Wer die Vergangenheit stiehlt

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Wer die Vergangenheit stiehlt ist der achte Kriminalroman einer Serie von Tony Hillerman. Unter dem Titel A Thief of Time[1] erschien er 1988 in englischer Sprache, deutschsprachig erstmals 1990 im Rowohlt Verlag.[2][Anm. 1]

Anasazi-Keramik des 12./13. Jahrhunderts

Kontext[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wer die Vergangenheit stiehlt ist ein Ethno-Krimi. Ort der Handlung ist der Nordosten des US-Bundesstaates Arizona und dort die dünn besiedelte Navajo Nation Reservation. Zentrale Figuren und Ermittler sind Joe Leaphorn und Jim Chee, zwei Polizisten der Navajo Tribal Police (Polizei der Navajo Nation Reservation). Dieser Roman ist nach Die Nacht der Skinwalkers der zweite von Tony Hillerman, in dem er Joe Leaphorn[Anm. 2] und Jim Chee[Anm. 3] gemeinsam ermitteln lässt.

Personen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Officer (Beamter) Jim Chee (Kriegername: „Tiefer Denker“), ein Angehöriger der Navajo (auch: Dinee, „Volk“). Stationiert ist er in der kleinen Siedlung Shiprock. Er ist seit einiger Zeit auch Hatathali[Anm. 4], einer, der die rituellen Gesänge beherrscht, die eingesetzt werden, wenn ein Mensch mit sich und seiner Umwelt nicht mehr im Einklang lebt und deshalb erkrankt. Er wartet immer noch darauf, dass ihn jemand engagiert, einen solchen rituellen Gesang zu zelebrieren.
  • Lieutenant (Leutnant) Joe Leaphorn, ein älterer Kollege, ebenfalls Angehöriger der Navajo. Stationiert ist er in Window Rock. Vor kurzem ist seine Frau, Emma, bei einer Operation verstorben. Das hat ihn depressiv werden lassen und er hat einen Antrag auf Pensionierung gestellt.
  • Janet Pete, Rechtsanwältin. Sie wurde im vorhergehenden Roman, Die Nacht der Skinwalkers, in die Handlung eingeführt. Sie und Jim Chee kommen einander näher, zumal Jim Chee davon ausgeht, dass seine Beziehung zu Mary Landon zu Ende gegangen ist.
  • Dr. Eleanor Friedman-Bernel, eine Archäologin[Anm. 5], deren Spezialgebiet die Keramik der Anasazi ist.
  • Maxie Davies, eine weitere Wissenschaftlerin, die archäologische Ausgrabungen in Siedlungen der Anasazi durchführt.
  • Randall Elliot, ein Anthropologe, und Freund von Maxie Davies.
  • Bo Arnold, ein Biologe, Spezialgebiet: Flechten. Er ist mit Dr. Eleanor Friedman-Bernel befreundet. Außerdem besitzt er ein Kanu.
  • Bob Luna, Mitarbeiter des U.S. National Park Service. Er ist verheiratet und hat zwei schulpflichtige Kinder.
  • Harrison Houk, Lokalpolitiker, Viehzüchter und nebenher Antiquitätenhändler, der es mit der Herkunft der Stücke nicht so genau nimmt. Zwanzig Jahre zuvor hat er seine gesamte Familie in einer Familientragödie verloren und damals auch Joe Leaphorn kennen gelernt.
  • Slick Nakai, ein evangelikaler Erweckungsprediger, der auch mit Antiken handelt.
  • Joe B. Nails, ein Raubgräber
  • Jimmy Etcitty, Grabungshelfer bei Maxie Davies, Gitarrenspieler im Gottesdienst bei Slick Nakai und ebenfalls Raubräber.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kriminalfall[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Joe Leaphorn und Jim Chee ermitteln in zwei unterschiedlichen Sachverhalten, wobei bald klar wird, dass beide zusammenhängen. Joe Leaphorn versucht herauszufinden, was mit der vermissten Eleanor Friedman-Bernel geschehen ist und ob sie überhaupt noch lebt. Jim Chee ermittelt zunächst wegen eines gestohlenen Grabenbaggers, der, wie sich später herausstellt, für Raubgrabungen eingesetzt wird. Verbindendes Element ist dabei die Suche sowohl der Wissenschaftler als auch der Raubgräber nach der Keramik, die sich in den archäologischen Stätten der Anasazi findet.

Nebenhandlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Liebesgeschichte zwischen Jim Chee und Mary Landon, die in dem Roman Tod der Maulwürfe beginnt, scheint zu enden. Sie ist zum Studium nach Wisconsin gegangen und nicht wieder gekommen. Jim Chee und die Rechtsanwältin Janet Pete kommen einander näher.

Emma, die Ehefrau von Joe Leaphorn, ist verstorben. In seiner Trauer will er den Polizeidienst quittieren. Da er aber vermutet, dass Emma an der Aufklärung des Schicksals der vermissten Eleanor Friedman-Bernel großen Anteil genommen hätte, lässt er sich mit zunehmendem Interesse auf die Suche ein. Am Ende entschließt er sich, seinen Kollegen Jim Chee darum zu bitten, für ihn als Hatathali tätig zu werden und mit ihm eine Heilungszeremonie durchzuführen.

Bezug zu anderen Werken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kriminalromane von Tony Hillerman bauen sich um indianische Kultur auf. Während das Verbrechen in den ersten Romanen in der Regel aus der „weißen“ Kultur in die indianische Welt hineingetragen wird, verblasst dieses Schema in den folgenden Episoden. In Wer die Vergangenheit stiehlt sind Motiv und Täter – bis auf einige Randfiguren – wieder ausschließlich in der Kultur der „Weißen“ verwurzelt, während Navajos als Ermittler agieren.

Ausgaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Für den Artikel wurde die 3. Auflage verwendet.
  2. Er ermittelte in den ersten drei Romanen: 1. Wolf ohne Fährte, 2. Schüsse aus der Steinzeit, 3. Das Labyrinth der Geister.
  3. Er ermittelte in den folgenden drei Romanen: 4. Tod der Maulwürfe, 5. Der Wind des Bösen, 6. Das Tabu der Totengeister.
  4. In den vorangegangenen Romanen wird diese Form in der deutschen Übersetzung mit Yaatalii wiedergegeben.
  5. Die deutsche Übersetzung verwendet den englischsprachigen Begriff „Anthropologin“, was aber im Deutschen ein anderes Forschungsgebiet beschreibt.
  6. Im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (unzutreffend) als „[1. Auflage]“ bezeichnet.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Harper & Row, New York 1988. ISBN 0-06-015938-3
  2. Nachweis im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
  3. Angaben nach Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
  4. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.