„Ziegenproblem“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Monty open door.svg|miniatur|Das Problem: Hinter einer von drei Türen befindet sich ein Auto, hinter den anderen je eine Ziege. Mit der Aussicht auf den Gewinn des Autos wählt der Kandidat ein Tor. Anschließend öffnet der Moderator von den verbleibenden 2 Toren immer eines hinter dem sich eine Ziege verbirgt. Er bietet dann dem Kandidaten an, das Tor zu wechseln. Ist es vorteilhaft für den Kandidaten, das Tor zu wechseln?]]
{{QS-Mathematik}}
[[Datei:Monty open door.svg|miniatur|Auf der Suche nach einem Auto wählt der Kandidat Tor 1. Der Showmaster öffnet Tor 3, hinter dem sich eine Ziege verbirgt und schlägt dem Kandidaten vor, das Tor zu wechseln. Ist es vorteilhaft für den Kandidaten, das Tor 2 zu wählen?]]


Das '''Ziegenproblem''', '''Drei-Türen-Problem''', '''Monty-Hall-Problem''' oder '''Monty-Hall-Dilemma''' (nach [[Monty Hall]], dem Moderator der US-amerikanischen [[Spielshow]] ''Let's make a deal'', in Deutschland ''[[Geh aufs Ganze!]]'') ist eine Aufgabe aus der [[Wahrscheinlichkeitstheorie]]. Es wird oft als Beispiel dafür herangezogen, dass der menschliche [[Verstand]] zu [[Fehlschluss|Trugschlüssen]] neigt, wenn es um das Schätzen von Wahrscheinlichkeiten geht.
Das '''Ziegenproblem''', '''Drei-Türen-Problem''', '''Monty-Hall-Problem''' oder '''Monty-Hall-Dilemma''' (nach dem Moderator der amerikanischen [[Spielshow]] ''Let's make a deal'', [[Monty Hall]]) ist eine Aufgabe aus der [[Wahrscheinlichkeitstheorie]]. Es wird oft als Beispiel dafür herangezogen, dass der menschliche [[Verstand]] zu [[Fehlschluss|Trugschlüssen]] neigt, wenn es um das Schätzen von Wahrscheinlichkeiten geht.


== Problem und Lösung ==
Das Problem wurde 1990 in seiner wohlbekannten Form in einem Leserbrief von Craig F. Whitaker aus Columbia, Maryland an [[Marilyn vos Savant]]'s „Ask Marilyn“-Kolumne im Parade Magazine formuliert:
=== Problem ===
Bei einer Spielshow kann der Kandidat ein Auto gewinnen. Dem Spiel liegen die folgenden Regeln zugrunde:


# Ein Auto und zwei Ziegen werden zufällig hinter drei Tore verteilt.
:''Nehmen Sie an, Sie wären in einer Spielshow und hätten die Wahl zwischen drei Toren. Hinter einem der Tore ist ein Auto, hinter den anderen sind Ziegen. Sie wählen ein Tor, sagen wir, Tor Nummer 1, und der Showmaster, der weiß, was hinter den Toren ist, öffnet ein anderes Tor, sagen wir, Nummer 3, hinter dem eine Ziege steht. Er fragt Sie nun: 'Möchten Sie das Tor Nummer Zwei?' Ist es von Vorteil, die Wahl des Tores zu ändern?'' <ref> Craig F. Whitaker: ''Ask Marilyn.'' In: ''Parade Magazine.'' 9. September 1990, S. 16.</ref>
# Zu Beginn des Spiels sind alle Tore verschlossen, so dass Auto und Ziegen nicht sichtbar sind (dem Moderator jedoch bekannt).
# Der Kandidat wählt ein Tor aus, welches aber vorerst verschlossen bleibt.
# Hat der Kandidat das Tor mit dem Auto gewählt, dann öffnet der Moderator zufällig ausgewählt eines der beiden anderen Tore, hinter dem sich immer eine Ziege befindet.
# Hat der Kandidat ein Tor mit einer Ziege gewählt, dann öffnet der Moderator dasjenige der beiden anderen Tore, hinter dem die zweite Ziege steht.
# Der Moderator bietet dem Kandidaten an, seine Entscheidung zu überdenken und das andere ungeöffnete Tor zu wählen.
# Das vom Kandidaten letztlich gewählte Tor wird geöffnet und er erhält das Auto, falls es sich hinter diesem Tor befindet.


Diese Regeln sind dem Kandidaten bekannt. Wie soll er sich im vorletzten Schritt entscheiden, um seine Gewinnchance zu maximieren? <!-- keine notwendige Bedingung! -->
Durch die Antwort von Marilyn vos Savant auf den Leserbrief erzielte das Problem international auch außerhalb der Fachwelt hohe Aufmerksamkeit und führte zu heftigen Kontroversen. Sie erklärte die Lösung des Problems anhand [[#Eine Million Tore|einer Million Tore]]. Ihre Antwort lautete: "''Ja, Sie sollten wechseln. Das zuerst gewählte Tor hat die Gewinnchance von 1/3, aber das zweite Tor hat eine Gewinnchance von 2/3.''" <ref>[http://www.marilynvossavant.com/articles/gameshow.html Game-Show-Problem] – gesammelte Leserbriefe und Antworten innerhalb des Webauftritts von Marilyn vos Savant</ref>


== Kontroversen ==
=== Lösung ===
Der Kandidat sollte das Tor wechseln. Seine Gewinnwahrscheinlichkeit beträgt dann 2/3 (gegenüber 1/3, wenn er nicht wechselt).
Es sind vor allem die beiden folgenden Hauptargumente, die zu Zweifeln an vos Savants Lösung führen. Während das erste Argument nicht stichhaltig ist und auf falsch angewendeter Wahrscheinlichkeitstheorie basiert, verdeutlicht das zweite Argumemt, dass das Originalproblem ohne geeignete weitere Einschränkung keine eindeutige Lösung hat:
* Unter der Voraussetzung, dass der Showmaster den im nächsten Abschnitt ausgeführten Spielregeln folge, sei ein Wechsel des Tores nicht schlecht. Die Gewinnchance für das zweite Tor sei aber niemals 2/3 sondern generell nur 1/2, weil nach dem Öffnen eines Tores mit einer Ziege dahinter nur noch zwei geschlossene Tore zur Auswahl ständen. Die Chancen seien deshalb auf beide Tore immer gleichverteilt.
* Die Fragestellung im Leserbrief enthält keinerlei Hinweise darauf, dass der Showmaster einer bestimmten Verhaltensregel folgt. Solch eine Regel ließe sich nur mittels der Annahme ableiten, dass das Spiel mehrmals unter den gleichen Bedingungen wiederholt würde: ''Sie wählen ein beliebiges Tor, der Showmaster öffnet ein anderes Tor, hinter dem eine Ziege steht, und Sie dürfen die Wahl ihres Tores ändern.'' Von solch einer Wiederholung des Spiels ist aber im Leserbrief keine Rede. Also basiert Savants Lösung auf willkürlichen Annahmen, die sie unzulässigerweise in den Leserbrief hinein interpretiert hat. <ref>Peter R. Mueser, Donald Granberg: [http://129.3.20.41/eps/exp/papers/9906/9906001.html ''The Monty Hall Dilemma Revisited: Understanding the Interaction of Problem Definition and Decision Making.''] In: ''University of Missouri Working Paper.'' 1999-06.</ref>


== Erklärung der Lösung ==
Das erste Argument wird von Marilyn vos Savants Lösung widerlegt, das Zweite wird anhand [[#Andere Spielvarianten|mehrerer Spielvarianten]] ausgeführt.
=== Vereinfachte Erklärung ===
In zwei von drei Fällen zeigt der Kandidat zunächst auf das falsche Tor. Weil diese Wahrscheinlichkeit durch das Öffnen eines Ziegentors nicht beeinflusst wird, führt der Wechsel auch in zwei von drei Fällen zum Erfolg.


Im Folgenden wird die Argumentation visuell dargestellt. Dabei wird angenommen, dass der Kandidat das erste Tor wählt. Die Darstellungen für die anderen Fälle sind aber entsprechend.
== Allgemeine Gewinnwahrscheinlichkeit ==


{| class="wikitable" style="margin:auto; text-align: center;" width="90%"
=== Einfache Lösung ===
|-
Wir gehen davon aus, dass der Kandidat immer das Wechselangebot des Moderators annimmt und der Moderator immer ein Ziegentor öffnet.
! colspan=4 | Der Kandidat wählt Tor 1
Man muss nun zwischen 3 Fällen unterscheiden:
|-
! width="33%" | Auto hinter Tor 2
! colspan=2 width="33%" | Auto hinter Tor 1
! width="33%" | Auto hinter Tor 3
|-
| [[Datei:Monty-MiddleCar.svg|150px]]
| colspan=2 | [[Datei:Monty-LeftCar.svg|150px]]
| [[Datei:Monty-RightCar.svg|150px]]
|-
| Der Moderator kann nur Tor 3 öffnen
| colspan=2 | Der Moderator öffnet eins der Tore mit einer Ziege
| Der Moderator kann nur Tor 2 öffnen
|-
| [[Datei:Monty-MiddleCarSwitch.svg|177px]]
| width=16% | [[Datei:Monty-LeftCarSwitch1.svg|88px]]
| width=16% | [[Datei:Monty-LeftCarSwitch2.svg|88px]]
| [[Datei:Monty-RightCarSwitch.svg|177px]]
|-
| Wahrscheinlichkeit 1/3
| Wahrscheinlichkeit 1/6
| Wahrscheinlichkeit 1/6
| Wahrscheinlichkeit 1/3
|-
| colspan=2 |Der Moderator hat das Tor 3 geöffnet
| colspan=2 |Der Moderator hat das Tor 2 geöffnet
|-
| Wechseln gewinnt das Auto
| Wechseln gewinnt eine Ziege
| Wechseln gewinnt eine Ziege
| Wechseln gewinnt das Auto
|-
| colspan =2 | Wechseln gewinnt in 2 von 3 Fällen das Auto
| colspan =2 | Wechseln gewinnt in 2 von 3 Fällen das Auto
|}
<br />


Ganz offensichtlich ist die Wahrscheinlichkeit, ein Auto zu verbergen, für die bislang nicht gewählte Tür doppelt so hoch wie für die schon gewählte.
#Der Kandidat wählt das Auto-Tor und der Moderator öffnet das Ziegentor eins. Der Kandidat wechselt zu Ziegentor zwei und verliert.
#Der Kandidat wählt das Ziegentor eins und der Moderator öffnet das Ziegentor zwei. Der Kandidat wechselt zum Auto-Tor und gewinnt.
#Der Kandidat wählt das Ziegentor zwei und der Moderator öffnet das Ziegentor eins. Der Kandidat wechselt zum Auto-Tor und gewinnt.


=== Beweis ===
Der Kandidat gewinnt also immer, wenn er anfangs ein Ziegentor ausgewählt hat. Da es zwei Ziegentore und nur ein Auto-Tor gibt, ist die Gewinnwahrscheinlichkeit 2/3.
Dass die Gewinnwahrscheinlichkeit bei einem Wechsel 2/3 beträgt, wird an dem Beispiel gezeigt, dass der Kandidat zunächst Tor 1 wählt und der Moderator das Ziegentor 3 öffnet. Für die anderen möglichen Kombinationen verläuft der [[Ohne Beschränkung der Allgemeinheit|Beweis aus Symmetriegründen völlig analog]].


Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Auto hinter Tor 2 steht und der Moderator Tor 3 öffnet, ist doppelt so groß wie die Wahrscheinlichkeit, dass das Auto hinter Tor 1 steht und der Moderator Tor 3 öffnet.
== Hauptvariante nach Marilyn vos Savant ==
Weil die im Leserbrief von Whitaker formulierte Fragestellung keine eindeutige Lösung zulässt, haben Krauss und Wang eine Neuformulierung des Ziegenproblems vorgeschlagen, die bestimmte zur eindeutigen Lösbarkeit fehlenden Zusatzinformationen bereitstellt:


Denn die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Moderator Tor 3 öffnet, wenn das Auto hinter Tor 2 steht, ist nach Spielregel 5 gleich 1, während die Wahrscheinlichkeit dafür, dass er Tor 3 öffnet, wenn das Auto hinter Tor 1 steht, nach Spielregel 4 gleich 1/2 ist.
:''Angenommen Sie befinden sich in einer Spielshow und haben die Wahl zwischen drei Toren. Hinter einem Tor ist ein Auto, hinter den anderen sind Ziegen. Das Auto und die Ziegen sind vor der Show zufällig hinter die Tore verteilt worden. Die Regeln der Spielshow sind folgende: Nachdem Sie ein Tor gewählt haben bleibt dieses zunächst geschlossen. Der Showmaster Monty Hall, der weiß was sich hinter den Toren befindet, muss nun eine der beiden verbleibenden Tore öffnen, und hinter dem von ihm geöffneten Tor muss sich eine Ziege befinden. Wenn hinter beiden verbleibenden Toren jeweils eine Ziege steht, öffnet er eines der beiden Tore zufällig. Nachdem Monty Hall ein Tor mit einer Ziege geöffnet hat fragt er Sie, ob Sie bei Ihrer ersten Wahl bleiben oder zum letzten verbleibenden Tor wechseln möchten. Nehmen Sie an Sie wählen Tor 1 und der Showmaster öffnet Tor 3 mit einer Ziege. Er fragt Sie dann: „Möchten Sie zu Tor 2 wechseln?“ Ist es zu Ihrem Vorteil, Ihre Wahl zu ändern?'' <ref>Stefan Krauss, X. T. Wang: [http://www.usd.edu/~xtwang/Papers/MontyHallPaper.pdf ''The Psychology of the Monty Hall Problem: Discovering Psychological Mechanisms for Solving a Tenacious Brain Teaser.''] In: ''Journal of Experimental Psychology: General.'' 132 (1)2003.</ref>


Da zu Beginn des Spiels nach Spielregel 1 das Auto mit der gleichen Wahrscheinlichkeit 1/3 hinter Tor 1 oder Tor 2 steht, ergibt sich daraus die Ausgangsthese.
Um zu der Lösung von Marilyn vos Savant zu gelangen, ist lediglich zu ergänzen, dass bei der Zufallswahl des Showmasters zwischen zwei Ziegentoren beide Tore mit der gleichen Wahrscheinlichkeit geöffnet werden.


Denn die beiden [[Bedingte Wahrscheinlichkeit|bedingten Wahrscheinlichkeiten]] 1 und 1/2&nbsp;müssen jetzt nur noch jeweils mit dem gleichen Faktor 1/3 multipliziert werden, um die [[Verbundwahrscheinlichkeit]]en für Tor 2 und Tor 1 bei geöffnetem Ziegentor 3 zu erhalten:
=== Spielregeln ===
Bei einer Spielshow kann der Kandidat ein Auto gewinnen. Dem Spiel liegen die folgenden Regeln zugrunde.
# Ein Auto und zwei Ziegen werden zufällig auf drei Tore verteilt.
# Zu Beginn des Spiels sind alle Tore verschlossen, sodass Auto und Ziegen nicht sichtbar sind.
# Der Kandidat wählt ein Tor aus, welches aber vorerst verschlossen bleibt.
# Hat der Kandidat das Tor mit dem Auto gewählt, dann öffnet der Moderator '''zufällig ausgewählt mit der gleichen Wahrscheinlichkeit''' eines der beiden anderen Tore, hinter dem sich immer eine Ziege befindet.
# Hat der Kandidat ein Tor mit einer Ziege gewählt, dann öffnet der Moderator dasjenige der beiden anderen Tore, hinter dem die zweite Ziege steht.
# Der Moderator bietet dem Kandidaten an, seine Entscheidung zu überdenken und das andere ungeöffnete Tor zu wählen.
# Das vom Kandidaten letztlich gewählte Tor wird geöffnet und er erhält das Auto, falls es sich hinter diesem Tor befindet.
Diese Regeln sind dem Kandidaten bekannt. Wie soll er sich im vorletzten Schritt entscheiden, wenn er zunächst Tor 1 gewählt und der Moderator daraufhin Tor 3 mit einer Ziege dahinter geöffnet hat?


1 * (1/3) = 1/3 bzw. (1/2) * (1/3) = 1/6
=== Tabellarische Lösung ===
Für die folgende Erklärung wird angenommen, dass der Kandidat zu Anfang Tor 1 gewählt hat. Für die Situationen, in denen der Kandidat die Tore 2 bzw. 3 gewählt hat und der Moderator dementsprechend andere Tore öffnet, gilt eine analoge Erklärung. Es müssen sechs Fälle betrachtet werden um die Gleichwahrscheinlichkeit des Öffnens der Tore 2 und 3 durch den Moderator gemäß Regel 4 modellieren zu können. Jede Spielsituation wird also zweimal betrachtet. Das entspricht einem Zufallsexperiment bei dem die beiden Ziegen voneinander unterschieden werden können, und jede Verteilung von Auto und Ziegen hinter den drei Toren gleichwahrscheinlich ist ([[Laplace-Experiment]]).


Für Tor 2 ergibt sich damit die Gewinnwahrscheinlichkeit (1/3) / (1/3 + 1/6) = 2/3, für Tor 1 die Gewinnwahrscheinlichkeit (1/6) / (1/3 + 1/6) = 1/3.
{| border="1" cellpadding="4" cellspacing="0"

|- valign="middle"
=== Beweis durch Fallbetrachtung ===
| 1
Im Folgenden wird der Fall angenommen, dass der Kandidat zunächst auf Tor 1 zeigt. Die Begründung für die anderen beiden Fälle [[Ohne Beschränkung der Allgemeinheit|verläuft völlig analog]]. Die in Klammern angegebenen Zahlen beziehen sich zur Begründung der jeweiligen Aussage auf die entsprechende Bedingung der oben aufgeführten Aufgabenstellung.
| [[Datei:Monty-LeftCar.svg|130px|Das Auto steht hinter Tor 1.]]

| Auto hinter Tor 1. Der Moderator öffnet '''Tor 2''' mit einer Ziege (Regel 4)
In 1/3 der Fälle steht das Auto hinter Tor 1. (1) In der Hälfte dieser Fälle, also in 1/6 der Gesamtzahl der Fälle, wird vom Moderator Tor 2 geöffnet, in einem weiteren Sechstel Tor 3. (4)
| [[Image:Monty-LeftCarSwitch2.svg|150px|Der Moderator öffnet Tor 2]]
| Bei einem Wechsel verliert der Kandidat
|- valign="middle"
| 2
| [[Datei:Monty-MiddleCar.svg|130px|Das Auto steht hinter Tor 2.]]
| Auto hinter Tor 2. Der Moderator öffnet Tor 3 mit einer Ziege (Regel 5)
| [[Image:Monty-MiddleCarSwitch.svg|150px|Der Moderator öffnet Tor 3]]
| Bei einem Wechsel gewinnt der Kandidat
|- valign="middle"
| 3
| [[Datei:Monty-RightCar.svg|130px|Das Auto steht hinter Tor 3.]]
| Auto hinter Tor 3. Der Moderator öffnet Tor 2 mit einer Ziege (Regel 5)
| [[Image:Monty-RightCarSwitch.svg|150px|Der Moderator öffnet Tor 2]]
| Bei einem Wechsel gewinnt der Kandidat
|- valign="middle"
| 4
| [[Datei:Monty-LeftCar.svg|130px|Das Auto steht hinter Tor 1.]]
| Auto hinter Tor 1. Der Moderator öffnet '''Tor 3''' mit einer Ziege (Regel 4)
| [[Image:Monty-LeftCarSwitch1.svg|150px|Der Moderator öffnet Tor 3]]
| Bei einem Wechsel verliert der Kandidat
|- valign="middle"
| 5
| [[Datei:Monty-MiddleCar.svg|130px|Das Auto steht hinter Tor 2.]]
| Auto hinter Tor 2. Der Moderator öffnet Tor 3 mit einer Ziege (Regel 5)
| [[Image:Monty-MiddleCarSwitch.svg|150px|Der Moderator öffnet Tor 3]]
| Bei einem Wechsel gewinnt der Kandidat
|- valign="middle"
| 6
| [[Datei:Monty-RightCar.svg|130px|Das Auto steht hinter Tor 3.]]
| Auto hinter Tor 3. Der Moderator öffnet Tor 2 mit einer Ziege (Regel 5)
| [[Image:Monty-RightCarSwitch.svg|150px|Der Moderator öffnet Tor 2]]
| Bei einem Wechsel gewinnt der Kandidat
|}


In 2/3 der Fälle steht das Auto hinter Tor 2 oder Tor 3, und zwar in der einen Hälfte dieser Fälle hinter Tor 2, in der anderen Hälfte hinter Tor 3. (1) Entsprechend wird in der einen Hälfte dieser Fälle, also in einem Drittel der Gesamtzahl der Fälle, vom Moderator Tor 2 geöffnet, in der anderen Hälfte Tor 3. (5)
Zur Auswertung der Tabelle müssen nun die Fälle betrachtet werden, in denen der Moderator das Tor 3 öffnet. Das sind die Fälle 2, 4 und 5. Man sieht, dass in zwei von drei dieser Fälle der Kandidat durch Wechseln gewinnt. Außerdem kann aus der Tabelle leicht abgelesen werden, dass wenn der Moderator anstelle von Tor 3 das Tor 2 öffnet, der Kandidat durch Wechseln ebenfalls in zwei von drei Fällen das Auto gewinnt.


Durch das Öffnen des Nietentors 2 oder 3 reduziert sich die Zahl der Fälle, bei denen das Auto hinter Tor 2 oder 3 steht, um die Hälfte, also auf 1/3 der Gesamtzahl der Fälle.
=== Formelle Lösung ===
Es sind die Ereignisse definiert:


Außerdem reduziert sich die Zahl der Fälle, bei denen das Auto hinter Tor 1 steht, ebenfalls um die Hälfte, also auf 1/6 der Gesamtzahl der Fälle.
:<math>G_i \ </math>: Der Gewinn ist hinter Tor i (i = 1, 2, 3)

:<math>M_j \ </math>: Der Moderator hat das Tor j geöffnet (j = 1, 2, 3)
Die Gewinnwahrscheinlichkeit für dasjenige der Tore 2 oder 3, das der Moderator nicht geöffnet hat, beträgt also (1/3)/(1/6 + 1/3) = 2/3.

Das Ergebnis kann man auch so ausdrücken:

''Die Gewinnwahrscheinlichkeit für Tor 1 ist eine [[Invariante (Mathematik)|Invariante]] des Spiels; ebenso die Gewinnwahrscheinlichkeit für „Tor 2 oder 3“.''

=== Formeller Beweis ===
Es sind die Ereignisse definiert:


: <math>M_A</math>: Der Moderator hat das Tor A geöffnet
: <math>G_A</math>: Der Gewinn ist im Tor A
: analog für die Indizes B und C


Es liegt folgende Situation vor: Der Kandidat hat Tor 1 gewählt, und der Moderator hat daraufhin das Tor 3 geöffnet. Lohnt es sich für den Kandidaten zu wechseln? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Auto hinter Tor 2 ist? Gesucht ist also die [[bedingte Wahrscheinlichkeit]] <math>P(G_2|M_3) \ </math>, dass das Auto hinter Tor 2 ist, wenn bekannt ist, dass es nicht hinter Tor 3 ist. Man kann diese Wahrscheinlichkeit mit dem [[Bayessches Theorem|Bayesschen Theorem]] ermitteln.
Es liege beispielsweise folgende Situation vor: Der Kandidat hat Tor A gewählt, und der Moderator hat daraufhin das Tor B geöffnet. Lohnt es sich für den Kandidaten zu wechseln? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Auto hinter Tor C ist? Gesucht ist also die [[bedingte Wahrscheinlichkeit]] <math>P(G_C|M_B)</math>, dass das Auto hinter Tor C ist, wenn bekannt ist, dass es nicht hinter Tor B ist. Man kann diese Wahrscheinlichkeit mit dem [[Bayestheorem]] ermitteln.


Auf Grund der Aufgabenstellung (Regeln 1, 4 und 5) gelten folgende Voraussetzungen:
Auf Grund der Aufgabenstellung liegen folgende Voraussetzungen vor:


:<math>
:<math>
\begin{align}
\begin{align}
&(1) &P(G_1) = P(G_2) = P(G_3) = \tfrac{1}{3} \\
&P\left(G_A\right) = P\left(G_B\right) = P(G_C) = \tfrac{1}{3} &(1) \\
&(4) &P(M_3|G_1) = \tfrac{1}{2} \\
&P\left(M_B\mid G_A\right) = \tfrac{1}{2} &(4)\\
&(5) &P(M_3|G_2) = 1 \\
&P\left(M_B\mid G_B\right) = 0 &(5)\\
&(5) &P(M_3|G_3) = 0
&P\left(M_B\mid G_C\right) = 1 &(5)
\end{align}
\end{align}
</math>
</math>
Zeile 114: Zeile 124:
: <math>
: <math>
\begin{align}
\begin{align}
P(G_2|M_3) & = \frac{P(M_3|G_2)P(G_2)}{P(M_3|G_1)P(G_1)+P(M_3|G_2)P(G_2)+P(M_3|G_3)P(G_3)}\\
P\left(G_C\mid M_B\right) & = \frac{P\left(M_B\mid G_C\right)P(G_C)}{P(M_B\mid G_A)P(G_A)+P(M_B\mid G_B)P(G_B)+P(M_B\mid G_C)P(G_C)}\\
& = \frac{ 1 \cdot \tfrac{1}{3} } { \tfrac{1}{2} \cdot \tfrac{1}{3} + 1 \cdot \tfrac{1}{3} + 0 \cdot \tfrac{1}{3}} = \tfrac{2}{3}.\end{align}</math>
& = \frac{ 1 \cdot \tfrac{1}{3} } { \tfrac{1}{2} \cdot \tfrac{1}{3} + 0 \cdot \tfrac{1}{3} + 1 \cdot \tfrac{1}{3}} = \tfrac{2}{3}.\end{align}</math>


Der Kandidat sollte also wechseln, um seine Gewinnchancen von anfangs 1/3 auf nun 2/3 zu verdoppeln.
Der Kandidat sollte wechseln.


=== Begründung über Wertetabelle ===
== Andere Spielvarianten ==
Nach Schritt drei der Problemstellung ergeben sich neun mögliche Kombinationen aus erster Wahl des Kandidaten und Position des Autos:
Aus dem Leserbrief geht nicht hervor, dass sich der Moderator an bestimmte Verhaltensregeln hält. Selbst wenn er gemäß solcher Regeln handeln würde, wäre nicht gewährleistet, dass der Kandidat diese Regeln auch kennt. Darüberhinaus gibt die Problemstellung keine Auskunft darüber, ob sich der Kandidat in einer einmaligen Spielsituation befindet oder ob das Spiel schon häufiger stattgefunden hat. Im zweiten Fall wäre es denkbar, dass der Kandidat Verhaltensweisen des Moderators verallgemeinern und daraus bestimmte Regeln ableiten konnte. Wegen dieser Unklarheiten in der Fragestellung existieren verschiedene Interpretationsvarianten, von denen einige im Folgenden vorgestellt werden. Dabei wird immer Bezug genommen auf die im Leserbrief beschriebene konkrete Spielsituation. Außerdem wird vorausgesetzt, dass der Kandidat die Verhaltensregeln des Moderators kennt. Die Entscheidung des Kandidaten ist dann in bestimmten Spielsituationen trivial zu treffen. Kennt er diese Regeln nicht, müsste er sich so entscheiden, als ob der Moderator sich an keine Regel halten würde.


Wahl=1 und Auto=1
=== Keine Regel ===
Wahl=1 und Auto=2 *
In diesem Fall bleibt dem Kandidaten nichts weiter übrig als seine Wahl zufällig oder nach einem Münzwurf zu treffen. Seine Gewinnwahrscheinlichkeit ist demgemäß p=1/2.
Wahl=1 und Auto=3 *
Wahl=2 und Auto=1 *
Wahl=2 und Auto=2
Wahl=2 und Auto=3 *
Wahl=3 und Auto=1 *
Wahl=3 und Auto=2 *
Wahl=3 und Auto=3


Mit dem Stern sind die Kombinationen markiert, bei denen Wechseln zum Gewinn des Autos führt. Es sind sechs der neun Möglichkeiten. Durch das später stattfindende, regelkonforme Öffnen einer Tür ändert sich nichts mehr an diesen Verteilungen, also führt in sechs von neun oder 2/3 der Fälle Wechseln zum Gewinn des Autos.
=== Der nette Moderator ===
Der Moderator macht das Angebot zum Wechseln nur, wenn Tor 1 nicht die Gewinnwahl ist. Da der Kandidat weiß, warum ihm ein Wechsel angeboten wird, wählt er natürlich jetzt Tor 2 und gewinnt sicher. <ref>Donald Granberg: ''To Switch or Not to Switch.'' In: Marilyn Savant: ''The Power of Logical Thinking.'' St. Martin's Press, 1996, ISBN 0-312-13985-3.</ref>


=== Der fiese Moderator ===
=== Schema für die „Wechselstrategie“ ===
Für die folgende Erklärung wird festgelegt, dass der Kandidat Tor 1 wählt. (Die gleiche Erklärung lässt sich auch für Tor 2 oder Tor 3 durchführen.) Das Auto steht hinter einem der drei Tore. Wählt der Kandidat die Immer-Wechseln-Strategie, dann führt das in den drei Situationen zu folgendem Resultat.
Der Moderator macht das Angebot zum Wechseln nur, wenn Tor1 die Gewinnwahl ist. Da der Kandidat weiß, warum ihm ein Wechsel angeboten wird, bleibt er natürlich bei Tor 1 und gewinnt sicher. <ref>[[John Tierney (journalist)|John Tierney]]: [http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9D0CEFDD1E3FF932A15754C0A967958260 ''Behind Monty Hall's Doors: Puzzle, Debate and Answer?''] In: ''The New York Times.'' 21. Juli 1991.</ref>

=== Der faule Moderator ===
Der Moderator, der nicht gerne große Wege zurücklegt, öffnet am liebsten Tor 3, weil er dort in der Nähe seinen Standort als Showmaster hat. Wenn also hinter dem vom Kandidaten gewählten Tor 1 das Auto stände, dann würde er mit Sicherheit Tor 3 öffnen, auf keinen Fall aber Tor 2. <ref>Jeffrey S. Rosenthal: [http://probability.ca/jeff/writing/montyfall.pdf ''Monty Hall, Monty Fall, Monty Crawl.''] In: ''Math Horizons.'' September 2008, S. 5-7.</ref>

==== Tabellarische Lösung ====
Für die folgende Erklärung wird angenommen, dass der Kandidat zu Anfang Tor 1 gewählt hat. Für die Situationen, in denen der Kandidat die Tore 2 bzw. 3 gewählt hat und der Moderator dementsprechend andere Tore öffnet, gilt eine analoge Erklärung. Obwohl es hier ausreichen würde, die drei ersten Spielsituationen zu betrachten, werden sechs Fälle unterschieden, um die Problemstellung vergleichbar mit der obigen tabellarischen Lösung in Marilyn vos Savant's Variante modellieren zu können. Jede Spielsituation wird also zweimal betrachtet. Das entspricht einem Zufallsexperiment bei dem die beiden Ziegen voneinander unterschieden werden können, und jede Verteilung von Auto und Ziegen hinter den drei Toren gleichwahrscheinlich ist ([[Laplace-Experiment]]).


{| border="1" cellpadding="4" cellspacing="0"
{| border="1" cellpadding="4" cellspacing="0"
|- valign="middle"
|- valign="middle"
| [[Datei:Monty-LeftCar.svg|150px|Der Kandidat wählt Tor 1 und das Auto steht hinter diesem Tor 1.]]
| 1
| Der Kandidat wählt Tor 1 und ihm wird entweder die Ziege von Tor 2 oder Tor 3 gezeigt. Durch einen Wechsel verliert er.
| [[Datei:Monty-LeftCar.svg|130px|Das Auto steht hinter Tor 1.]]
| Auto hinter Tor 1. Der Moderator öffnet '''Tor 3''' mit einer Ziege
| [[Image:Monty-LeftCarSwitch1.svg|150px|Der Moderator öffnet Tor 3]]
| Bei einem Wechsel verliert der Kandidat
|- valign="middle"
| 2
| [[Datei:Monty-MiddleCar.svg|130px|Das Auto steht hinter Tor 2.]]
| Auto hinter Tor 2. Der Moderator öffnet Tor 3 mit einer Ziege
| [[Image:Monty-MiddleCarSwitch.svg|150px|Der Moderator öffnet Tor 3]]
| Bei einem Wechsel gewinnt der Kandidat
|- valign="middle"
| 3
| [[Datei:Monty-RightCar.svg|130px|Das Auto steht hinter Tor 3.]]
| Auto hinter Tor 3. Der Moderator öffnet Tor 2 mit einer Ziege
| [[Image:Monty-RightCarSwitch.svg|150px|Der Moderator öffnet Tor 2]]
| Bei einem Wechsel gewinnt der Kandidat
|- valign="middle"
| 4
| [[Datei:Monty-LeftCar.svg|130px|Das Auto steht hinter Tor 1.]]
| Auto hinter Tor 1. Der Moderator öffnet '''Tor 3''' mit einer Ziege
| [[Image:Monty-LeftCarSwitch1.svg|150px|Der Moderator öffnet Tor 3]]
| Bei einem Wechsel verliert der Kandidat
|- valign="middle"
|- valign="middle"
| [[Datei:Monty-MiddleCar.svg|150px|Der Kandidat wählt Tor 1 und das Auto steht hinter Tor 2.]]
| 5
| Der Kandidat wählt Tor 1 und ihm wird die Ziege hinter Tor 3 gezeigt. Durch einen Wechsel gewinnt er.
| [[Datei:Monty-MiddleCar.svg|130px|Das Auto steht hinter Tor 2.]]
| Auto hinter Tor 2. Der Moderator öffnet Tor 3 mit einer Ziege
| [[Image:Monty-MiddleCarSwitch.svg|150px|Der Moderator öffnet Tor 3]]
| Bei einem Wechsel gewinnt der Kandidat
|- valign="middle"
|- valign="middle"
| [[Datei:Monty-RightCar.svg|150px|Der Kandidat wählt Tor 1 und das Auto steht hinter Tor 3.]]
| 6
| Der Kandidat wählt Tor 1 und ihm wird die Ziege hinter Tor 2 gezeigt. Durch einen Wechsel gewinnt er.
| [[Datei:Monty-RightCar.svg|130px|Das Auto steht hinter Tor 3.]]
| Auto hinter Tor 3. Der Moderator öffnet Tor 2 mit einer Ziege
| [[Image:Monty-RightCarSwitch.svg|150px|Der Moderator öffnet Tor 2]]
| Bei einem Wechsel gewinnt der Kandidat
|}
|}


Fazit: Er gewinnt in zwei von drei Fällen durch einen Wechsel.
Zur Auswertung der Tabelle müssen nun die Fälle betrachtet werden, in denen der Moderator das Tor 3 öffnet. Das sind die Fälle 1, 2, 4 und 5. Man sieht, dass nur in zwei von vier dieser Fälle der Kandidat durch Wechseln gewinnt. Seine Gewinnwahrscheinlichkeit ist demnach hier nur p = 1/2. Es kann ebenso leicht aus der Tabelle abgelesen werden, dass, wenn der Moderator Tor 2 öffnet, der Kandidat sicher gewinnt, wenn er zu Tor 3 wechselt.


=== Erklärung mit Hilfe eines Entscheidungsbaumes ===
==== Formelle Lösung ====
[[Datei:Entscheidungsbaum Ziegenproblem.svg|miniatur|402px|Entscheidungsbaum zum Ziegenproblem. Das Auto steht hinter Tor A]]
Es liegt folgende Situation vor: Der Kandidat hat Tor 1 gewählt, und der Moderator hat daraufhin das Tor 3 geöffnet. Es gelten dann folgende mathematische Beziehungen unter Berücksichtigung der oben definierten Ereignismengen:


Beim Schätzen und Berechnen von Wahrscheinlichkeiten ist es wichtig, keine [[Information]]en, die zur Verfügung stehen, zu übersehen: hier ein [[Entscheidungsbaum]] für das Problem. Annahme bei diesem Entscheidungsbaum: Das Auto befindet sich hinter dem Tor A.<br clear="all" />
:<math>
\begin{align}
&P(G_1) = P(G_2) = P(G_3) = \tfrac{1}{3} \\
&P(M_3|G_1) = 1 \\
&P(M_3|G_2) = 1 \\
&P(M_3|G_3) = 0 \\
\end{align}
</math>


== Leserbrief an Marilyn vos Savant ==
Die Anwendung des Satzes von Bayes ergibt dann für die bedingte Wahrscheinlichkeit dass sich das Auto hinter Tor 2 befindet:
Ein Leserbrief von Craig F. Whitaker aus Columbia, Maryland an [[Marilyn vos Savant]] enthielt die folgende Aufgabenstellung:


{{Zitat|Nehmen Sie an, Sie wären in einer Spielshow und hätten die Wahl zwischen drei Toren. Hinter einem der Tore ist ein Auto, hinter den anderen sind Ziegen. Sie wählen ein Tor, sagen wir, Tor Nummer 1, und der Showmaster, der weiß, was hinter den Toren ist, öffnet ein anderes Tor, sagen wir, Nummer 3, hinter dem eine Ziege steht. Er fragt Sie nun: ‚Möchten Sie das Tor Nummer Zwei?‘ Ist es von Vorteil, das Tor Nummer 2 zu wählen?||Game-Show-Problem<ref name="HOMEPAGE"/>}}
: <math>
\begin{align}
P(G_2|M_3) & = \frac{P(M_3|G_2)P(G_2)}{P(M_3|G_1)P(G_1)+P(M_3|G_2)P(G_2)+P(M_3|G_3)P(G_3)}\\
& = \frac{ 1 \cdot \tfrac{1}{3} } { 1 \cdot \tfrac{1}{3} + 1 \cdot \tfrac{1}{3} + 0 \cdot \tfrac{1}{3}} = \tfrac{1}{2}.\end{align}</math>


Gegenüber der [[Definition]] des Ziegenproblems in diesem Artikel fehlen unter anderem zwei wesentliche Punkte: die Regeln für den Showmaster sind nicht formuliert und es ist nicht ersichtlich, ob der Kandidat die Regeln kennt. Damit der Kandidat trotzdem mindestens eine 50-prozentige Chance auf den Gewinn hat, muss er zufällig eines der beiden verbleibenden Tore öffnen.<ref>Marc Steinbach: ''[http://www.zib.de/Publications/Reports/ZR-00-40.pdf Autos, Ziegen und Streithähne.]'' In: ''Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB). Report Nr. 40'', S. 7</ref>
Für die bedingte Wahrscheinlichkeit, dass sich das Auto tatsächlich hinter Tor 1 befindet, gilt aber ebenfalls
Die Gewinnwahrscheinlichkeit bei Wechsel wäre beispielsweise Null, wenn der Showmaster nur anbietet zu wechseln, wenn hinter dem gewählten Tor ein Auto steht. Sie beträgt 50 %, wenn er das vom Teilnehmer gewählte Tor öffnet und dahinter eine Ziege ist. Sie ist nicht wohldefiniert, wenn der Showmaster die entsprechenden Strategien willkürlich ändert.


In ihrer ersten Antwort auf den Leserbrief erklärte Marilyn vos Savant die Lösung des Problems ähnlich wie bei „eine Million Tore“ dargestellt.<ref name="HOMEPAGE">[http://www.marilynvossavant.com/articles/gameshow.html Game-Show-Problem] – gesammelte Leserbriefe und Antworten innerhalb des Webauftritts von Marilyn vos Savant</ref>
: <math>
\begin{align}
P(G_1|M_3) & = \tfrac{1}{2}.\end{align}</math>


Durch die Antwort von Marilyn vos Savant auf den Leserbrief, die richtige – aber unerwartete – Strategie sei „immer wechseln“, wurde das Problem international auch außerhalb der Mathematik in großem Maße bekannt und erzielte große Aufmerksamkeit und Kontroversen.
Der Gewinn hinter Tor 2 ist genauso wahrscheinlich wie der Gewinn hinter Tor 1. Der Kandidat kann also ebensogut bei Tor 1 bleiben wie zu Tor 2 wechseln. Seine Gewinnchancen sind p = 1/2.


== Ähnliche Aufgaben ==
=== Der nicht eingeschränkte Moderator ===
Zum Ziegenproblem gibt es mit dem Drei-Kasten-Problem und dem Gefangenenparadoxon zwei Aufgaben, die die gleiche Problematik mit anderen Hintergrundgeschichten erzählen. Daneben gibt es noch die Spielshow [[Geh aufs Ganze!]], die zwar Ähnlichkeiten mit dem Ziegenproblem aufweist, aber letztendlich ein anderes Problem darstellt.
Der Moderator, der alle Tore einschließlich des vom Kandidaten zuvor gewählten Tores 1 mit der gleichen Wahrscheinlichkeit öffnet, öffnet zufällig Tor 3. Dann gelten folgende mathematische Beziehungen unter Berücksichtigung der oben definierten Ereignismengen:


=== Bertrands Schachtelparadoxon ===
:<math>
Bei [[Joseph Bertrand]]s Drei-Kasten-Problem aus dem Jahr 1889 gibt es drei Kästen mit je zwei geschlossenen Schubladen. Im ersten Kasten liegt in jeder Schublade eine Goldmünze. Im zweiten Kasten liegt in jeder Schublade eine Silbermünze und im dritten Kasten liegt in der einen Schublade eine Gold- und in der anderen eine Silbermünze. Jemand wählt zufällig einen Kasten aus und öffnet ebenso zufällig eine der beiden Schubladen. In dieser liegt eine Goldmünze. Mit welcher Wahrscheinlichkeit ist nach dem Öffnen der Schublade in der anderen Schublade eine Silbermünze? Die Antwort ist 1/3.
\begin{align}
&P(G_1) = P(G_2) = P(G_3) = \tfrac{1}{3} \\
&P(M_3|G_1) = \tfrac{1}{3} \\
&P(M_3|G_2) = \tfrac{1}{3} \\
&P(M_3|G_3) = \tfrac{1}{3} \\
\end{align}
</math>


=== Gefangenenparadoxon ===
Die Anwendung des Satzes von Bayes ergibt dann für die bedingte Wahrscheinlichkeit dass sich das Auto hinter Tor 2 befindet:
→ ''Hauptartikel: [[Gefangenenparadoxon]]''


Beim Gefangenenparadoxon aus dem Jahr 1959 spielt die Hintergrundgeschichte in einem Gefängnis. Dort sitzen drei zum Tode verurteilte Gefangene: Anton, Brigitte und Clemens. Genau einer von ihnen soll begnadigt werden. Dazu wird ein Los gezogen, das allen die gleiche Chance gibt, begnadigt zu werden. Der Gefangene Anton bittet den Wärter, der das Ergebnis des Losentscheids kennt, ihm einen seiner Leidensgenossen Brigitte oder Clemens zu nennen, der oder die sterben muss. Der Wärter antwortet ‚Brigitte‘. Wie hoch ist nun Antons Überlebenswahrscheinlichkeit? Auch hier ist die Antwort 1/3.
: <math>
\begin{align}
P(G_2|M_3) & = \frac{P(M_3|G_2)P(G_2)}{P(M_3|G_1)P(G_1)+P(M_3|G_2)P(G_2)+P(M_3|G_3)P(G_3)}\\
& = \frac{ \tfrac{1}{3} \cdot \tfrac{1}{3} } { \tfrac{1}{3} \cdot \tfrac{1}{3} + \tfrac{1}{3} \cdot \tfrac{1}{3} + \tfrac{1}{3} \cdot \tfrac{1}{3}} = \tfrac{1}{3}.\end{align}</math>


=== Geh aufs Ganze! ===
Der Gewinn hinter Tor 2 ist genauso wahrscheinlich wie der Gewinn hinter Tor 1. Der Kandidat kann also ebensogut bei Tor 1 bleiben wie zu Tor 2 wechseln. Seine Gewinnchancen sind p = 1/2.
→ ''Hauptartikel: [[Geh aufs Ganze!]]''


Das Ziegenproblem ähnelt der Spielshow [[Geh aufs Ganze!]], unterscheidet sich aber in einem wesentlichen Punkt: Beim Ziegenproblem ist immer genau ein Gewinn vorhanden. Bei ''Geh aufs Ganze'' können auch mehrere und wertmäßig unterschiedliche Gewinne vorhanden sein, unter anderem auch ein offenes Geldangebot in bar. Der Moderator bietet dem Spieler Geld, wenn er sich umentscheidet und das vom Moderator gewollte Tor nimmt. Der Moderator feilscht regelrecht mit dem Spieler, erhöht sein Angebot (100, 200, 300… Euro) und geht bis zu einem Limit, das der Spieler vorher nicht kennt. Wenn sich dann der Spieler nicht sofort für das Geld entscheidet, ist das Angebot weg und der Spieler muss das gewählte Tor nehmen. Deshalb unterscheidet sich hier die optimale Strategie. Sie hängt maßgeblich von der Risiko-Aversion des Kandidaten ab. Der Moderator erhöht schrittweise die sichere Alternative (das Geldangebot), bleibt dabei jedoch unter dem Wert des Hauptpreises. Der Kandidat muss entscheiden, ob ihm das sichere Geldangebot mehr wert ist als die Chance auf den Hauptgewinn. Die [[Entscheidungstheorie]] nennt dies das [[Sicherheitsäquivalent]].
=== Der zufallsbestimmte Moderator ===
Wenn der Moderator die Möglichkeit hat, aus zwei Toren mit jeweils einer Ziege dahinter ein Tor auszusuchen (der Kandidat hat also das Tor mit dem Auto dahinter ausgewählt), dann öffnet er das Tor mit der höchstmöglichen Nummer mit der Wahrscheinlichkeit ''q'' und das Tor mit der niedrigeren Nummer mit der Wahrscheinlichkeit ''q* = 1 - q''. Dann gelten folgende mathematische Beziehungen unter Berücksichtigung der oben definierten Ereignismengen:

:<math>
\begin{align}
&P(G_1) = P(G_2) = P(G_3) = \tfrac{1}{3} \\
&P(M_3|G_1) = q \\
&P(M_3|G_2) = 1 \\
&P(M_3|G_3) = 0 \\
\end{align}
</math>

Die Anwendung des Satzes von Bayes ergibt dann für die bedingte Wahrscheinlichkeit dass sich das Auto hinter Tor 2 befindet:
: <math>
\begin{align}
P(G_2|M_3) & = \frac{P(M_3|G_2)P(G_2)}{P(M_3|G_1)P(G_1)+P(M_3|G_2)P(G_2)+P(M_3|G_3)P(G_3)}\\
& = \frac{ 1 \cdot \tfrac{1}{3} } { q \cdot \tfrac{1}{3} + 1 \cdot \tfrac{1}{3} + 0 \cdot \tfrac{1}{3}} = \tfrac{1}{q + 1}.\end{align}</math>

Diese Berechnung beschreibt den allgemeinen Fall, aus dem sich die Lösungen von Marilyn vos Savant (''q = 1/2'') und "Der faule Moderator" (''q = 1'') als Spezialfälle ableiten lassen. <ref>J. P. Morgan, N. R. Chaganty, R. C. Dahiya, M. J. Doviak: [http://links.jstor.org/sici?sici=0003-1305(199111)45%3A4%3C284%3ALMADTP%3E2.0.CO%3B2-7 ''Let's make a deal: The player's dilemma.''] In: ''American Statistician.'' 45(1991), S. 284-287.</ref>

== Siehe auch ==
* [[Gefangenenparadoxon]]
* [[Geh aufs Ganze!]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Gero von Randow]]: ''Das Ziegenproblem – Denken in Wahrscheinlichkeiten.'' Rowohlt, Reinbek 1992, ISBN 3-499-19337-X, Neuauflage: Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-499-61905-9.
* [[Gero von Randow]]: ''Das Ziegenproblem – Denken in Wahrscheinlichkeiten.'' Rowohlt, Reinbek 1992, ISBN 3-499-19337-X, Neuauflage: Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-499-61905-9
* Olle Häggström: [http://www.springer.com/sgw/cda/frontpage/0,1855,1-40109-22-52106878-0,00.html ''Streifzüge durch die Wahrscheinlichkeitstheorie.''] Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-23050-5.
* Olle Häggström: [http://www.springer.com/sgw/cda/frontpage/0,1855,1-40109-22-52106878-0,00.html ''Streifzüge durch die Wahrscheinlichkeitstheorie.''] Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-23050-5
* Henk Tijms: ''Understanding Probability, Chance Rules in Everyday Life.'' University Press, Cambridge 2004, ISBN 0-521-83329-9.
* Henk Tijms: ''Understanding Probability, Chance Rules in Everyday Life.'' University Press, Cambridge 2004, ISBN 0-521-83329-9
* [[Gerd Gigerenzer]]: ''Das Einmaleins der Skepsis – Über den richtigen Umgang mit Zahlen und Risiken.'' Berlin-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-8270-0079-3.
* [[Gerd Gigerenzer]]: ''Das Einmaleins der Skepsis – Über den richtigen Umgang mit Zahlen und Risiken.'' Berlin-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-8270-0079-3
* Hans-Otto Georgii: ''Stochastik, Einführung in Wahrscheinlichkeitstheorie und Stochastik.'' de Gruyter, 2004, ISBN 3-11-018282-3, S. 54f.
* Hans-Otto Georgii: ''Stochastik, Einführung in Wahrscheinlichkeitstheorie und Stochastik'', Seite 54 f, Gruyter, August 2004, ISBN 3-11-018282-3
* Norbert Henze: ''Stochastik für Einsteiger.'' Vieweg, 1997, ISBN 3-528-06894-9, S. 51-52, 105-107.
* Norbert Henze: ''Stochastik für Einsteiger''. Vieweg 1997, ISBN 3-528-06894-9, S. 51-52, 105-107
* {{Literatur|Autor=Charles M. Grinstead, J. Laurie Snell|Titel=Grinstead and Snell’s Introduction to Probability|Online=[http://www.math.dartmouth.edu/~prob/prob/prob.pdf pdf]|Zugriff=2. April 2008|Jahr=2006|Monat=Juli |Tag=4|Kommentar=Online version of ''Introduction to Probability, 2nd edition'', American Mathematical Society, Copyright (C) 2003 Charles M. Grinstead and J. Laurie Snell|Originalsprache=en}}
* {{Literatur|Autor=Charles M. Grinstead, J. Laurie Snell|Titel=Grinstead and Snell’s Introduction to Probability|Online=[http://www.math.dartmouth.edu/~prob/prob/prob.pdf pdf]|Zugriff=2. April 2008|Jahr=2006|Monat=Juli |Tag=4|Kommentar=Online version of ''Introduction to Probability, 2nd edition'', American Mathematical Society, Copyright (C) 2003 Charles M. Grinstead and J. Laurie Snell|Originalsprache=en}}

== Einzelnachweise ==
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* [http://www.zeit.de/2010/30/N-Ziegenproblem zeit.de 22. Juli 2010]: ''Der maliziöse Moderator. - Ein Statistiker wirft einen neuen Blick auf das alte »Ziegenproblem«.'' ([[Christoph Drösser]])
* [http://www.zeit.de/2010/30/N-Ziegenproblem zeit.de 22. Juli 2010]: ''Der maliziöse Moderator. - Ein Statistiker wirft einen neuen Blick auf das alte »Ziegenproblem«.'' ([[Christoph Drösser]])


[[Kategorie:Wahrscheinlichkeitsrechnung]][[Kategorie:Paradoxon]]
== Einzelnachweise ==
<references />


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[[Kategorie:Wahrscheinlichkeitsrechnung]]
[[Kategorie:Paradoxon]]


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Version vom 14. November 2010, 18:03 Uhr

Das Problem: Hinter einer von drei Türen befindet sich ein Auto, hinter den anderen je eine Ziege. Mit der Aussicht auf den Gewinn des Autos wählt der Kandidat ein Tor. Anschließend öffnet der Moderator von den verbleibenden 2 Toren immer eines hinter dem sich eine Ziege verbirgt. Er bietet dann dem Kandidaten an, das Tor zu wechseln. Ist es vorteilhaft für den Kandidaten, das Tor zu wechseln?

Das Ziegenproblem, Drei-Türen-Problem, Monty-Hall-Problem oder Monty-Hall-Dilemma (nach dem Moderator der amerikanischen Spielshow Let's make a deal, Monty Hall) ist eine Aufgabe aus der Wahrscheinlichkeitstheorie. Es wird oft als Beispiel dafür herangezogen, dass der menschliche Verstand zu Trugschlüssen neigt, wenn es um das Schätzen von Wahrscheinlichkeiten geht.

Problem und Lösung

Problem

Bei einer Spielshow kann der Kandidat ein Auto gewinnen. Dem Spiel liegen die folgenden Regeln zugrunde:

  1. Ein Auto und zwei Ziegen werden zufällig hinter drei Tore verteilt.
  2. Zu Beginn des Spiels sind alle Tore verschlossen, so dass Auto und Ziegen nicht sichtbar sind (dem Moderator jedoch bekannt).
  3. Der Kandidat wählt ein Tor aus, welches aber vorerst verschlossen bleibt.
  4. Hat der Kandidat das Tor mit dem Auto gewählt, dann öffnet der Moderator zufällig ausgewählt eines der beiden anderen Tore, hinter dem sich immer eine Ziege befindet.
  5. Hat der Kandidat ein Tor mit einer Ziege gewählt, dann öffnet der Moderator dasjenige der beiden anderen Tore, hinter dem die zweite Ziege steht.
  6. Der Moderator bietet dem Kandidaten an, seine Entscheidung zu überdenken und das andere ungeöffnete Tor zu wählen.
  7. Das vom Kandidaten letztlich gewählte Tor wird geöffnet und er erhält das Auto, falls es sich hinter diesem Tor befindet.

Diese Regeln sind dem Kandidaten bekannt. Wie soll er sich im vorletzten Schritt entscheiden, um seine Gewinnchance zu maximieren?

Lösung

Der Kandidat sollte das Tor wechseln. Seine Gewinnwahrscheinlichkeit beträgt dann 2/3 (gegenüber 1/3, wenn er nicht wechselt).

Erklärung der Lösung

Vereinfachte Erklärung

In zwei von drei Fällen zeigt der Kandidat zunächst auf das falsche Tor. Weil diese Wahrscheinlichkeit durch das Öffnen eines Ziegentors nicht beeinflusst wird, führt der Wechsel auch in zwei von drei Fällen zum Erfolg.

Im Folgenden wird die Argumentation visuell dargestellt. Dabei wird angenommen, dass der Kandidat das erste Tor wählt. Die Darstellungen für die anderen Fälle sind aber entsprechend.

Der Kandidat wählt Tor 1
Auto hinter Tor 2 Auto hinter Tor 1 Auto hinter Tor 3
Der Moderator kann nur Tor 3 öffnen Der Moderator öffnet eins der Tore mit einer Ziege Der Moderator kann nur Tor 2 öffnen
Wahrscheinlichkeit 1/3 Wahrscheinlichkeit 1/6 Wahrscheinlichkeit 1/6 Wahrscheinlichkeit 1/3
Der Moderator hat das Tor 3 geöffnet Der Moderator hat das Tor 2 geöffnet
Wechseln gewinnt das Auto Wechseln gewinnt eine Ziege Wechseln gewinnt eine Ziege Wechseln gewinnt das Auto
Wechseln gewinnt in 2 von 3 Fällen das Auto Wechseln gewinnt in 2 von 3 Fällen das Auto


Ganz offensichtlich ist die Wahrscheinlichkeit, ein Auto zu verbergen, für die bislang nicht gewählte Tür doppelt so hoch wie für die schon gewählte.

Beweis

Dass die Gewinnwahrscheinlichkeit bei einem Wechsel 2/3 beträgt, wird an dem Beispiel gezeigt, dass der Kandidat zunächst Tor 1 wählt und der Moderator das Ziegentor 3 öffnet. Für die anderen möglichen Kombinationen verläuft der Beweis aus Symmetriegründen völlig analog.

Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Auto hinter Tor 2 steht und der Moderator Tor 3 öffnet, ist doppelt so groß wie die Wahrscheinlichkeit, dass das Auto hinter Tor 1 steht und der Moderator Tor 3 öffnet.

Denn die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Moderator Tor 3 öffnet, wenn das Auto hinter Tor 2 steht, ist nach Spielregel 5 gleich 1, während die Wahrscheinlichkeit dafür, dass er Tor 3 öffnet, wenn das Auto hinter Tor 1 steht, nach Spielregel 4 gleich 1/2 ist.

Da zu Beginn des Spiels nach Spielregel 1 das Auto mit der gleichen Wahrscheinlichkeit 1/3 hinter Tor 1 oder Tor 2 steht, ergibt sich daraus die Ausgangsthese.

Denn die beiden bedingten Wahrscheinlichkeiten 1 und 1/2 müssen jetzt nur noch jeweils mit dem gleichen Faktor 1/3 multipliziert werden, um die Verbundwahrscheinlichkeiten für Tor 2 und Tor 1 bei geöffnetem Ziegentor 3 zu erhalten:

1 * (1/3) = 1/3 bzw. (1/2) * (1/3) = 1/6

Für Tor 2 ergibt sich damit die Gewinnwahrscheinlichkeit (1/3) / (1/3 + 1/6) = 2/3, für Tor 1 die Gewinnwahrscheinlichkeit (1/6) / (1/3 + 1/6) = 1/3.

Beweis durch Fallbetrachtung

Im Folgenden wird der Fall angenommen, dass der Kandidat zunächst auf Tor 1 zeigt. Die Begründung für die anderen beiden Fälle verläuft völlig analog. Die in Klammern angegebenen Zahlen beziehen sich zur Begründung der jeweiligen Aussage auf die entsprechende Bedingung der oben aufgeführten Aufgabenstellung.

In 1/3 der Fälle steht das Auto hinter Tor 1. (1) In der Hälfte dieser Fälle, also in 1/6 der Gesamtzahl der Fälle, wird vom Moderator Tor 2 geöffnet, in einem weiteren Sechstel Tor 3. (4)

In 2/3 der Fälle steht das Auto hinter Tor 2 oder Tor 3, und zwar in der einen Hälfte dieser Fälle hinter Tor 2, in der anderen Hälfte hinter Tor 3. (1) Entsprechend wird in der einen Hälfte dieser Fälle, also in einem Drittel der Gesamtzahl der Fälle, vom Moderator Tor 2 geöffnet, in der anderen Hälfte Tor 3. (5)

Durch das Öffnen des Nietentors 2 oder 3 reduziert sich die Zahl der Fälle, bei denen das Auto hinter Tor 2 oder 3 steht, um die Hälfte, also auf 1/3 der Gesamtzahl der Fälle.

Außerdem reduziert sich die Zahl der Fälle, bei denen das Auto hinter Tor 1 steht, ebenfalls um die Hälfte, also auf 1/6 der Gesamtzahl der Fälle.

Die Gewinnwahrscheinlichkeit für dasjenige der Tore 2 oder 3, das der Moderator nicht geöffnet hat, beträgt also (1/3)/(1/6 + 1/3) = 2/3.

Das Ergebnis kann man auch so ausdrücken:

Die Gewinnwahrscheinlichkeit für Tor 1 ist eine Invariante des Spiels; ebenso die Gewinnwahrscheinlichkeit für „Tor 2 oder 3“.

Formeller Beweis

Es sind die Ereignisse definiert:

: Der Moderator hat das Tor A geöffnet
: Der Gewinn ist im Tor A
analog für die Indizes B und C

Es liege beispielsweise folgende Situation vor: Der Kandidat hat Tor A gewählt, und der Moderator hat daraufhin das Tor B geöffnet. Lohnt es sich für den Kandidaten zu wechseln? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Auto hinter Tor C ist? Gesucht ist also die bedingte Wahrscheinlichkeit , dass das Auto hinter Tor C ist, wenn bekannt ist, dass es nicht hinter Tor B ist. Man kann diese Wahrscheinlichkeit mit dem Bayestheorem ermitteln.

Auf Grund der Aufgabenstellung liegen folgende Voraussetzungen vor:

Die Anwendung des Satzes von Bayes ergibt dann Folgendes:

Der Kandidat sollte wechseln.

Begründung über Wertetabelle

Nach Schritt drei der Problemstellung ergeben sich neun mögliche Kombinationen aus erster Wahl des Kandidaten und Position des Autos:

Wahl=1 und Auto=1 
Wahl=1 und Auto=2 *
Wahl=1 und Auto=3 *
Wahl=2 und Auto=1 *
Wahl=2 und Auto=2
Wahl=2 und Auto=3 *
Wahl=3 und Auto=1 *
Wahl=3 und Auto=2 *
Wahl=3 und Auto=3

Mit dem Stern sind die Kombinationen markiert, bei denen Wechseln zum Gewinn des Autos führt. Es sind sechs der neun Möglichkeiten. Durch das später stattfindende, regelkonforme Öffnen einer Tür ändert sich nichts mehr an diesen Verteilungen, also führt in sechs von neun oder 2/3 der Fälle Wechseln zum Gewinn des Autos.

Schema für die „Wechselstrategie“

Für die folgende Erklärung wird festgelegt, dass der Kandidat Tor 1 wählt. (Die gleiche Erklärung lässt sich auch für Tor 2 oder Tor 3 durchführen.) Das Auto steht hinter einem der drei Tore. Wählt der Kandidat die Immer-Wechseln-Strategie, dann führt das in den drei Situationen zu folgendem Resultat.

Der Kandidat wählt Tor 1 und das Auto steht hinter diesem Tor 1. Der Kandidat wählt Tor 1 und ihm wird entweder die Ziege von Tor 2 oder Tor 3 gezeigt. Durch einen Wechsel verliert er.
Der Kandidat wählt Tor 1 und das Auto steht hinter Tor 2. Der Kandidat wählt Tor 1 und ihm wird die Ziege hinter Tor 3 gezeigt. Durch einen Wechsel gewinnt er.
Der Kandidat wählt Tor 1 und das Auto steht hinter Tor 3. Der Kandidat wählt Tor 1 und ihm wird die Ziege hinter Tor 2 gezeigt. Durch einen Wechsel gewinnt er.

Fazit: Er gewinnt in zwei von drei Fällen durch einen Wechsel.

Erklärung mit Hilfe eines Entscheidungsbaumes

Entscheidungsbaum zum Ziegenproblem. Das Auto steht hinter Tor A

Beim Schätzen und Berechnen von Wahrscheinlichkeiten ist es wichtig, keine Informationen, die zur Verfügung stehen, zu übersehen: hier ein Entscheidungsbaum für das Problem. Annahme bei diesem Entscheidungsbaum: Das Auto befindet sich hinter dem Tor A.

Leserbrief an Marilyn vos Savant

Ein Leserbrief von Craig F. Whitaker aus Columbia, Maryland an Marilyn vos Savant enthielt die folgende Aufgabenstellung:

„Nehmen Sie an, Sie wären in einer Spielshow und hätten die Wahl zwischen drei Toren. Hinter einem der Tore ist ein Auto, hinter den anderen sind Ziegen. Sie wählen ein Tor, sagen wir, Tor Nummer 1, und der Showmaster, der weiß, was hinter den Toren ist, öffnet ein anderes Tor, sagen wir, Nummer 3, hinter dem eine Ziege steht. Er fragt Sie nun: ‚Möchten Sie das Tor Nummer Zwei?‘ Ist es von Vorteil, das Tor Nummer 2 zu wählen?“

Game-Show-Problem[1]

Gegenüber der Definition des Ziegenproblems in diesem Artikel fehlen unter anderem zwei wesentliche Punkte: die Regeln für den Showmaster sind nicht formuliert und es ist nicht ersichtlich, ob der Kandidat die Regeln kennt. Damit der Kandidat trotzdem mindestens eine 50-prozentige Chance auf den Gewinn hat, muss er zufällig eines der beiden verbleibenden Tore öffnen.[2] Die Gewinnwahrscheinlichkeit bei Wechsel wäre beispielsweise Null, wenn der Showmaster nur anbietet zu wechseln, wenn hinter dem gewählten Tor ein Auto steht. Sie beträgt 50 %, wenn er das vom Teilnehmer gewählte Tor öffnet und dahinter eine Ziege ist. Sie ist nicht wohldefiniert, wenn der Showmaster die entsprechenden Strategien willkürlich ändert.

In ihrer ersten Antwort auf den Leserbrief erklärte Marilyn vos Savant die Lösung des Problems ähnlich wie bei „eine Million Tore“ dargestellt.[1]

Durch die Antwort von Marilyn vos Savant auf den Leserbrief, die richtige – aber unerwartete – Strategie sei „immer wechseln“, wurde das Problem international auch außerhalb der Mathematik in großem Maße bekannt und erzielte große Aufmerksamkeit und Kontroversen.

Ähnliche Aufgaben

Zum Ziegenproblem gibt es mit dem Drei-Kasten-Problem und dem Gefangenenparadoxon zwei Aufgaben, die die gleiche Problematik mit anderen Hintergrundgeschichten erzählen. Daneben gibt es noch die Spielshow Geh aufs Ganze!, die zwar Ähnlichkeiten mit dem Ziegenproblem aufweist, aber letztendlich ein anderes Problem darstellt.

Bertrands Schachtelparadoxon

Bei Joseph Bertrands Drei-Kasten-Problem aus dem Jahr 1889 gibt es drei Kästen mit je zwei geschlossenen Schubladen. Im ersten Kasten liegt in jeder Schublade eine Goldmünze. Im zweiten Kasten liegt in jeder Schublade eine Silbermünze und im dritten Kasten liegt in der einen Schublade eine Gold- und in der anderen eine Silbermünze. Jemand wählt zufällig einen Kasten aus und öffnet ebenso zufällig eine der beiden Schubladen. In dieser liegt eine Goldmünze. Mit welcher Wahrscheinlichkeit ist nach dem Öffnen der Schublade in der anderen Schublade eine Silbermünze? Die Antwort ist 1/3.

Gefangenenparadoxon

Hauptartikel: Gefangenenparadoxon

Beim Gefangenenparadoxon aus dem Jahr 1959 spielt die Hintergrundgeschichte in einem Gefängnis. Dort sitzen drei zum Tode verurteilte Gefangene: Anton, Brigitte und Clemens. Genau einer von ihnen soll begnadigt werden. Dazu wird ein Los gezogen, das allen die gleiche Chance gibt, begnadigt zu werden. Der Gefangene Anton bittet den Wärter, der das Ergebnis des Losentscheids kennt, ihm einen seiner Leidensgenossen Brigitte oder Clemens zu nennen, der oder die sterben muss. Der Wärter antwortet ‚Brigitte‘. Wie hoch ist nun Antons Überlebenswahrscheinlichkeit? Auch hier ist die Antwort 1/3.

Geh aufs Ganze!

Hauptartikel: Geh aufs Ganze!

Das Ziegenproblem ähnelt der Spielshow Geh aufs Ganze!, unterscheidet sich aber in einem wesentlichen Punkt: Beim Ziegenproblem ist immer genau ein Gewinn vorhanden. Bei Geh aufs Ganze können auch mehrere und wertmäßig unterschiedliche Gewinne vorhanden sein, unter anderem auch ein offenes Geldangebot in bar. Der Moderator bietet dem Spieler Geld, wenn er sich umentscheidet und das vom Moderator gewollte Tor nimmt. Der Moderator feilscht regelrecht mit dem Spieler, erhöht sein Angebot (100, 200, 300… Euro) und geht bis zu einem Limit, das der Spieler vorher nicht kennt. Wenn sich dann der Spieler nicht sofort für das Geld entscheidet, ist das Angebot weg und der Spieler muss das gewählte Tor nehmen. Deshalb unterscheidet sich hier die optimale Strategie. Sie hängt maßgeblich von der Risiko-Aversion des Kandidaten ab. Der Moderator erhöht schrittweise die sichere Alternative (das Geldangebot), bleibt dabei jedoch unter dem Wert des Hauptpreises. Der Kandidat muss entscheiden, ob ihm das sichere Geldangebot mehr wert ist als die Chance auf den Hauptgewinn. Die Entscheidungstheorie nennt dies das Sicherheitsäquivalent.

Literatur

  • Gero von Randow: Das Ziegenproblem – Denken in Wahrscheinlichkeiten. Rowohlt, Reinbek 1992, ISBN 3-499-19337-X, Neuauflage: Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-499-61905-9
  • Olle Häggström: Streifzüge durch die Wahrscheinlichkeitstheorie. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-23050-5
  • Henk Tijms: Understanding Probability, Chance Rules in Everyday Life. University Press, Cambridge 2004, ISBN 0-521-83329-9
  • Gerd Gigerenzer: Das Einmaleins der Skepsis – Über den richtigen Umgang mit Zahlen und Risiken. Berlin-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-8270-0079-3
  • Hans-Otto Georgii: Stochastik, Einführung in Wahrscheinlichkeitstheorie und Stochastik, Seite 54 f, Gruyter, August 2004, ISBN 3-11-018282-3
  • Norbert Henze: Stochastik für Einsteiger. Vieweg 1997, ISBN 3-528-06894-9, S. 51-52, 105-107
  • Charles M. Grinstead, J. Laurie Snell: Grinstead and Snell’s Introduction to Probability. 4. Juli 2006 (pdf [abgerufen am 2. April 2008] Online version of Introduction to Probability, 2nd edition, American Mathematical Society, Copyright (C) 2003 Charles M. Grinstead and J. Laurie Snell).

Einzelnachweise

  1. a b Game-Show-Problem – gesammelte Leserbriefe und Antworten innerhalb des Webauftritts von Marilyn vos Savant
  2. Marc Steinbach: Autos, Ziegen und Streithähne. In: Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin (ZIB). Report Nr. 40, S. 7

Weblinks

Commons: Ziegenproblem – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Ziegenproblem – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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