„Richard Dawkins“ – Versionsunterschied

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* [http://www.reitstoen.com/dawkins.php Bild- und Tondateien von und über Richard Dawkins] (englisch)
* [http://www.reitstoen.com/dawkins.php Bild- und Tondateien von und über Richard Dawkins] (englisch)
* [http://www.unpronounceable.com/dawkins Übersichtliche Sammlung von Bild- und Tondateien über Richard Dawkins] (englisch)
* [http://www.unpronounceable.com/dawkins Übersichtliche Sammlung von Bild- und Tondateien über Richard Dawkins] (englisch)
* [http://www.spiegel.de/spiegel/inhalt/0,1518,505245,00.html Rafaela von Bredow und Johann Grolle: "Ein Gott der Angst"] - Der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins, 66, über die Militanz des Glaubens, den Ursprung der Spiritualität und den Missbrauch von Kindern durch die Religion (Spiegel Online, 12. September 2007 - ''Interview'')
* [http://www.spiegel.de/spiegel/inhalt/0,1518,druck-505245,00.html Rafaela von Bredow und Johann Grolle: "Ein Gott der Angst"] - Der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins, 66, über die Militanz des Glaubens, den Ursprung der Spiritualität und den Missbrauch von Kindern durch die Religion (Spiegel Online, 12. September 2007 - ''Interview'')


== Quellenangaben ==
== Quellenangaben ==

Version vom 12. September 2007, 15:41 Uhr

Datei:Richard dawkins2.jpg
Richard Dawkins im Juni 2006

Clinton Richard Dawkins (* 26. März 1941 in Nairobi, Kenia) ist ein britischer Zoologe, theoretischer Biologe und Autor wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Literatur.

Er wurde 1976 mit seinem Buch The Selfish Gene (Das egoistische Gen) bekannt, in dem er die Evolution auf der Ebene der Gene betrachtet. Er führte den Begriff Mem für den Bereich Kultur als hypothetisches Analogon zum Gen in der biologischen Evolution ein (siehe auch Memetik). In den folgenden Jahren schrieb er mehrere Bestseller, u.a. The Extended Phenotype (1982), The Blind Watchmaker (1987), River Out of Eden (1995) und Climbing Mount Improbable (1996), sowie kritische Beiträge zu Religion und Kreationismus.

Dawkins ist bekennender Atheist, Humanist und ein populäres Mitglied der Bright-Bewegung.

Leben

Richard Dawkins wurde in Nairobi geboren, wohin sein Vater Clinton John Dawkins als Angehöriger der Alliierten Streitkräfte versetzt worden war. Seine Familie kehrte 1949 nach England zurück. Er studierte bei dem niederländischen Ethologen Nikolaas Tinbergen an der Universität Oxford Biologie. Im Jahre 1966 erlangte er seinen Doktorgrad in Zoologie (Ph.D.). 1967 heiratete er die Autorin Marian Stamp, von der er sich 1984 trennte.

In den Jahren 1967-1969 war er Assistenzprofessor der Zoologie an der University of California, Berkeley. Von 1970-1995 war er Dozent für Zoologie am New College der Universität von Oxford. 1984 heiratete er Eve Barham, mit der er im selben Jahr eine Tochter (Juliet Emma Dawkins) hatte und von der er ebenfalls geschieden wurde. Im Jahre 1992 heiratete er die Schauspielerin Lalla Ward. Dawkins und Ward wurden einander von Douglas Adams auf einer Party vorgestellt.[1] Seit 1997 ist er gewähltes Mitglied der Royal Society of Literature und seit 2001 auch gewähltes Mitglied der Royal Society.

Seit 1995 ist er Charles Simonyi Professor of the Public Understanding of Science an der Oxford University. Simonyi äußerte sich wiederholt als Anhänger des wissenschaftlichen Werks Dawkins. Für die Einrichtung spendete der Milliardär 1,5 Mio. Pfund an die Oxford University.

Dawkins erhielt bereits verschiedene Ehrungen und Auszeichnungen, so wurde er 2005 im Magazin Prospect [2] nach Noam Chomsky und Umberto Eco zum drittwichtigsten lebenden Intellektuellen weltweit gewählt.[3] 1987 erhielt er den Royal Society of Literature Award, im selben Jahr den Literaturpreis der Los Angeles Times. 1990 erhielt er den Michael Faraday Award der Royal Society und 1994 den Nakayama Preis sowie 1997 den International Cosmos Prize for Achievement in Human Science, 2001 den Kistler Prize und 2005 den Shakespeare Prize. Im Jahr 2007 wird Dawkins den mit 10.000 Euro dotierten und zu Ehren Karlheinz Deschners benannten "Deschner-Preis" der Giordano-Bruno-Stiftung erhalten.[4]

Arbeit

Biologie und biologische Evolution

Richard Dawkins im März 2005.

Dawkins erlangte Bekanntheit durch seine Theorie des egoistischen Gens, die er im gleichnamigen Buch beschreibt. Darin sieht er das Gen als die fundamentale Einheit der Selektion, das den Körper nur als „Vermehrungsmaschine“ benutzt.

Er tritt innerhalb der Evolutionsbiologie für die These ein, dass in evolutionären Prozessen Konkurrenzsituationen bzw. Fitnessunterschiede auf genetischer oder allenfalls individueller Ebene eine Rolle spielen, Gruppenselektion jedoch keine oder nur eine marginale Rolle spielt. In seinem ersten Buch Das egoistische Gen behandelt er diese Thematik und führt sie dann in seinem Sachbuch The Extended Phenotype (1982) weiter aus, indem er die enge Definition des Phänotypen erweiterte und vermehrt das einzelne Gen ins Zentrum stellt. Diese Haltung war im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts weitestgehend akzeptiert. In jüngster Zeit jedoch wurde diese Aussage durch theoretische Modelle und konkrete Beispiele relativiert. Hier sind insbesondere die Arbeiten des Biologen David Sloan Wilson sowie des Wissenschaftsphilosophen Elliott Sober zu nennen.

Mem

Dawkins ist der 'Erfinder' des Begriffes Mem (1976). Meme sind bei der kulturellen Entwicklung, was die Gene bei der biologischen Entwicklung sind. Meme (Melodien, Gedanken, Schlagworte, Moden) verbreiten sich durch Mutation und Selektion genauso wie Gene.

Der Spiegel bezeichnete Dawkins als einflussreichsten Biologen seiner Zeit.[5]

Philosophie

Dawkins ist Mitglied bei der britischen Skeptics Society, einer Gesellschaft zur Förderung von wissenschaftlichem und skeptischem Denken, sowie verschiedener anderer britischer Organisationen zur Förderung von humanistischem und atheistischem Gedankengut sowie einer stärkeren Säkularisierung des britischen Staates. Er gehört zu den Meinungsführern der Brights-Bewegung. Schon in früheren Werken verteidigte er seine Interpretation der Evolutionstheorie vehement gegen Konzepte, die in der Entstehung der Arten eine Zielgerichtetheit erkennen wollten.

In „Der blinde Uhrmacher“ bezieht er sich auf den Gottesbeweis des englischen Theologen William Paley, nach dem das Leben nicht durch Zufall entstanden sein kann, in Analogie zu einer Uhr, die nach dem präzisen Konstruktionsplan eines Uhrmachers entsteht. Dawkins vergleicht in diesem Buch den Aspekt, dass die natürliche Selektion ein unbewusster und ungesteuerter Prozess ist, mit der Analogie von Gott als demnach blindem Uhrmacher.

In den vergangenen Jahren hat er sein Streiten auf die Religion im Allgemeinen ausgeweitet. In seinem Essay „Viruses of the Mind“ stellt er Religion anhand der Mem-Theorie als gedanklichen Virus dar. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern wie dem neurobiologisch interessierten Autor Sam Harris wendet er sich nicht nur gegen den Glauben an einen Gott, sondern auch gegen den "Glauben an den Glauben". Damit meint er die Tendenz an und für sich nicht religiöser Menschen, der Religion eine positive Wirkung auf die Moral und die Ethik zuzuschreiben.

Im Anhang seines Buches Der Gotteswahn bot er eine Liste von Beratungsstellen für Aussteiger aus Glaubensgemeinschaften.

Die Atheist Alliance International vergibt seit 2003 den Richard-Dawkins-Award an Atheisten, die der nontheistischen Sache öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen.

Kritik

Einige Naturwissenschaftler, die prinzipiell mit Dawkins' Haltung gegenüber religiösem Fundamentalismus sympathisieren, kritisieren seine, ihrer Meinung nach polemischen, Attacken gegen jegliche Religiosität als kontraproduktiv, da sie bei Dritten den Eindruck entstehen ließen, auch die Naturwissenschaft agiere dogmatisch und intolerant.

Kritik an seinen biologischen Thesen wird u.a. von David Wilson und Scott Atran vorgebracht. Letzterer kritisiert vor allem den Begriff des Mems im Kontext der Religion. Fehlendes Wissen in den Bereichen Gehirnfunktion und Gehirnstruktur stellt seiner Meinung nach die Analogie des Mems mit einem Gen in Frage.[6]

Außerdem wird ihm von einigen Theologen und Philosophen (besonders von den Oxforder Theologen Keith Ward und Alister McGrath sowie von dem Philosophen John N. Gray) vorgeworfen, ernstzunehmende Theologie zu ignorieren und seine Autorität als renommierter Wissenschaftler für seine Religionskritik zu missbrauchen [7], bzw. dass er das Weltbild religiöser Fundamentalisten auf alle Gläubigen übertrage und damit die breite Palette von Weltbildern religiöser Menschen ignoriere.[8]

Werke

Bücher

Essays

Filme

"The root of all evil?"[9] ist ein Dokumentarfilm über die Gefahren der Religion. Er beinhaltet einige Interviews und Hintergrundberichte mit mehr oder weniger radikalen Vertretern der Weltreligionen. Der Film ist als Dokumentation des englischen Privatsenders Channel 4 gedreht worden und als Google-Video offiziell anzusehen bzw. herunterzuladen. Kritiker warfen den Filmemachern vor, speziell besonders radikale und unaufgeklärte Gläubige besucht zu haben. Dawkins selbst sagte dazu, ausgesucht liberalen Gläubigen werde in den Medien sowieso schon ausreichend Raum geboten. Eine Kritik des Filmes aus humanistischer Sicht: http://hpd-online.de/node/371

Gleichsam als Fortsetzung erschien 2007 die Serie "The enemies of reason"[10], in der Dawkins auf Aberglaube und Esoterik eingeht.

Sonstiges

Richard Dawkins war für den Autor Douglas Adams ein besonderes Vorbild. Adams beschrieb sich mehrmals als „Dawkinsist“. Von Dawkins-Anhängern wird mitunter auch die Bezeichnung „Dawkinist“ verwendet. Beide spielen auf den Terminus „Darwinist“ an.

Zitate

  • „Ich bin gegen Religion, weil sie uns lehrt, damit zufrieden zu sein, die Welt nicht zu verstehen.“ (Orig: “I am against religion because it teaches us to be satisfied with not understanding the world.”)
  • „Wir sind alle Atheisten, was die meisten Götter anbelangt, an die die Menschheit jemals geglaubt hat. Manche von uns gehen einfach einen Gott weiter.“ (Orig: “We are all atheists about most of the gods that humanity has ever believed in. Some of us just go one god further.”) [11]
  • „Ich bin ein Bright. Sie sind (wahrscheinlich) ein Bright. Die meisten der Menschen, die ich kenne, sind Brights. Die Mehrzahl der Wissenschaftler sind Brights. Wahrscheinlich gibt es eine Menge geheimer Brights im Parlament, aber sie trauen sich nicht, es öffentlich zu sagen. [...] Ob eine statistische Tendenz für Brights (Substantiv) besteht, bright (Adjektiv) zu sein, ist zu untersuchen. Ich würde mich über eine solche Untersuchung sehr freuen und ich halte ein Ergebnis für wahrscheinlich, aber das hat nichts mit der Definition des Substantivs zu tun.“[12]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Richard Dawkins – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:PND Vorlage:IMDb Name

Quellenangaben

  1. Revolutionary Evolutionist auf wired.com von Michael Schrage (en)
  2. Offizielle Homepage des britischen Magazins Prospect (en)
  3. Kreuzzug gegen Gott von Klaus Taschwer vom 19. Januar 2007
  4. Deschner-Preis an Richard Dawkins vom 28. Mai 2007
  5. KULTURKAMPF: Glücklicher ohne Gott DER SPIEGEL (43/2006) vom 23. Oktober 2006
  6. Stellungnahme zu Beyond Belief von Scott Atran vom 12. März 2006 (en)
  7. K. Ward, God, Chance and Necessity, Oxford 1996, S.11f
  8. Review von Fanatical Unbelief von November 2004 (en)
  9. The root of all evil? zugehörige Webseite von Channel 4
  10. The enemies of reason zugehörige Webseite von Channel 4
  11. Offizielle Homepage von Richard Dawkins (en)
  12. Let There Be Brights von Richard Dawkins