Wilm Hosenfeld

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Wilm Hosenfeld (* 2. Mai 1895 in Mackenzell; † 13. August 1952 in Stalingrad) war ein katholisch geprägter Wehrmachtsoffizier im Zweiten Weltkrieg, der mehreren Polen und Juden das Leben rettete. Bekannt wurde er durch die Beschreibung in Władysław Szpilmans Autobiographie Das wunderbare Überleben, die von dem polnischen Regisseur Roman Polanski unter dem Titel Der Pianist (drei Oscars 2003) verfilmt wurde.

Leben

Datei:Wilm Hosenfeld.JPG
Wilm Hosenfeld 1944

Wilm Hosenfeld wurde am 2. Mai 1895 als viertes von sechs Kindern eines katholischen Lehrers in dem Rhöndorf Mackenzell, heute ein Stadtteil von Hünfeld im Landkreis Fulda, geboren.

Nach Abschluss seiner pädagogischen Ausbildung nahm er von 1914 an als Infanterist am Ersten Weltkrieg teil. Er kehrte 1917 schwer verwundet in die Heimat zurück.

Ab 1918 wirkte er als sozial und christlich engagierter Dorfschullehrer, zunächst in der Gemeinde Biebergemünd im Spessart, dann in Thalau bei Fulda in der Rhön.

1920 heiratete er Annemarie Krummacher, Tochter eines Worpsweder Malers. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, die später alle medizinische Berufe ergriffen.

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kam Wilm Hosenfeld, inzwischen 44jährig, mit einem Landesschützenbataillon nach Polen. Von 1940 bis 1944 gehörte er als Reserveoffizier der Oberfeldkommandantur in Warschau an. Er leitete dort die Sportschule.

Mit Näherrücken der sowjetischen Truppen auf Warschau wurde Wilm Hosenfeld im Herbst 1944 Kompanieführer und geriet im Januar 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Von seiner Schuldlosigkeit überzeugt, gab er freimütig an, dass das von ihm geführte Sportamt organisatorisch der Abteilung Ic unterstand. Neben der Truppenbetreuung nahm diese Abteilung auch nachrichtendienstliche Aufgaben wahr. Um von Wilm Hosenfeld Informationen über seine vermeintliche geheimdienstliche Tätigkeit zu erzwingen, setzte man ihn dem sogenannten „strengen Verhör“ im Untersuchungsgefängnis Minsk aus. Nach sechs Monaten Isolierhaft war er ein gebrochener Mann. Er erlitt den ersten Schlaganfall.

Ohne den geringsten Nachweis eines Vergehens, allein aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Abteilung Ic wurde er 1950 als Kriegsverbrecher zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.

Mehrfach bemühte er sich vergeblich um eine Auslieferung nach Polen, weil er der Bürgschaft mehrerer Polen und Juden vertraute, denen er das Leben gerettet hatte.

Halbseitengelähmt und seelisch verzweifelt starb Wilm Hosenfeld am 13. August 1952 im Alter von 57 Jahren im Kriegsgefangenenlager Stalingrad.

Im Oktober 2007 wurde er durch den Präsidenten von Polen für die Rettung Władysław Szpilmans und anderer Menschen mit dem Orden Polonia Restituta geehrt.

Anhang

Geprägt wurde Wilm Hosenfeld durch die Prinzipien seiner warmherzigen, streng katholischen Familie, durch die preußisch-patriotische Erziehung der damaligen Lehrerausbildung und vor allem durch die Ideale des Wandervogels. Später beeinflusste ihn die protestantisch-pazifistische Denkweise seiner Frau Annemarie.

In Polen suchte er oft den Kontakt zur einheimischen Bevölkerung. Er lernte Polnisch und wurde von polnischen Familien häufig eingeladen.

In seiner Eigenschaft als Sportoffizier unterstanden ihm eine Anzahl polnischer Arbeiter, die für die Pflege der Anlagen zu sorgen hatten. Dies ermöglichte ihm, einige Polen und Juden, die von der Gestapo verfolgt wurden, unter falschem Namen zu beschäftigen.

Literatur

  • Thomas Vogel: "Ich versuche jeden zu retten" : das Leben eines deutschen Offiziers in Briefen und Tagebüchern. Dt. Verlag-Anst., München 2004, ISBN 3421057761

Weblinks