„Gartenzwerg“ – Versionsunterschied

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*[http://www.zipfelauf.ch Internationale Vereinigung zum Schutz der Gartenzwerge IVZSG]
*[http://www.zipfelauf.ch Internationale Vereinigung zum Schutz der Gartenzwerge IVZSG]
*[http://www.zwergen-power.de Gartenzwerge-Infoseiten]
*[http://www.zwergen-power.de Gartenzwerge-Infoseiten]
*[http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,514994,00.html Gartenzwerg-Seriendieb (aktuell 02.11.2007)]





Version vom 2. November 2007, 17:36 Uhr

Gartenzwerge
Viele Gartenzwerge in Berlin-Prenzlauer Berg
Gartenzwerge zum Verkauf auf einem polnischen Markt
Gartenzwerggesicht
Arbeitsplatz eines Zwergenmalers
Büro-Gartenzwerg für Gartenzwerg-Skeptiker

Ein Gartenzwerg ist eine ursprünglich aus gebranntem Ton, heutzutage aber auch aus Kunststoff gefertigte Figur eines Zwerges, die vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz häufig als Verzierung in Gärten und zur Wohnraumdekoration zu finden ist.

Bereits die Kaiserliche Hofmanufaktur in Wien produzierte zwischen 1744 und 1750 zahlreiche Figuren für die beliebten Zwergengalerien in den Barockgärten (vgl. den „Zwerglgarten“ von Schloss Mirabell). Die ersten Gartenzwerge im heutigen Sinn wurden vermutlich um das Jahr 1870 in Thüringen hergestellt. Mit der Serienproduktion begann vermutlich August Heissner 1872 im thüringischen Gräfenroda. Andere Quellen besagen, dass Philipp Griebel ebenfalls um 1872 in Gräfenroda den ersten Gartenzwerg aus Ton hergestellt haben soll. Aber auch diese Information ist nicht belegbar. Sicher fest steht nur, dass sowohl Heissner als auch Griebel damals ihre Firmen gegründet haben, aber seit wann sie auch Gartenzwerge oder Gnome produziert haben, ist nicht bekannt. 1898 wurden Thüringer Zwerge erstmals auf der Leipziger Messe angeboten. Literarisch belegt sind Gartenzwerge in Goethes Versepos "Hermann und Dorothea". Schon dort beklagt ein älterer Gartenbesitzer, dass junge Leute keinen Sinn mehr für Gartenzwerge hätten. Als Vorläufer des Gartenzwerges produzierten die Terrakotta-Manufakturen in Thüringen meist Tierköpfe, z. B. um Jagdschlösser zu dekorieren.

Nachdem sich in der Folgezeit immer mehr Manufakturen mit der Herstellung von Gartenzwergen befassten, stockte zwischen 1914 und 1945 der Absatz. Erst danach begann ihre größere Verbreitung. Nach Schätzungen stehen heute in deutschen Gärten etwa 25 Millionen Gartenzwerge.

Gartenzwerge gibt es aus den unterschiedlichsten Materialien. Während der ursprüngliche Gartenzwerg aus gebranntem Ton hergestellt und mit Hand bemalt wurde (und wird), sorgte vor allem die Kunststoffindustrie mit preisgünstigen Varianten für eine weitere Verbreitung.

Klassische Gartenzwerge sind mittelalterlichen Bergleuten nachempfunden. Sie haben eine Lederschürze und eine Schaufel, Spitzhacke, Laterne oder Schubkarre.

Gartenzwerge wurden, teils mit ironisch-kritischem Unterton, als Inbegriff (deutschen) Spießbürgertums, als Zeichen des schlechten Geschmacks und gutes Beispiel für Kitsch angesehen. Aufgrund modernerer Zwerge hat sich dieses Bild teilweise gewandelt. Neue Zwergenmodelle sollten zur Wandlung dieser Einschätzung beitragen. Kritiker bezweifeln dies und halten die Vorliebe für diese Figuren nach wie vor für den Ausdruck mangelnder Geschmacksbildung.

Anfang der 1990er Jahre erlebte der deutsche Gartenzwerg angeblich eine "Wiedergeburt" durch die Schaffung neuer, provokativer Modelle. Unter dem Motto "typisch Deutsch" wurden z. B. Zwerge mit Messer im Rücken, als Exhibitionisten, die den "Vogel" zeigen, mit Motorsäge, mit erhobenem Stinkefinger, als Politiker (Schröder, Kohl, Gysi, Blüm, Lafontaine usw.) modelliert.

Das daraus resultierende Medieninteresse, welches weit über die deutschen Grenzen hinaus ging, sorgte dafür, dass der Gartenzwerg ganz neue Liebhaber fand, welche mit dem klassischen Zwerg an sich nichts anfangen konnten.

Dieser Kult hält bis heute an, da die verbliebene "Zwergenindustrie" in Deutschland immer wieder aktuelle Themen aus Politik und Tagesgeschehen aufgreift und durch neue Zwerge thematisiert. Dies immer unter dem Gesichtspunkt: "Humor ist, wenn viele darüber lachen müssen".

Etwas getrübt wurde die "Wiedergeburt" der Zwerge durch Plagiate, die weniger aus dem asiatischen Raum kamen als vielmehr aus Osteuropa. Dort wurden im großen Stil geschmacksmusterrechtlich geschützte Modelle mit billigen Materialien (Gips statt gebranntem Ton und Gießharz statt PVC-Kunststoff) kopiert und auf den Markt gebracht.

Einzelne geführte Urheberrechtsprozesse wurden zwar ausnahmslos gewonnen, konnten aber die Plagiate nicht aufhalten, da diese durch den Materialpreis und durch die entfallenen Entwicklungskosten und geringen Löhne in den Ländern deutlich preiswerter im Verkauf waren. Hier ist allerdings eine "Anpassung" feststellbar, so dass sich das Gefüge in wenigen Jahren selbst regulieren wird.

Bei vielen Zwergenliebhabern sind 'Zwerge' neuerer Bauart in ungewohnten Posen (z. B. mit heruntergelassener Hose) verpönt. Ebenso kritisiert wird der Einzug des weiblichen Geschlechts in die Zwergenwelt in Gestalt der Zwergenfrau. In der Mythologie kommen ursprünglich keine Zwergenfrauen vor. Allerdings gibt es einige (nicht immer ganz ernst zu nehmende) Theorien, wie sich Gartenzwerge vermehren. Weitere Informationen können auf Gartenzwerge-Infoseiten nachgelesen werden. Dort können auch weitergehende Fragen zu Entstehung, Verbreitung usw. der Gartenzwerge gestellt werden.

Im Jahr 1981 wurde eine "Internationale Vereinigung zum Schutz der Gartenzwerge" mit Sitz in Basel gegründet, deren Anliegen die Verbreitung der "Zwergenkunde" und die Produktion historisch "korrekter" Gartenwichtel ist. Sie hat definiert, was ein "artiger" - also echter - Gartenzwerg ist: Er ist maximal 69 Zentimeter groß, hat eine Zipfelmütze, einen Bart und ist männlich.

Wohl gegen Ende der 1990er Jahre entstand die Aktion "Rettet die Gartenzwerge" (in Frankreich: "Front de Liberation des Nains de Jardins" und Italien "MALAG"), deren Anhänger die Figuren aus Vorgärten "befreiten" und oft in Wäldern, ihrem "natürlichen Lebensraum", aussetzten. Einige dieser gekidnappten Zwerge wurden auch von Person zu Person verschickt, um den Zwerg an berühmten Orten zu fotografieren und die Fotos an den ursprünglichen Besitzer zu leiten.

Strafrechtlich bewegen sich die "Rettet die Gartenzwerge"-Aktivisten im Grenzbereich zwischen Diebstahl und (straffreier) Sachentziehung.

Nach aktuellen Umfragen wird als typisch deutsches Produkt (als Souvenir) zuerst die Kuckucksuhr genannt, gefolgt von einem Gartenzwerg aus gebranntem Ton.

Eine neuzeitliche Adaption des Gartenzwerg-Motivs findet sich in der Figur der Schlümpfe.

Siehe auch Gartenflamingo

Literatur

Etta Bengen: "Kleine vollbringen Großes" - Zwerge in Märchen, Werbung und Vorgärten. Materialien zum Museumsbesuch, Nr. 27 / 1997. Veröffentlichung des Museumsdorfes Hösseringen. Etta Bengen: Klein, flink und frech. Zwerge in Sagen und Gärten. In: Hildesheimer Heimat-Kalender 2000. Verlag Gebrüder Gerstenberg, Hildesheim 2000, Seiten 70-76. Mit Literaturangaben. Etta Bengen: "Die große Welt der Gartenzwerge: Ein historischer Rückblick". 124 S., zahlreiche Abb., Literaturangaben. Verlag anderweit, Suderburg-Hösseringen 2001. Etta Bengen: "Lexikon der Gartenzwerge". 288 S., zahlr. Abb., Gartenzwergporträts. Komet-Verlag, Köln 2007.

Presseberichte

Alessandro Melazzini: Das Land der Zwerge, Il Sole 24 Ore, 19. November 2006

Weblinks