Wüstensachsen

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Wüstensachsen
Koordinaten: 50° 30′ N, 10° 0′ OKoordinaten: 50° 29′ 57″ N, 10° 0′ 15″ O
Höhe: 577 m ü. NHN
Fläche: 18,65 km²[1]
Einwohner: 1164 (31. Dez. 2013)[2]
Bevölkerungsdichte: 62 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Postleitzahl: 36115
Vorwahl: 06683

Wüstensachsen ist ein Ortsteil der Gemeinde Ehrenberg (Rhön) im Landkreis Fulda in Hessen und Sitz der Gemeindeverwaltung. Der Ort ist ein staatlich anerkannter Luftkurort.[3]

Geographische Lage

Wüstensachsen befindet sich am Ursprung des Ulstertals. Die hier an den Berghängen entspringende Ulster fließt durch den Ort in Richtung Norden. Wüstensachsen ist in allen anderen Richtungen von den bis zu 900 Meter hohen Bergen der Rhön umgeben, darunter die Wasserkuppe im Westen, der Heidelstein im Süden und der Stirnberg im Osten.

Wüstensachsen grenzt im Norden an Melperts, im Westen an Reulbach und Sandberg, im Süden an Gersfeld (Rhön) und das bayerische Ginolfs sowie im Osten an das ebenfalls bayerische Roth vor der Rhön.

Geschichte

Wüstensachsen wurde im Jahr 1141 erstmals erwähnt. Am 31. Dezember 1970 schloss sich Wüstensachsen mit Melperts, Reulbach, Seiferts und Thaiden zur Gemeinde Ehrenberg (Rhön) zusammen.

Wüstensachsen soll schon im 8. oder 9. Jahrhundert bestanden haben und von Sachsen besiedelt worden sein. Diese haben später den Ort wieder verlassen. Damit wurde er zur Wüstung. Daher stammt der Name Wüstensachsen. 1141 wird Wüstensachsen urkundlich als "Voestensasse" erwähnt. Durch die Pest im Jahre 1350 sterben 60 % der Einwohner. Balthasar von Steinau genannt Steinrück erbaut um 1500 ein Schloss und 1517 eine Kirche. Im Jahre 1590 brannte die Kirche bis auf den Chorraum und die Grundmauern vollständig ab. Es wurde eine neue Kirche erbaut. Der Wiederaufbau war 1597 abgeschlossen. 1673 wird eine Posthalterei im Oberen Wirtshaus errichtet. In den Jahren 1718-1787 wanderten viele Bewohner von Wüstensachsen nach Ungarn und Russland aus. Eine Volksschule wird 1732 erbaut. Durch einen Großbrand 1780 werden 14 Wohnhäuser vernichtet. Um 1800 war der Haupterwerbszweig die Tuchmacherei und Landwirtschaft. Die Bundesstraße Nr. 178 von Bischofsheim nach Tann wurde in den Jahren 1835-1838 gebaut. 1851/52 wurde eine neue Kirche erbaut.

Katholische Pfarrkirche St. Michael

In den Jahren 1844-1853 wanderten viele Wüstensachsener nach Amerika aus. Zur Jahrhundertwende wohnen in Wüstensachsen 30 jüdische Familien. 1910 erzeugt Fabian Diegelmann mit seiner Schlossmühle elektrische Energie und beliefert das Dorf mit Strom. Der Postomnibus löst 1913 die Postkutsche ab. Am 1. Februar 1916 wurde der Betrieb der Eisenbahnstrecke Hilders-Wüstensachsen aufgenommen. 1936/37 wurde ein Arbeitslager für weibliche Jugendliche durch die Nazis errichtet. Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge von den Nazis zerstört. Die letzten Juden flüchteten 1939 aus Wüstensachsen.[4] Durch mehrere Bombenangriffe im II. Weltkrieg auf Wüstensachsen werden zahlreiche Häuser zerstört und Menschen getötet. Im Jahre 1965 erhält Wüstensachsen das Prädikat „Staatlich anerkannter Erholungsort“. Am 31. Dezember 1972 schlossen sich die bis dahin selbständigen Gemeinden Wüstensachsen, Melperts, Seiferts, Thaiden und Reulbach zur Gemeinde Ehrenberg zusammen. 1983 erhält Wüstensachsen das Prädikat „Luftkurort“.

Lindenallee am Ritterhof in Wüstensachsen

Der Ritterhof wurde als „Außenstelle“ des Wüstensachsener Schlosses von Karl von Thüngen im 16. Jahrhundert gegründet. Zu diesem Zeitpunkt war zwar schon das Mittelalter und damit die eigentliche Blütezeit der Ritter zu Ende, dennoch entsprachen die Adeligen, die den Weg benutzten, sicherlich unseren heutigen Vorstellungen von Rittersleuten.

Der jetzt geschotterte Weg war früher gepflastert und führte vom Ritterhof bis zum ehemaligen Schloss in Wüstensachsen.

Doch mit der Umlegung des Wegs im Zuge von Flurbereinigungen in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts verschwanden die Linden in Richtung der Ulsterbrücke; „durch menschlichen Unverstand und Kurzsichtigkeit“, wie der Autor der Wüstensachsener Ortschronik kommentierte. Die alten und knorrigen Bäume, die unterhalb des Ritterhofes wuchsen, wurden 1936 unter Naturschutz gestellt und 1968 unter dem Namen „Lindenallee zu den Ritterhöfen“ als Naturdenkmale eingetragen. Damals bestand die Allee noch aus 11 Linden und 1 Ulme. Mit den Jahren sind es immer weniger Bäume geworden. Heute stehen noch 4 Linden.

Lindenalle am Ritterhof

Verkehr

Durch Wüstensachsen verläuft die Bundesstraße 278. Nach Westen zweigt die Bundesstraße 284 nach Gersfeld über die Wasserkuppe ab. Untergeordnete Straßen führen von Wüstensachsen nach Oberelsbach und Reulbach.

In Wüstensachsen existiert eine Grundschule.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „Wüstensachsen, Landkreis Fulda“. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 18. September 2015). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Bevölkerungsstatistik des Landkreises Fulda, abgerufen im März 2016.
  3. Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung: 80. Sitzung des Fachausschusses für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen in Hessen vom 14. Oktober 2014. Staatsanzeiger für das Land Hessen 7/2015 Seite 148.
  4. Inge Hohmann: Vor 150 Jahren Einweihung der Kirche und Bau der Synagoge in Wüstensachsen - Artikel in "Buchenblätter", 2/2016 (abgerufen am 13. Februar 2016)
  5.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!