„Elisabeth Noelle-Neumann“ – Versionsunterschied

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* [http://www.ifp.uni-mainz.de/lehrende/noelle-neumann.html Umfangreiches Verzeichnis der Veröffentlichungen von Elisabeth Noelle-Neumann]
* [http://www.ifp.uni-mainz.de/lehrende/noelle-neumann.html Umfangreiches Verzeichnis der Veröffentlichungen von Elisabeth Noelle-Neumann]
* [http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/17.04.2005/1761156.asp „Ich habe die Engel gesehen“] - Interview ("[[Tagesspiegel]]", 17.04.2005)
* [http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/17.04.2005/1761156.asp „Ich habe die Engel gesehen“] - Interview ("[[Tagesspiegel]]", 17.04.2005)
* [http://www.freitag.de/2007/01/07010801.php Otto Köhler, Hinein ins wahre Wesen der Geführten - Der unsterblichen Elisabeth Noelle zum 90. Geburtstag] („[[Freitag (Zeitung)|Freitag]]“, 5. Januar 2007)





Version vom 15. November 2007, 16:55 Uhr

Elisabeth Noelle-Neumann (* 19. Dezember 1916 in Berlin) ist emeritierte Professorin für Publizistik an der Universität Mainz und Gründerin des Instituts für Demoskopie (IfD) in Allensbach. Sie gilt als Pionierin der Demoskopie in Deutschland.

Leben

Elisabeth Noelle wurde in Berlin als zweites von vier Kindern des Ehepaares Eva und Dr. jur. Ernst Noelle geboren. Ihr Vater war Jurist und gründete die „Tobis-Filmgesellschaft“. Bei ihren Großvätern handelte es sich um den Fabrikanten Ernst Noelle und den Bildhauer Fritz Schaper.

Sie legte 1935 in Göttingen das Abitur ab und studierte anschließend Philosophie, Geschichte, Zeitungswissenschaft und Amerikanistik an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin, der Albertina (Königsberg) und der University of Missouri-Columbia, USA. Während ihrer Studentenzeit war Noelle-Neumann Zellenleiterin einer ANST-Gruppe (Arbeitsgemeinschaft Nationalsozialistischer Studentinnen), einer Unterorganisation des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB). Während eines Aufenthalts in Obersalzberg lernte sie - nach eigenem Bekunden - zufällig Adolf Hitler kennen, der sie auf dem Obersalzberg willkommen hieß.

1937/38 verbrachte sie - durch ein Stipendium des DAAD begünstigt - ein Austauschjahr in den USA und lernte dort neueste Demoskopie-Methoden kennen. 1940 wurde sie bei Emil Dovifat, dem Nestor der deutschen Publizistikwissenschaft, in Berlin über Meinungs- und Massenforschung in den USA promoviert. Anschließend absolvierte sie ein Volontariat bei der Deutschen Allgemeinen Zeitung. Ab 1940 schrieb sie für die von Joseph Goebbels herausgegebene Wochenzeitung Das Reich. Danach kam sie bei der Frankfurter Zeitung unter.

In Noelle-Neumanns berühmter Dissertation mit dem Titel „Meinungs- und Massenforschung in USA“ beschrieb sie u.a.  Deutschlands schlechtes Ansehen in der Welt vor allem aus der verzerrten Darstellung der Medien in den USA: „Seit 1933 konzentrieren die Juden, die einen großen Teil von Amerikas geistigem Leben monopolisiert haben, ihre demagogischen Fähigkeiten auf die Deutschlandhetze“. Goebbels berief sie auf Grund Ihrer Arbeiten zur Meinungsforschung in den USA 1942 zur Adjutantin. Eine längere Erkrankung hinderte sie jedoch daran, dieses Amt anzutreten.

Seit 1946 war sie mit dem Journalisten Erich Peter Neumann verheiratet, der 1973 starb. 1979 heiratete sie in zweiter Ehe den Physiker Heinz Maier-Leibnitz. Nach dessen Tod im Jahr 2000 nahm Elisabeth Noelle-Neumann-Maier-Leibnitz ihren Geburtsnamen Elisabeth Noelle wieder an, publiziert aber weiter unter dem Namen Noelle-Neumann.

Beruf
1947 gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann Erich Peter Neumann das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) und leitete es. Dabei handelte es sich um das erste deutsche Meinungsforschungsinstitut. Das anfangs kleine Institut entwickelte sich, vor allem durch die in Deutschland neue Methode der Repräsentativumfragen, bald zu einem Begriff für Wirtschaft, Politik und Publizistik. Seit 1989 teilt Elisabeth Noelle-Neumann die Leitung des IfD mit der Diplom-Volkswirtin Dr. Renate Köcher.

Von 1961 bis 1964 war Frau Noelle-Neumann wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin. 1964 wurde sie als Professorin an die Universität Mainz berufen, wo sie das Institut für Publizistik aufbaute, das sie bis zu ihrer Emeritierung 1983 als Direktorin leitete.

Von 1968 bis 1970 war sie Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, von 1978 bis 1980 Präsidentin der World Association for Public Opinion Research (WAPOR), und von 1980 bis 1991 war sie Kuratoriumsmitglied der Studienstiftung des deutschen Volkes. 1978 bis 1991 las sie als Gastprofessorin an der Universität von Chicago, 1993/94 an der Universität München. Seit 1989 ist sie Mitherausgeberin des International Journal of Public Opinion Research (IJPOR), das von der WAPOR herausgegeben wird.

Wissenschaftliche Leistungen

In der wissenschaftlichen Arbeit wurde Noelle-Neumann unter anderem durch die Theorie von der Schweigespirale (1980) bekannt: Die Vertreter der jeweils vermeintlich herrschenden Meinung vertreten diese offensiv; die Vertreter der vermeintlichen Minderheitsmeinung verstummen umso mehr, je mehr sie sich in der Minderheit glauben. Das Konzept der Schweigespirale reserviert allerdings die Möglichkeit, die gesellschaftlich vorherrschende Meinung zu verändern, demjenigen, der Isolationsfurcht nicht kennt oder sie überwindet. Diese Theorie der öffentlichen Meinung ist eine auch international breit rezipierte Arbeit der deutschsprachigen Kommunikationsforschung. Bis heute ist das Buch über die Schweigespirale in über zwei Dutzend Sprachen übersetzt worden.

Kritisch vorgehalten werden ihr dagegen als antisemitisch wahrgenommene Passagen ihrer Doktorarbeit von 1940.

Sonstiges

Pythia vom Bodensee gilt als Spitzname Elisabeth Noelle-Neumanns; die Umfrage-Forscherin hat die Bedeutung der Intuition auch in der Wissenschaft nie gering geschätzt.

Die Gemeinde Allensbach und die Bezirkssparkasse Reichenau haben zum 90. Geburtstag von Elisabeth Noelle-Neumann 2006 den „Prof.-Dr.-Elisabeth-Noelle-Preis“ gestiftet. Er ist mit 5000 Euro dotiert und wird alle drei Jahre an Nachwuchswissenschaftler der Universität Konstanz vergeben in Anerkennung herausragender Leistungen auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften.

Ehrungen

Veröffentlichungen

  • Die Erinnerungen. Herbig, München, 2006, ISBN 3-7766-2485-X
  • Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung - unsere soziale Haut. 6. Aufl. Langen Müller, München 2001, ISBN 3-7844-2835-5

Literatur

  • Elisabeth Noelle-Neumann. Eine Vision in Berlin. In: Michael Meyen, Maria Löblich: Klassiker der Kommunikationswissenschaft. Fach- und Theoriegeschichte in Deutschland. UVK, Konstanz 2006, ISBN 3-89669-456-1, S. 255–276
  • Noelle-Neumann, Elisabeth: Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung – unsere soziale Haut. Langen-Müller, München 1980, ISBN 3-7844-2835-5
  • Noelle-Neumann, Elisabeth u. a. (Hrsg.): Das Fischer Lexikon. Publizistik, Massenkommunikation. Frankfurt am Main 2003, S. 392-406, ISBN 3-596-15495-2

Quellen

  1. Gerhard-Löwenthal-Preis