„Norbert Bisky“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Wikifili (Diskussion | Beiträge)
Wikifili (Diskussion | Beiträge)
Zeile 11: Zeile 11:
In seinen Anfangsjahre malte Bisky helle lichte Bilder in Öl. Er selbst bezeichnete sie einmal als "Mit Lenor gewaschen". Und genauso strahlte einem alles gleißend hell entgegen: junge Männer, schön, glücklich und vor Kraft strotzend, reine unberührte Natur. Der [[Grand-Guignol]]-Stil, in dem die Bilder gemalt sind, unterstützt den Blick auf eine scheinbar heile Welt: Weiche, schmeichelnde, an Wattebausche erinnernde Formen zeigen Kinder, die gefressen werden und abgerissene Glieder, von denen das Blut tropft – die Idylle trügt. Bereits die Titel der Bilder wie "Übung im Gelände" (2002), "Lazarett im Paradies" (2005) oder "Fernzünder" (2005) legen eine unterschwellige Bedrohung nahe.
In seinen Anfangsjahre malte Bisky helle lichte Bilder in Öl. Er selbst bezeichnete sie einmal als "Mit Lenor gewaschen". Und genauso strahlte einem alles gleißend hell entgegen: junge Männer, schön, glücklich und vor Kraft strotzend, reine unberührte Natur. Der [[Grand-Guignol]]-Stil, in dem die Bilder gemalt sind, unterstützt den Blick auf eine scheinbar heile Welt: Weiche, schmeichelnde, an Wattebausche erinnernde Formen zeigen Kinder, die gefressen werden und abgerissene Glieder, von denen das Blut tropft – die Idylle trügt. Bereits die Titel der Bilder wie "Übung im Gelände" (2002), "Lazarett im Paradies" (2005) oder "Fernzünder" (2005) legen eine unterschwellige Bedrohung nahe.


In seinen neueren Bildern transformiert Bisky seine eigenen Ikonen. Die hellen Farben weichen dunklen Bildhintergründen und Frauen tauchen auf. Die fröhliche sozialistische Bildwelt der frühen Phase ist vorbei. Kannibalen und Brandstifter lauern, es wird gekotzt und uriniert.<ref> Almut F.Kaspar: ''Albtraum in der Idylle'' stern.de unter [http://www.stern.de/unterhaltung/ausstellungen/:Norbert-Bisky-Ausstellung-Albtraum-Idylle-/601611.html]</ref> Die künstlerischen Verweise von [[Renaissance]] bis [[Pop Art]] bleiben allerdings bestehen.
In seinen neueren Bildern transformiert Bisky seine eigenen Ikonen. Die hellen Farben weichen dunklen Bildhintergründen und Frauen tauchen auf. Die fröhliche sozialistische Bildwelt der frühen Phase ist vorbei. Kannibalen und Brandstifter lauern, es wird gekotzt und uriniert.<ref> Almut F.Kaspar: ''Albtraum in der Idylle'' unter [http://www.stern.de/unterhaltung/ausstellungen/:Norbert-Bisky-Ausstellung-Albtraum-Idylle-/601611.html stern.de]</ref> Die künstlerischen Verweise von [[Renaissance]] bis [[Pop Art]] bleiben allerdings bestehen.
Der Kunstkritiker Christoph Tannert beobachtet einen Zunahme brutaler Leinwandszenen und ein rasantes Verschleudern von Körperflüssigkeiten. Er konstatiert einen untrüglichen Sinn des Künstlers für Körperkult und Körperkritik. Dabei verzichtete Bisky auf einen Leidenschaftssog und jegliche Empfindsamkeit, so Tannert.<ref>Christoph Tannert, Kunstwerkstatt Norbert Bisky, Prestel 2007, S.9.</ref>
Der Kunstkritiker Christoph Tannert beobachtet einen Zunahme brutaler Leinwandszenen und ein rasantes Verschleudern von Körperflüssigkeiten. Er konstatiert einen untrüglichen Sinn des Künstlers für Körperkult und Körperkritik. Dabei verzichtete Bisky auf einen Leidenschaftssog und jegliche Empfindsamkeit, so Tannert.<ref>Christoph Tannert, Kunstwerkstatt Norbert Bisky, Prestel 2007, S.9.</ref>


Insgesamt erinnern die Arbeiten an den [[Sozialistischer Realismus|sozialistischen Realismus]], an nationalsozialistische Kunst, bzw. die [[Ästhetik]] [[Leni Riefenstahl]]s<ref>Oliver Koerner Von Gustorf: ''Moderne Katastrophen unter barockem Himmel: Das Berliner Haus am Waldsee zeigt die neuen Werke Norbert Biskys'', Die Welt, 4. November 2007, online unter [http://www.welt.de/wams_print/article1329286/Bilder_zwischen_Trieb_und_Kirche.html welt.de]</ref><ref>''Systemkritik mit schönen Jungs - Warum es der Maler Norbert Bisky darauf anlegt, missverstanden zu werden'', HR, 11. November 2007, [http://www.daserste.de/ttt/beitrag_dyn~uid,5bbcsondv4d5voke~cm.asp titel, thesen, temperamente]</ref><ref>vgl. z.B. Tanja Hoffmann: ''Zeitgenössische Malerei: Auseinandersetzung mit NS-Kunst'',19.08.2004, online unter [http://www.lehrer-online.de/420279.php?sid=17141761572974473719260656065410 lehrer-online.de]</ref><ref>Michael Loeckle: ''Politclowns, Staatsnieten, Kabinettsluschen - Vom Niedergang der politischen Kultur'', online unter [http://www.bruecke-saarbruecken.de/Nummer136/terra.htm]</ref> aber auch an die Werbebildnisse der 50er und 60er Jahre. Zur Kritik an seinen Bildwelten äußerte sich Bisky deutlich:"Mit Nazi-Scheiße habe ich nichts zu tun."<ref> ''Meine Bilder sind Fremdkörper'', Interview Spiegel, 29.10,2007, S. 211.</ref>
Insgesamt erinnern die Arbeiten an den [[Sozialistischer Realismus|sozialistischen Realismus]], an nationalsozialistische Kunst, bzw. die [[Ästhetik]] [[Leni Riefenstahl]]s<ref>Oliver Koerner Von Gustorf: ''Moderne Katastrophen unter barockem Himmel: Das Berliner Haus am Waldsee zeigt die neuen Werke Norbert Biskys'', Die Welt, 4. November 2007, online unter [http://www.welt.de/wams_print/article1329286/Bilder_zwischen_Trieb_und_Kirche.html welt.de]</ref><ref>''Systemkritik mit schönen Jungs - Warum es der Maler Norbert Bisky darauf anlegt, missverstanden zu werden'', HR, 11. November 2007, [http://www.daserste.de/ttt/beitrag_dyn~uid,5bbcsondv4d5voke~cm.asp titel, thesen, temperamente]</ref><ref>vgl. z.B. Tanja Hoffmann: ''Zeitgenössische Malerei: Auseinandersetzung mit NS-Kunst'',19.08.2004, online unter [http://www.lehrer-online.de/420279.php?sid=17141761572974473719260656065410 lehrer-online.de]</ref><ref>Michael Loeckle: ''Politclowns, Staatsnieten, Kabinettsluschen - Vom Niedergang der politischen Kultur'', online unter [http://www.bruecke-saarbruecken.de/Nummer136/terra.htm]</ref> aber auch an die Werbebildnisse der 50er und 60er Jahre. Zur Kritik an seinen Bildwelten äußerte sich Bisky deutlich:"Mit Nazi-Scheiße habe ich nichts zu tun."<ref> *[http://www.spiegel.de/spiegel/inhalt/0,1518,514384,00.html "Meine Bilder sind Fremdkörper"] Interview Spiegel, 29. Oktober 2007, S. 211.</ref>
Die Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen Geschichte scheint das Interesse – auch im Ausland – hervorzurufen.
Die Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen Geschichte scheint das Interesse – auch im Ausland – hervorzurufen.



Version vom 29. November 2007, 21:48 Uhr

Norbert Bisky (* 1970 in Leipzig) ist ein deutscher Maler.

Er gilt als einer der wichtigen zeitgenössischen deutschen Künstler und Vertreter eines Neuen Realismus der Postmoderne.

Leben und Werk

Norbert Bisky wuchs in der DDR auf. Das Ende seiner Schulzeit fiel in die Wendezeit. 1990 begann er ein Studium der Germanistik und Kunstgeschichte an der Humboldt-Universität in Berlin. Drei Jahre später besuchte er die Freie Kunstschule Berlin und entschloss sich zu einem Kunststudium.

Bisky studierte von 1994 bis 1999 an der Hochschule der Künste bei Georg Baselitz, nahm an der Salzburger Sommerakademie in der Klasse von Jim Dine teil und absolvierte bei Baselitz 1999 ein Meisterschülerstudium.

In seinen Anfangsjahre malte Bisky helle lichte Bilder in Öl. Er selbst bezeichnete sie einmal als "Mit Lenor gewaschen". Und genauso strahlte einem alles gleißend hell entgegen: junge Männer, schön, glücklich und vor Kraft strotzend, reine unberührte Natur. Der Grand-Guignol-Stil, in dem die Bilder gemalt sind, unterstützt den Blick auf eine scheinbar heile Welt: Weiche, schmeichelnde, an Wattebausche erinnernde Formen zeigen Kinder, die gefressen werden und abgerissene Glieder, von denen das Blut tropft – die Idylle trügt. Bereits die Titel der Bilder wie "Übung im Gelände" (2002), "Lazarett im Paradies" (2005) oder "Fernzünder" (2005) legen eine unterschwellige Bedrohung nahe.

In seinen neueren Bildern transformiert Bisky seine eigenen Ikonen. Die hellen Farben weichen dunklen Bildhintergründen und Frauen tauchen auf. Die fröhliche sozialistische Bildwelt der frühen Phase ist vorbei. Kannibalen und Brandstifter lauern, es wird gekotzt und uriniert.[1] Die künstlerischen Verweise von Renaissance bis Pop Art bleiben allerdings bestehen. Der Kunstkritiker Christoph Tannert beobachtet einen Zunahme brutaler Leinwandszenen und ein rasantes Verschleudern von Körperflüssigkeiten. Er konstatiert einen untrüglichen Sinn des Künstlers für Körperkult und Körperkritik. Dabei verzichtete Bisky auf einen Leidenschaftssog und jegliche Empfindsamkeit, so Tannert.[2]

Insgesamt erinnern die Arbeiten an den sozialistischen Realismus, an nationalsozialistische Kunst, bzw. die Ästhetik Leni Riefenstahls[3][4][5][6] aber auch an die Werbebildnisse der 50er und 60er Jahre. Zur Kritik an seinen Bildwelten äußerte sich Bisky deutlich:"Mit Nazi-Scheiße habe ich nichts zu tun."[7] Die Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen Geschichte scheint das Interesse – auch im Ausland – hervorzurufen.

Norbert Bisky ist der Sohn des Die Linke-Politikers Lothar Bisky und dessen Frau Almuth. Er ist der jüngere Bruder des Journalisten und Schriftstellers Jens Bisky[8]. Sein jüngster Bruder ist Stephan Bisky. Norbert Bisky lebt in Berlin.

Ausstellungen

2007

  • "Ich war's nicht", Haus am Waldsee, Berlin (2. November 2007 – 13. Januar 2008)
  • "what's wrong with me", Leo Koenig Inc., New York (20. November – 23. Dezember)
  • "Behind Innocence", Gallery Hyundai, Seoul

2006

  • "Total Care", Contemporary Art Center, Vilnius
  • "es tut mir so leid", Galerie Michael Schultz, Berlin

2005

  • Studio d´Arte Cannaviello, Milan
  • "Déluge", Galerie Suzanne Tarasiève, Paris
  • "Malerei", Künstlerhaus Bethanien, Berlin

2004

  • "The Proud, the Few", Leo Koenig Inc., NYC
  • "Abgesagt", Mannheimer Kunstverein
  • "Opkomst en Verval" , Cokkie Snoei Gallery, Rotterdam

2003

  • "Schlachteplatte", Galerie Michael Schultz, Berlin

2002

  • Museum Junge Kunst, Frankfurt/O.

2001

  • "Wir werden siegen", Galerie Michael Schultz, Berlin
  • "Vorkämpfer", Chelsea Kunstraum, Köln

Öffentliche Sammlungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Almut F.Kaspar: Albtraum in der Idylle unter stern.de
  2. Christoph Tannert, Kunstwerkstatt Norbert Bisky, Prestel 2007, S.9.
  3. Oliver Koerner Von Gustorf: Moderne Katastrophen unter barockem Himmel: Das Berliner Haus am Waldsee zeigt die neuen Werke Norbert Biskys, Die Welt, 4. November 2007, online unter welt.de
  4. Systemkritik mit schönen Jungs - Warum es der Maler Norbert Bisky darauf anlegt, missverstanden zu werden, HR, 11. November 2007, titel, thesen, temperamente
  5. vgl. z.B. Tanja Hoffmann: Zeitgenössische Malerei: Auseinandersetzung mit NS-Kunst,19.08.2004, online unter lehrer-online.de
  6. Michael Loeckle: Politclowns, Staatsnieten, Kabinettsluschen - Vom Niedergang der politischen Kultur, online unter [1]
  7. *"Meine Bilder sind Fremdkörper" Interview Spiegel, 29. Oktober 2007, S. 211.
  8. Christoph Amend: „Diese Biskys“, Die Zeit, 23. September 2004

Weblinks