„Die Räuber“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Änderung 39692676 von 62.180.196.233 (Diskussion) wurde rückgängig gemacht.
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 180: Zeile 180:
{{Wikisource|Die Räuber}}
{{Wikisource|Die Räuber}}
* [http://www.klassiker-der-weltliteratur.de/die_raeuber.htm Illustrierte Zusammenfassung]
* [http://www.klassiker-der-weltliteratur.de/die_raeuber.htm Illustrierte Zusammenfassung]
* [http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=2435&kapitel=1#gb_found Die Räuber im Rahmen des Gutenbergprojektes]

== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Hektorlied]]
* [[Hektorlied]]

Version vom 10. Dezember 2007, 18:15 Uhr

Daten
Titel: Die Räuber
Gattung: Schauspiel
Originalsprache: deutsch
Autor: Friedrich Schiller
Erscheinungsjahr: 1781
Uraufführung: 13. Januar 1782
Ort der Uraufführung: Mannheim
Ort und Zeit der Handlung: Deutschland, Mitte 18. Jhdt.
Personen
  • Maximilian (regierender Graf) von Moor
  • Karl, Franz (seine Söhne)
  • Amalia von Edelreich
  • Spiegelberg, Schweizer, Grimm, Razmann, Schufterle, Roller, Kosinsky, Schwarz (Libertiner, nachher Banditen)
  • Hermann (Bastard von einem Edelmann)
  • Daniel (Hausknecht des Grafen von Moor)
  • Pastor Moser
  • Ein Pater
  • Nebenpersonen
Titelblatt des Erstdruckes 1781, noch ohne Angabe des Autors
Soufflierbuch der Mannheimer Uraufführung von 1782

Die Räuber ist der Titel eines Dramas von Friedrich Schiller. Das Werk, das zunächst nicht als Bühnenstück vorgesehen war (siehe unterdrückte Vorrede), gliedert sich in fünf Akte, die jeweils in zwei bis fünf Szenen unterteilt sind. Es entstand zur Zeit des abklingenden Sturm und Drang, wurde 1781 anonym veröffentlicht und am 13. Januar 1782 in Mannheim mit Nennung des Verfassers uraufgeführt. Bis in das erste Viertel des 19. Jahrhunderts waren Räuberbanden und Gesetzlose in Deutschland nichts Ungewöhnliches. Literaturhistorikern zu Folge diente das Schicksal des bekannten Räuberhauptmannes Nikol List teilweise als Vorlage.

Der Kern der Handlung ist der Konflikt der beiden Brüder Karl und Franz Moor. Auf der einen Seite steht der intelligente und freiheitsliebende (spätere) Räuber Karl, der vom Vater geliebt wird, auf der anderen Seite der kalt berechnende, unter Liebesentzug leidende Franz Moor, der auf Karl eifersüchtig ist und das Erbe seines Vaters übernehmen will. Zentrales Motiv, das Schiller in seinem Werk thematisiert, ist die Vorstellung eines Konflikts zwischen Gesetz und Freiheit. Ebenfalls impliziert die Handlung des Werkes die Negation des Sprichworts „Der Zweck heiligt die Mittel."

Die gleichnamige Oper von Giuseppe Verdi (I Masnadieri) beruht auf Schillers Drama.

Sprache & Stil

Das dramatische Schauspiel „Die Räuber“ basiert auf Schubarts Erzählung „Zur Geschichte des menschlichen Herzens“.

Die Handlung ist teilweise verworren. Es verlaufen bis zum Finale 2 Handlungen nebeneinander, die im 4. Akt kurz aufeinandertreffen.

Es gliedert sich in fünf Akte, die jeweils in zwei bis fünf Szenen unterteilt sind und entstand in der Zeit des "Sturm und Drang".

Stil und Sprache sind die Mittel, mit denen Schiller die für die Epoche typische Emotionalität und Aufbruchsstimmung dramatisiert. Die teils volkstümliche Sprache und die zahlreichen Stilfiguren (Emphase, Nominal-, Verbalstil, Interjektion, Anakoluth, rhetorische Frage, Ironie, Metapher, Klimax, Parallelismus) erzeugen diese leidenschaftliche Sprache und die Intensität des Stückes.

Inhalt

1. Akt

Ausgangspunkt der Handlung ist die Situation in der adligen Familie von Moor: Ein alter Vater zwischen seinen ungleichen Söhnen Karl und Franz, die zu unversöhnlichen Feinden werden. Der jüngere Sohn, Franz, hält sich im väterlichen Schloss auf, während der ältere Sohn, Karl, ein ausschweifendes Leben als Student führt und sich an der Grenze zu Sachsen befindet.

1. Szene: Der alte Graf Maximilian von Moor erhält endlich ein langerwartetes Lebenszeichen seines ältesten Sohns Karl. Doch der Brief, den ihm der jüngstgeborene Franz überbringt, verheißt nichts Erfreuliches: Karl stecke offenbar in argen Schwierigkeiten, hat angeblich 40000 Dukaten Schulden, die Tochter eines reichen Bankiers entjungfert, deren Verlobten im Duell getötet und sich der Strafverfolgung entzogen. Unwissend, dass Franz gegen seinen Bruder intrigiert, den Brief gefälscht und den wahren Brief hat verschwinden lassen, ist der Vater ob der Untaten seines Sohnes Karl zutiefst erschüttert und lässt sich durch eine lange Rede von Franz davon überzeugen, seinen älteren Sohn als pädagogisch wirksame Maßnahme zu verstoßen und zu enterben. Aus Angst, der Vater könnte seine Meinung ändern, verfasst Franz einen entsprechend heftigen Brief an Karl, obwohl ihn sein Vater mehrmals gebeten hat, Karl mit dem Brief nicht zur Verzweiflung zu bringen.

2. Szene: Zur selben Zeit schimpft Karl in einer Kneipe mit seinem Freund Spiegelberg über die beengenden Gesetze und das schlappe "Kastratenjahrhundert". Während die übrigen Freunde eintreffen, erhält Karl den Brief von Franz. Er erfährt, dass er vom Vater verstoßen ist und keine Bitte um Verzeihung daran etwas ändert. Spiegelberg nutzt Karls Abwesenheit, um die anderen zu überreden, sich zu einer Räuberbande zusammenzuschließen. In diesem Augenblick kommt Karl wieder herein. Für ihn ist eine Welt zusammengebrochen. Er nimmt den Verrat des Vaters als Anzeichen dafür, dass die Menschheit insgesamt ihre Menschlichkeit eingebüßt hat. Erregt geht er auf das Angebot der anderen ein, ihr Anführer zu werden. Er formuliert einen gegenseitigen Treueschwur, der alle bis in den Tod aneinander bindet. Alle schwören, nur Spiegelberg hält sich wütend abseits.

3. Szene: Im Schloss erhält Franz eine Abfuhr von Amalia von Edelreich, die seinen Bruder Karl liebt. Franz begehrt sie und versucht, sie durch Lügen über Karl für sich zu gewinnen. Amalia errät sein falsches Spiel. Sie sagt ihm, dass sie ihn verachtet, und schickt ihn weg. Dieser geht zornig ab.

2. Akt

1. Szene: Franz, der selber gerne Herr des Hauses von Moor wäre, überlegt sich einen hinterhältigen Plan, wie er seinen Vater ums Leben bringen könne, um die alleinige Macht zu besitzen. Er bringt den Bastard Hermann mit Anspielungen auf dessen uneheliche Herkunft in Rage gegen Karl und den alten Moor, damit er selbst nicht des Mordes beschuldigt werden kann. Als Belohnung verspricht Franz ihm die Hand der schönen Amalia, und Hermann willigt recht schnell ein. Als Gegenzug müsse er sich nur vor dem alten Moor als Kameraden Karls ausgeben und die schreckliche Botschaft überbringen, dass Karl tot sei. Als Franz alleine ist, kommt sein wahres Gesicht wieder zum Vorschein, und es wird klar, dass er niemals vorhat, auf Amalia zu verzichten, da er sie für sich selbst begehrt.

2. Szene: Als nun der verkleidete Hermann vom angeblichen Tod Karls berichtet, gibt sich der alte Graf von Moor selbst die Schuld daran. Der alte Moor kann es nicht fassen, dass der Verstoß seinen Erstgeborenen Karl in den Krieg und somit in den Tod geführt hat. Amalia ist ebenfalls zutiefst betroffen, als sie vom Tod ihres Geliebten erfährt, aber Franz redet währenddessen noch dazu niederschmetternd auf seinen Vater ein. Auch mit Amalias Hilfe kann der Graf diesen schweren Schicksalsschlag nicht verkraften und bricht zusammen. Da der Graf tot zu sein scheint, sieht sich Franz schon als Nachfolger auf dem Thron und überlegt sich seine neue Politik, wobei sich bereits abzeichnet, dass er zu einem Tyrannen werden wird.

3. Szene: Währenddessen lebt Karl als Hauptmann seiner Räuberbande in den böhmischen Wäldern. Auch Spiegelberg kehrt zu ihnen zurück und bringt neue Anhänger für die Bande mit. Die Loyalität zu ihrem Hauptmann erneuert sich bei den übrigen Bandenmitgliedern, als sie erfahren, dass er Roller, ein geschätztes Bandenmitglied, vor dem Galgen gerettet und die Stadt, die Roller dazu verurteilt hatte, in Schutt und Asche gelegt hat. Auch als der Wald daraufhin von einer großen Anzahl Soldaten umzingelt wird und ein Pater die Bandenmitglieder dazu bringen will, ihren Hauptmann auszuliefern, indem er ihnen verspricht, dass ihnen ihre Schandtaten dadurch vergeben werden, stehen sie hinter Karl und ziehen den ehrenhaften Tod im Kampf dem erkauften Leben vor.

3. Akt

1. Szene: Im Garten spielt Amalia auf der Laute ein Totenlied für ihren Geliebten Karl. Franz tritt hinzu und will sie heiraten. Nach dem Ableben seines Vaters ist er nun Herr. Amalia weigert sich jedoch und beschuldigt ihn als Mörder. Sie will lieber in ein Kloster gehen, als seine Frau zu werden. Franz ist darüber sehr erzürnt; Nun soll Amalia seine Mätresse werden. Mit einem Wutausbruch entreißt sie Franz seinen Degen und jagt ihn davon. Als Amalia sich entscheidet, in ein Kloster zu gehen, erscheint Hermann und bittet sie um Vergebung. Er gesteht ihr, dass Karl und der Alte Moor noch leben. Amalia reagiert auf diese Nachricht zuerst erbost und dann schockiert. Sie kann es nicht glauben.

2. Szene: Karl ist dem Sterben nahe, sein Freund Schweizer scheint ihn im Todeswahn zurückzulassen. In seiner Verzweifelung erinnert sich Karl an seine Kindheit und fängt an, seine Taten und deren Rechtfertigung zu bezweifeln. Schweizer kehrt unerwartet zurück und versorgt Karl mit dem Nötigsten. Zu diesem Zeitpunkt trifft Kosinsky auf die Räuber. Er verfolgt das Ziel, den Räubern beizutreten, doch Karl macht es ihm nicht leicht. Dadurch kommt Kosinsky dazu, den Räubern seine Lebensgeschichte zu erzählen, welche Karls Geschichte sehr ähnelt. Aufgrund Kosinskys Erzählung beschließen die Räuber, nun in Karls Heimat zu gehen, um dort nach dem Rechten zu sehen.

4. Akt

1.Szene: Karl erreicht seine Heimat, und Erinnerungen an die Kindheit und Jugend werden beim Anblick der vertrauten Umgebung in ihm wach. Er verkleidet sich, gibt sich als Graf von Brand aus und betritt das Schloss.

2.Szene: Amalia begleitet den verkleideten Karl in die Ahnengalerie, erkennt ihn jedoch nicht. Franz aber erkennt Karl und fordert von dem alten Diener Daniel, dass er Karl vergiften soll. Daniel, der tief gläubig ist, möchte sein Gewissen aber nicht mit einem Mord belasten.

3.Szene: Karl gibt sich danach Daniel zu erkennen, als dem eine alte Narbe an Karl auffällt, und erfährt von den Intrigen seines Bruders. Er möchte Amalia noch einmal sehen, bevor er das Schloss ohne einen Gedanken an Rache verlassen will.

4.Szene: Bei einer letzten Begegnung mit Amalia (die Karl nicht erkennt), erzählen beide über ihre fernen Geliebten. Karl berichtet über seine Gräueltaten und begründet somit, warum er zu „seiner“ Amalia nicht zurückkehren kann. Amalia indessen ist froh, dass „ihr“ Karl nicht so ist und sie ihn rechtschaffen in der Ferne weiß. Karl zerbricht an dem reinen Bild, das Amalia von ihm hat, und flieht zurück zu seinen Räubern, die vor dem Schlosse lagern.

5.Szene: Als die Bande unter sich ist, zweifelt Spiegelberg die Position des Hauptmanns an. Er äußert den Wunsch, selbst Kopf der Bande zu werden und Karl zu ermorden. Schweizer ersticht ihn deswegen. Als die Räuberbande daraufhin die Befehle ihres Hauptmanns abwartet, entzieht er sich dieser Aufgabe und lässt sich seine Laute geben. Karl singt ein Lied, das von einer Begegnung zwischen Brutus und dem toten Cäsar handelt. Hierbei hat er Selbstmordgedanken, verdrängt diese aber wieder und beschließt weiter zu leben. Später, in der Nacht, kommt Hermann in den Wald, um den in einem Turm eingesperrten Vater Moor heimlich mit Essen zu versorgen. Karl bemerkt dies, befreit ihn und erkennt ihn als seinen Vater, bleibt jedoch selbst unerkannt. Der Vater erzählt was mit ihm geschen ist und wie er hier gelandet ist. Dadurch erwacht in Karl die Rache, und er befiehlt den Angriff auf das Schloss. Schweizer soll ihm Franz lebendig herbeischaffen oder er selbst wird durch Karls Hand sterben („liefr' ihn mir nicht tot! dessen Fleisch will ich in Stücken reißen, [...] der ihm nur die Haut ritzt oder ein Haar kränkt!“).

5. Akt

1.Szene: In derselben Nacht plagt Franz ein Alptraum von dem jüngsten Gericht. Nachdem er aufgeregt und geängstigt durch das Schloss eilt, trifft er auf den fliehenden Daniel, schildert ihm von seinem Traum und lässt von diesem einen Pastor rufen. Der Pastor, der ihm erzählt, dass die größten Sünden Vater- und Brudermord sind, ist der Meinung, Franz solle sich keine Sorgen wegen seiner Schuld machen, da sein Vater und Bruder bereits tot sind. Danach verhöhnt Franz dessen Ansichten und gerät durch die Sticheleien des Pastors in Erregung. Franz hört, wie sich die Räuber nähern und das Schloss anbrennen. Als er Schweizers Stimme hört, betet er und will, dass Daniel mitbetet, doch dieser weigert sich. Franz erdrosselt sich aus Angst mit seiner Hutschnur. Schweizer, der nun seinen Auftrag für Karl nicht mehr erfüllen kann, erschießt sich selbst.

2.Szene: Der alte Moor klagt in Gegenwart des verkleideten Karls um seine Söhne. Karl bittet um den Segen seines Vaters, der ihn nicht erkennt. Die Räuber kehren mit Amalia, die sie in der Nähe des Lagers aufgegriffen haben, zu Karl zurück. Karl gibt seine Identität preis und offenbart, dass er der Räuberhauptmann ist, woraufhin sein Vater vor Entsetzen stirbt. Amalia vergibt Karl und will wieder mit ihm zusammenleben, doch aufgrund des Schwurs, den Karl den Räubern gegenüber geleistet hat, ist dies nicht möglich. Amalia will ohne ihn nicht mehr weiterleben und bittet Karl, sie zu töten. Er erfüllt die Bitte und erkennt durch diese Tat, dass das Räuberleben keinen Sinn hat. Er will eine letzte gute Tat vollbringen und seine Schuld begleichen, indem er sich einem armen Tagelöhner ausliefert, der mit dem Kopfgeld, welches auf Karl ausgesetzt ist, seine 11-köpfige Familie ernähren soll.

Personen

Karl Moor

Karl Moor ist ein selbstbewusster und kluger, aber auch egozentrischer Idealist. Er ist hübsch und bei allen beliebt. Seine Gefühlsregungen und Emotionen sind typische Charaktereigenschaften des Sturm und Drang. Er kämpft mit seiner Räuberbande gegen die Ungerechtigkeit und Korruption der Feudalherrschaft.

Er wird auch erst dann zum schändlichen Verbrecher und Mordbrenner, als er sich von seinem Vater und der Heimat verstoßen glaubt. Dieser Verzweiflung entwächst der Drang, sich auszudrücken und neue Ziele/Richtungen zu entdecken, die seinen Idealen und Träumen von Helden entsprechen. Dabei verstößt er gegen Gesetze, für ihn heißt es: Der Zweck heiligt die Mittel. Er entwickelt eine enge Bindung zu seinen Räubern, im Speziellen zu Roller, Schweizer und Kosinsky, der stark an Karl selbst erinnert, jedoch erkennt Karl im Verlauf die Skrupellosigkeit und Schande Spiegelbergs und anderer Gesellen. Er ist ein unehrlicher Räuber, der seine Schandtaten zugibt.

Als er erkennen muss, dass sein Vater ihm verzeihen und auch Amalia solch einen Mordbuben wie ihn nicht verschmähen würde, entsteht ein tiefer innerer Zwist, da er seinen Räubern geschworen hat, sich nie von ihnen zu trennen und Schweizer und Roller für ihn gestorben sind.

Verzweifelt fordert er den Blutzoll ein und tötet seine Geliebte auf ihr Flehen hin. (Amalia will ihn zurück, doch Karl meint, dass er das nicht kann, da er zu den Räubern gehört. Sie würde zu einer Hure werden wenn sie bei ihm bliebe. Oder wenn die Räuber gefasst werden passiert ihr das gleiche. Doch ohne Karl kann sie nicht leben, deswegen sagt Amalia, dass er sie töten solle.) Er selbst beschließt, sich der Justiz zu stellen, indem er sich einem armen Tagelöhner zuwenden will, sodass dieser sein Kopfgeld einstreichen kann, was unterstreicht, dass er im guten Willen handelt.

Karl ist im Allgemeinen ein emotional handelnder Mensch, der von seinen Gefühlen geleitet wird. Beispiele: Er wird zum Räuber, nachdem er den (von Franz gefälschten) Brief seines Vaters bekommt; er brennt eine ganze Stadt ab, um Roller vor seiner Hinrichtung zu retten, etc.

Parallelen zu Franz ergeben sich in der Motivation bzw. dem Auslöser seiner Handlungen. Wie bei Franz ist es die Zurückweisung des Vaters, die zu Karls Handlungen führt. Ebenfalls als Parallele reflektieren beide in Monologen in den ersten Szenen des Stückes die Folgen der Zurückweisung durch den Vater (vorgetäuscht und real) und erteilen sich für zukünftige Taten Absolution.

Die Impulsivität Karls und seine graduelle Unfähigkeit, emotional angemessen auf die vermutete Zurückweisung seines Vaters zu reagieren, begünstigt am Ende die Entwicklung der Geschichte.

Franz Moor

Franz Moor verkörpert den Tyrannen des Absolutismus. Die gesamte Liebe des Vaters galt stets Karl, nicht Franz, dem Zweitgeborenen. Da Karl der Erstgeborene ist, steht ihm der Titel des Vaters zu. Doch Franz will diesen haben und schreibt einen Brief an seinen Vater (der alte Moor), den angeblich Karl geschrieben habe. Als der Vater denkt, dass Karl ihn verraten habe, enterbt er ihn. Um nun möglichst schnell Hausherr zu werden, entwirft Franz einen Plan für die Ermordung seines Vaters und zielt dabei auf dessen schwaches Herz ab, das extreme Aufregung nicht mehr verträgt. Daraus, dass Karl immer der bevorzugte war, entstand ein Liebesdefizit, das ihm die „sinnliche Welt“ der Leidenschaft unerträglich machte. So fixierte er sich auf eine rationalistische Denkensart. Franz Moor ist ein egoistischer Rationalist und Materialist geworden, gefühllos und kalt. Er ist im Gegensatz zu seinem Bruder Karl eher hässlich und unbeliebt, doch intelligent und listig. Schiller demonstriert, was geschehen könnte, wenn ein Verhalten nicht mehr durch Moral, sondern nur durch Rationalismus bestimmt würde. Franz strebt nach Macht, um mit dieser seine Interessen durchsetzen zu können. Dabei zerstört er jedoch die ganze Familie, bis am Ende alle (außer Karl, welcher aber zu erkennen gibt, dass er sich stellen will) tot sind.

Amalia von Edelreich

Amalia ist die Geliebte von Karl. Sie ist eine treue, ehrliche, nette, zuverlässige und in sich ruhende Person. Doch zunächst wird auch sie, genau wie der alte Moor, durch die Intrige des jüngeren Sohnes getäuscht. Ihren totgeglaubten Geliebten im Himmel wiederzutreffen, setzt sie all ihre Sehnsüchte auf das Leben nach dem Tode. Kämpferisch erscheint sie lediglich an einer Stelle des Werkes deutlich: nämlich in ihrer Verweigerung gegenüber dem höfischen Glanz in der Auseinandersetzung mit Franz. Für die Stärke ihrer Person spricht sowohl die spätere Entlarvung Franz’ Intrige als auch die Enttarnung Karls, was jedoch weniger an logischen Schlussfolgerungen liegt, sondern an der tiefen treuen Liebe, die sie selbst nach 18 Monaten noch für ihn verspürt. Das tragische Ende ist die Konsequenz aus ihrem verherrlichten Bilde Karls, der Liebe zu dem „Unschuldigen“. Da sie den neuen, schuldigen Karl nicht ertragen, nicht lieben kann und will, da ihr Bild von ihm fast wie eines Heiligen zu tief in ihr verankert ist, glaubt sie ihre einzige Rettung und Hoffnung im Tod. Auch eine Rückkehr in das Haus des alten Moor wäre keine Lösung, eher eine Resignation ihrerseits, welche ihre Liebe zu Karl in Frage gestellt hätte. Sie wird schließlich auf ihr Flehen hin von Karl umgebracht. Jedoch tut er es weniger der Barmherzigkeit wegen als der eigenen Verzweiflung und der Ausweglosigkeit durch den Schwur an die Räuberbande.

Maximilian von Moor

Maximilian von Moor (auch „der Alte Moor“ genannt) ist der Vater von Karl und Franz. Er ist ein herzensguter Mensch, doch er ist mit der Zeit schwach geworden und hat in der Erziehung seiner beiden Söhne teilweise versagt (das sieht man daran, dass Karl verwöhnt und Franz sehr habgierig und besitzergreifend ist) und ist dafür verantwortlich zu machen, dass die Familie Moor pervertiert ist. Er war aufgrund des frühen Todes seiner Gemahlin dazu gezwungen, seine Kinder allein zu erziehen und war dieser Aufgabe nicht gewachsen. Familiäre Werte sind insbesondere für seinen Sohn Franz verfallen und ungültig. Für diese Entwicklung ist vor allem seine Vernachlässigung in der Kindheit verantwortlich.

(Deutung: Damit steht die Familie Moor stellvertretend für den Staat, eine typische Politikkritik Schillers, in der insbesondere der Fürst (Landesvater) verurteilt wird.)

Spiegelberg

Spiegelberg agiert als Gegenspieler Karl Moors – im Gegensatz zu diesem ist er vom Verbrechen als solchem angetrieben. Außerdem ist er neidisch auf Karls Status als Räuberhauptmann. Darum versucht er, Karl bei den Räubern schlecht zu machen, um seine Stellung einzunehmen. Spiegelberg befürwortet das Töten und ist selbst Mörder. Er schreckt auch vor Vergewaltigungen nicht zurück. Sein Handeln richtet sich nicht nach moralischen Vorstellungen sondern nur nach eigenem Profit. Durch Karl von Moor sieht er sich in seiner Rolle als Räuber eingeschränkt und versucht deswegen, eine Revolte gegen ihn anzuzetteln, was jedoch misslingt, da er von Schweizer erstochen wird.

Diener Daniel

Er ist Hausknecht des Grafen von Moor. Er dient ihnen schon mindestens seit dem Kindesalter von Franz und Karl, ist selbst bereits schon 71 Jahre alt. Daniel wirkt als herzensguter Mensch, der sehr treu, gläubig und geduldig ist. Trotzdem ist ihm vorerst die Treue gegenüber Franz von Moor wichtiger, als die zu Gott. Sein Liebling ist Karl, und so ist er auch der Erste, der ihn trotz Verkleidung wieder erkennt.

Interpretation

Theaterzettel zur ersten Aufführung auf der Würzburger Bühne am 28. November 1804.

Zwei Brüder kämpfen auf unterschiedliche Weise gegen das Unrecht Maximilians. Der eine wurde (irrtümlich) vom Vater verstoßen, dem anderen, als hässlichem Zweitgeborenen, schon immer Liebe verweigert. Der aufbegehrende, Grenzen durchbrechende Karl nimmt in offenem Kampf sein Schicksal in die Hand, Franz tut es auf hinterlistige Weise. Im Verhalten beider wird Kritik Schillers an der Engstirnigkeit und Ungerechtigkeit der Gesellschaft deutlich. Die eindrückliche Darstellung der Ursachen und Gründe macht aber ein eindeutiges Urteil darüber, welcher der Brüder zu recht oder unrecht handelt, unmöglich.

Letztendlich scheitern jedoch beide: Franz schlägt das Gewissen und er bringt sich um, Karl erkennt, dass auch er Unrecht getan hat und opfert sich in einer letzten guten Tat, so dass am Ende die herrschende Ordnung nicht umgestoßen wurde.


Schillers Abweichungen von den Regeln des aristotelischen Dramas als Merkmal der Sturm-und-Drang-Epoche

Eines der wichtigsten Merkmale der Epoche des Sturm und Drang, der Die Räuber entstammt, ist der Protest gegen Normen und Gesetze der Literatur, wie die von Aristoteles aufgestellten Regeln der Tragödie. Dabei ging es nicht direkt um Aristoteles, sondern um seine Auslegung durch die französische Klassik, etwa eines Nicolas Boileau, die vor der französischen Revolution obsolet geworden war. In Paris führten ähnliche Bestrebungen zur Gattung des Theatermelodrams, das Schillers Räubern in vielem ähnlich ist. Untersucht man das Schauspiel im Hinblick auf die Einhaltung der Regeln für eine Tragödie, so wird daraus Folgendes erkennbar:

Das Drama spielt in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Zeit, die während der Handlung vergeht, beträgt ungefähr zwei Jahre. Dies ist eine grobe Abweichung von den nach Aristoteles aufgestellten Regeln für eine klassische Tragödie. Des Weiteren findet die Handlung an verschiedenen Schauplätzen statt, die in ihrer Entfernung zueinander weit über die Grenzen einer Stadt hinausgehen. So spielt die Handlung zu einem Zeitpunkt in dem Moor’schen Schloss und zu einem anderen Zeitpunkt in der Schenke an der Sächsischen Grenze oder in den Böhmischen Wäldern an der Donau.

Außer den drei Einheiten gibt es noch eine Reihe weiterer Regeln. Dem ersten Anschein nach hat Schiller die von Aristoteles beobachtete Ständeklausel eingehalten und diese Regel nicht missachtet, denn der Protagonist Karl und sein Bruder Franz sind Söhne des Grafen Maximilian Moor und somit adeligen Standes. Auch die Verlobte des Protagonisten Karl trägt einen Adelstitel, man kann also nicht, wie zum Beispiel in Schillers Werk Kabale und Liebe, von einer ständeübergreifenden Liebe sprechen. Allerdings hat sich Karl Moor mit der Entscheidung, eine Räuberbande zu gründen, von seinem intriganten Bruder, von seinem Vater und damit von seiner gesellschaftlich höhergestellten Position abgewandt, wodurch man die Handlung des Dramas selbst als ständeübergreifend bezeichnen kann. Demnach hat Schiller also auch diese Regel der klassischen Tragödie gebrochen.

Die Sprache der Charaktere ist nicht in gehobener Verssprache gehalten, wie es in Frankreich im 17. Jahrhundert als Regel angesehen wurde, ferner ist der gesamte Text in Prosa gehalten, was im Vergleich zur Verssprache ungeordneter wirkt: „Hm! Hm! So ist es. Aber ich fürchte – ich weiß nicht – ob ich – Euer Gesundheit? – Ist Euch wirklich ganz wohl, mein Vater?“ Dies drückt zusätzlich eine Art innere Zerrissenheit der Charaktere aus. Im Gegensatz zu Werken, die nicht in der Zeit des Sturm und Drang entstanden sind, stellt Schiller Morde und Todesszenen mehrfach direkt auf der Bühne dar. So tötet beispielsweise Karl Moor seine Verlobte auf deren eigenen Wunsch hin: „Halt! Wag es – Moors Geliebte soll nur durch Moor sterben! (Er ermordet sie.)“. Offensichtlich hat Schiller also die meisten der regelpoetischen Normen gebrochen.

Uraufführung

Am 13. Januar 1782 wurde das Stück am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt. Das öffentliche Interesse war groß, da bereits die ein Jahr zuvor erschienene Druckausgabe großes Aufsehen wegen seiner offenen Kritik am Feudalsystem erregt hatte. Theaterdirektor und Regisseur Wolfgang Heribert von Dalberg wollte die Handlung dadurch entschärfen, dass er die Handlung 300 Jahre in die Vergangenheit verlegte. August Wilhelm Iffland trat in der Rolle des Franz Moor jedoch mit zeitgenössischer Kleidung auf. Die Aufführung löste einen Skandal aus. Schiller selbst bedachte die Aufführung in einer anonymen Kritik, in der er dem Autor, also sich selbst, auch Schwächen vorwarf.

Adaptionen und Parodien

E. T. A. Hoffmann deutete in seiner nachgelassenen Novelle „Die Räuber“ die Handlung um, indem Karl zum Bösewicht und Franz zu einer edlen Person wurde.

Verfilmungen

Ausgaben

Friedrich Schiller: Sämtliche Werke. Auf Grund der Originaldrucke hrsg. von Gerhard Fricke und Herbert G. Göpfert in Verb. mit Herbert Stubenrauch. Bd. 1: Gedichte. Dramen I. 4. Durchges. Aufl. München: Carl Hanser, 1965. [Darin: Die Räuber]

Friedrich Schiller: Die Räuber. Text und Materialien, bearbeitet von Ekkehart Mittelberg und Dieter Seiffert. Berlin: Cornelsen 2000 (Reihe "Klassische Schullektüre") ISBN 3-464-12138-0

Friedrich Schiller: Die Räuber. Lehrerheft von Ekkehart Mittelberg und Dieter Seiffert. Berlin: Cornelsen 2000 (Reihe "Klassische Schullektüre") ISBN 3-464-12139-9


Hamburger Lesehefte Verlag: 48. Heft Friedrich von Schiller - Die Räuber

Sekundärliteratur

  • Herforth, Maria-Felicitas: Friedrich Schiller: Die Räuber. Königs Erläuterungen und Materialien (Bd. 28). Hollfeld: C. Bange Verlag 2003. ISBN 978-3-8044-1749-6
  • Hellberg, Wolf Dieter: " Friedrich Schiller: Die Räuber." Klett Lektürehilfen, Stuttgart 2006. ISBN 978-3-12-923026-8
Wikisource: Die Räuber – Quellen und Volltexte

Siehe auch