„Joachim-Ernst Berendt“ – Versionsunterschied

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'''Joachim-Ernst Berendt''' (* [[20. Juli]] [[1922]] in [[Berlin]]; † [[4. Februar]] [[2000]] in [[Hamburg]]) war ein deutscher Musikjournalist und -produzent mit dem Spezialgebiet [[Jazz]]. Er war fast vierzig Jahre lang Redakteur beim früheren [[Südwestfunk]] in [[Baden-Baden]] und damit der dienstälteste Jazzredakteur der Welt. Mit der wöchentlichen Fernsehsendung ''Jazztime Baden-Baden'' und einem damals noch täglich gesendeten Hörfunkprogramm mit Jazz leistete er unschätzbar wertvolle Pionierarbeit zur Förderung und Verbreitung des Jazz im Nachkriegsdeutschland.
'''Joachim-Ernst Berendt''' (* [[20. Juli]] [[1922]] in [[Berlin]]; † [[4. Februar]] [[2000]] in [[Hamburg]]) war ein deutscher Musikjournalist und -produzent mit dem Spezialgebiet [[Jazz]]. Er war fast vierzig Jahre lang Redakteur beim früheren [[Südwestfunk]] in [[Baden-Baden]] und damit der dienstälteste Jazzredakteur der Welt. Mit der wöchentlichen Fernsehsendung ''Jazztime Baden-Baden'' und einem damals noch täglich gesendeten Hörfunkprogramm mit Jazz leistete er unschätzbar wertvolle Pionierarbeit zur Förderung und Verbreitung des Jazz im Nachkriegsdeutschland.


== Leben und Werk ==
Sein Vater [[Ernst Berendt]] war evangelischer Pfarrer und gehörte zur „[[Bekennende Kirche|Bekennenden Kirche]]“, er starb im [[KZ Dachau]].
J.-E. Berendt begann ein Physikstudium, das durch die Einberufung in die Wehrmacht unterbrochen wurde. Schon während des „3. Reiches“ interessierte er sich für den damals in den Untergrund abgedrängten [[Jazz]]. Nach dem Krieg gehörte er zu den Mitbegründern des [[Südwestfunk]]s (SWF). Dort leitete er von 1950 bis zu seiner Pensionierung 1987 die Jazzredaktion des SWF. 1952 erschien erstmalig „[[Das Jazzbuch]]“ (Fischer Taschenbuch), das zu ''dem'' in viele Sprachen übersetzten Standardwerk zum Thema Jazz wurde und bis heute immer wieder in aktualisierten Neuauflagen erscheint. Später beschäftigte er sich auch mit [[Weltmusik]] und gehörte auch hier zu den frühen Förderern.
Sein Vater [[Ernst Berendt]] war evangelischer Pfarrer und gehörte zur „[[Bekennende Kirche|Bekennenden Kirche]]“, er starb im [[KZ Dachau]]. J.-E. Berendt begann ein Physikstudium, das durch die Einberufung in die Wehrmacht unterbrochen wurde. Schon während des „3. Reiches“ interessierte er sich für den damals in den Untergrund abgedrängten [[Jazz]]. Nach dem Krieg gehörte er zu den Mitbegründern des [[Südwestfunk]]s (SWF). Dort leitete er von 1950 bis zu seiner Pensionierung 1987 die Jazzredaktion des SWF. 1952 erschien erstmalig „[[Das Jazzbuch]]“ (Fischer Taschenbuch), das zu ''dem'' in viele Sprachen übersetzten Standardwerk zum Thema Jazz wurde und bis heute immer wieder in aktualisierten Neuauflagen erscheint. Später beschäftigte er sich auch mit [[Weltmusik]] und gehörte auch hier zu den frühen Förderern.


Berendt war Initiator und künstlerischer Leiter vieler Jazzfestivals ([[American Folk Blues Festival|American Folk and Blues Festival]], [[JazzFest Berlin|Berliner Jazztage]], World Expo Osaka), zugleich Produzent zahlreicher Schallplatten (vor allem für [[Musik Produktion Schwarzwald|MPS]]) und betreute auch [[Jazz & Lyrik]]-Produktionen redaktionell. Er bekam u.a. den Kritikerpreis des Deutschen Fernsehens, den Polnischen Kulturpreis und zweimal den Bundesfilmpreis. Auch international genoss er − trotz der Doppelrolle als Kritiker und Produzent − sehr hohes Ansehen. 1983 veröffentlichte er „Nada-Brahma − die Welt ist Klang“ und „Das dritte Ohr. Vom Hören der Welt (rororo)“. In diesen Büchern beschäftigt er sich allgemein mit dem „Hören“, das heißt z.B. mit medizinischen, historischen, physikalischen, kulturellen und philosophischen Aspekten.
Berendt war Initiator und künstlerischer Leiter vieler Jazzfestivals ([[American Folk Blues Festival|American Folk and Blues Festival]], [[JazzFest Berlin|Berliner Jazztage]], World Expo Osaka), zugleich Produzent zahlreicher Schallplatten (vor allem für [[Musik Produktion Schwarzwald|MPS]]). In den 1950er Jahren initiierte Berendt auch [[Jazz & Lyrik]]-Produktionen, die Aufnahmen mit dem „König der Sprecher“, [[Gert Westphal]], setzten Maßstäbe.<ref>[http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,434050,00.html „Lyrik und Jazz: Der Groove von Heinrich Heine“], [[Spiegel Online]], 13. September 2006</ref> Auch international genoss er − trotz der Doppelrolle als Kritiker und Produzent − sehr hohes Ansehen. 1983 veröffentlichte er „Nada Brahma − die Welt ist Klang“ und „Das dritte Ohr. Vom Hören der Welt (rororo)“. In diesen Büchern beschäftigt er sich allgemein mit dem „Hören“, das heißt z.B. mit medizinischen, historischen, physikalischen, kulturellen und philosophischen Aspekten.


Diese Hinwendung zum Philosophischen ist von manchen seiner Leser bedauert, von anderen jedoch sehr begrüsst worden. Ebenso, dass Berendt den Jazz für tot erklärte. Er wandte sich jedoch mit dieser Aussage nicht gegen den Jazz an sich. Vielmehr wollte er damit eine Weiterentwicklung des musikalischen Ausdrucks in andere Richtungen beschreiben.
Diese Hinwendung zum Philosophischen ist von manchen seiner Leser bedauert, von anderen dagegen sehr begrüsst worden. Ebenso umstritten war auch Berendts späte Neigung, den Jazz für tot zu erklären. Er wollte er sich jedoch damit nicht gegen den Jazz an sich wenden, vielmehr wünschte er sich eine Weiterentwicklung in andere Richtungen.


Mit „Nada Brahma − die Welt ist Klang“ schrieb Berendt eines der bedeutendsten Werke der Literaturgeschichte über die Welt des Hörbaren und aller Dinge, die mit Schwingungslehre zu tun haben. Wird sein Werk von vielen zum New-Age Bereich gezählt, zitiert er doch allerhand namhafte Wissenschaftler und recherchiert sehr fundiert. Er wendet sich vom Jazz ab, um Musik in einem erweiterten Sinne zu erforschen. Er versteht Musik in seinen späteren Jahren eher als Ausdruck der menschlichen Existenz an sich, jeweils begreifbar im Kontext des gesellschaftlichen und auch religiösen Zusammenhangs.
Mit „Nada Brahma − die Welt ist Klang“ schrieb Berendt eines der bedeutendsten Werke der Literaturgeschichte über die Welt des Hörbaren und aller Dinge, die mit Schwingungslehre zu tun haben. Wird sein Werk von vielen zum New-Age Bereich gezählt, zitiert er doch allerhand namhafte Wissenschaftler und recherchiert sehr fundiert. Er wendete sich vom Jazz ab, um Musik in einem erweiterten Sinne zu erforschen. Musik verstand er in seinen späteren Jahren eher als Ausdruck der menschlichen Existenz an sich, jeweils begreifbar im Kontext des gesellschaftlichen und auch religiösen Zusammenhangs.


Berendt starb am 4. Februar 2000 im Alter von 77 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls, in den er als Fußgänger verwickelt war. Der Unfall ereignete sich in Hamburg, Berendt war zu Fuß auf dem Weg zu seiner Buchvorstellung „Es gibt keinen Weg, nur gehen“. In Anbetracht dessen wirkt sein Missachten einer roten Ampel wie eine tragische Vollendung seines philosophischen Programms. Berendts Sammlung an Schallplatten, Büchern, Zeitschriften, Fotos u.v.m. befindet sich im Archiv des [[Jazzinstitut Darmstadt|Jazzinstituts Darmstadt]].
Berendt starb am 4. Februar 2000 im Alter von 77 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls, in den er als Fußgänger verwickelt war. Der Unfall ereignete sich in Hamburg, Berendt war zu Fuß auf dem Weg zu seiner Buchvorstellung „Es gibt keinen Weg, nur gehen“. In Anbetracht dessen wirkt sein Missachten einer roten Ampel wie eine tragische Vollendung seines philosophischen Programms. Berendts Nachlass (u.a. Schallplatten, Büchern, Zeitschriften, Fotos) befindet sich im Archiv des [[Jazzinstitut Darmstadt|Jazzinstituts Darmstadt]].


Der US-amerikanische Musiker [[Ry Cooder]] benannte seinen Sohn [[Joachim Cooder]] nach Joachim-Ernst Berendt.
Berendt war in vierter Ehe mit Jadranka Marijan-Berendt verheiratet. Der US-amerikanische Musiker [[Ry Cooder]] benannte seinen Sohn Joachim Cooder nach Joachim-Ernst Berendt.

== Auszeichnungen ==
Berendt erhielt u.a. das [[Bundesverdienstkreuz]] 1. Klasse (1984), die Ehrenprofessurwürde (1979), den Polnischen Kulturpreis (1970), den Kritikerpreis des Deutschen Fernsehens (1962) und zweimal den [[Bundesfilmpreis]] (1961).


== Werke ==
== Werke ==
*''Der Jazz'' 1950
*''Der Jazz'' 1950
*''Das Jazzbuch.'' Frankfurt a.M.: Fischer 1953, Neuauflage 2005, überarbeitet u. erweitert von Günther Huesmann
*''Das Jazzbuch.'' Frankfurt a.M.: Fischer 1953, Neuauflage 2005, überarbeitet und erweitert von Günther Huesmann <ref>Besprechung von ''Das Jazzbuch'': [http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/448666/ „Zwischen den Stühlen und Stilen“], [[Deutschlandfunk]], 16. Dezember 2005</ref>
*''Jazz − optisch'' 1954
*''Jazz − optisch'' 1954
*''Variationen in Jazz'' 1956
*''Variationen in Jazz'' 1956
*''Die Story des Jazz. Vom New Orleans zum Rock Jazz.'' Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt, 1975, o. ISBN (Hg. von Joachim-Ernst Berendt. Mit Beiträgen über die Entwicklung des Jazz in [[New Orleans]] und in [[Chicago]], über [[Louis Armstrong]] und [[Duke Ellington]], über [[Blues]], [[Swing (Musikrichtung)|Swing]], [[Bebop]], [[Cool Jazz]], [[Hard Bop]], [[Free Jazz]] und [[Rock Jazz]] sowie einem Nachwort unter dem Titel ''Marginalien zu einer Philosophie des Jazz''; im Anhang eine Diskografie und ein Bildquellenverzeichnis)
*''Die Story des Jazz. Vom New Orleans zum Rock Jazz.'' Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt, 1975, o. ISBN (Hg. von Joachim-Ernst Berendt. Mit Beiträgen über die Entwicklung des Jazz in [[New Orleans]] und in [[Chicago]], über [[Louis Armstrong]] und [[Duke Ellington]], über [[Blues]], [[Swing (Musikrichtung)|Swing]], [[Bebop]], [[Cool Jazz]], [[Hard Bop]], [[Free Jazz]] und [[Jazzrock|Rock Jazz]] sowie einem Nachwort unter dem Titel ''Marginalien zu einer Philosophie des Jazz''; im Anhang eine Diskografie und ein Bildquellenverzeichnis)
*''Ein Fenster aus Jazz - Essays, Portraits, Reflexionen.'' Fischer TB Verlag, Frankfurt a. M. 1978, ISBN 3596230020
*''Ein Fenster aus Jazz - Essays, Portraits, Reflexionen.'' Fischer TB Verlag, Frankfurt a. M. 1978, ISBN 3596230020
*''Nada Brahma − die Welt ist Klang.'' Frankfurt a.M.: Insel 1983, rororo 1989, ISBN 3499179490
*''Nada Brahma − die Welt ist Klang.'' Frankfurt a.M.: Insel 1983, rororo 1989, ISBN 3499179490
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*''Es gibt keinen Weg − nur gehen.'' Traumzeit-Verlag, Battweiler, 2007, 9783933825704
*''Es gibt keinen Weg − nur gehen.'' Traumzeit-Verlag, Battweiler, 2007, 9783933825704
*''Kraft aus der Stille. Vom Wachsen des Bewußtseins.'' München: Droemer Knaur 2003, ISBN 3426776405
*''Kraft aus der Stille. Vom Wachsen des Bewußtseins.'' München: Droemer Knaur 2003, ISBN 3426776405
*''JazzLife. A Journey Across America.'' Joachim-Ernst Berendt und Fotos von [[William Claxton]]. Köln: Taschen 2005, ISBN 3-8228-4970-7. 696 S. und 1 CD mit orig. Konzertmitschnitten. - [http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/5/0,1872,2378021,00.html Rezension] der ''aspekte''-Redaktion des [[ZDF]] mit Video
*''JazzLife. A Journey Across America.'' Joachim-Ernst Berendt und Fotos von [[William Claxton]]. Köln: Taschen 2005, ISBN 3-8228-4970-7. 696 S. und 1 CD mit orig. Konzertmitschnitten. - [http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/5/0,1872,2378021,00.html Rezension] der [[aspekte]]-Kulturredaktion des [[ZDF]] mit Video


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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*[http://www.wseemann.de/nachruf.htm Nachruf aus ''Der Journalist'']
*[http://www.wseemann.de/nachruf.htm Nachruf aus ''Der Journalist'']
*[http://web.archive.org/web/20010721041104/http://www.j-e-berendt.com/ Archivierte Homepage von J.-E. Berendt]
*[http://web.archive.org/web/20020125170248/http://www.j-e-berendt.com/ Archivierte Homepage von J.-E. Berendt]
*[http://www.jazz-und-lyrik.de Jazz & Lyrik]
*[http://www.jazz-und-lyrik.de Jazz & Lyrik]

== Quellen ==
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Version vom 10. Oktober 2007, 02:09 Uhr

Joachim-Ernst Berendt (* 20. Juli 1922 in Berlin; † 4. Februar 2000 in Hamburg) war ein deutscher Musikjournalist und -produzent mit dem Spezialgebiet Jazz. Er war fast vierzig Jahre lang Redakteur beim früheren Südwestfunk in Baden-Baden und damit der dienstälteste Jazzredakteur der Welt. Mit der wöchentlichen Fernsehsendung Jazztime Baden-Baden und einem damals noch täglich gesendeten Hörfunkprogramm mit Jazz leistete er unschätzbar wertvolle Pionierarbeit zur Förderung und Verbreitung des Jazz im Nachkriegsdeutschland.

Leben und Werk

Sein Vater Ernst Berendt war evangelischer Pfarrer und gehörte zur „Bekennenden Kirche“, er starb im KZ Dachau. J.-E. Berendt begann ein Physikstudium, das durch die Einberufung in die Wehrmacht unterbrochen wurde. Schon während des „3. Reiches“ interessierte er sich für den damals in den Untergrund abgedrängten Jazz. Nach dem Krieg gehörte er zu den Mitbegründern des Südwestfunks (SWF). Dort leitete er von 1950 bis zu seiner Pensionierung 1987 die Jazzredaktion des SWF. 1952 erschien erstmalig „Das Jazzbuch“ (Fischer Taschenbuch), das zu dem in viele Sprachen übersetzten Standardwerk zum Thema Jazz wurde und bis heute immer wieder in aktualisierten Neuauflagen erscheint. Später beschäftigte er sich auch mit Weltmusik und gehörte auch hier zu den frühen Förderern.

Berendt war Initiator und künstlerischer Leiter vieler Jazzfestivals (American Folk and Blues Festival, Berliner Jazztage, World Expo Osaka), zugleich Produzent zahlreicher Schallplatten (vor allem für MPS). In den 1950er Jahren initiierte Berendt auch Jazz & Lyrik-Produktionen, die Aufnahmen mit dem „König der Sprecher“, Gert Westphal, setzten Maßstäbe.[1] Auch international genoss er − trotz der Doppelrolle als Kritiker und Produzent − sehr hohes Ansehen. 1983 veröffentlichte er „Nada Brahma − die Welt ist Klang“ und „Das dritte Ohr. Vom Hören der Welt (rororo)“. In diesen Büchern beschäftigt er sich allgemein mit dem „Hören“, das heißt z.B. mit medizinischen, historischen, physikalischen, kulturellen und philosophischen Aspekten.

Diese Hinwendung zum Philosophischen ist von manchen seiner Leser bedauert, von anderen dagegen sehr begrüsst worden. Ebenso umstritten war auch Berendts späte Neigung, den Jazz für tot zu erklären. Er wollte er sich jedoch damit nicht gegen den Jazz an sich wenden, vielmehr wünschte er sich eine Weiterentwicklung in andere Richtungen.

Mit „Nada Brahma − die Welt ist Klang“ schrieb Berendt eines der bedeutendsten Werke der Literaturgeschichte über die Welt des Hörbaren und aller Dinge, die mit Schwingungslehre zu tun haben. Wird sein Werk von vielen zum New-Age Bereich gezählt, zitiert er doch allerhand namhafte Wissenschaftler und recherchiert sehr fundiert. Er wendete sich vom Jazz ab, um Musik in einem erweiterten Sinne zu erforschen. Musik verstand er in seinen späteren Jahren eher als Ausdruck der menschlichen Existenz an sich, jeweils begreifbar im Kontext des gesellschaftlichen und auch religiösen Zusammenhangs.

Berendt starb am 4. Februar 2000 im Alter von 77 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls, in den er als Fußgänger verwickelt war. Der Unfall ereignete sich in Hamburg, Berendt war zu Fuß auf dem Weg zu seiner Buchvorstellung „Es gibt keinen Weg, nur gehen“. In Anbetracht dessen wirkt sein Missachten einer roten Ampel wie eine tragische Vollendung seines philosophischen Programms. Berendts Nachlass (u.a. Schallplatten, Büchern, Zeitschriften, Fotos) befindet sich im Archiv des Jazzinstituts Darmstadt.

Berendt war in vierter Ehe mit Jadranka Marijan-Berendt verheiratet. Der US-amerikanische Musiker Ry Cooder benannte seinen Sohn Joachim Cooder nach Joachim-Ernst Berendt.

Auszeichnungen

Berendt erhielt u.a. das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (1984), die Ehrenprofessurwürde (1979), den Polnischen Kulturpreis (1970), den Kritikerpreis des Deutschen Fernsehens (1962) und zweimal den Bundesfilmpreis (1961).

Werke

  • Der Jazz 1950
  • Das Jazzbuch. Frankfurt a.M.: Fischer 1953, Neuauflage 2005, überarbeitet und erweitert von Günther Huesmann [2]
  • Jazz − optisch 1954
  • Variationen in Jazz 1956
  • Die Story des Jazz. Vom New Orleans zum Rock Jazz. Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt, 1975, o. ISBN (Hg. von Joachim-Ernst Berendt. Mit Beiträgen über die Entwicklung des Jazz in New Orleans und in Chicago, über Louis Armstrong und Duke Ellington, über Blues, Swing, Bebop, Cool Jazz, Hard Bop, Free Jazz und Rock Jazz sowie einem Nachwort unter dem Titel Marginalien zu einer Philosophie des Jazz; im Anhang eine Diskografie und ein Bildquellenverzeichnis)
  • Ein Fenster aus Jazz - Essays, Portraits, Reflexionen. Fischer TB Verlag, Frankfurt a. M. 1978, ISBN 3596230020
  • Nada Brahma − die Welt ist Klang. Frankfurt a.M.: Insel 1983, rororo 1989, ISBN 3499179490
  • Das dritte Ohr. Vom Hören der Welt. Traumzeit-Verlag, Battweiler, Dezember 2007, ISBN 9783933825674
  • Die Welt ist Klang − Nada Brahma Hörwerk mit Beiheft auf 4 CDs. Network Medien Cooperative 1988 im Vertrieb von Zweitausendeins.
  • Vom Hören der Welt − Das Ohr ist der Weg Hörwerk mit Beiheft auf 4 MCs. Network Medien Cooperative 1988 im Vertrieb von Zweitausendeins, ISBN 3762685797
  • Vom Hören der Welt − Das Ohr ist der Weg Hörwerk mit Beiheft auf 4 CDs. Network Medien Cooperative 1988 im Vertrieb von Zweitausendeins.
  • Das Leben, ein Klang. Traumzeit-Verlag, Battweiler, 2007, 9783933825667
  • Ich höre, also bin ich. Traumzeit-Verlag, Battweiler, 2007, 9783933825636
  • Es gibt keinen Weg − nur gehen. Traumzeit-Verlag, Battweiler, 2007, 9783933825704
  • Kraft aus der Stille. Vom Wachsen des Bewußtseins. München: Droemer Knaur 2003, ISBN 3426776405
  • JazzLife. A Journey Across America. Joachim-Ernst Berendt und Fotos von William Claxton. Köln: Taschen 2005, ISBN 3-8228-4970-7. 696 S. und 1 CD mit orig. Konzertmitschnitten. - Rezension der aspekte-Kulturredaktion des ZDF mit Video

Weblinks

Quellen

  1. „Lyrik und Jazz: Der Groove von Heinrich Heine“, Spiegel Online, 13. September 2006
  2. Besprechung von Das Jazzbuch: „Zwischen den Stühlen und Stilen“, Deutschlandfunk, 16. Dezember 2005