Yungay (Peru)

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Yungay
Yungay (Peru)
Yungay (Peru)
Yungay
Yungay auf der Karte von Peru
Koordinaten 9° 8′ 20″ S, 77° 44′ 40″ WKoordinaten: 9° 8′ 20″ S, 77° 44′ 40″ W
Basisdaten
Staat Peru
Region Ancash
Einwohner 7090 (Berechnung 2005)
Detaildaten
Höhe 2500 m
Stadtvorsitz Cico Fernando Alamo Figueroa
Website www.muniyungay.gob.pe
Christus vor Huascarán
Christus vor Huascarán
Christus vor Huascarán
Gedenkbau auf dem Campo Santo von Yungay viejo
Yungay viejo heute
Das neue Siedlungsgebiet Yungays
Yungay nuevo

Yungay ist eine peruanische Stadt im Departamento Ancash. Sie ist Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Yungay. Yungay liegt 60 km nördlich der Regionalhauptstadt Huaraz im Callejón de Huaylas (Tal des Río Santa).

Etymologie

Yungay bedeutet in der Sprache der indigenen Bevölkerung (Quechua) so viel wie warmes Tal (Yunkay). Die gleichnamige chilenische Stadt Yungay wurde nach der Schlacht von Yungay (1839) in Peru benannt.

Geographie

Lage

Die Stadt Yungay mit ihren rund 10.000 Einwohnern (ca. 20.000 leben im Distrikt Yungay) liegt auf rund 2500 Metern Seehöhe im interandinen Längstal des Rio Santa, welches von der tektonischen Störungslinie der Cordillera Blanca fault durchzogen wird. Der Ort befindet sich somit in der Höhenstufe der Tierra Fría, dem Hauptsiedlungsraum der Anden. Ein landschaftsprägendes Element der Umgebung sind die mit den allochthonen Baumgattungen Eucalyptus und Pinus aufgeforstete Flächen.

Wirtschaft

Die Stadt ist Marktplatz und Handelszentrum für die gesamte Provinz. Als zentraler Ort verfügt Yungay über die Provinzverwaltung, ein Krankenhaus sowie Schulen und ist zudem Sitz der einzigen Bergrettungsstation Perus. Durch ihre Lage in unmittelbarer Nähe zu Perus höchstem Berg Huascarán ist die Stadt beliebter Ausgangspunkt für Trekkingtouren in die Cordillera Blanca. Das Gebiet um Yungay zählt zu den bedeutendsten Pfirsichanbaugebieten Perus.

Geschichte

Yungay viejo

Das „alte“ Yungay („die Perle der Anden“) (9° 9′ 1″ S, 77° 44′ 12″ W) wurde am 31. Mai 1970 mitsamt dem Großteil seiner 19.000 Einwohner (Distrikt Yungay) durch einen gewaltigen Bergsturz vollständig unter Massen von Schlamm und Geröll begraben. Das gleiche Schicksal erlitten die Nachbarorte Ranrahirca und Matacoto. Hervorgerufen durch ein sehr schweres Erdbeben mit der Magnitude 7,8 auf der Richterskala lösten sich große Teile der vergletscherten Nordwestflanke des Huascarán-Massivs, der mit 6768 m höchsten Erhebung Perus. Ungefähr 50 Millionen Kubikmeter Eis, Schlamm und Gestein donnerten mit verheerender Gewalt die Quebrada Llanganuco zu Tal, übersprangen einen 200 m hohen, vermeintlich schützenden Hügelkamm und ergossen sich über nahezu das gesamte Stadtgebiet. Lediglich der auf einem Hügel gelegene Friedhof und die riesige Christusstatue in seiner Mitte blieben verschont. Hier überlebten 93 Menschen. Die Gerölllawine legte nach Schätzungen des United States Geological Survey bis zu ihrem Stillstand etwa 14,5 km in vier Minuten zurück, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 220 km/h entspricht. Unterschiedlichen Quellen zufolge verloren 12.000 bis 20.000 Menschen ihr Leben; je nachdem, welche betroffenen Nachbarsiedlungen dazugezählt wurden. Nur ein paar Mauerreste und ein mit Gestein ausgefülltes Autobuswrack zeugen von der gnadenlosen Wucht der Katastrophe. Das Areal des zerstörten Ortes wurde in seiner gesamten Fläche zum Friedhof (Heiligtum) erklärt und bleibt eine ehrfurchtgebietende Gedenkstätte.

Yungay Viejo (2500 m) vom Friedhofshügel aus gesehen. Die hell markierte Fläche zeigt die Lage des Erdrutsches (Eis-, Schlamm-, Gerölllawine) vom 31. Mai 1970, verursacht durch ein Erdbeben, bei dem ein Teil der Westflanke des Huascaran Norte (6652 m) abbrach. Yungay Nuevo liegt hinter der markierten Fläche in der Bildmitte.

Yungay nuevo

Das heutige Yungay wurde nach der Katastrophe von 1970 ca. 1,5 Kilometer nördlich des Unglücksortes wiedererbaut. Es entstand aus einem Lager, welches von Hilfskräften zu Versorgungszwecken nach dem verheerenden Unglück von 1970 aufgebaut wurde. Ursprüngliche Pläne der Regierung in Lima sahen den Wiederaufbau in einem weiter entfernten Areal vor; die Überlebenden sowie die Bevölkerung des nahen Umlandes stemmten sich jedoch gegen diese Pläne. Die stetige Bevölkerungszunahme in Yungay Nuevo seit den 1970er Jahren führte zu einer starken Zunahme der Siedlungsfläche, so dass Teile der neuen Stadt bereits wieder nahe der Ablagerungen der Schuttlawine von 1970 gebaut wurden.

Literatur