„Genesis P-Orridge“ – Versionsunterschied

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* [http://www.throbbing-gristle.com www.throbbing-gristle.com]
* [http://www.throbbing-gristle.com www.throbbing-gristle.com]
* [http://www.clubtransmediale.de/index.php?id=1262 GENDERTRONICS – DER KÖRPER IN DER ELEKTRONISCHEN MUSIK (Suhrkamp Verlag) - ausschnitt: Andreas L. Hofbauer]
* [http://archive.ctm-festival.de/projects/gendertronics/articles/wersquore-not-here-to-entertain.html GENDERTRONICS – DER KÖRPER IN DER ELEKTRONISCHEN MUSIK (Suhrkamp Verlag) - Ausschnitt: [[Andreas L. Hofbauer]]]
* [http://www.viceland.com/germany/v7n5/htdocs/psychick-chic-796.php VICE - Psychick Chic]
* [http://www.viceland.com/germany/v7n5/htdocs/psychick-chic-796.php VICE - Psychick Chic]
* [http://ubu.com/film/oursler_p-orridge.html Interview auf ubu.com (90 Minuten)]
* [http://ubu.com/film/oursler_p-orridge.html Interview auf ubu.com (90 Minuten)]

Version vom 14. April 2015, 10:29 Uhr

Genesis P-Orridge (Mitte) mit Alice Genese (li.) und Markus Persson (re.) von Psychic TV in Köln 2004
Genesis P-Orridge, Aufnahme aus dem Film „The Future of Art“ (2010)

Genesis Breyer P-Orridge (* 22. Februar 1950 als Neil Andrew Megson in Manchester) ist ein englischer Performance-Künstler, Musiker und Schriftsteller.

Leben

Neil Andrew Megson entstammt einem Elternhaus, das musikalisch und schauspielerisch geprägt war. Von Jugend an beschäftigte er sich mit Kunst und Okkultismus. Mitte der 1960er erschuf er das Alter Ego „Genesis P-Orridge“ und stilisierte sich kontinuierlich zum menschlichen Kunstobjekt. Er machte Ende der 1960er zunächst durch aggressive und bewusst provokante Performance-Aktionen zusammen mit der Stripperin und Künstlerin Cosey Fanni Tutti unter dem Namen COUM Transmissions auf sich aufmerksam. So eskalierte ein Happening des Duos P-Orridge/Tutti im renommierten Londoner Institute of Contemporary Arts (ICA) zum nationalen Skandal, als mit eindeutig pornografischen Elementen kokettiert wurde, was das damals meist konservative englische Publikum irritierte. Weitere Skandalauftritte sollten folgen, bei denen mit Blut und Exkrementen hantiert wurde.

Throbbing Gristle

Anfang der 1970er gründete Megson zusammen mit Cosey und ihrem Partner, dem Musiker Chris Carter, die Performancegruppe Throbbing Gristle. Kurze Zeit später stieß der Designer, Programmierer und Synthesizerexperte Peter „Sleazy” Christopherson zur Gruppe. Throbbing Gristle sorgte bald für Aufsehen und prägte den Begriff Industrial Music. Auftritte von Throbbing Gristle galten stets als prekär, da die vier Protagonisten Stilelemente aus dem Nationalsozialismus verwendeten, Gewalt und Pornografie kolportierten und Serienmörder und Okkultismus in ihren enervierenden Geräuscheruptionen „besangen”.

Throbbing Gristle trennten sich 1981, treten jedoch seit 2004 wieder gemeinsam auf.

Psychic TV und TOPY

Nach der Trennung von Throbbing Gristle gründete Orridge 1981 mit Peter Christopherson (später Coil) die Gruppe Psychic TV.

Ihr Debüt war 1982 bei einem Event namens The Final Academy, einer viertägige Multimedia-Orgie in Manchester und in der Galerie B2 in Süd-London, mit Performance, Literatur, Film und Musik. Neben Psychic TV traten Cabaret Voltaire, 23 Skidoo, Z'ev, John Giorno, William S. Burroughs, Brion Gysin, Terry Wilson, Jeff Nuttall und The Last Few Days auf. Technisch wurde neben Videoprojektionen und der visuell-halluzinatorischen Dreammachine auch digitales Sampling eingesetzt.

Die Gruppe gründete den als Propaganda-Instrument gedachten Temple of Psychic Youth (TOPY). Die lose Kommune scharte eine Reihe junger Leute in London um sich, propagierte aber ihre Ideen auch über Konzerte und Schriften, etwa unter dem Titel psychic music for psychic youth. Die Anhänger verehrten P-Orridge wie einen Guru. Dieser berief sich auf Arbeiten von William S. Burroughs, Brion Gysin, des Künstlers und Begründers der Chaosmagie Austin Osman Spare oder die okkulten thelemischen Texte Aleister Crowleys. Psychic TV thematisierte Geschlechtlichkeit und konfrontierte die Öffentlichkeit Mitte der 1980er unter anderem mit den Methoden des Piercings und der Sigillenmagie.

Als Produzent und Musiker zeigte sich Genesis P-Orridge mit Psychic TV hoch produktiv: Schätzungsweise über 120 Veröffentlichungen (plus Videoproduktionen) gehen auf sein Konto und wurden bis Mitte der 1990er Jahre überwiegend von seinem eigenen Label Temple Records vertrieben. Gemeinsam mit Burroughs tritt er im Film Decoder auf.

US-Exil

Da die englische Justiz aufgrund von während Live-Auftritten gezeigtem Videomaterial Pädophilie-Verdacht gegen P-Orridge hegte und Haftbefehl erließ, wich der Musiker mit seiner Familie um 1991 in die USA ins selbsternannte „Exil“ aus. Nach kurzer Zeit erfolgte dort die Trennung von seiner Ehefrau und den beiden Töchtern Genesse und Caresse. Nachdem die wenigsten Musiker von Psychic TV P-Orridge in die USA gefolgt sind, beginnt eine eher experimentelle Phase von Veröffentlichungen mit wechselnden Begleitmusikern. Neue Veröffentlichungen bestehen vielfach nur aus gesprochenen esoterischen Texten zu Ambient-Sound oder aus Archivmaterial, wie die CD-Serien Splinter Test und Electric Newspaper.

Mitte der 1990er zieht Orridge mit seiner zweiten Frau Jacqueline Breyer alias Lady Jaye nach New York. Er widmet sich in seinen Schriften inzwischen verstärkt Genderfragen, entwickelte zusammen mit Lady Jaye Breyer das Konzept der Pandrogynie, betitelt sich „Transmediator“ und begibt sich auf eine Solo-Tour, bei der er Texte vorträgt und etwa während der Auftritte sukzessiv die Kleidung mit einer auf der Bühne befindlichen Statistin wechselt. 1995 wird er im Haus von Rick Rubin auf der Flucht vor einem ausgebrochenen Brand schwer verletzt. In den folgenden Jahren tritt er deswegen nur noch sporadisch auf, während er als Gastkünstler auf zahlreichen Produktionen anderer Künstler in Erscheinung tritt.

Nachdem es P-Orridge nach Beilegung der juristischen Probleme wieder möglich ist, nach England einzureisen, zelebriert er dort 1999 mit einem zweitägigen Konzert das offizielle Ende von Psychic TV. Gleichzeitig präsentiert er sein neues Projekt Thee Majesty, bei dem er Spoken Word vorträgt und von dem Percussionisten Larry Thrasher (bis 2004) und dem Gitarristen Bryin Dall begleitet wird.

S/He

Gemeinsam mit Lady Jaye beginnt der Künstler ab dem Jahr 2000 das Kunstprodukt „Breyer-P-Orridge” zu erschaffen. Ziel von P-Orridge und der mittlerweile verstorbenen Breyer war es, gemeinsam eine pandrogyne Geschlechtsidentität zu schaffen, die gleichermaßen Männlichkeit und Weiblichkeit umfasste und große äußerliche Ähnlichkeit zwischen beiden zum Ziel hatte. Das Projekt sollte zeigen, dass traditionelle männliche und weibliche Geschlechtsidentitäten nicht mehr zeitgemäß sind. So unterzogen sich P-Orridge und Breyer zahlreichen chirurgischen Eingriffen wie die Brustimplantate, Fettabsaugungen, Hautstraffungen usw. Die beiden ähnelten sich in ihrem Äußeren mit fortschreitender Zeit mehr und mehr an. (P-Orridge ließ sich außerdem ein komplett aus Gold gefertigtes künstlichen Gebiss einsetzen.) S/He ist das geschlechtsneutrale Pronomen im Englischen[1][2]

Gegenwart

2004 bringt P-Orridge eine neue Besetzung für Psychic TV zusammen, zu der nun auch seine Lebensgefährtin Lady Jaye zählt, und die seitdem mehrere kleinere Tourneen begangen und bis Sommer 2007 drei Alben veröffentlicht hat.

P-Orridge lebt und arbeitet in New York City. Sein bisheriges Gesamtwerk inklusive der Veröffentlichungen mit Throbbing Gristle und Psychic TV umfasst über 200 Alben. Als Gastmusiker ist er auf einer ebenso unüberschaubaren Menge von Veröffentlichungen anderer Künstler vertreten. Er hat mehrere Filme von Derek Jarman vertont. Mit Zeichnungen und Fotografien war er darüber hinaus bereits in Galerien vertreten.

Lady Jaye Breyer starb überraschend am 9. Oktober 2007 an Magenkrebs [3] in Brooklyn. Genesis Breyer P-Orridge und Psychic TV / PTV3 sagten daraufhin ihre für November geplante Nordamerika-Tournee ab.

Einzelnachweise

  1. Marie Losier: The Ballad of Genesis and Lady Jaye. Dokumentarfilm, 2012
  2. Brian Raftery: Gender Bender. Throbbing Gristle's singer Genesis P-Orridge is turning into a Woman. But not just an Woman - he's turning into his Wife. In: SPIN, Mai 2006, S. 72
  3. Orden, Erica (September 6, 2009). I Am My Own Wife. New York