh 1947.
  • Das Geschenk der Ferne. Gütersloh 1947.
  • Das Gewissen Europas. Gütersloh 1947.
  • Die Größe des Lebens. Köln 1947.
  • Der tausendfache Mund. Hamburg 1947.
  • Die Überwindung der Wildnis. Gütersloh 1947.
  • Die zweite Erschaffung der Welt. Recklinghausen 1947.
  • Die Flamme. Gütersloh 1948.
  • Das Lied der Freiheit. München 1948.
  • Die schwarze Sonne. Hannover 1948.
  • Blätter von der Hoffnung. Gütersloh 1949.
  • Der Gesang vom Sturmvogel. Bremen 1949.
  • Märchen aus Tausendundeine Nacht. Stuttgart 1949.
  • Die Schönheit ist nur ein Gast. Stuttgart 1949.
  • Die Erzählung des letzten Hirten. Rotenburg a.d. Fulda 1950.
  • Die Grenze. Düsseldorf 1950.
  • Mount Everest. Gütersloh 1950.
  • Der Traum vom Glanz der Welt. Rotenburg a.d. Fulda 1950.
  • Das Unauslöschliche. Rotenburg a.d. Fulda 1950.
  • Besser zu zweit als allein. München 1951.
  • Die Sonne von Arles. Hattingen (Ruhr) 1951.
  • Blau und Rot im Regenbogen. Weinheim/Bergstr. 1952.
  • Passion. Gütersloh 1952.
  • Polflug. Gütersloh 1952.
  • Griechische Sagen. Stuttgart 1953.
  • Mein blaues Oktavheft. Frankfurt am Main 1954.
  • Folge dem Pfeil. München u. a. 1956.
  • Die langen Reisen. München 1956.
  • Die Dämmerung. Gütersloh 1957.
  • Nachtwachen des Tellerwäschers. München u. a. 1957.
  • Ein nebliger Tag. Antwerpen 1958.
  • Tagebuchblätter und drei Erzählungen. Lübeck u. a. 1958.
  • Die Tränen eines Mannes. München 1958.
  • Waldläufer und Forscher. München 1960.
  • Der weiße Indianer. Berlin u. a. 1960.
  • Die Stimme. München u. a. 1961. Düsseldorf 2014. ISBN 978-3-940357-43-4
  • Klopfzeichen. Hamburg 1962.
  • Fremd in Toronto. Hattingen (Ruhr) 1963.
  • Tisch und Blume. Günzburg 1963.
  • Der Baum und seine Zweige. Gütersloh 1964.
  • Lorbeer für Hellas. Stuttgart 1964.
  • September 43. Hamburg-Blankenese 1964.
  • Der Weg zählt, nicht die Herberge. Hamburg 1964.
  • Fragment vom Hahnenschrei. Hamburg 1966.
  • Ein Jahr. Hamburg 1967.
  • Die Kinder und die Armen. Weinheim/Bergstr. u. a. 1969.
  • Phönix stirbt nicht. Vastorf bei Lüneburg 1970.
  • Testament. Vastorf bei Lüneburg 1970.
  • Verzicht auf einen Besuch. Vastorf bei Lüneburg 1970.
  • Lebenslauf. München 1975.
  • Geburt des Poeten. Frankfurt am Main 1980.
  • Liebe zu Deutschland heißt Leiden an Deutschland. Gifkendorf 1983.
  • Brevier. Merseburg 1994.
  • Sonnentanz. Halle (Saale) 1996.
  • Weihnachtszeit. Hildesheim u. a. 1999.
Herausgeberschaft

Literatur

  • Walter Riedel (Hrsg.): Der Wanderer. Bern u. a. 1994.
  • Angelika Arend: Documents of protest and compassion. Montreal u. a. 1999.
  • Reden über Walter Bauer. Halle 2001.
  • Angelika Arend: Mein Gedicht ist mein Bericht. Halle 2003.
  • Günter Hess: Walter Bauer – ein Lebensweg von Merseburg nach Toronto. Halle 2004.
  • Gerd Meyer (Hrsg.): Walter Bauer. Merseburg 2004.

Weblinks