„Mediaspree“ – Versionsunterschied

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*[http://www.ms-versenken.org/ Mediaspree versenken] Bürgerinitiative zur Verhinderung von Mediaspree
*[http://www.ms-versenken.org/ Mediaspree versenken] Bürgerinitiative zur Verhinderung von Mediaspree
*[http://www.dieneuewohnung.info/berlin/meine_stadt/?Interview=Ingeborg_Junge-Reyer Interview mit Ingeborg Junge-Reyer, Senatorin für Stadtentwicklung]
*[http://www.dieneuewohnung.info/berlin/meine_stadt/?Interview=Ingeborg_Junge-Reyer Interview mit Ingeborg Junge-Reyer, Senatorin für Stadtentwicklung]
*[http://www.berlin-eisfabrik.de/index.html Berlin Eisfabrik] Eisfabrik - AnwohnerInneninitative
*[http://www.tagesspiegel.de/medien/videos/sts388,679.html?SORT=PRIO Spreeufer für alle!] Video im Tagesspiegel-Mediacenter


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 21. Oktober 2007, 17:29 Uhr

Mediaspree ist ein Investorenprojekt in Berlin mit dem Ziel, Kommunikations- und Medienunternehmen entlang einem Teil des Spreeufers anzusiedeln und diesen Bereich entsprechend umzustrukturieren.

Der Verein Mediaspree e.V. (ursprünglich Spreemedia GmbH) entstand 2002 aus einer privatwirtschaftlichen Initiative eines Zusammenschlusses von Investoren aus der Bau- und Immobilienwirtschaft und Grundstückseigentümern, die nach der Wende die Brachen auf dem ehemaligen Grenzgebiet erworben hatten, sowie Senats-, Bezirks- und IHK-Vertretern. Er sieht seine Aufgabe darin, für den entsprechenden Spree-Bereich Räume und Flächen zu vermitteln, ansässige und ansiedlungswillige Unternehmen zu beraten, Kontakte zu Eigentümern, Behörden und Förderern zu vermitteln und Maßnahmen zum Marketing und zur Imagebildung zu ergreifen.[1]

Lage

Lage des Mediaspree-Bereichs

Mediaspree umfasst den 3,7 Kilometer langen und 180 Hektar großen Raum beider Spreeufer zwischen der Jannowitzbrücke und der Elsenbrücke wo Berlin-Mitte, Friedrichshain, Kreuzberg und Alt-Treptow aufeinandertreffen. Die Spree verläuft in diesem Bereich relativ geradlinig auf einer Breite von etwa 150 Metern. Dazwischen befinden sich die Michaelbrücke, die Schillingbrücke und die Oberbaumbrücke. An den Ufern liegen charakteristische Industrie- und Gewerbebauten aus dem 19. und dem frühen 20. Jahrhundert, wie das Eierkühlhaus am Osthafen, sowie verschiedene Neubauten und die East Side Gallery am Nordufer.

Entwicklung

Zu den ersten realisierten Investorenprojekten nach der Wende im Mediaspree-Gebiet zählt der Bau der Treptowers und einige Jahre später die Errichtung der ver.di-Zentrale an der Schillingbrücke, sowie der Umbau des Eierkühlhauses als Deutschlandzentrale von Universal Music, dessen Umzug ans Spreeufer Mitte 2002 vom Senat mit 10 Millionen Euro subventioniert wurde. Im Frühjahr 2004 erfolgte die Ansiedlung von MTV Networks Germany in einer ehemaligen Lagerhalle im Osthafen, welche ebenfalls mit millionenhohen Zuschüssen gefördert wurde. VIVA und VIVA Plus folgten in 2005, aufgrund der Übernahme durch den MTV-Konzern.[2] Auf dem Areal des ehemaligen Ostgüterbahnhofs wird zurzeit von der Anschutz-Entertainment-Group die O2 World als Multifunktionsarena mit über 16.000 Sitzplätzen errichtet. Zahlreiche Gebäude wie die Osthafenmühle werden zu weiteren Büros umgebaut und das East-Side-Hotel zur Warschauer Straße hin erweitert.

Weitere sich auf dem Areal befindende Projekte, die noch laufenden oder bereits beendeten Bauvorhaben unterliegen, sind neben verschiedenen Gewerbehöfen das Wohn- und Geschäftshaus Atrium an der Spree, das denkmalgeschützte alte Pumpwerk, der Viktoriaspeicher, das Quartier in Orange (ein Projekt der Berliner Stadtreinigungsbetriebe), die Neuen Spreespeicher, der Lichtturm der Oberbaumcity, der Postbahnhof am Ostbahnhof, das Columbus-Haus, die Spreelofts und das Projekt Spreeurban.[3]
Die in der Köpenicker Straße stehende denkmalgeschützte Eisfabrik soll abgerissen und durch einen Glasbau ersetzt werden.

Eingeplant ist ein zehn Meter breiter Uferstreifen und eine Parkanlage zwischen Spree und Stralauer Allee um die East Side Gallery. Zur Entlastung des zunehmenden Verkehrsaufkommens soll die im Zweiten Weltkrieg gesprengte Brommybrücke wiedererrichtet werden.

Stadtumbau West

Mediaspree geht einher mit dem Senatsprojekt Stadtumbau West, welches sich neben der Umstrukturierung des Kreuzberger Spreeufers auch explizit um die Entwicklung der Gebiete Neukölln-Südring, Schöneberg-Südkreuz und Tiergarten-Nordring/Heidestraße einsetzt. Die Bundesregierung und das Land Berlin möchten damit nachteiligen Folgen des wirtschaftlichen und demografischen Wandels entgegenwirken, indem „private Investitionen und zukunftsfähige Arbeitsplätze“ ermöglicht werden sollen.[4]

Kritik

Das Mediaspree-Projekt ist immer wieder breiter Kritik ausgesetzt.[5][6] Kritisiert wird an dem Projekt unter anderem eine Vertreibung langjähriger Anwohner durch höhere Unterhaltskosten, die sich aufgrund der gezielten Gentrifizierung der umliegenden Wohngebiete ergeben. Der in dem Zusammenhang für den Preisanstieg und kulturellen Wandel synonym verwendete Begriff der „Aufwertung“ wird dabei als rhetorische Fehlinformation betrachtet.[7]

Ebenso in der Kritik steht die Privatisierung des öffentlichen Raums sowie der „Stadtumbau von oben“, da die Interessen und Befürchtungen der Anlieger nicht berücksichtigt werden würden. Kritiker sprechen von einer teilprivatisierten Stadtpolitik, da der Verein Mediaspree Ansprechpartner für Projekte und Investoren in dem Gebiet ist und beklagen die aus öffentlicher Hand finanzierte, für Mediaspree notwendige Infrastruktur an Straßen, Brücken und Beleuchtung. Dabei wird unter anderem auf die millionenhohen Subventionen hingewiesen, mit welchen zugezogene Unternehmen vom Berliner Senat unterstützt wurden.

Die Umgestaltung wildwachsender Spreeufer unterliegt ebenfalls der Kritik. Bemängelt werden die fortan wenigen und engen öffentlich zugänglichen, aber videoüberwachten Uferbereiche und befürchtet wird eine Parkanlage, die von den Werbetafeln der umliegenden Unternehmen geprägt sein werde.[8] Für die Großbildleinwände der O2 World und eine geplante Anlegestelle für Ausflugsboote und Wassertaxis wurde trotz Denkmalschutz ein 45 Meter breites Teil aus der East Side Gallery herausgenommen.[9]

Subkulturen beklagen eine Vertreibung zahlreicher alternativer und individueller Kulturpojekte wie dem Schwarzen Kanal, der Köpi, dem Yaam oder vieler bereits abgerissener Einrichtungen wie dem Ostgut, dem Casino oder dem RazzleDazzle, zu Gunsten großer kommerzieller Veranstaltungeinrichtungen und Unternehmen, und auf Kosten der kulturellen Vielfalt.[10]

Des Weiteren wird kritisiert, dass der MediaSpree e.V. als Mitglieder lediglich Grundstücksbesitzer und Investoren zulässt, dennoch als gemeinnützig anerkannt ist. Hinter dem Ziel eine langfristige und nachhaltige Entwicklung zu einem leistungsfähigen und attraktiven Wirtschafts- und Kulturstandort zu gewährleisten, verberge sich lediglich die Durchsetzung privat-wirtschaftlicher Interessen.[1]

Anwohner befürchten Probleme aufgrund des erhöhten Durchgangsverkehrs welcher sich mit der Fertigstellung der O2 World und dem Bau der neuen Brommybrücke als Autobrücke im Wrangelkiez ergeben wird. Bei der Präsentation einer Verkehrs-Studie zum geplanten Bau der Brommybrücke musste eingeräumt werden, dass Zahlen zur Verdreifachung des Autoverkehrs in der Eisenbahnstraße bewusst unterschlagen wurden. Infolge der zunehmenden Proteste seitens der Anwohner, haben sich mittlerweile auch die lokalen Parteien SPD und Grüne explizit gegen den Bau einer neuen Autobrücke in Friedrichshain-Kreuzberg ausgesprochen.[11][12]

Proteste

Versuchte symbolische Versenkung von Mediaspree auf der Michaelbrücke auf dem Kiezspaziergang am 22. April 2007

Mediaspree Versenken

Die Bürgerinitiative Mediaspree versenken engagiert sich unter dem Slogan „Spreeraum für alle!“ aktiv gegen die Umstrukturierungspläne und protestiert im Rahmen sogenannter Kiezspaziergänge gegen das Projekt.[13]

Die Forderungen der Bürgerinitiative sind ein freier Uferstreifen von 50 Metern, der Verzicht auf Hochhäuser und eine neue Brücke über die Spree, auf der keine Autos zugelassen sein sollen. Die Umsetzung dieser Ziele wird gegenwärtig mittels Bürgerbegehren angestrebt für dessen Erfolg rund 5400 Unterschriften nötig wären. Sollte auch der darauf folgende Bürgerentscheid erfolgreich sein und das Mediaspree-Projekt entsprechend eingeschränkt werden, beliefen sich die Entschädigungskosten an die Investoren auf 156 Millionen Euro.[14]

Musik

Gegen das Projekt Mediaspree entstand 2007 in Kreuzberg-Friedrichshain ein Musik- und Videoprojekt. Der queere Rap stellt einen politischen Spaziergang durch einzelne Orte in Berlin dar und informiert kritisch über die entsprechende Stadtentwicklung.[15]

Siehe auch

Literatur

  • Frank Pieter Hesse: Die Friedrichshain-Kreuzberger Spree - Stadtraum und Denkmale im Wandel, Landesdenkmalamt Berlin. 2004, Online (pdf-Datei, 1,6 MB)

Weblinks

Quellen

  1. a b Artikel Mediaspree und der neoliberale Stadtumbau bei abriss-berlin.de, 26. Januar 2007
  2. Informationen zu „Mediaspree“ im Media Guide Berlin-Brandenburg
  3. Berlin liegt an der Spree Informationsvideo von Mediaspree bei google.com
  4. Informationen zu Förderprogrammen Stadtumbau Ost und West der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin
  5. Felix Lee und Christina Hebel: Kreuzberger pfeifen auf Entertainment, die tageszeitung, 23. April 2007
  6. Artikel Am Spreeufer: hässliche Bauprojekte, „MediaSpree“ und „Stadtumbau West“ bei kreuzberg-info.de
  7. Artikel MediaSpree gehört versenkt bei antiberliner.de, Ausgabe 12, Juni/Juli 2007
  8. Artikel Kiezspaziergang: „MediaSpree versenken!“ bei abriss-berlin.de, 24. April 2007
  9. Der Trend geht zum Loft, jungle world, 18. April 2007
  10. Artikel „Köpi“ - Mediaspree wird konkret bei kreuzberg-info.de
  11. Artikel Versunken in der Mediaspree der BVV-Fraktion Friedrichshain-Kreuzberg von Bündnis90/Die Grünen, 8. Juli 2007
  12. Artikel Eine neue Autobrücke über die Spree? bei kreuzberg-info.de, Juni 2007
  13. Artikel Kiezspaziergang: MediaSpree versenken! bei ostprinzessin.de, 24. April 2007
  14. Anwohner bringen Ämter in Not in der Berliner Zeitung, 29. September 2007
  15. Musikvideo Mediaspree versenken verschiedener lokaler Rapper