„Doppelpendel“ – Versionsunterschied

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== Herleitung der Bewegungsgleichungen ==
== Herleitung der Bewegungsgleichungen ==


Wenn <math>l_1</math> und <math>l_2</math> die Längen der (masselosen) Verbindungsstangen, <math>m_1</math> und <math>m_2</math> die Pendelmassen, <math>\theta_1, \theta_2 </math> die Auslenkung vom Lot und <math>g</math> die Erdbeschleunigung bezeichnet, dann findet man für die Positionen von <math>m_1 </math>und <math>m_2 </math>:
Wenn <math>l_1</math> und <math>l_2</math> die Längen der (masselosen) Verbindungsstangen, <math>m_1</math> und <math>m_2</math> die Pendelmassen, <math>\theta_1, \theta_2 </math> die Auslenkung vom Lot und <math>g</math> die Erdbeschleunigung bezeichnet, dann findet man für die Positionen von <math>m_1 </math>und <math>m_2 </math>:<math display="block">x_1 = l_1 sin(\theta_1)

<math display="block">x_1 = l_1 sin(\theta_1)
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und<math display="block">x_2 = l_1 sin(\theta_1) + l_2 sin(\theta_2)</math><math display="block">y_2 = -l_1 cos(\theta_1) -l_2 cos(\theta_2)</math>Damit lassen sich die Geschwindigkeiten der Massen, welche für den nächsten Schritt notwendig sind, bestimmen, wobei <math>\dot{\theta_1}</math> die zeitliche Ableitung von <math>\theta_1 </math>ist:<math display="block">u_1 = \frac{\partial x_1}{\partial \theta_1} = \dot{\theta_1} l_1 cos(\theta_1)</math><math display="block">v_1 = \frac{\partial y_1}{\partial \theta_1} = \dot{\theta_1} l_1 sin(\theta_1)</math>und<math display="block">u_2 = \frac{\partial x_2}{\partial \theta_2} + u_1 = \dot{\theta_2} l_2 cos(\theta_2) + u_1</math><math display="block">v_2 = \frac{\partial y_2}{\partial \theta_2} + v_1 = \dot{\theta_2} l_2 sin(\theta_2) + v_1</math>
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Unter Verwendung des [[Lagrange-Formalismus]] <math display="inline"> L = T - V </math>wobei <math> T </math> die [[kinetische Energie]] der beiden Pendelmassen und <math> V </math> ihre [[potentielle Energie]] im konstanten Gravitationsfeld ist, mit<math display="block">T_1 = \frac{1}{2} m_1 (u_1^2 + v_1^2)</math><math display="block">T_2 = \frac{1}{2} m_2 (u_2^2 + v_2^2)</math><math display="block">V_1 = m_1 g y_1</math><math display="block">V_2 = m_2 g y_2</math>erhält man
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Damit lassen sich die Geschwindigkeiten der Massen, welche für den nächsten Schritt notwendig sind, bestimmen, wobei <math>\dot{\theta_1}</math> die zeitliche Ableitung von <math>\theta_1 </math>ist:

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Unter Verwendung des [[Lagrange-Formalismus]] <math display="inline"> L = T - V </math>wobei <math> T </math> die [[kinetische Energie]] der beiden Pendelmassen und <math> V </math> ihre [[potentielle Energie]] im konstanten Gravitationsfeld ist, mit

<math display="block">T_1 = \frac{1}{2} m_1 (u_1^2 + v_1^2)</math><math display="block">T_2 = \frac{1}{2} m_2 (u_2^2 + v_2^2)</math><math display="block">V_1 = m_1 g y_1</math><math display="block">V_2 = m_2 g y_2</math>

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erhält man damit nach einigen Umformungen
erhält man damit nach einigen Umformungen


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Das sind die Winkelbeschleunigungen für <math>\theta_1 </math>und <math>\theta_2 </math>und beschreiben die Evolution des Pendels.
Das sind die Winkelbeschleunigungen für <math>\theta_1 </math>und <math>\theta_2 </math>und beschreiben die Evolution des Pendels.

Version vom 31. März 2017, 15:28 Uhr

Schematische Zeichnung eines Doppelpendels.
Trajektorie eines idealisierten Doppelpendels

Das Doppelpendel ist ein beliebtes Modell zur Demonstration von chaotischen Prozessen. Es ist zugleich eines der einfachsten dynamischen Systeme, welches chaotisches Verhalten zeigt. An die Masse m1 eines (meist starren, massenlosen) Pendels mit der Länge L1 wird ein weiteres (meist starres, massenloses) Pendel der Länge L2 mit Masse m2 gehängt. Die Herleitung der Bewegungsgleichung zum Berechnen (Lösen) der Bewegung des Doppelpendels wird durch starre Pendelarme enorm erleichtert und ist daher überlich, zumal es auch mit starren Armen chaotisch ist. Zudem wird meist Reibungsfreiheit angenommen.

Das Doppelpendel ist durch seinen Aufbau sensibel abhängig von Anfangsbedigungen, was das wichtigste Charakteristikum eines chaotischen Systems ist. Diese sensible Abhängig zeigt sich im exponentiellen Wachstum von infinitesimalen Störungen in den Anfangsbedingungen. Das Verhalten wird durch den Ljapunow-Exponenten charakterisiert und bemessen. Man kann für Experiment 1 das Pendel von den Anfangsbedingungen xi starten und dann mit der Bewegungen des Pendeln in Experiment 2 von Anfangsbedingungen xi + Δx (wobie die Störung Δx infinitesimal klein ist) beobachten. Nach (kurzer) Zeit t lassen sich die beiden Experimente nicht mehr als ähnlich erkennen.

Das Bewegungsmuster lässt sich als chaotische Trajektorien eines nichtlinearen Dynamischen Systems beschreiben.

Herleitung der Bewegungsgleichungen

Wenn und die Längen der (masselosen) Verbindungsstangen, und die Pendelmassen, die Auslenkung vom Lot und die Erdbeschleunigung bezeichnet, dann findet man für die Positionen von und :

und

Damit lassen sich die Geschwindigkeiten der Massen, welche für den nächsten Schritt notwendig sind, bestimmen, wobei die zeitliche Ableitung von ist:
und

Unter Verwendung des Lagrange-Formalismus wobei die kinetische Energie der beiden Pendelmassen und ihre potentielle Energie im konstanten Gravitationsfeld ist, mit

erhält man

Damit ergibt sich für die Lagrange-Funktion dann

Unter Verwendung der Euler-Lagrange-Gleichung

erhält man damit nach einigen Umformungen

Das sind die Winkelbeschleunigungen für und und beschreiben die Evolution des Pendels.

In den Bewegungsgleichungen treten Winkelfunktionen () der Zustandsgrößen und auch Ableitungen auf. Es handelt sich also um ein nichtlineares System. Im Spezialfall kleiner Auslenkungen als Anfangsbedingungen () lassen sich die Bewegungsgleichungen allerdings mittels der Kleinwinkelnäherung vereinfachen. Dann lassen sich beispielsweise weitere Spezialfälle wie oder mit analytischen Ansätzen betrachten, die eine näherungsweise harmonische Lösung, welche auch analytisch bestimmt werden kann, besitzen.

Lösung der Bewegungsgleichungen

Die Bewegungsgleichungen für die generalisierten Koordinaten und stellen ein nichtlineares System von zwei partiellen, gekoppelten Differentialgleichungen dar, welches analytisch nicht lösbar ist. Es kann bei vier bekannten Anfangswerten () mit numerischen Verfahren gelöst werden. Hierbei werden also die anfänglichen Auslenkungen z.B. 30° und 30° und die anfänglichen Geschwindigkeiten z.B. und eingegeben und damit dann die Evolution des Pendels berechnet.

Mittels Trigonometrie können die Winkel und in die kartesischen Koordinaten der Massenpunkte überführt werden.

Anwendungen

Eine Kirchenglocke mit Klöppel bildet ein Doppelpendel.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Double pendulums – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien