„Erlkönig (Auto)“ – Versionsunterschied

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Der [[Produktlebenszyklus]] eines Fahrzeugs beträgt in der Regel 5 bis 7 Jahre. Nach dieser Zeit werden von den [[Automobilhersteller]]n neue Modelle auf den Markt gebracht, die mit dem derzeitigen neuesten Stand der Technik ausgestattet sind. Im Kontext des Erlkönigs spielt jedoch das Design ([[Exterieur]] und [[Interieur]]) des neuen Modells eine entscheidende Rolle. Die Verkaufszahlen des Vorgängermodells gehen normalerweise am Ende des [[Produktlebenszyklus]] nach unten, da die Käufer die neuen Modelle abwarten. Diese Verkaufszahlen würden sich nochmals reduzieren, wenn vor dem Ende des Produktlebenszyklus des Vorgängermodells Bilder vom ungetarnten Nachfolgermodell in den [[Medien]] erschienen. Die Automobilhersteller versuchen immer wieder, im Falle einer frühzeitigen Veröffentlichung von Bildern des Folgemodells Schäden in Millionenhöhe zu reklamieren, doch konnte ein solcher bislang in keinem Fall nachgewiesen werden.
Der [[Produktlebenszyklus]] eines Fahrzeugs beträgt in der Regel 5 bis 7 Jahre. Nach dieser Zeit werden von den [[Automobilhersteller]]n neue Modelle auf den Markt gebracht, die mit dem derzeitigen neuesten Stand der Technik ausgestattet sind. Im Kontext des Erlkönigs spielt jedoch das Design ([[Exterieur]] und [[Interieur]]) des neuen Modells eine entscheidende Rolle. Die Verkaufszahlen des Vorgängermodells gehen normalerweise am Ende des [[Produktlebenszyklus]] nach unten, da die Käufer die neuen Modelle abwarten. Diese Verkaufszahlen würden sich nochmals reduzieren, wenn vor dem Ende des Produktlebenszyklus des Vorgängermodells Bilder vom ungetarnten Nachfolgermodell in den [[Medien]] erschienen. Die Automobilhersteller versuchen immer wieder, im Falle einer frühzeitigen Veröffentlichung von Bildern des Folgemodells Schäden in Millionenhöhe zu reklamieren, doch konnte ein solcher bislang in keinem Fall nachgewiesen werden.


Andererseits kann die Veröffentlichung von Bildern eines Erlkönigs in der [[Presse (Medien)|Presse]] auch als [[Virales Marketing|virales Marketing]] gesehen werden, welches das Interesse am neuen [[Automodell]] wecken soll.
Andererseits kann die Veröffentlichung von Bildern eines Erlkönigs in der [[Presse (Medien)|Presse]] auch als [[Virales Marketing|virales Marketing]] gesehen werden, welches das Interesse am neuen [[Automodell]] wecken soll. Bestes Beispiel hierfür: Der neue 7er von BMW, gemütlich abfotografiert auf der Autobahn bei Tageslicht -> [http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,509009,00.html Spiegel-Bericht vom 03.10.2007]


Um dem frühzeitigen Lüften der Geheimnisse entgegenzuwirken, werden die Fahrzeuge bei den Testfahrten häufig optisch verändert, wobei dies meist in mehreren Stufen geschieht. So fahren die ersten Prototypen mit neuer Technik oft in angepassten [[Karosserie]]n ihrer Vorgänger oder anderer Modelle des Herstellers. Erlkönige dieser Stufe werden oftmals als „Muletto“ bezeichnet, in Anspielung auf die Mischung aus neuer Technik und fremder oder alter Hülle.
Um dem frühzeitigen Lüften der Geheimnisse entgegenzuwirken, werden die Fahrzeuge bei den Testfahrten häufig optisch verändert, wobei dies meist in mehreren Stufen geschieht. So fahren die ersten Prototypen mit neuer Technik oft in angepassten [[Karosserie]]n ihrer Vorgänger oder anderer Modelle des Herstellers. Erlkönige dieser Stufe werden oftmals als „Muletto“ bezeichnet, in Anspielung auf die Mischung aus neuer Technik und fremder oder alter Hülle.

Version vom 5. Oktober 2007, 08:42 Uhr

BMW 1er Cabrio, fotografiert im Sommer 2006

Ein Erlkönig ist eine gängige Bezeichnung in den Medien für den Prototyp eines Autos. Diesen Wagen wird durch Fotojournalisten – sogenannte Erlkönig-Jäger – nachgestellt, die danach die geschossenen Fotos an Fachmagazine, die Boulevardpresse oder Websites verkaufen.

Gründe der Geheimhaltung

Der Produktlebenszyklus eines Fahrzeugs beträgt in der Regel 5 bis 7 Jahre. Nach dieser Zeit werden von den Automobilherstellern neue Modelle auf den Markt gebracht, die mit dem derzeitigen neuesten Stand der Technik ausgestattet sind. Im Kontext des Erlkönigs spielt jedoch das Design (Exterieur und Interieur) des neuen Modells eine entscheidende Rolle. Die Verkaufszahlen des Vorgängermodells gehen normalerweise am Ende des Produktlebenszyklus nach unten, da die Käufer die neuen Modelle abwarten. Diese Verkaufszahlen würden sich nochmals reduzieren, wenn vor dem Ende des Produktlebenszyklus des Vorgängermodells Bilder vom ungetarnten Nachfolgermodell in den Medien erschienen. Die Automobilhersteller versuchen immer wieder, im Falle einer frühzeitigen Veröffentlichung von Bildern des Folgemodells Schäden in Millionenhöhe zu reklamieren, doch konnte ein solcher bislang in keinem Fall nachgewiesen werden.

Andererseits kann die Veröffentlichung von Bildern eines Erlkönigs in der Presse auch als virales Marketing gesehen werden, welches das Interesse am neuen Automodell wecken soll. Bestes Beispiel hierfür: Der neue 7er von BMW, gemütlich abfotografiert auf der Autobahn bei Tageslicht -> Spiegel-Bericht vom 03.10.2007

Um dem frühzeitigen Lüften der Geheimnisse entgegenzuwirken, werden die Fahrzeuge bei den Testfahrten häufig optisch verändert, wobei dies meist in mehreren Stufen geschieht. So fahren die ersten Prototypen mit neuer Technik oft in angepassten Karosserien ihrer Vorgänger oder anderer Modelle des Herstellers. Erlkönige dieser Stufe werden oftmals als „Muletto“ bezeichnet, in Anspielung auf die Mischung aus neuer Technik und fremder oder alter Hülle. Steht das neue Design fest, geht die Tarnung der Karosserie zuerst in Richtung Vollverkleidung und nimmt dann mit Näherrücken der Präsentation immer mehr ab. Dazu werden an markanten Konturen Abdeckungen und Verkleidungen angebracht, die das tatsächliche Aussehen verschleiern sollen.

Die verschiedenen Automobilkonzerne handhaben auch den Umgang mit ihren Erlkönigen ganz unterschiedlich. Dabei reicht die Palette von der Fahr- und Parkerlaubnis der Prototypen im öffentlichen Verkehrsraum bereits im frühsten Teststadium (z. B. Fiat) bis hin zum Fahrverbot für Prototypen in der Öffentlichkeit bis zur Präsentation des Modells (z. B. VW).

Namensgebung

Die Namensgebung geht auf das Gedicht Erlkönig von Johann Wolfgang von Goethe zurück. Erstmalig im Zusammenhang mit Prototypen wurde der Begriff von den beiden Motorjournalisten Heinz-Ulrich Wieselmann, Chefredakteur der Automobilzeitschrift Auto, Motor und Sport, und Werner Oswald, von Anfang 1950 bis Ende 1957 zweiter Mann in der Redaktion, verwendet. Ab Heft 15 (vom 19. Juli 1952) erschien eine Zeitlang in jeder Ausgabe das mehr oder weniger deutliche Bild eines Automobilprototyps. Oswald erzählt:

„Diese nach heutigen Maßstäben lächerlich harmlosen Bildchen galten damals als nie dagewesene Provokation der Automobilindustrie. Deshalb hatten wir zuvor wochen-, ja vielleicht monatelang überlegt, ob und in welcher Form wir uns den Abdruck dieser Amateurfotos erlauben konnten. Chefredakteur Wieselmann kam schließlich auf die Idee, durch liebenswürdige Begleittexte den betroffenen Industriefirmen die bittere Pille ein wenig zu versüßen. In diesem Sinn reimte er eines schönen Sonntags für die ersten paar Bilder je ein kleines Achtzeilen-Gedicht im Stil des Erlkönig-Poems. Die legte er mir Montagfrüh auf den Tisch mit dem Auftrag, hieraus für die nächsten Hefte eine Folge vorzubereiten und diese mit einer gleichbleibenden Überschrift zu versehen. Nach kurzer Überlegung meinte ich: »Schreiben wir doch einfach ›Erlkönig‹ drüber!« [...] Fortan bezeichnete ich in auto motor und sport konsequent jeden Prototyp, gleich welcher Herkunft, als Erlkönig, und so wurde das Wort bekannt und bald zu einem geläufigen Ausdruck.“ [1]

Erlkönig Nummer eins war der Prototyp des damals mit Spannung erwarteten Mercedes-Benz 180. Die Bildunterschrift lautete wie folgt:

Erlkönig
1. Folge

Wer fährt da so rasch durch Regen und Wind?

Ist es ein Straßenkreuzer von drüben,
der nur im Umfang zurückgeblieben

oder gar Daimlers jüngstes Kind?

Der stille Betrachter wär gar nicht verwundert,

wenn jenes durchgreifend neue Modell,
das selbst dem Fotografen zu schnell,

nichts anderes wär als der Sohn vom »Dreihundert«.

Testgebiete

Um die extremen Witterungsverhältnisse zu testen, finden die meisten Kältetests im schwedischen Arjeplog und die Hitze- und Staubtests in der Mojave-Wüste von Arizona statt.

Bilder eines Erlkönigs

Die folgenden Bilder zeigen die „neue“ Mercedes-Benz A-Klasse (W169). Deutlich kann man erkennen, dass der Wagen wenige Monate vor der offiziellen Veröffentlichung noch recht gut getarnt ist.

Quellen

  1. Werner Oswald: Mercedes-Benz Personenwagen 1886–1986. 5. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1991, S. 488 f. ISBN 3-613-01133-6.

Siehe auch

Weblinks