Öcher Platt

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Öcher Platt

Gesprochen in

Nordrhein-Westfalen (Aachen)
Linguistische
Klassifikation

Indogermanisch

Germanisch
Westgermanisch
Hochdeutsch
Mitteldeutsch
Westmitteldeutsch
Ripuarisch
Westripuarisch
  • Öcher Platt

Als Öcher Platt bezeichnet man den Dialekt, der in Aachen gesprochen wurde und auch heute noch unter den alteingesessenen Aachenern gesprochen wird. Es gehört zum westlichen Teil der Ripuarischen Dialektgruppe. Da die Buchstabenfolge „ch“ im Öcher Platt anders als im Hochdeutschen „sch“ ausgesprochen wird, wird die Eigenbezeichnung zwar Öcher Platt geschrieben, aber Öscher Platt (mit einem kurzen ö) ausgesprochen.

Das Öcher Platt besitzt eine markante und für aus anderen deutschen Regionen stammende Menschen eigenartig klingende Sprachmelodie, die häufig auch als „Singsang“ bezeichnet wird.

Alltagsbedeutung

Echtes Öcher Platt ist für Deutschsprachige kaum verständlich und wird auch in Aachen seit dem Zweiten Weltkrieg immer seltener gesprochen. Es ist einer Variante des Rheinischen Regiolektes gewichen, die zum Teil grammatikalische Eigenheiten und einige Wörter und Wendungen des Öcher Platt übernommen hat, jedoch allgemein verständlich und dem Hochdeutschen näher ist. Auffällig ist, dass die Aachener Ausprägung des Rheinischen Regiolekts von Außenstehenden als tatsächliches Öcher Platt aufgefasst wird, während der Aachener weiß, dass er kein Öcher Platt spricht und meint, er spreche Hochdeutsch.

Tatsächlich wird das Öcher Platt vor allem im Karneval im größeren Umfang eingesetzt. Büttenreden, Karnevalslieder, Transparente und ähnliches sind in Platt gehalten. Aachener Karnevalssitzungen und -veranstaltungen sind daher für Personen aus anderen Gegenden Deutschlands mitunter schwer zu verfolgen.

Aber auch außerhalb der Karnevalssession wird die Aachener Mundartpflege in vielen Vereinen und Institutionen gepflegt. Neben dem 1907 gegründeten Verein „Öcher Platt e. V.“ sind es vor allem die Mundarttheater „Alt-Aachener Bühne 1919 e.V.“, „Öcher Schängche“, „Aachener Heimattheater Bühnenfreunde 1947 e.V.“ und seit 1990 der „Öcher Verzäll e.V.“, die sich der Aachener Mundart widmen. Auch an einigen Aachener Schulen werden junge Menschen in Form von Arbeitsgemeinschaften oder Projektwochen an diesen Dialekt herangeführt. Schließlich werden über das Jahr verteilt zu verschiedenen Anlässen auch kirchliche Messen in Öcher Platt zelebriert. Darüber hinaus wird für besondere Verdienste um die Förderung, den Erhalt und die Pflege der Aachener Mundart jährlich der THOUET Mundartpreis der Stadt Aachen vergeben.

Verwandtschaften

Das Aachener Platt hat sehr viel Verwandtschaft mit den Dialekten der in den Niederlanden liegenden benachbarten Provinz Limburg, insbesondere mit dem Vaalser Platt („Vólsj“), Bocholtzer Platt („Bocheser“) und dem Kerkrader Platt („Kirchröadsj“), sowie mit dem Eupener Platt im nördlichen deutschsprachigen Belgien.

Bei den Funktionalwörtern reichen die Gemeinsamkeiten des Öcher Platt mit dem Niederländischen über Aachen bis zum Stolberger Platt („Schtollbärjer Platt“) und bilden somit eine klare Abgrenzung zum zentralen Rheinland (Kölsch). Sie grenzen sich ferner aufgrund ihres Vokalismus, Konsonantismus und auffälliger Formen im Plural und Präteritum von den Dialekten des südlichen Niederrheins und des zentralen Rheinlands (Kölsch) ab.

Siehe auch

Literatur

  • Will Hermanns / Karl Allgaier ; Meinolf Bauschulte ; Richard Wollgarten. [Hrsg. vom Verein Öcher Platt e.V.] : Neuer Aachener Sprachschatz. 2010, ISBN 978-3-9813844-0-6
  • Karl Allgaier, Meinolf Bauschulte und Richard Wollgarten: Die Grammatik der Aachener Mundart, Öcher Platt e.V. (Hrsg), Aachen 2014, ISBN 978 3-9813844-1-3
  • Die Aachener Mundart: Idiotikon nebst einem poetischen Anhange, Joseph Müller, Wilhelm Weitz, Verlag Jacob Anton Mayer, Aachen und Leipzig 1836
  • Adolf Steins: Grammatik des Aachener Dialekts. herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Klaus-Peter Lange. Rheinisches Archiv. Veröffentlichungen des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande der Universität Bonn. Band 141. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien, 1998. ISBN 3-412-07698-8

Weblinks