Warnen

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Karte der germanischen Stämme um 50 n. Chr. mit Angabe des Siedlungsgebietes der Warnen

Die Warnen (auch Wariner, Varinner, Varinne, Variner, lateinisch Varini, Varni, Vorlage:ELSalt Warnoi bzw. Ουαρίνοι Warinoi) waren ein germanischer Volksstamm. Die althochdeutsche Form ihres Namens ist Warjan.

Antike Quellen

Plinius der Ältere erwähnt in seiner Naturalis historia die Varinnae zusammen mit Burgunden, Gutonen und Charinern, die er zur Gruppe der Vandili (Wandalen) zählte.[1]

Tacitus zählt in seiner Germania die Varini zu den sieben kleinen und unkriegerischen Stämmen, die er den großen Suebenstämmen Semnonen und Langobarden gegenüberstellt und die durch Wälder und Flüsse vor Kämpfen und Herausforderungen geschützt seien.[2] Die deutsche Archäologin Johanna Mestorf identifizierte die Warnen mit dem zwischen 50 v. Chr. und 200 n. Chr. zwischen den Angeln und jütischen Stämmen siedelnden Over Jerstal-Kreis im heutigen südlichen Jütland;[3] eine These, die 2013 von Per Ethelberg vom Museum Sønderjylland unterstützt wurde.[4]

Claudius Ptolemäus erwähnt um 150 nach Chr. in seiner Geographike Hyphegesis die Οὐίρουνοι (Wirounoi) als kleinen Stamm zwischen den Saxonen, die am Nacken der Kimbrischen Halbinsel wohnen und den Sueben.[5]

Warnen in Mecklenburg

Die Historiker sind sich nicht ganz einig, ob die drei antiken Autoren denselben Stamm meinten. Das Siedlungsgebiet scheint im westlichen Mecklenburg gelegen zu haben. In der Völkerwanderungszeit verließ im 2. oder 3. Jahrhundert wohl der größte Teil der Warnen zusammen mit Volksteilen der benachbarten Angeln ihre Heimat und wanderte in damalige Siedlungsgebiete der Hermunduren ein. Ein Teil mag zurückgeblieben sein und sich mit den im 6. bis 8. Jahrhundert nachrückenden Slawen vermischt haben. Einige, aber nicht viele Gewässer- und andere geografische Namen zwischen Elbe und Oder verweisen auf vorslawische germanische Ursprünge. [6] Inwieweit sich das antike Siedlungsgebiet der Warnen aus heutigen Namen ablesen lässt, ist zweifelhaft. So werden die Toponyme Warnow und Warin wahlweise auf die Warnen oder slawische Worte zurückgeführt: Warnow von wran (warna, wron) für Krähe oder Rabe, Warin über einen Personennamen von wariti (kochen). Der Name der Stadt Waren wird oft mit Ptolemäus’ Οὐιρουνον (lateinisch: Virunum) in Verbindung gebracht und könnte so auf den Stammesnamen der Warnen zurückgehen. Das passt allerdings nicht zu den Koordinaten, nach denen Virunum östlich des Suevus liegt. Nimmt man Ptolemäus’ Koordinaten ernst, so notierte er für die Warnow den Namen Chalusus.

Warnen in Thüringen

Zusammen mit Bevölkerungsteilen der Angeln, Hermunduren und anderer Stämme, darunter auch Turonen, Quaden, Markomannen, Langobarden und Semnonen, bildeten die Warnen wohl den späteren Großstamm der Thüringer, dessen Stammesgebiet während des 6. Jahrhunderts in das Frankenreich einverleibt wurde. Die Warnen waren vermutlich namensgebend für zwischen Saale und Elster gelegende Landschaft Werenofeld. An die in Thüringen siedelnden Warnen erinnerte später noch als Lex Angliorum et Werinorum hoc est Thuringorum überlieferte thüringische Stammesrecht.

Bei ihren Nachbarn, den Friesen, Sachsen, Franken und Wenden waren die Warnen offenbar für ihre ausgezeichneten Waffenschmiedearbeiten berühmt.

Warnen an der Rheinmündung

Zudem gibt es Hinweise auf ein Warnenreich um das Jahr 500 im Bereich der Rheinmündung. Nach Prokop leben Warnen damals ...jenseits der Donau und dehnen sich bis zum nördlichen Ozean und zum Rhein hin aus. Ob diese Stelle auf ein Reich der Westwarnen im Rheinmündungsgebiet hinweist, ist allerdings umstritten. Denkbar ist auch, dass unter dem Namen Warnen hier Thüringer verstanden wurden.[7] Bei den fränkischen Merowingern traten im 6. Jahrhundert zwei Persönlichkeiten aus der Führungsschicht der Warnen auf: König Hermegis und sein Sohn Radegis, die nacheinander die fränkische Prinzessin Theudechild), Tochter des Königs Theuderich I. heirateten. Diese könnten aus dem möglichen Reich der Westwarnen am Rhein gestammt haben.

Die Volksrechte der Warnen sind in gesonderten ostfränkischen Kapitularien – zusammen mit denen der Angeln – niedergeschrieben worden.

Quellen

Literatur

Anmerkungen

  1. Plinius: Naturalis historia. 4,99.
  2. Tacitus: Germania. 40,2.
  3. Julia K. Koch, Eva-Maria Mertens: Johanna Mestorf – Werk und Wirkung. Waxmann, Münster 2002, ISBN 3-8309-1066-5, S. 190.
  4. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag: Als die Angeln Sønderjylland eroberten.
  5. Ptolemäus, Geographie 2,11,9: Σαξόνων δὲ καὶ τῶν Συήβων Τευτόόαροι καὶ Οὐίρουνοι.
  6. Peter Donat, Heike Reimann, Cornelia Willich (Hrsg.): Slawische Siedlung und Landesausbau im nordwestlichen Mecklenburg. Etymologie der Ortsnamen. In: Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa. Band 8, 1999, ISBN 978-3-515-07620-3, S. 91–92. (online)
  7. Matthias SpringerWarnen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 33, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2006, ISBN 3-11-018388-9, S. 274–281.